Das Herz des Diplomaten. J.L. Langley

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Das Herz des Diplomaten - J.L. Langley Regelence

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Seite dieser Wand aus Hüten aufhielt. »Könntet Ihr mir den dort reichen?«, bat Bannon.

      »Gewiss doch.« Dalton schnappte sich den Hut vom Boden und Wärme breitete sich in ihm aus, als hätte er ein Glas Whiskey getrunken. Endlich würde er den atemberaubenden Viscount Redding kennenlernen. Wurde ja auch Zeit.

      »Bannon«, zischte Blaise auf der anderen Seite.

      »Ich hab ihn«, antwortete eine weibliche Stimme genauso leise. »Bannon, komm da runter.«

      Das Regalstück schwankte.

      »Oh!« Bannons Augen wurden groß und sein Kopf verschwand langsam hinter dem obersten Regalbrett.

      Drei weitere Hüte fielen von der oberen Kante und einer aus der Mitte des Regals – genau dort, wo sich Bannons Fuß befinden musste – und landeten auf dem Boden. Im Gegensatz zum ersten Hut rollten diese nicht umher, sondern prasselten wie Pfeile herab.

      Dalton stellte sich vor, wie das Regal umstürzte und die anderen wie Dominosteine mit sich riss. Er raste mit ausgebreiteten Armen um die Ecke, um den Satansbraten aufzufangen, und stieß direkt mit dem Mann seiner Träume zusammen.

      Es war nicht mit der Kollision mit Tyndel zu vergleichen, denn Blaise war überhaupt nicht weich und sah Dalton nicht einmal ansatzweise kommen. Er stürzte wie ein gefällter Baum – ohne sich abfangen zu können.

      Dalton streckte die Hand aus, doch der Aufprall hatte auch ihn nach hinten taumeln lassen. Die Manschette von Blaises weichem Wollgehrock glitt ihm durch die Finger, gefolgt von einem sanften Luftzug, der das Unglück besiegelte. Dalton konnte nur noch mit offenem Mund zusehen, wie Blaise auf dem blauen Teppich aufschlug. Der Atem entwich seiner Lunge in einem kaum hörbaren Zischen.

      Blaise griff sich an die Brust und rang nach Luft. Der Schmerz und die Überraschung auf seinem Gesicht trafen Dalton so hart, als wäre er selbst gestürzt. Diese wunderschönen grünen Augen weiteten sich und verloren den Fokus. Sein kastanienbraunes Haar fiel ihm attraktiv zerzaust in die Stirn und auf den glatten Alabasterwangen breiteten sich hektische rote Flecken aus, aber trotz alldem war er immer noch der bezauberndste Mann auf ganz Regelence. Er erinnerte Dalton an einen Elfenprinzen aus einem der Märchenbücher, aus denen Großvater zur Schlafenszeit immer vorgelesen hatte.

      Bevor Dalton sich bewegen konnte, um nach seinem unglückseligen Opfer zu sehen, kreischte Bannon auf.

      Der Rotschopf hielt sich nur noch mit den Fingerspitzen fest und baumelte fast eineinhalb Meter über dem Boden. Das Regalstück wankte vor und zurück, als wäre es von einer Sturmbö erfasst worden.

      Eine junge Frau versuchte, die Regale zu stabilisieren, hatte dabei jedoch keinerlei Erfolg. Es war nur eine Frage von Sekunden, bevor das ganze Gerüst kippen würde, und wer wusste schon, in welche Richtung es dann fiel.

      Dalton eilte durch den Regen aus Hüten, die wie winzige Geschosse auf den Boden um ihn herum niederprasselten, und fing Bannon mit einem Arm auf. Nachdem er den jungen Mann auf die Füße gestellt hatte, nahm er beide Hände zu Hilfe, um das Regal ins Gleichgewicht zu bringen. Das Mädchen half ihm dabei und das Möbelstück hörte auf zu wanken, doch ein Großteil seines Inhalts war mittlerweile auf dem Teppich verstreut.

      Daltons Lippen zuckten, bis er breit lächelte, während er das Durcheinander aus Hüten begutachtete. Manche lagen auf der Seite, manche verkehrt herum, andere richtig herum und ein oder zwei rollten noch umher. In ihrer überkorrekten Gesellschaft war eine kleine, harmlose Dummheit ein Geschenk der Galaxie. Nun, beinahe harmlos. Er schätzte, dass Blaise im Moment wohl anderer Meinung wäre, doch es amüsierte Dalton trotzdem.

