Von keltischer Götterdämmerung. Die Kelten-Saga. Band 1-3: Anation - Wodans Lebenshauch / Völva - Wodans Seherinnen / Brictom - Wodans Götterlied. Die komplette Saga in einem Bundle. Astrid Rauner

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Von keltischer Götterdämmerung. Die Kelten-Saga. Band 1-3: Anation - Wodans Lebenshauch / Völva - Wodans Seherinnen / Brictom - Wodans Götterlied. Die komplette Saga in einem Bundle - Astrid Rauner страница 27

Von keltischer Götterdämmerung. Die Kelten-Saga. Band 1-3: Anation - Wodans Lebenshauch / Völva - Wodans Seherinnen / Brictom - Wodans Götterlied. Die komplette Saga in einem Bundle - Astrid Rauner Von keltischer Götterdämmerung

Скачать книгу

speiste ihn aber mit Belanglosigkeiten ab. Wie ein Kind, als dumm gebrandmarkt, fühlte Aigonn sich plötzlich, und die junge Frau spürte diese Regung ebenso schnell, sodass sie besänftigend hinzufügte: „Ich kann dir nicht so viel sagen, wie du vielleicht glaubst. Ich erinnere mich noch immer fast gar nicht an das … was ich war … Aber ich kann dir verraten, dass ganz andere Mächte als die Nebelgeister mein Eingreifen wünschen. Warum auch immer.“

      Für einen Herzschlag waren Aigonn die Worte entfallen. Die Fragen in seinem Kopf bedrängten ihn und quälten ihn immer weiter um Antworten, die ihm niemand geben konnte. Niemand! Eben dies schien ihn in den Wahnsinn zu treiben. Erneut überkam ihn die nun gut gekannte Enttäuschung, sodass es ihm fast sinnlos schien zu fragen: „Du weißt wirklich nicht, was hier geschieht?“

      Die junge Frau schüttelte nur mit dem Kopf, während ihr Blick zu Boden wanderte. Die lauten Stimmen, die auf einmal vom Haus her zu ihnen drangen, unterbrachen die Spannung des Moments, sodass die junge Frau vorschlug: „Wir sollten ein Stück weiter in das Dorf hineinlaufen. Ich fürchte, wir bekommen ansonsten sehr bald Mithörer.“

      Aigonn nickte nur. Er folgte der jungen Frau zwischen den Häusern hindurch. Sie wählten bewusst die engeren Wege zwischen Ställen und Viehpferchen, um den Schatten der Gebäude zu nutzen. Als sie ihn wieder verließen, leuchtete für einen Moment Lhenias rotes Haar im letzten Licht des Tages, als wäre sie entflammt. Ein fremdartiger Anblick, allein, weil Aigonn hätte glauben können, es wäre nichts passiert. Kein Krieg, kein Opfer, dieselbe Lhenia, die er immer gekannt und nie sonderlich gemocht hatte. Eine Illusion, einen Herzschlag lang.

      Irgendwann blieb die junge Frau stehen und drehte sich wieder Aigonn zu. Die Stimmen hatten sich entfernt und stattdessen Platz gemacht für das leise Lied des Windes. Aigonn fröstelte unmerklich. Die Hitze des Tages war verschwunden. Erste Feuchtigkeit haftete auf dem Gras.

      „Ich würde dir wirklich gerne sagen, was hier geschieht.“ Die Stimme der Frau hatte an Spannung verloren. Stattdessen wirkte sie erschöpft, so angreifbar, dass Aigonn sich dabei fast unwohl fühlte. „Aber ich kann es nicht. Ich hatte gehofft, du würdest mir behilflich sein, diese Frage zu beantworten, ganz egal wie!“

      Aigonn schmunzelte witzlos. „Ich weiß nichts. Um mich herum geschehen Dinge nur, niemand erklärt mir, was sie bedeuten!“

      Unvermutet begann die junge Frau zu lächeln, zügelte sich aber, um Aigonn nicht zu beleidigen. „Zu meiner Zeit hätten die Menschen dich einen Seher genannt. Du hast ein Gespür für die Wesen der Anderen Welt, wie kein Schamane es jemals vermögen würde. Doch die Geister treiben immer nur ihr Spiel mit dir. Du kannst sie sehen, mit ihnen sprechen, doch du durchdringst die Kräfte und Mächte nicht, von denen sie und wir alle zehren. Deshalb hast du keine Macht über sie.“

      Aigonn stockte. Was auch immer er hatte sagen wollen, die Worte waren ihm entfallen. Er musste zweimal neu ansetzen, bevor er über die Lippen brachte: „Woher willst du das wissen?“

      „Das kann ich sehen.“ Nun lächelte die junge Frau wieder so, wie sie es bei ihrer Begegnung an diesem Mittag getan hatte – wissend und schwer durchdringbar. „Die Geister dieser Welt umgeben dich immer, ständig, du scheinst sie anzuziehen. Eigentlich müsstest du es spüren können.“

      Müsste er das? Auf einmal war Aigonn die Lust vergangen, über diese Dinge nachzudenken. Obwohl er nun Antworten erhielt – andere, als er erhofft hatte, aber Antworten –, sah er sich nicht im Stande dazu, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Vielleicht, weil er Dinge wissen würde, die er doch lieber nicht erfahren hätte. Ein Seher. Er kannte diesen Begriff aus den alten Sagen, die seine Mutter ihm früher erzählt hatte. Was Rowilan wohl dazu sagen würde?

