Das Herz des Diplomaten. J.L. Langley
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Читать онлайн книгу Das Herz des Diplomaten - J.L. Langley страница 16
»Ähm, vielen Dank, Hobbs.« Wenigstens einer von ihnen behielt einen klaren Kopf.
Blaise ging in die Knie und begann, die Ordner zu stapeln, um sich etwas Zeit zu erkaufen, denn er hatte keine Ahnung, was er zu Ashbourne sagen sollte. Hallo kam ihm irgendwie unpassend vor, aber Du hast mein Krawattentuch gestohlen ging auch nicht und Küss mich stand komplett außer Frage. Leider hatte sein Verstand diese Option nicht ganz abgeschrieben. Und apropos Verstand… er war gerade dabei, seinen zu verlieren.
»Hallo, Süßer.«
Ack! Blaise entkam ein ziemlich unmännliches Quietschen und er landete unsanft auf seinem Hinterteil. Als er aufsah, kniete Ashbourne kaum einen Meter von ihm entfernt auf dem Boden. Verdammt noch mal, der Mann bewegte sich geräuschlos. Musste an der militärischen Ausbildung liegen. Der Galaxie sei Dank stand er auf der Seite von Regelence.
Ein tiefes, maskulines Lachen rollte durch Ashbournes Brust und besiegelte Blaises Demütigung.
Hobbs warf ihm von seinem Stuhl aus einen irritierten Blick zu. »Ist alles in Ordnung, Mylord?«
»Alles bestens. Habe nur das Gleichgewicht verloren.«
Als er sich von Hobbs abwandte, erschien eine nicht behandschuhte Hand vor ihm. Nicht die Hand eines Gentlemans. Sie war gebräunt und verwegen, wie der Mann selbst. Und der verdammte Ashbourne feixte immer noch.
Blaise zog einen Moment lang in Erwägung, die ihm angebotene Hand nicht zu ergreifen, und Ashbourne musste es bemerkt haben, denn er wackelte mit den Fingern.
Seufzend erlaubte Blaise ihm, ihn nach oben zu ziehen, denn wie kaltherzig wäre es, wenn er abgelehnt hätte? Manchmal waren die Gesellschaft und ihre Regeln für höfliche Umgangsformen eine wahre Qual. Sie standen einander Nase an Nase gegenüber und starrten sich mehrere Atemzüge lang in die Augen. Blaises Beine verweigerten ihm den Dienst und jeder seiner Sinne war in höchster Alarmbereitschaft, während Ashbournes Blick über seine Gesichtszüge glitt.
Der Duft von Moschus und Vanille neckte Blaises Nase und die Standuhr gab mit ihrem lauten und düsteren Ticken den Rhythmus seines Herzschlags vor. Es war, als befände er sich für einen Moment jenseits der Begrenzungen der Zeit, und Blaise konnte sich nicht von diesen lodernden grauen Augen losreißen.
Genau in diesem Augenblick kam er zu dem Schluss, dass Ashbourne eine Gefahr für seine Gesundheit, aber auch für seinen geistigen Zustand darstellte. Er fühlte sich benommen und als hätte er die Kontrolle verloren, und das gefiel ihm überhaupt nicht.
Er trat zurück, doch Ashbourne zog ihn nach vorne.
Keuchend fing er sich an der Schulter des Earls ab und… Oh, heilige Galaxie. Feste Muskeln arbeiteten unter seinen Händen und bewiesen, dass dort kein Polster versteckt war. Er drückte einmal zu, um sicherzugehen. Nein, definitiv kein Schulterpolster.
Ein tiefes, leises Lachen rollte erneut durch die Brust, die jetzt nicht mehr weit von seinen Fingerspitzen entfernt war.
Blaise hob den Kopf und sein Blick fiel direkt auf volle, pinkfarbene Lippen. Lippen, die ihm so nah waren und sogar noch etwas näher kamen. Er schüttelte den Kopf und wich zurück, wobei er sich diesmal ein wenig abstieß. Dieser Mann würde nicht sein Untergang sein.
Ashbourne ließ ihn gehen, doch seine Lippen umspielte immer noch ein Schmunzeln.
»Lach mich nicht aus.« Ganz wunderbar, er hatte praktisch gezischt. Er hatte ganz sicher die Kontrolle verloren.
