Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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Das mache ich doch immer, wenn du mal wieder heimfährst.«

      Tamara zog die Stirn in Falten.

      »Schau mich nicht so an, Tamara. Sage nichts, bitte, sage nichts. Ich weiß, was du mir sagen willst. Aber ich kann nicht. Es geht nicht. Es ist völlig unmöglich.«

      »Nicole, das mit deinen Eltern und der Verwandtschaft kann ich irgendwo noch verstehen. Aber ich finde es nicht fair, dass du Bine ihren Großeltern vorenthältst. Sie hat ein Anrecht auf sie. Irgendwann musst du es ihr sagen oder sie wird es selbst entdecken. Bine ist jetzt zehn Jahre alt. Bisher war es vielleicht auch in Ordnung, aber du kannst sie nicht immer weiter belügen.«

      »Ich kann Bine auch nicht der Ablehnung meiner Eltern aussetzen. Du kennst sie nicht, Tamara. Sie sind so konservativ, so grenzenlos rückständig! Deshalb bin ich damals fort, sobald ich wusste, dass ich schwanger war.«

      »Nicole, die Zeiten haben sich geändert. Heute ist alles viel liberaler. Eine alleinerziehende Mutter wird heute anders gesehen. Viele Frauen entscheiden sich bewusst für ein Kind und gegen einen Mann oder eine Heirat. Das dürfte auch bis in die hintersten Berge vorgedrungen sein, wo du herkommst.«

      »Tamara, du sagst das so einfach. Das mag ja auch so sein. Hier in der Großstadt ist es einfach. Meine Eltern sind alt, sie sind vom alten Schlag. Sie würden mich rauswerfen und mit mir brechen, wenn sie wüssten, ich habe eine uneheliche Tochter.«

      »Das sagst du, seit wir uns kennen.«

      Tamara schaute Nicole ernst an. Sie trank einen Schluck.

      »Nicole, darf ich ehrlich zu dir sein?«

      »Sind wir nicht immer ehrlich zu einander?«

      »Doch! Aber was mir durch den Kopf geht, könnte dich verletzen. Ich meine es aber nicht böse.«

      »Rede schon! Ich werde es überleben.«

      Tamara biss in ein Brötchen. Sie kaute und trank einen Schluck Wein.

      »Nicole, so ganz im Geheimen frage ich mich immer, ob es einen anderen Grund gibt. Ich meine, einen Grund, warum du nicht das Risiko eingehst, es darauf ankommen zu lassen? Du bist doch eine selbständige Frau, die ihren Mann steht, wie man so sagt. Wenn dich deine Eltern hi­nauswerfen, dann lass sie es in Gottesnamen tun. Sie haben es zu verantworten, nicht du. Du stehst zu deinem Kind. Das ist etwas, was Nicole von dir verlangen kann.«

      »Auf was willst du hinaus, Tamara?«

      »Ich will etwas verhindern.«

      »Was willst du verhindern?«

      »Ich bin in Sorge, dass dich Sabine eines Tages fragt, ob du dich ihrer geschämt hast.«

      »Warum sollte sie das fragen?«

      »Weil du sie versteckst! Weil niemand in deiner Heimat weiß, dass du Mutter bist, deine Eltern nicht, dein Bruder nicht, alle deine Verwandten nicht. Normalerweise verheimlicht ein Mensch nur etwas, für das er sich schämt.«

      »Ich schäme mich für Sabine nicht!«

      »Dann schämst du dich vielleicht dafür, dass du schwanger geworden bist, dass du dich Sabines Vater hingegeben hast. Vielleicht willst du dich selbst bestrafen? Hast du schon einmal darüber nachgedacht? Aber die Gefühle der Zuneigung sind manchmal stärker als der Verstand. Dann kommt es zu Unvorsichtigkeiten und in Folge dessen zu wahren Kindern der Liebe. Das ist doch auch etwas Wunderbares, denke ich! Kinder sind immer Kinder der Liebe!«

      »Willst du jetzt die große Tiefenpsychologin spielen?«, herrschte Nicole Tamara unwirsch an.

