Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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Jahr zusammen. Wir arbeiteten zusammen in der gleichen Firma. Nach der Trennung kam er einige Tage später bei einem Unfall ums Leben. Dann stellte ich fest, ich war schwanger. Ich raffte meine Ersparnisse zusammen, es war nicht viel, und fuhr nach Berlin. Ich jobbte in Kneipen und machte eine zusätzliche Ausbildung. Ich brachte meine Tochter zur Welt und kam dann zu Ihrem Mann in den Verlag, zuerst als Vertretung in sein Vorzimmer und dann fest angestellt.«

      Juliane hörte aufmerksam zu und lauschte nach Zwischentönen. Nicole erzählte weiter:

      »Bei meinem letzten Besuch stichelten meine Eltern sehr, so von wegen, ich würde eine alte Jungfer und sollte zusehen, endlich zu heiraten, ob es in dem großen Berlin keine Männer gäbe. Ich habe mich ziemlich geärgert. In meiner Not habe ich einen Mann erfunden. Sie waren beruhigt. Jetzt soll ich ihn zum Geburtstagsfest mitbringen. Es ist der Geburtstagswunsch meines Vaters. Meine Freundin Tamara ist Schauspielerin an einer kleinen Kunstbühne. Sie kam auf die Idee, ich könnte einen ihrer Kollegen mitnehmen. Aktion Mietmann, nannte sie den Plan. Es hörte sich praktisch an. Er sollte ein totales Ekel spielen und sich völlig daneben benehmen. Wir würden zurückfahren, und dann würden wir uns trennen, das würde ich meinen Eltern und Verwandten sagen. Dann hätte ich Ruhe, zumindest eine Zeitlang. Jedenfalls so lange, bis ich sie im nächsten Jahr wieder besuche. So dachte sich das Tamara. Aber der Schauspieler sagte ab. In dem Augenblick nach dem Telefongespräch bist du mit deinem Mann hereingekommen. Ich stöhnte über mich. Im Beruf komme ich gut klar, aber mein Privatleben ist etwas kompliziert.«

      »Du hast es dir selbst kompliziert gemacht! Warum nur, Nicole?«

      »Ich bin aus einem kleinen Dorf in den Bergen. Meine Eltern sind

      sehr … altmodisch …, auch heute noch. Dass ich ein uneheliches Kind habe, das würden sie nicht verstehen und mit mir brechen. Da bin ich mir sicher. Frauen, die ein uneheliches Kind haben, die gelten als Schlampen. Mein Vater ist im Kirchenvorstand und sehr korrekt, was die Moral betrifft.«

      »Wussten sie nicht, dass du damals einen Freund hattest?«

      »Nein! Ich hatte ihnen nichts von Guido erzählt. Das wollte ich mir noch etwas aufheben. Guido stand kurz vor seiner Abschlussprüfung als Betriebswirt. Wir planten, uns nach seiner Prüfung zu verloben. Ich wollte ihn meinen Eltern nicht als Student vorstellen. Mein Vater hat Vorurteile gegen Studenten.«

      Nicole seufzte.

      »Guido hatte etwas mit der Tochter des Professors. Es kam zu einem Streit, und wir trennten uns. Und dann passierte der schreckliche Unfall, den er nicht überlebte. Es war ihr Auto, sie fuhr.«

      »Welch eine Tragödie!«

      »Sie hat nichts von ihm! Ich habe eine wunderbare Tochter. Sie ähnelt ihrem Vater sehr. Sie ist die beste Schülerin in der Klasse. Jedenfalls ist das Thema Mann für mich tabu.«

      »Und wenn dir noch einmal die Liebe begegnet?«

      »Sie wird mir nicht begegnen.«

      »Wenn doch, Nicole?«

      »Dann mache ich die Tür zu. Für einen Mann habe ich keinen Platz in meinem Leben.«

      »Fährst du oft heim?«

      »Nein! Vielleicht einmal im Jahr, für ein oder zwei Tage. Sabine bleibt dann bei meiner Freundin Tamara.«

      Nicole seufzte tief.

