Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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sie meistens weinend vor meinem Schreibtisch. Sie sind tief verletzt und heulen sich die Seele aus dem Leib. Du und Jochen, ihr seid zwar weder verheiratet, noch verlobt, aber ihr seid ein Paar gewesen. Du hast ihm vertraut.«

      »Verletzt bin ich auch! Sicher bin ich nicht seine Verlobte, noch seine Ehefrau. Jammern hilft nicht. Vielleicht kommt der Katzenjammer bei mir noch? Im Augenblick bin ich nur wütend. Ich bin genauso verletzt wie eine Ehefrau. Wir leben so zusammen, als wären wir ein Ehepaar.«

      »Das ist richtig!«

      »Wenn ich mit ihm verheiratet wäre, würde ich ihm das Fell über die Ohren ziehen. Kann ich auch so eine Entschädigung verlangen? Ich habe Hausarbeit gemacht, die Gastgeberin gespielt, wir teilten das Schlafzimmer. Esther, wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert. Ich sehe es so, dass wir eine moderne Ehe führten, ohne Trauschein. Da muss doch etwas herauszuholen sein!«

      Burgl holte die Pizzen aus der Mikrowelle.

      Sie begannen zu essen. Esther überlegte.

      »Entschädigung? Das muss ich prüfen. Wie steht es mit der Wohnung? Wer steht im Grundbuch?«

      Burgl strahlte plötzlich. Sie sprang auf und rannte die Treppe hinauf in ihr Studio. Sie kam schnell mit einer Dokumentenmappe zurück. Sie enthielt nur Kopien.

      »Himmel, dass ich nicht daran gedacht habe! Sie gehört mir – mir – mir! Die Wohnung läuft auf meinen Namen! Jochen und ich haben sie zu gleichen Teilen gekauft. Aber sie ist auf mich eingetragen.«

      Esther schaute sich die Kopie des Grundbuchauszuges an.

      »Habt ihr eine schriftliche Vereinbarung darüber, dass Jochen die Hälfte zahlt?«

      Burgl schüttelte den Kopf.

      »Nein! Jochen stieg damals mit viel Geld in die Studiogemeinschaft mit ein. Das heißt, er kaufte Anteile eines Partners ab, von dem sich die Architektengruppe getrennt hatte. Dieser Mensch war sehr unsolide und hatte hohe private Schulden gemacht. Das Architekturbüro ist keine GmbH, sondern eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts. Das heißt, wenn einer der Eigentümer Schulden macht, dann können die Gläubiger auf das Firmenvermögen zugreifen und alle müssen haften. Der Kollege war ein Spieler und Spekulant.«

      »Ah, ich verstehe! Deshalb läuft die Wohnung auf deinen Namen.«

      »Ja, die drei Architekten wollten die Firma zu einer GmbH machen, aber irgendwie war immer keine Zeit dazu. Sie haben viele Aufträge.«

      »Verstehe! Also, du kannst über die Wohnung verfügen!«

      »Großartig! Daran habe ich noch nicht gedacht. Esther, das ist wunderbar.«

      In Burgls Kopf ratterten die Möglichkeiten herunter wie die Zahlenkolonnen auf einer Rechenmaschine.

      »Dann könnte ich ihn rauswerfen, Esther?«

      »Du kannst als Eigentümerin entscheiden, wer hier mit dir wohnt! Er wird natürlich versuchen, zu seinem Recht zu kommen. Und du weißt ja, ›Recht haben und Recht bekommen sind zwei Sachen‹, sagt man. Egal wie der Prozess ausgeht, falls er klagt, er wird erst einmal getroffen sein.«

      Burgl rieb sich vergnügt die Hände.

      »Dann werfe ich ihn hinaus! Und seine Möbel hinterher – unsere Möbel! Das meiste habe ich gekauft. Hätte ich das nicht gemacht, dann würden hier noch ganz andere Möbelstücke herumstehen, die noch weniger meinem Stil entsprechen würden.«

      »Mm, ich verstehe!«

      Sie aßen zu Ende. Dann gingen sie hinauf in Burgls Studio. Burgl zeigte Esther die Internetseiten und die Mails, die Jochen mit Sabine gewechselt hatte. Auf Esthers Rat hin druckte Burgl die gesamte Korrespondenz mehrmals aus. Einmal wollte Esther die Ausdrucke zu den Akten nehmen, einmal sollte Burgl sie behalten und einmal sollte Burgl die Ausdrucke Jochen zukommen lassen.