      Irgendwie hatten alle Hüte bis auf einen Blaise verfehlt, der mittlerweile versuchte, sich aufzurichten, während er nach Luft schnappte und an seinem Krawattentuch zerrte.

      Dalton stürzte zu ihm, nahm den grünen Hut von seinem Bauch, schleuderte ihn zur Seite und half Blaise in eine sitzende Position. Dann sank er hinter ihm auf den Boden, lehnte den Rücken des Viscounts an seine Brust und konnte ein Gefühl der Zärtlichkeit nicht unterdrücken. »Ganz ruhig, Süßer.«

      Bei der Galaxie, er roch himmlisch. Wie kalte Nächte am Lagerfeuer und das Innere eines Süßwarenladens zugleich.

      Blaise sank in Daltons Arme, so warm und voller Vertrauen, und trotz der Situation merkte Daltons Schwanz auf. Mit zusammengebissenen Zähnen wies er seinen Körper an, sich zu benehmen, und fing Blaises Hände ein. Blasse, feingliedrige Hände, die auf Daltons etwas dunklerer Haut großartig aussehen würden. Und solche Gedanken waren ganz sicher kein guter Weg, um seine Selbstbeherrschung zurückzuerlangen. Meine Güte, der Mann bekam keine Luft und Dalton verlor sich in einer Fantasie.

      Er löste das Krawattentuch und zog es von Blaises Hals. »Genau so, Süßer, beruhig dich. Versuch, langsam wieder einzuatmen.«

      Stück für Stück begann Blaise, sich zu entspannen und Luft zu holen. Bald atmete er freier und Dalton ebenso.

      »Na also. Jetzt ist es besser, oder?«

      Blaise nickte und bewegte den Rücken von einer Seite zur anderen, kuschelte sich geradezu an Daltons Brust. Er lehnte den Kopf zurück an Daltons Schulter und schloss die Augen, sodass sein Gesicht nur wenige Zentimeter von ihm entfernt war.

      Ein paar bezaubernde Sommersprossen sprenkelten seine Wangen und sein schlanker Hals bettelte darum, gebissen zu werden. Der starke Puls, der dort pochte, lockte Daltons Zunge. Ob er wohl salzig oder süß schmeckte? Oder wie eine Mischung aus beidem?

      »Oh Mist.« Bannon stand einige Meter entfernt, trug den schwarzen Hut, für den er Leib und Leben riskiert hatte, und rang die Hände. Seine blasse Haut war fast weiß. »Vater wird mich erwürgen.«

      Humphreys tauchte mit offenem Mund hinter ihm auf. Ganz wundervoll! Es war nicht vorherzusehen, was der äußerst verklemmte Mann zu dem Schlamassel sagen würde. Offen gesagt konnte Dalton kaum glauben, dass er nicht schon Zeter und Mordio schrie und ihnen die Büttel auf den Hals hetzte.

      Das Mädchen biss sich auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf über den angerichteten Schaden, bevor es sich an Bannon wandte. »Ich habe dir gesagt, dass das eine schlechte Idee ist.«

      »Hast du nicht!«, fuhr Bannon sie an. »Du meintest, der Hut würde mir bestimmt hervorragend stehen.«

      »Damit meinte ich nicht, dass du raufklettern sollst und…« Sie verstummte und sah zu Humphreys hinüber.

      Mit einem Seufzen und einem Stoßgebet an jeden, der zuhörte, dass Humphreys nicht auf der Stelle einen Schlaganfall erleiden möge, begegnete Dalton dem Blick des älteren Mannes. »Ich werde für alles aufkommen, aber erlaubt mir, zunächst Lord Redding wiederzubeleben.«

      Erstaunlicherweise explodierte der Geschäftsinhaber nicht. Er straffte die Schultern, schloss den Mund und neigte das Kinn. »Sehr wohl, Mylord.« Nach einem finsteren Blick in Bannons Richtung hob er den Kopf, schniefte und ging davon.

      Als wäre er vom Blitz getroffen worden, ruckte Blaise nach vorn und kam mühsam auf die Beine. Er wirbelte herum, sein Blick traf Daltons und ihm blieb der Mund offen stehen. Mehrere Sekunden lang starrten sie einander an.

      Dalton hätte sich nicht rühren können, selbst wenn er gewollt hätte. Er saß da, gefesselt von diesen grasgrünen Augen, und wurde von dem tiefgreifenden Gefühl erfasst, dass sein Leben sich gerade unwiderruflich verändert hatte. Er schüttelte den Kopf und versuchte, diesen verrückten Gedanken zu verscheuchen, bevor er

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