Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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zu danken, es lag auf dem Weg! Allerdings … entschuldige meine Verwirrung. Ich bin etwas betroffen. Ich habe nicht erwartet, dich weinend anzutreffen … Es muss dir aber nicht peinlich sein. Sagen wir doch einfach, dir ist ein Sandkorn ins Auge geweht. Willst du dich nicht setzen und essen?«

      Tina steckte die Hände in die Tasche ihrer Kniebundhose und ging zur Bank zurück. Sie setzte sich. Mit Staunen sah sie zu, wie Markus den Rucksack auspackte. Zuerst breitete er vor der Bank auf dem Boden eine Decke aus, dann stellte er Teller, zwei Bierseidl und Besteck darauf. Zum Schluss verteilte er die Vorratsdosen mit Wurst, Käse, Eiersalat, Gewürzgurken, Butter und Brot. Dann schenkte er aus zwei Flaschen Bier ein.

      »Was soll das?«, fragte Tina verwundert.

      »Das nennt man wohl ein Picknick für zwei! Anna hat mir die Sachen eingepackt. Sie meinte, du hättest sicherlich nichts dagegen, wenn ich dir Gesellschaft leiste. Also machen wir ein schönes Picknick.«

      Markus lachte.

      »Der Boden ist zwar etwas hart, eine Wiese wäre besser. Ich hoffe, dich stört es nicht allzu sehr.«

      »Originelle Idee!«, flüsterte Tina. »Vielleicht gerade das richtige für ein Abschiedsessen!«

      »Abschiedsessen? Davon haben Toni und Anna nichts gesagt.«

      »Sie können es auch nicht wissen. Ich wusste es bis vor einigen Minuten nicht einmal selbst. Ja, ich nehme Abschied. Ich bin aus Waldkogel und verabschiede mich hier von dem Ort, dem Tal, den Bergen, von meiner Heimat. Ich werde fortgehen und nie mehr zurückkehren!«

      »Ah, deshalb die Tränen! Das waren Abschiedstränen. Das verstehe ich.«

      »So?«, staunte Tina. »Wieso, du bist doch nicht aus Waldkogel oder?«

      »Nein, ich wohne nicht hier und ich bin auch hier nicht geboren. Ich will es mal so sagen, Waldkogel, diese Berge, das ist eine Art Traumheimat für mich, so wie andere Leute von Paris, Venedig oder Rom als Traumstadt schwärmen. Sie fahren immer wieder in Urlaub hin. Sie bekommen leuchtende Augen, wenn sie nur den Namen nennen. So ist es bei mir mit Waldkogel.«

      Tina sah ihn überrascht an.

      »Das erstaunt dich, aber es ist so! Weißt du, es gibt Menschen auf der Welt, die glauben an Seelenwanderung. Ich weiß nicht recht, was davon zu halten ist. Ich weiß nur, wenn es so etwas gibt, dann habe ich mich in einem früheren Leben in Waldkogel aufgehalten. Ich muss hier gelebt haben, weil Waldkogel, die Wiesen an den Hängen, die Wälder, der See, die Berge ringsumher, besonders natürlich ›Engelssteig‹ und ›Höllentor‹, wunderbare Gefühle in meinem Herzen hervorbringen, die ich sonst nirgends fühle. Ich bin immer betrübt, wenn mein Urlaub zu Ende ist. Dann heißt es Abschied nehmen, bis zum nächsten Mal.«

      Markus griff nach dem Bierseidl.

      »Lass uns auf die Schönheit von Waldkogel trinken!«

      Tina zögerte einen Augenblick. Dann hob sie ihr Glas, prostete mit einer kleinen Handbewegung Markus zu und trank. Danach stellte sie den Bierseidl ab, sprang auf und lief, so schnell sie ihre Füße trugen, den Pfad weiter, in Richtung des Pilgerpfades.

      Markus stellte seinen Seidl ab, sprang auf und rannte ihr nach. Bald hatte er sie eingeholt. Er packte sie am Arm und hielt sie fest.

