Das Herz des Diplomaten. J.L. Langley

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Das Herz des Diplomaten - J.L. Langley Regelence

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Laune wieder zu heben, und den Korridor des Ratsherren zu betreten, spendete ihm Trost. Der Geruch nach alten Büchern, Zigarrenqualm und Staub fühlte sich an wie zu Hause. Er war sogar noch befriedigender als der Tagtraum, den er im Gleiter über seine Rache an Prissy gehegt hatte. Er liebte diesen Ort und wollte bereits ein Teil davon sein, seit sein Vater ihn als Sechsjährigen hierher mitgenommen hatte. Für ihn hatte er immer für Rechtschaffenheit und Tradition gestanden und er erinnerte ihn selbst jetzt noch daran, was wichtig war. Er wollte schon eine politische Laufbahn einschlagen, solange er sich zurückerinnern konnte, und nicht der Sorte von Politikern angehören, die jeden ruinierten, der ihnen im Weg stand. Die Sorte, zu der Prissy bald gehören würde, wenn er so weitermachte.

      »Guten Tag, Lord Redding.« Hobbs, der Sekretär seines Vaters, neigte grüßend den Kopf, sah jedoch nicht von seiner Tätigkeit hinter dem großen Mahagonitisch auf, der als Empfangstresen fungierte. Woher der Mann zu wissen schien, wen er vor sich hatte, ohne ihn anzusehen, war eines der großen Mysterien des Lebens – oder zumindest des Ratsausschusses.

      »Euch auch einen guten Tag, Hobbs.« Blaise versuchte, den Kopf gesenkt zu halten, während er zu seinem Büro ging. Hobbs hatte immer irgendeine sinnlose Aufgabe, die zu erledigen war, und verpflichtete Blaise in den meisten Fällen dazu, dabei zu helfen. Normalerweise störte sich Blaise nicht daran, doch heute sehnte er sich einfach nur nach der Stille seines düsteren Büros mit seinen Bücherwänden. An der Rede seines Vaters für die Ratssitzung musste noch eine Menge gefeilt werden.

      »Mylord, Seine Gnaden hat mich gebeten, Euch die hier zu geben.«

      Ach, Mist. Beinahe wäre er unbehelligt entkommen. Blaise schaute sehnsüchtig zu dem rot gemusterten Teppich vor ihm und zog in Betracht, sich taub zu stellen. Warum stand die Tür offen?

      Hobbs hievte einen Stapel Ordner von seinem Schreibtisch und lud sie bei Blaise ab, dem nichts anderes übrig blieb, als sie entgegenzunehmen.

      Blaise schwankte unter dem Gewicht. Da mussten zehn spiralgebundene Hefter auf dem Stapel sein, die alle etwa zehn Zentimeter dick waren. Wie hatte Hobbs die überhaupt mit seinen knochigen Armen anheben können? Er hatte schon unter Blaises Großvater als Sekretär des Ratsherrn gearbeitet und musste mittlerweile fast achtzig sein. »Hobbs, was ist das alles?«

      Der alte Mann hob seine buschigen grauen Augenbrauen und sah ihn an, als sollte die Antwort darauf doch offensichtlich sein. »Die IN-Verträge natürlich.«

      Ach, richtig. Sein Vater hatte ihn angewiesen, die neuen Abkommen durchzusehen, die die IN seit der letzten Ratssitzung abgeschlossen hatte. Eigentlich war es nur eine Formalität, um dafür zu sorgen, dass der Ratsherr über alle aktuellen Entwicklungen informiert war, und um sicherzugehen, dass keiner der neuen Verträge dem Regelence-Abkommen widersprach. Normalerweise war es eine simple Aufgabe, die nicht mehr als einen Tag in Anspruch nahm. »Das sind die Verträge?« Die letzte Ratssitzung hatte erst im letzten Jahr stattgefunden.

      »Jawohl, Mylord. Ich habe auch Verträge ohne Unterschrift hinzugefügt.«

      »Ohne Unterschrift?« Der oberste Hefter kam ins Rutschen und Blaise lehnte sich nach links, um ihn wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

      »Abkommen, die von der IN vorgelegt, jedoch von Planeten abgelehnt wurden.« Hobbs nickte, dann runzelte er die Stirn.

      »Ah.« Die Ordner begannen, in die andere Richtung zu kippen, doch bevor Blaise sein Gewicht verlagern konnte, rückte Hobbs sie zurecht.

      »Wenn ich so darüber nachdenke, ist das recht ungewöhnlich, Mylord. Während meiner gesamten Zeit als Sekretär des Ratsherrn ist es noch nie vorgekommen, dass die IN sich um Allianzen bemüht. Üblicherweise wenden sich die Planeten an die IN, nicht umgekehrt.«

      »Seid unbesorgt, Hobbs, ich werde mir das mal ansehen.« Er nickte dem Älteren zu und steuerte erneut sein Büro an, bevor der Mann noch mehr Arbeit für ihn fand.