      »So, jetzt weißt du alles, Jule! Jetzt musst du mich verachten.«

      »So ein Unsinn, Nicole! Warum soll ich dich verachten?«

      »Weil ich mein Leben so …«

      »Pst! Keiner hat das Recht, einen anderen zu verachten. Niemand kann wirklich nachempfinden, was du durchlitten hast. Im Gegenteil, ich habe große Bewunderung für dich, wie tüchtig und selbständig du dein Leben gemeistert hast.«

      »Ich wollte das Beste für mein Kind. Sabine hätte bestimmt gelitten, wenn ich in Waldkogel geblieben wäre, besonders als Mädchen.«

      »Richtig, du bist aus Waldkogel! Das fiel mir schon auf, als ich deine Personalakte las. Roland war mit seinem Freund schon oft in Waldkogel, wenn es der gleiche Ort ist. Dort gibt es eine Berghütte, sie wird von Anna und Toni geführt.«

      »Es ist mein Waldkogel. Toni ist einige Jahre älter als ich. Seine Eltern haben eine Wirtschaft mit einer kleinen Pension. Ich weiß, dass dein Sohn mehrmals im Jahr nach Waldkogel zum Bergsteigen fährt. Er erzählt im Verlag davon. In seinem Büro hängen viele große Fotos meiner Heimat an den Wänden.«

      »Roland ist von Waldkogel begeis­tert. Er will bald mal wieder hin. Wa­rum fahrt ihr nicht einmal zusammen?«

      Nicole starrte Jule mit großen Augen an. Erst wurde sie blass, dann schoss ihr das Blut in die Wangen.

      »Nun schau nicht so überrascht! Du wirst doch schon bemerkt haben, wie unser Sohn dich ansieht?«

      »Ich will mich dazu nicht äußern!«

      »Schwupp, jetzt bist du wieder schnell zurückgekrochen in dein Schneckenhaus, Nicole.«

      Juliana rief nach dem Kellner und bestellte zwei Gläser Wein, die auch sofort gebracht wurden.

      Sie tranken.

      »So, Nicole! Jetzt will ich dir etwas sagen. Roland spricht oft von dir. Er hat sogar versucht, seinen Vater zu überreden, dass er dich an ihn abgibt. Er wollte mit Friedhelm die Vorzimmerdamen tauschen. Weißt du wa­rum?«

      Nicole wurde tief dunkelrot.

      »Mein Mann will dich behalten, und Roland wollte dich in seiner Nähe haben. Ich will Klartext reden! Du gefällst Roland sehr, auch wenn du dich wie ein Eisblock gibst, wie ein gefühlloser Roboter, ein Androide, wie es Friedhelm sagte. Roland schwärmt seit Jahren von dir. Jedenfalls wollte ich mehr über dich wissen und habe mir deine Personalakte angesehen. Und ich habe dich sehr genau beobachtet, wenn ich meinen Mann im Büro besuchte.«

      Juliana trank einen Schluck Wein.

      »Ich bin eine Mutter genau wie du, Nicole. Wie für jede Mutter ist ihr Kind, ist mein Sohn der Beste und Schönste und Großartigste aller Söhne. Dazu ist Roland unser einziges Kind und deshalb nicht unvermögend. Ich sehe die begehrlichen Augen vieler junger Damen im Verlag. Aber er hat anscheinend nur Augen für dich, Nicole. Du hast es bis jetzt nicht gesehen oder wolltest es nicht sehen.«

      Nicole trank einen Schluck Wein.

      »Ich …, ich meine, er ist sehr freundlich! Ich habe nichts gegen ihn. Ich, ich habe keine Ahnung, dass … Sicher, er hat mich einmal gefragt, ob ich ihm mal meine Heimat zeigen wollte.«

      Nicole räusperte sich.

      »Ich lehnte ab!«

      »Du sagtest, dass du selten heimfährst und er sich einen Fremdenführer nehmen sollte!«

      »Ja, das habe ich gesagt! Das hat er dir erzählt!«

      »Ja, das hat er! Er war enttäuscht. Du hast etwas gutzumachen bei ihm, Nicole. Er mag dich wirklich. Es ist viel mehr als Mögen, aber das soll er dir selbst sagen.«

      Nicole hielt sich einen Augenblick

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