Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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      Roland fasste in die Hosentasche und legte den Schlüssel auf den Tisch.

      »Bitte«, sagte er leise.

      Nicole griff nach dem Schlüssel. Sie drehte ihn spielerisch zwischen den Fingern hin und her. Dann legte sie ihn wieder auf den Tisch.

      »Ich nehme das Schlafzimmer dort!«, bemerkte sie.

      Dabei schaute sie Roland nicht an. Sie stand auf und nahm ihre Reisetasche.

      »Gute Nacht, Herr Doktor Fors­ter«, sagte sie leise, und dabei klang ihre Stimme nicht mehr ganz so hart.

      »Gute Nacht, Nicole! Träume schön! Danke, dass du bleibst!«

      Nicole schaute ihn nicht an, als sie nickte. Dann ging sie ins Schlafzimmer. Sie zog die Tür hinter sich zu. Roland hörte, wie sie von innen abschloss.

      Du kannst dich ruhig einschließen, Nicole, dachte er. Bald übergibst du mir den Schlüssel zu deinem Herzen. Du bist schon auf dem halben Weg dorthin, auch wenn du es nicht zugeben willst.

      *

      Nachdem Nicole gegangen war, trat er hinaus auf die Terrasse der Suite und setzte sich in einen der Liegestühle und lehnte sich zurück. Er schloss die Augen.

      In Gedanken erlebte er den Abend noch einmal, an dem seine Mutter ihm von dem Mittagessen mit Nicole erzählt hatte. Rolands Großeltern waren auch dabei gewesen.

      Wie sich in einer Familie alles wiederholt, dachte er und musste schmunzeln. Sein Großvater musste hart um Großmutter werben, die im Verlag arbeitete. Sie glaubte ihm anfangs nicht, dass er es ernst meinte und nicht nur ein Abenteuer mit einer Angestellten suchte. Sein Vater verliebte sich damals in Juliana und hatte es ähnlich schwer. Die junge Werbeleiterin verstand zwar viel von Werbung, war aber seiner Werbung um sie selbst lange Zeit völlig immun. So sah es nach außen aus. Sie konnte ihre Liebe gut verstecken. Erst der schriftliche, sogar notariell beglaubigte Heiratsantrag öffnete ihr Herz. Und jetzt bin ich an der Reihe. Jetzt werbe ich um Nicole und zwar schon seit Jahren. Vielleicht ist es Schicksal in unserer Familie, dass es so kommt. Aber danach waren die Ehen stabil und widerstanden jedem Sturm, wie sehr ihnen das Leben den Wind auch ins Gesicht blies.

      Rolands Herz sehnte sich so nach Nicole. Er machte sich Hoffnungen. Immerhin war sie geblieben, als ich ihr den Schlüssel auf den Tisch legte. Vielleicht sollte ich ihr auch einen notariell beglaubigten Heiratsantrag machen, überlegte er. Ich könnte ihn ihr zusammen mit dem Ring zustellen lassen. Dann würde ich mich aber um einen der schönsten Augenblicke im Leben bringen. Er lächelte. Sabines Herz habe ich schon erobert. Wenn Nicole sieht, wie sehr ihre kleine Tochter mir zugetan ist, dann habe ich bei ihr bestimmt einen Bonus.

      Das, was heute geschehen ist, muss sich für Nicole angefühlt haben wie ein Sturm, der über sie hereingebrochen ist, wie riesige Wellen eines Tsunamis, der sie begraben hat. Ich werde mich morgen bei ihr entschuldigen, dachte Roland, und ich werde versuchen, ihr zu sagen, dass ich sie liebe.

      Rolands Herz pochte heftig, während er an Nicole dachte. Es klopfte aber auch vor Angst, dass sie seine Annäherung ablehnen könnte. Er hatte alles ganz anders geplant, beteuerte er zu seiner Verteidigung sich selbst gegenüber. Aber dann hat das Leben einen Strich durch das Drehbuch gemacht. Ich musste sie küssen, sonst wäre es ihren Eltern gegenüber nicht glaubhaft gewesen. Außerdem wollte ich sie küssen. So eine Gelegenheit konnte ich mir doch nicht entgehen lassen, sagte er sich und schmunzelte. Wie wunderbar sich ihre Lippen anfühlten, erinnerte er sich, so weich und sanft. Küsse sagen so viel. Sie muss gespürt haben, dass ich sie liebe, dass es nicht nur Theaterdonner war. Es waren zwar nur Sekunden, in denen sich unsere Lippen berührten, aber in diesen flüchtigen Kuss legte ich all meine Liebe.

      Roland sah hinauf in den Nachthimmel über Waldkogel. Es war Vollmond. Der Mond stand groß und silberhell leuchtend in einem Meer von Sternen.

