Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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Fellbacher schickte einen Boten nach Marktwasen und ließ den Brief persönlich zustellen. Er rieb sich die Hände. Das Schreiben würde seine Wirkung nicht verfehlen, freute er sich. Sicher würde sich Sophie Lanzer bald bei ihm melden. Fellbacher gab seiner Sekretärin Anweisung, der Sophie einen Termin zu geben, sobald sie anrufen würde. Dabei sollte sie keinerlei Andeutungen machen, wegen welcher Angelegenheit der Bürgermeister Sophie Lanzer persönlich sprechen wollte. Diese Strategie war auch ein Teil seines Planes.

      *

      Nicole stand auf dem Balkon und schaute hinunter auf den großen Parkplatz zwischen den Wohnblocks. Sie trippelte nervös von einem Fuß auf den anderen. Ungeduldig wartete sie auf ihre Freundin Tamara. Endlich sah sie Tamara in ihrem kleine Sportwagen auf den Parkplatz rollen und aussteigen. Tamara schaute herauf und winkte Nicole zu.

      »Na endlich!«, empfing Nicole die Freundin oben an der Treppe.

      »Ja, es hat länger gedauert. Lass mich erst mal wieder Luft holen!«

      »Keiner zwingt dich, die neun Stockwerke heraufzuspurten. Es gibt einen Aufzug!«

      Tamara schmunzelte. Darüber waren sich die Freundinnen immer uneins. Es war schon fast zum Begrüßungsritual der beiden geworden, dass Nicole ihr Unverständnis über Tamaras sportlichen Ehrgeiz zum Ausdruck brachte. Tamara folgte Nicole in die Wohnung.

      »Schläft Bine?«, fragte Tamara.

      »Sie übernachtet bei einer Freundin! Deshalb war es mir so wichtig, dass du heute Abend kommst. Du weißt, wie neugierig die Kleine ist. Ich kann mich freier mir dir unterhalten, wenn Sabine nicht hier ist. Ich habe immer etwas Angst, dass sie mal aufwacht und uns belauscht.«

      Sie setzten sich in die gemütliche Sitzecke des Wohnzimmers. Nicole hatte eine Platte mit belegten Brötchen gemacht. Sie schenkte Rotwein ein.

      »Tut mir leid, dass du auf mich warten musstest. Nach der Aufführung gab es noch einen kleinen Umtrunk. Es war die hundertste Aufführung. Da konnte ich nicht so einfach gehen.«

      Tamara arbeitete am Theater. Das war nicht immer so. Den Traum auf der Bühne zu stehen, hatte Tamara schon immer gehegt. Aber sie wusste, wie schwer es war, dauerhaft seinen Lebensunterhalt mit Theaterspielen zu verdienen. So hatte sie eine Ausbildung zur Büroorganisatorin gemacht. In diesem Fernkurs mit Wochenendseminaren hatten sich die jungen Frauen kennengelernt. Tamara mit ihrer Selbstsicherheit war Nicole gleich aufgefallen. Bald waren sie eng befreundet. Tamara wurde zu Nicoles inniger Vertrauten. Nicole war in der großen Stadt Berlin alleine. Sie wohnte erst seit kurzem in der Stadt, hatte keinerlei Anschluss und war zudem schwanger von einem Mann, der sie hatte sitzen lassen. Tamara unterstützte Nicole und wurde die Patin ihrer Tochter Sabine, die Bine gerufen wurde.

      Die beiden Frauen prosteten sich zu.

      »Was gibt es?«, fragte Tamara. »Du siehst aus, als würde mal wieder die Welt für dich zusammenbrechen?«

      Nicole stand auf und holte aus ihrem verschlossenen Sekretär einen Brief. »Hier, lies selbst!«

      Tamara überflog die Zeilen.

      »Das ist doch ein netter Brief! Sie haben sich die Mühe gemacht, dir zu schreiben und dich nicht nur anzurufen.«

      »Genau das ist es doch!«

      »Es ist deinen Eltern einfach wichtig, dass du zum runden Geburtstag deines Vaters kommst. Also, ich finde den Brief sehr schön. Er ist richtig anrührend.«

      »Ja!«, brummte Nicole. »Aber verstehst du nicht? Immer setzen sie mich unter Druck! Soll das ein Leben lang so weitergehen? Warum muss immer alles so gehen, wie sie es sich vorstellen? Nur dann sind sie zufrieden. Entweder ich erfülle ihre Erwartungen, füge mich ihren Vorstellungen oder sie machen mir Stress.«

      Nicole seufzte tief.