      »Du könntest ihm eine Falle stellen, Burgl«, schlug Esther vor. »Verabrede dich zu einem eindeutigen Rendezvous, zu einem intimen Techtelmechtel. Schreibe ihm, dann wirst du sehen, wie er reagiert.«

      Die beiden Freundinnen sprachen lange darüber. Dann schickte Burgl, als Sabine, an Jochen eine Nachricht. Sie benutzte dabei die Eingabemaske der Partnervermittlung, damit Jochen auf Grund der absendenden Mailadresse keine Rückschlüsse ziehen konnte. Darin schrieb sie, dass sie ihn gerne sehen würde. Zu lange hätten sie schon gewartet. Vielleicht könnte er ein stilles verträumtes Hotel buchen. Sie schrieb, dass sie sich gerne Zeit für ein romantisches Wochenende nehmen würde. Es könnte schon das nächste Wochenende sein oder das übernächste.

      Sie schickten die Mail ab.

      Es dauerte zwei Stunden, bis Jochen antwortete. Er war von dem Vorschlag begeistert und ergoss sich in zärtlichen Worten. Burgl kochte vor Wut. In ihrer Antwort täuschte sie aber Freude und eine gewisse erotische Erwartung an. Jochen hatte ein Hotel an einem See nördlich von Berlin vorgeschlagen. Burgl kannte das Hotel. Sie war im Anfang ihrer Beziehung mit Jochen oft dort gewesen. Burgl wurde immer wütender.

      Sie schäumte noch mehr, als kurz darauf eine Mail von Jochen an Burgl ankam. Darin schrieb er, dass sich die Verhandlungen in Hannover hinziehen würden. Sie hätten den Auftrag bekommen, aber die Auftraggeber hätten noch viele Änderungswünsche, die noch besprochen werden müssten. Er wäre auch gebeten worden, sich den Baugrund noch einmal anzusehen. Deshalb müsste er länger bleiben. Vielleicht käme er deshalb erst am Montag. Sobald er eine ruhige Minute habe, würde er anrufen und ihr alles ausführlich berichten.

      »Dieser Lügner! Dieser Betrüger!«, schrie Burgl. »So, jetzt mache ich Nägel mit Köpfen! Hilfst du mir?«

      »Wie sagten die Musketiere? ›Einer für alle und alle für einen‹, ich bin für dich da, als Freundin und als deine Rechtsverdreherin«, lachte Esther.

      Sie schalteten den Computer aus und gingen hinunter auf die Terrasse der Penthouse-Wohnung. Burgl holte eine zweite Flasche vom teuren Wein.

      Die Sonne färbte den Himmel über Berlin zartrosa.

      »Welch ein wunderschöner Sonnenuntergang!«, hauchte Esther.

      »Sonnenuntergänge in den Bergen sind noch schöner. Dann leuchten die Schneefelder und Gletscher rötlich. Der nackte Fels schaut dann aus, als würde er von einem im Berg liegenden Feuer von innen erleuchtet. Ach, Esther, ich liebe Sonnenuntergänge in den Bergen!«

      »Du bist hier in der Stadt nie richtig heimisch geworden, wie?«

      »Ich fühle mich hier nicht unwohl. Aber mein Herz schlägt für die Berge, für mein Waldkogel. Und dahin werde ich fahren. Dort werde ich erst einmal Zuflucht suchen. Wenn es im Leben Schwierigkeiten gibt, dann ist es gut zu wissen, wohin man gehört, wo die Heimat ist, die einen aufnimmt.«

      »Hast du Verwandte in Waldkogel?«

      »Nein, ich habe dort keine Verwandte, aber enge, sehr enge Freunde. Die Familie von Sabine ist für mich wie Verwandtschaft. Ich werde zu Sabine fahren. Dort werde ich eine Weile bleiben und mein Leben neu ordnen.«

      »Dann wünsche ich dir dazu alles Gute!«

      »Danke!«

      Sie prosteten sich zu. Burgl holte einen Block. Sie machte eine Liste, was sie als nächstes

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