»Würde mir nicht im Traum einfallen, Schatz.«
Blaise schnappte nach Luft. »Das kannst du doch nicht sagen.« Was dachte sich der Mann bloß dabei? Es war unfassbar. Wenn irgendjemand ihn gehört hatte… Blaise neigte den Kopf ein klein wenig nach hinten, damit er am Türpfosten vorbeispähen konnte.
Hobbs sah mit gehobenen Augenbrauen zu ihm auf, doch wenn er Ashbourne gehört hatte, zeigte er es nicht. »Ja, Mylord?«
»Gibt es Tee?« Blaise gratulierte sich selbst zu diesem Geistesblitz.
Der Sekretär nickte. »Durchaus, Mylord. Zwei Tassen?«
»Ja, bitte.« Um Blaises Demütigung zu vervollständigen, quietschte seine Stimme erneut. Er trat von der Schwelle und in den Raum hinein, doch Ashbourne wich nicht zurück. Nur Blaises Wut half ihm dabei, sich gegen diesen unmöglichen Mann zu behaupten. »Bist du verrückt? Hobbs hätte dich hören können. Mein Name ist Redding und so wirst du mich auch ansprechen, nicht mit…« Sternschnuppendreck, er konnte es noch nicht einmal sagen, ohne rot zu werden. »Ähm… Süßer oder Schatz.«
»Wie wäre es mit Liebling?«
Argh. »Nein. Weder Liebling noch Süßer, Schatz oder irgendein anderer Kosename, du Schuft. Wenn du meine Wache bleiben willst, dann wirst du auf deine Manieren achten. Oder hast du überhaupt welche?« Oh, verflixt! Hastig schloss er den Mund und war entsetzt von seinem eigenen Benehmen. Was war nur in ihn gefahren? Er hatte noch nie so mit jemandem geredet, selbst wenn er es tatsächlich verdient hatte. Das war alles Ashbournes Schuld. Der Mann brachte seine schlechteste Seite zum Vorschein. »Tut mir leid, aber…«
Ashbourne lachte. Er warf einfach den Kopf in den Nacken und lachte laut auf. Es war kein höfliches, diskretes Glucksen, sondern ein Bellen voller Freude und aus dem Bauch heraus.
Blaise stöhnte auf, doch dann legte sich ein Schalter in ihm um und, verdammt noch mal, er wollte mit einstimmen. Er war völlig verkrampft und es war seltsam erleichternd, ausnahmsweise mal unverblümt seine Meinung zu sagen. »Vielleicht sollten wir noch einmal von vorne anfangen.« Er streckte die Hand aus. »Ich bin Redding.«
»Dalton.« Es war ein schöner Name und er passte besser zu ihm als sein Titel, allerdings schickte es sich für Blaise überhaupt nicht, ihn damit anzusprechen, und natürlich wusste Dalton das ganz genau. Dieser Mann war zum Verzweifeln.
Der Earl nahm seine Hand in seine viel rauere, doch statt sie zu schütteln, beugte er sich vor und drückte seine Lippen auf seinen Handrücken. »Bitte schick mich nicht weg. Solltest du das tun, wäre ich gezwungen, mir eine neue Stelle zu suchen. Stell dir nur mal vor, wie schrecklich es wäre, mich auf eine arme, nichts ahnende Seele loszulassen. Vielleicht setzen sie mich sogar auf deinen Bruder an. Kannst du dir ausmalen, wie viel Ärger Lord Bannon und ich zusammen machen könnten?«
Ein Prickeln, das nichts mit der Vorstellung von einer unheilbringenden Allianz zwischen Ashbourne und seinem Bruder zu tun hatte, jagte durch Blaise hindurch, schoss seinen Arm hinauf, wanderte seinen Körper hinunter und nistete sich in seinem Unterleib ein. Rasch zog er seine Hand zurück. »Gnade uns die Galaxie.« Irgendetwas sagte ihm, dass er den Tag bitter bereuen würde, an dem er dieser Sache zugestimmt hatte, aber… »Du kannst bleiben, aber du musst dich benehmen.«
»Natürlich.«
Blaise glaubte ihm nicht eine Sekunde lang.
Kapitel 4
Heute findet der fünfte alljährliche Ball der Vorsaison des Earls of Stratford statt. Man fragt sich, welche Eskapaden ein gewisser aufsässiger, junger Marquis und sein Künstlerfreund, der zufällig der Sohn eines Dukes ist, an diesem Abend für uns bereithalten. Für gewöhnlich sind sie unterhaltsamer als der Tanz.