      Hobbs eilte an ihm vorbei und blieb vor Blaises Tür stehen. »Ich vergaß, Euch darüber in Kenntnis zu setzen, dass Ihr Gesellschaft habt.« Als er Gesellschaft sagte, klang es eher wie eine Frage, als wäre er sich nicht sicher, welcher Kategorie diese Person angehörte. »Eure, ähm, Wache ist hier.«

      Seine Wache? Oh, stimmt. King-Consort Raleigh hatte erwähnt, dass für Vater und einige andere Mitglieder des Ausschusses neue Sicherheitsmaßnahmen eingeführt werden würden. Das erklärte, warum die Tür seines Büros offen stand, aber… »Hobbs, ich bin lediglich ein Gehilfe.«

      »Aber Ihr seid Eures Vaters Sohn und unser zukünftiger Ratsherr.« Der alte Mann strahlte ihn an und Blaise lächelte trotz der schweren Last in seinen Armen. Bei der Galaxie, er hoffte, dass Hobbs recht behielt. Das Amt des Ratsherrn war jetzt seit vier Generationen in den Händen der Dukes of Eversleigh und ihrer Erben und Blaise weigerte sich, derjenige zu sein, der mit dieser Tradition brach. Eines Tages, wenn Vater sich zur Ruhe setzte, würde er hoffentlich zum Ratsherrn ernannt werden, aber zunächst einmal musste er in den Ausschuss berufen werden. Im Moment gab es nur eine freie Stelle und zwei Gehilfen. Leider war Prissy bei einigen Mitgliedern des Ausschusses beliebt und nach dem heutigen Tag…

      Hobbs machte den Weg frei und alle Gedanken an Prissy waren verschwunden.

      Ashbourne saß in Blaises Sessel, hatte die Füße auf dem Schreibtisch abgelegt, den Kopf nach hinten gelehnt und die Augen geschlossen. Was macht er hier? Er hatte seine IN-Uniform gegen eine elegantere Garderobe getauscht und trug jetzt Kniehosen aus Wildleder, schwarze Reitstiefel mit braunem oberem Rand und einen mitternachtsblauen Gehrock, der einfach mit Polstern ausgestattet sein musste, denn niemand, der an der Hüfte so schmal war, hatte so maskuline, breite Schultern. Sein vom Wind zerzaustes Haar war gezähmt worden, doch seine lässige Körperhaltung sorgte dafür, dass er nicht gänzlich gesittet erschien. Ehrlich gesagt war es recht lächerlich, wie attraktiv er war, selbst in dieser ruhenden Position. Er sah aus wie der Beginn einer dieser schmutzigen Träume, deren Existenz anständige Gentlemen verleugneten.

      Bei diesem unanständigen Gedanken stöhnte Blaise innerlich auf und sein Fluchtinstinkt meldete sich aufs Neue. Sein Magen machte wieder diese ungesunde Drehung. Bitte lass mich nicht glühen. Himmel! Jetzt machte er sich wegen Bannon und Louisa Sorgen zu glühen. Er öffnete den Mund, um seinen Gast zu begrüßen, doch der oberste Ordner wählte diesen Moment, um erneut auf Abwege zu geraten.

      Der gesamte Stapel entglitt Blaises Fingern und landete mit einem gedämpften Knall auf dem Teppich.

      Ashbourne öffnete blinzelnd die Augen und setzte sich auf, als wäre er eine Katze, die gerade aus ihrem Sonnenbad erwacht war. Sein Blick wanderte zu Blaise, dann zum Durcheinander auf dem Fußboden, und ein träges Lächeln zog an seinen Mundwinkeln, als er erkannte, welche Wirkung er auf Blaise hatte.

      Ugh! War er dazu verdammt, sich immer vor diesem Mann zu blamieren? Hitze schoss ihm in die Wangen und sein eigentlich recht weiträumiges Büro kam ihm plötzlich sehr eng vor.

      »Es tut mir so leid, Mylord.« Hobbs bückte sich, um die Hefter aufzusammeln, doch seine Knie protestierten ziemlich laut dabei.

      Blaise kam rechtzeitig wieder zur Besinnung, um dem alten Mann unter den Arm zu greifen, bevor er vollständig zu Boden sinken konnte. »Unsinn, Hobbs. Das war meine Schuld. Ich hebe sie auf.«

      Der alte Mann zögerte, doch Blaise ließ seinen Arm nicht los. Er mochte sich zwar zum Gespött gemacht haben und freute sich ganz sicher nicht darauf, mit Ashbourne allein gelassen zu werden, doch sein Gewissen ließ nicht zu, dass ein älterer Herr sein Chaos aufräumte.

      Mit großem Widerstreben nickte Hobbs zustimmend und kehrte an seinen Schreibtisch zurück.

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