      »Tamara, bei der Einladung geht es nicht nur um mich. Sie wollen, dass ich meinen Freund mitbringe. Sie wollen mich und ihn vorführen. Wie schreibt mein Vater? Mein schönster Geburtstagswunsch wäre erfüllt, wenn du uns deinen Liebsten vorstellen würdest. Sonst wünsche ich mir nichts!«

      »Den Liebsten, den du nicht hast!«

      »Richtig, den ich erfunden habe. Was hätte ich machen sollen? Sie sind so altmodisch. Sie haben mich immer und immer wieder bedrängt. Komme doch zurück! Du findest sicher bei uns in der Gegend auch eine Stelle! Wir werden immer älter. Wer weiß, wie lange wir noch leben? Warum willst du unbedingt in Berlin bleiben? Wir haben bis heute nicht begriffen, warum du dir damals Hals über Kopf eine Arbeit in Berlin gesucht hast …, und so weiter …, und so weiter … Du kennst die Geschichte.«

      »Ja, ich kenne die ganze Tragödie deines Lebens. Um sie auf andere Gedanken zu bringen, hast du einen Mann erfunden. Es ist fast wie in einem Theaterstück.«

      »Ja! Und wenn wir telefonierten, fragten sie mich immer wieder nach ihm. Ich erfand dann weitere Geschichten. Jetzt wollen sie ihn kennenlernen. Um in deinem Bild zu bleiben, ich muss einen Schlussakt erfinden.«

      »Und was willst du machen? Wie lautet der Text der letzten Szene?«

      »Ich werde ihnen sagen, dass wir uns getrennt haben. Er hat mich betrogen, und ich habe Schluss gemacht.«

      »So etwas soll vorkommen. Guter Einfall! Dann wäre das Problem schon mal aus der Welt geschafft.«

      »Ja, allerdings befürchte ich, dass es dann wieder von vorne losgeht. Wann kommst du zurück und so weiter und so weiter. Ich muss Zeit gewinnen. Oh, Tamara, es ist so schlimm. Ich bin in einer Zwickmühle. Sage ich ihnen, dass ich mich getrennt habe, versuchen sie mich wieder mit irgendeinem Burschen aus dem Dorf zusammenzubringen. Sage ich, er hat keine Zeit, er ist im Ausland auf Geschäftsreise, dann verstricke ich mich noch mehr in Lügen.« Nicole seufzte erneut. »Ich wollte, ich wäre in meinem Privatleben nur halb so erfolgreich wie in meinem Beruf. Beruflich läuft alles wunderbar. Mein Privatleben ist ein Scherbenhaufen!«

      »Das stimmt doch nicht! Du bist die glückliche Mutter einer reizenden Tochter. Darum beneide ich dich!«

      Nicoles Gesichtszüge bekamen für einen kurzen Augenblick einen glücklichen Schimmer.

      »Sabine ist ein wunderbares Mädchen. Sie ist der Sonnenschein meines Lebens. Sie ist mir von meiner großen Liebe geblieben oder von dem Mann, den ich für meine große Liebe hielt. Ich frage mich oft, ob ich damals etwas falsch gemacht habe. Vielleicht nahm ich seine kleinen Ausflüge mit der anderen Frau zu wichtig? Vielleicht hätte ich ihm mehr vertrauen sollen? Himmel, ich war eifersüchtig.«

      Nicole seufzte.

      »Ich habe wenigstens ein Kind von ihm, das mir niemand nehmen kann. Dieses andere Weib hat nichts. Ich wünsche ihr die Pest an den Hals.«

      »Ist die Wunde immer noch so groß?«

      »Ja, das ist sie. Dieses Biest hat mir nicht nur den Liebsten genommen, sondern auch meinem Kind den Vater. Guido wäre noch am Leben, wenn der Autounfall nicht gewesen wäre. Sie trägt die Schuld daran. Sie saß am Steuer.«

      Tamara hörte geduldig zu. Sie wuss­te, dass es sinnlos war, etwas zu sagen. Nicole hielt mehr oder weniger ein Selbstgespräch. Von Zeit zu Zeit kam das ganze Elend in ihr hoch.

      »Was willst du jetzt machen?«, fragte Tamara, als Nicole schwieg.

      »Ich

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