      „Du bist eine Schamanin gewesen, nicht wahr? Als du noch gelebt hast.“

      Die junge Frau lächelte noch immer. Bei Aigonns Frage schien sich ihr Blick nach innen zu kehren, als ob sie nun in ihren eigenen Erinnerungen suchen müsste. „Ich glaube ja. Zumindest bei euch wäre ich es gewesen.“

      Aigonn nickte. Das Zwielicht hatte die Schwelle zur Dunkelheit überschritten und alle Gestalten in schwarze Silhouetten verwandelt. Neben Orans Haus hatte man weitere Lagerfeuer entzündet, die nun wie Scheiterhaufen gen Himmel loderten.

      Auf einmal hielt Aigonn inne. Neben den lauten, allmählich betrunken klingenden Stimmen der Feier schien eine weitere Stimme vom Wind herangetragen zu werden. Monotone, mehr geraunt denn gesungene Verse. Aigonn schauerte es unwillkürlich, je länger er sich darauf konzentrierte. Der Wind hatte aufgefrischt, doch trotz allem schien die Luft um Aigonn und die junge Frau immer stickiger zu werden, immer dünner. Er atmete schneller, kürzer. Sein Herz fügte sich in diesen Takt, trieb seinen Puls in die Höhe. Wie ein Sog schien es Aigonn herumzureißen.

      Eine schier eiskalte Hand auf seinem nackten Unterarm zog ihn in die Wirklichkeit zurück. Aigonn musste dreimal die Augen öffnen und schließen, bis er erkannte, dass die junge Frau an ihn herangetreten war. Ihr Blick durchbohrte ihn, als sie Aigonn beschwor: „Oran hat wenig Nützliches über dich, Rowilan und die anderen Menschen des Dorfes erzählt. Doch was auch immer dieser Schamane für ein Mensch ist, wenn du nicht bald lernst, in die Geschehen um dich herum einzugreifen anstatt sie nur zu beobachten, wirst du schneller dein Leben verlieren, als es dir lieb ist.“

      Damit wandte sie sich ab und machte einige Schritte in die Dunkelheit hinein; solange bis sie merkte, dass Aigonn ihr nicht folgte. „Nun komm! Oran wird seine Tochter bald vermissen!“

      Aigonn folgte ihr schweigend. Einige Herzschläge vergingen, bevor die junge Frau, nun weniger bestimmend, einwarf: „Wer hält zu dieser Zeit Rituale im Wald ab? Dein Schamane?“

      Er stutzte kurz. Aigonn musste gestehen, dass er diese Frage gar nicht beantworten konnte. Die Annahme der jungen Frau war nicht unwahrscheinlich – zumal er Rowilan an diesem Abend bisher nicht gesehen hatte. Warum – dafür wusste er spontan keinen Grund. Doch er glaubte nicht annähernd von sich zu wissen, was in Rowilans Gedankenwelt vor sich ging.

      „Es scheint so zu sein“, war seine Antwort. „Warum, kann ich dir aber auch nicht sagen.“

      Die junge Frau beließ es dabei. Als sie sich Orans Haus näherten, kamen ihnen bereits die ersten Dorfbewohner entgegen, die für diesen Abend heimkehren wollten. Aigonn ließ sich bewusst ein Stück zurückfallen, suchte Schutz in den Schatten der Häuser, doch recht Notiz nahm keiner von ihm. Kurz bevor sie den Lichtschein des ersten großen Lagerfeuers betrat, hielt er die junge Frau jedoch noch einmal zurück. Sein Atem ließ feine Haare flattern, als er ihr über die Schulter hauchte: „Kannst du mir nun deinen Namen verraten?“

      „Nein.“ Sie sprach, ohne ihn anzusehen. Dann überquerte sie die flackernde Grenze und trat ins Licht.

      Verloren

      Es schmeckte fast modrig, als Aigonn sich über die Lippen leckte. Das Gefühl, als hätte sich eine Schicht Erde in seinem Mund gesammelt, ließ ihn das Gesicht verziehen, während sein Geist vom Halbschlaf in die Realität zurückkehrte. Das Leinenhemd des Vortages, das er zum Schlafen anbehalten hatte, war von der plötzlichen Feuchtigkeit im Raum klamm geworden. Die stickige Luft und erkaltender Schweiß schienen es in eine tote, zweite Haut zu verwandeln, die sich um Aigonns Oberkörper krallte und ihn mit dem Hauch der Verwesung umarmte.

      Angewidert riss er sich das Kleidungsstück vom Leib, bevor er es neben sich auf die Felle warf. Die verbrauchte Luft innerhalb des Raumes war unmerklich abgekühlt, feuchter. Über Nacht musste es geregnet haben, lange nachdem Aigonn heimgekehrt war. Denn er hatte noch eine nicht einschätzbare Zeitspanne lang wachgelegen und in die Dunkelheit gestarrt. Abende wie der Zurückliegende und eine Flut schwer zu

Скачать книгу