      »Du bist sauer?«

      »Nein! Wir sind die besten Freun­dinnen. Doch du verstehst mich in dem Punkt nicht. Du hast mich darin niemals verstanden.«

      »Muss man die Freundin in allem verstehen? Muss in allen Themen Friede, Freude und Eierkuchen sein? Du verstehst nicht, dass ich mich mit Sport fit halte und niemals einen Aufzug nehme. Du verstehst nicht, dass ich extrem auf meine Figur achte. Du sagst mir, ich hätte einen Schlankheitswahn. Dabei ist mein Sport Teil meines Karriereplanes. Ich habe für meine Anstellung am Theater so hart gekämpft. Ich will alles tun, dass ich möglichst lange engagiert werde. Deshalb will ich eine gute Figur machen.

      Doch ich komme vom Thema ab. Ich wollte dir doch nur eine kleine Anregung geben. Denke darüber nach! Stehe dazu, dass du Guido geliebt hast, es schlecht ausgegangen ist und du es nicht ungeschehen machen kannst.«

      Nicole trank einen Schluck Rotwein.

      »Gut, ich werde darüber nachdenken. Aber wie ist es, nimmst du Sabine? Kann sie bei dir übernachten? Ich habe mir zwei Tage Urlaub genommen.«

      »Sicher kümmere ich mich um mein Patenkind. Wann fährst du?«

      »Es ist eine weite Strecke bis nach Waldkogel. Morgens werde ich noch arbeiten. Ich hole Bine nachmittags von der Schule ab und bringe sie zu dir. Sie muss an diesen Tagen nicht in die Kindertagesstätte. Dann fahre ich los. Ich werde spät abends ankommen. Am nächsten Tag ist die Geburtstagsfeier, die bestimmt bis tief in die Nacht geht. Dann schlafe ich einige Stunden und fahre am frühen Morgen zurück hierher nach Berlin. Mittags sitze ich wieder im Büro und hole Bine abends bei dir ab. Wenn ich zwei Tage nicht im Büro war, wird sich sehr viel auf meinem Schreibtisch türmen. Es kann dann sein, dass es später wird. Normalerweise geht Bine nach der Tagesstätte heim. Ich komme ja dann auch bald. Aber es wäre mir lieber, sie könnte zu dir gehen. Wie ist es mit deinem Spielplan?«

      »Das passt. An den Tagen muss ich nicht spielen. Da ist die Zweitbesetzung dran. Ich habe auch danach einige Tage frei.«

      »Wunderbar! Mir fällt ein Stein vom Herzen. Sabine wird sich freuen, dich mal wieder besuchen zu dürfen.«

      »Hast du ihr wieder gesagt, dass du auf Geschäftsreise musst?«, fragte Tamara.

      »Ja, das habe ich! Was soll ich ihr sonst sagen?«

      »Wieder eine Lüge!«

      »Mei, Tamara!« Nicole fiel in den Dialekt ihrer Kindheit zurück. »Sei doch net so kleinlich. Des geht net anders!«

      »Nicole, ich sehe die ganze Entwicklung mit großer Sorge. Wann willst du mit Sabine reden?«

      Nicole zuckte mit den Schultern und trank einen Schluck. Tamara sprach weiter:

      »Bine ist ein intelligentes Mädchen. Wenn du mit ihr redest, bin ich gerne dabei und unterstütze dich. Sage ihr, dass es Großeltern gibt. Dass sie wieder Kontakt mit dir aufgenommen haben. Sage ihr meinetwegen, dass sie verschrobene Bergler sind und sie nicht wollen. Aber sie weiß dann etwas. Und sage ihr, wa­rum das so ist. Sage ihr, dass du mit ihrem Vater nicht verheiratet warst. Sabine ist ein kluges Kind. Außerdem sind die Kinder heute früher reif. Sie wird es verstehen. Sage ihr, wie es damals mit Guido war. Er war ihr Vater. Irgendwann wird sie sich fragen, wie er war, welche Charaktereigenschaften sie von ihm hat und so weiter.«

      Nicole schenkte sich und Tamara Rotwein nach.

      »Wahrscheinlich hast du Recht! Ich muss die Sache angehen. Aber erst einen Schritt nach dem anderen. Erst muss ich diese Geburtstagsfeier hinter mich bringen und die Trennung von meinem erfundenen Freund darlegen.

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