      Welch eine traumhaft romantische Nacht, dachte Roland. Es gäbe nichts Schöneres auf Erden und im Universum, als jetzt Nicole in den Armen zu halten. Er sehnte sich so nach ihr. Er hatte sie heute von einer neuen Seite erlebt. Nicole konnte richtig Temperament zeigen. Das Eis der Sachlichkeit und der Distanz hatte sie aufgegeben. Ihre Augen haben gefunkelt. Sie war so schön in ihrer Wut und ihrem Ärger auf mich, dass sie noch attraktiver wirkte.

      Wortlos schickte Roland all sein Sehnen hinauf in die Unendlichkeit des Universums. Roland war Jurist und Betriebswirt, und normalerweise bestimmte sachliches Denken sein Handeln. Doch jetzt war alles anders, das hatte Nicoles Nähe bewirkt.

      Also, wenn es dort oben irgendwo die Macht gibt, von der die Menschen sagen, dass sie Wunder vollbringen kann, dann wende ich mich hier und jetzt an sie. Ich liebe Nicole. Sie ist mein Leben. Ich liebe ihre kleine Tochter und wünsche mir nichts mehr, als Nicole zu meiner Frau zu machen und ihre kleine Sabine zu meinem Kind. Ich will die beiden mit Liebe und Zuneigung und Fürsorge überschütten. Ihnen soll es an nichts fehlen, was man mit Geld kaufen kann und an liebevollen Gefühlen. Sie werden alle Liebe bekommen, die ich aufbringen kann. Wenn es eine Macht der Liebe gibt, dann bitte ich dich um Beistand. Lass es wahr werden. Rühre Nicoles Herz an, damit sie erkennt, wie sehr ich sie liebe. Lass mich ihr Vertrauen und ihre Liebe gewinnen. Bitte!

      Roland saß noch eine Weile auf der Terrasse und träumte, wie es sein könnte, wenn Nicole und er ein Paar wären. Er machte Pläne, die elterliche Villa am See vor den Toren Berlins anzubauen. In Gedanken sah er Sabine mit einem kleinen wuscheligen Hund durch den Garten toben, während er und Nicole auf der Terrasse saßen und neben ihnen in der Wiege ein Säugling schlief. Bei all seinen Träumen fühlte er Nicoles Lippen auf den seinen und roch den Duft ihrer Haare und ihrer Haut, den er für einige flüchtige Augenblicke wahrnehmen durfte. Er sehnte sich danach, ihren Körper mit Küssen zu bedecken, sie in seinen Armen zu halten und zu lieben.

      Ich muss warten, sagte er sich, und hoffen. Ich vertraue der Liebe, sagte er sich. Mutter sagt immer, dass allein die Liebe Wunder vollbringen könne.

      Roland stand auf. Er schlich auf Socken und Zehenspitzen zu

      Nicoles verschlossener Schlafzimmertür. Dort lehnte er seine Wange an das Holz. Er dachte an Nicole und schickte ihr in Gedanken all seine Liebe und Zuneigung.

      Dann legte er sich schlafen.

      *

      Nicole hatte sich im Badezimmer, das zu ihrem Schlafzimmer gehörte, ein heißes Bad einlaufen lassen. Sie legte sich in das Schaumbad. Die Beleuchtung im Badezimmer hatte sie nicht angemacht. Durch die offene Tür zum Schlafzimmer fiel das gedämpfte Licht der Nachtischlampe.

      Nicole streckte sich aus und schloss die Augen. Sie konnte nicht mehr denken. Ihr sonst so sachlicher Verstand versagte einfach. Es war ihr unmöglich, sich die Sätze und Worte zurechtzulegen, die sie ihm am nächs­ten Morgen vortragen wollte. Immer wenn sich Nicole sicher war, dass der Satz gut war, entfiel er ihr wieder, und sie sah seine wunderbaren braunen Augen vor sich. Nicole gestand sich ein, wie gut ihr Roland gefiel. Sie erinnerte sich, wie der alte Chef ihr am ersten Arbeitstag seinen Sohn vorgestellt hatte. Schon beim ersten Blick hatte ihr Herz geklopft. Wie wütend war sie damals auf sich gewesen. Sabine war erst einige Wochen alt, und Nicole hätte jeden heiligen Eid geschworen, dass ihr Herz beim Anblick eines Mannes nie mehr schneller schlagen würde. Aber es hatte es getan. Nicole hatte eine ganze Weile gebraucht, bis sie ihre Gefühle wieder unter Kontrolle hatte.

      Doch mit meiner eisernen Disziplin ist es mir gelungen, die Distanz zu halten. Niemals habe ich mich wieder vergessen, tröstete sie sich. Das ist jetzt über neun Jahre her. Ausdauer hat der Juniorchef schon, das muss man ihm lassen, sagte sich Nicole. Er war

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