      »Tina, was ist los? So kopflos lasse ich dich nicht durch die Berge rennen. Toni und Anna würden mir nie verzeihen, wenn dir etwas passieren würde, das ich hätte verhindern können. Du läufst doch nicht vor mir davon, oder?«

      Tina schüttelte heftig den Kopf. Sie wischte sich mit den Fingern die Augen hinter ihrer Sonnenbrille.

      »Es tat mir weh, wie du von Waldkogel mit so viel Liebe sprachst. Ich bin schon jetzt ganz krank vor lauter Heimweh. Aber bleiben kann ich nicht! Das würde noch mehr schmerzen. Alles tut weh, Bleiben schmerzt, Weggehen schmerzt.«

      Sie seufzte und putzte sich die Nase.

      »Ich muss dir wie eine blöde Ziege vorkommen. Entschuldige! Männer können heulende Frauenzimmer doch nicht leiden. Das weiß ich. Aber normalerweise bin ich nicht so. Du kannst Toni oder Anna befragen. Ich bin im Augenblick nur so durcheinander und …«

      Tina versagte die Stimme. Markus’ Herz war voller Mitleid. Er zog sie an sich und legte seine starken Arme um sie. Er hielt sie ganz fest. Tina ließ es geschehen. Er spürte, wie sie leicht zitterte und streichelte ihr sanft über den Rücken. Tina fühlte sich geborgen und drückte sich an ihn. Es war ihr gleich, dass sie ihn nicht kannte, dass sie nur wusste, er hieß Markus und war ein Freund von Toni. Sie genoss diese Geborgenheit. Er fühlte sich stark an, wie ein Berg in einem tobenden Meer voller Untiefen, Strudel und haushohen Wellen, die immer und immer wieder über sie hereinbrachen.

      »Wenn Tränen berechtigt sind, so wie in deinem Fall, dann kann sie niemand verurteilen.«

      Markus spürte, dass Tina mit ihren Kräften am Ende war. Er hob sie auf und trug sie auf seinen Armen zurück zur Bank beim »Erkerchen«. Dort setzte er sie ab.

      »So, jetzt bleibst du hier ganz ruhig sitzen. Ich mache dir ein Brot. Du solltest etwas essen. ›Gutes Essen hält Leib und Seele zusammen‹, sagt man. Also, was willst du essen, Käse oder Wurst?«

      Tina zuckte mit den Schultern.

      Markus nahm sein Halstuch ab. Er feuchtete es mit Wasser aus der Flasche an und hielt es ihr hin.

      »Hier, setze deine Sonnenbrille ab und erfrische dich!«

      »Du willst sagen, dass ich mein verquollenes Gesicht kühlen soll! Ich erspare dir lieber den Anblick. Ich muss schrecklich aussehen.«

      Markus legte die Hand unter ihr Kinn und hob es an, dass sie ihn ansehen musste.

      »Du gefällst mir in jedem Zustand. Ohne Tränen, mit einem Lächeln im Gesicht, bist du zwar sehr viel schöner, denke ich. Aber, als ich dich das erste Mal sah, dachte ich, dass ich dich am liebsten küssen würde. Ich habe dich fast eine ganze Stunde nur betrachtet.«

      »Nein!«

      »Doch!«

      »Nein, du musst mich mit einem anderen Madl verwechseln! Ich bin dir nie begegnet.«

      »Falsch und doch auch richtig, es kommt auf die Auslegung an.«

      »Das wird ja immer komplizierter«, stöhnte Tina.

      Sie holte tief Luft.

      »Markus, bitte, höre damit auf. Ich schlage mich im Augenblick mit so Allerlei herum. Das reicht mir. Ich habe keine Kraft und keine Lust, deine rätselhaften Sprüche zu ergründen.«

      Markus setzte sich neben sie. Er legte den Arm auf die Rückenlehne der Bank.

      »Ich war heute Morgen auf dem Weg hinauf zum ›Paradiesgarten‹ …«

      »Ach so!«, seufzte Tina.

      »Genau so! Du hast so tief geschlafen, dass du mich nicht bemerktest.«

      »Du bist aber kein Spanner oder so?«

      Markus lachte laut. »Nein, das bin ich nicht. Ich bin nur ein verliebter Bursche.

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