Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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werden. Sie reute die Zeit in Berlin nicht. Sie lächelte vor sich hin. Vielleicht erkennt man in der Fremde erst die Heimat, dachte sie. Es gab auch schöne Zeiten in der Großstadt, gestand sie sich ein. Die Zeit, in der sie mit Freundinnen und Freunden aus der Schule in die Disco ging, die Zeit als Studentin, und auch die erste Zeit mit Jochen. Es war nicht alles schlecht, sah Burgl ein. Sie machte ihren Frieden mit der Vergangenheit.

      Die Vergangenheit ist die Erde, in der die Pflanzen der Gegenwart ihre Wurzeln schlagen, damit sie in der Zukunft grünen können. Diese Erkenntnis kam Burghilde, als sie über die Wiesen und Felder blickte.

      Ich hätte meinen nächtlichen Träumen längst nachgeben müssen, dachte Burgl. Ich habe immer und immer wieder in den letzten Monaten von Waldkogel und den Bergen geträumt. Es zog mich in die Heimat. Ich hätte auf diese innere Stimme hören sollen, die mir mit so schönen Bildern zeigte, wohin ich gehöre. Vielleicht wäre es dann weniger schmerzlich gewesen?

      Burghilde seufzte tief.

      Seit Sabines unerwartetem Besuch in Berlin hatte sie mit ihrem Schicksal gehadert. Zuerst war sie so wütend gewesen, wie nie zuvor in ihrem Leben. Dann war sie traurig und verzweifelt. Doch jetzt reifte in ihr immer mehr die Erkenntnis, dass es alles hatte so kommen müssen. Sonst würde ich jetzt mich Sicherheit nicht hier beim »Erkerchen« weilen und die Liebe der Heimat tief in meinem Inneren spüren. Das Leben geht vielleicht gelegentlich etwas unsanft mit dem Menschen um, wenn er die Hinweise, die er bekommt, nicht sieht und ihnen nicht folgt. Dann greift das Schicksal dramatisch ein und zwingt zur Kursänderung. So war es auch bei mir, dachte Burghilde.

      Sie ging zur Bank und setzte sich. Sie holte einen Schokoladenriegel aus der Jackentasche und aß ihn auf. Dann begann sie langsam, aber ernsthaft an ihre Zukunft zu denken. Ich muss mir eine Bleibe suchen, meine Sachen aus Berlin kommenlassen. Burghilde war klar, dass sie die alte Wohnung in Berlin nicht mehr betreten wollte, obwohl dort jetzt Esthers Kollege wohnte. Sie fühlte sich noch nicht endgültig so gefestigt, dass sie sich dem aussetzen wollte. So wollte sie ihre Eltern bitten, ihre Sachen zu verpacken und sie nach Waldkogel zu schicken. Doch das konnte alles erst geschehen, wenn sie eine Wohnung gefunden hatte. Burghilde war sich sicher, dass Sabine und deren Familie ihr dabei helfen würden. Eines wusste Burgl genau. Es würde schwierig, wenn sie länger mit Hannes unter einem Dach leben würde. Hannes war jetzt der Bauer, jedenfalls nach außen hin, auch wenn die Hälfte des Hofes Sabine gehörte.

      Burgl dachte über Hannes nach. Er war Sabines Bruder und sie sah in ihm deshalb einen Freund. Er war ihr vertraut. Sie kannte ihn gut. Er war verlässlich und bodenständig. Hannes wird seinem Madl bestimmt treu sein, dachte sie. Aber ihr Herz klopfte in seiner Nähe nicht. Er war mehr der große Bruder, den Burghilde nie hatte. Die Zeiten der Vernunftehen sind vorbei, zum Glück, dachte Burghilde. Heute heiratet man nur noch aus Liebe. Und wenn es die wahre, die einzige, die unvergleichliche Liebe ist, dann muss es der Himmel auf Erden sein. Ich will alles oder nichts, dachte Burgl.

      Sie nahm noch einen Schokoladenriegel aus der Jackentasche und aß ihn auf. Die Sonne versank langsam hinter den Bergen im Westen. Vom Tal kroch die Dämmerung die Berghänge herauf. In Waldkogel brannten schon die Lichter in den Häusern, und die Straßenlaternen leuchteten weithin sichtbar.

      Burghilde überlegte, ob sie jetzt zurück zur Berghütte gehen sollte. Sie vermutete, dass der Hüttenabend schon begonnen hatte. Bei dem Gedanken an die vielen Menschen, vor allem den Burschen, die sicherlich tanzen wollten, drängte es Burgl nicht, sich auf den Rückweg zu machen. Sie wollte noch etwas warten. Sie kannte den Weg gut und würde ihn auch in der Dunkelheit sicher gehen. Schließlich war sie in Waldkogel aufgewachsen und würde somit auf einem vertrauten Pfad wandeln. Dazu kam, dass sie eine Stablampe dabei hatte. Es bestand also nicht der geringste Grund zur Eile. Außerdem würde inzwischen bestimmt Hannes auch auf der Berghütte eingetroffen sein. Er hatte am Mittag nach dem Vieh auf den Almen gesehen und wollte später kommen.

      Burgl schob die Gedanken an Hannes zur Seite. Sie dachte wieder daran, wie sie ihr zukünftiges Leben gestalten wollte. Eine kleine Wohnung muss als erstes her. Ob sie genügend Arbeit als freie Grafikerin finden würde, wusste sie nicht. Irgendeine Arbeit werde ich schon finden. In Kirchwalden gibt es bestimmt Arbeit, wenn ich nicht wählerisch bin. Sabine muss mir eine Zeitung mitbringen. Ich kann auch in der Gas­tronomie arbeiten. Schon als Schülerin habe ich in einem Eiscafé ausgeholfen. Sicher wird es das noch geben. Vielleicht frage ich dort einmal nach. Es war ein Familienbetrieb, und ich war dort gern gesehen. Außerdem habe ich bald das Geld aus dem Wohnungsverkauf.

      Burghilde wollte nur erst einmal die Hälfte für sich beanspruchen. Sie war ein ehrlicher Mensch. Jochen hatte damals die Hälfte der Kaufsumme beigesteuert. Esther würde mit Jochen verhandeln. Aber darüber wollte sich Burgl jetzt keine Gedanken machen. Es war jedenfalls genug, dass sie sorglos in die Zukunft blicken konnte. Ich finde vielleicht sogar einen kleinen Bauernhof oder eine Kate mit großem Garten. Sie nahm sich vor, nichts zu überstürzen. »In der Ruhe liegt die Kraft«, erinnerte sich Burghilde an die chinesische Weisheit.

      Sie lehnte sich zurück, barg die Hände in den Taschen und schaute weiter dem Sonnenuntergang zu. Der Mond war am Himmel schon gut zu sehen. Langsam traten die Sterne hervor. Burgl genoss den Anblick. Am Himmel über Berlin konnte man durch das Streulicht der Großstadt die Sterne nicht so gut sehen. Burgl beschloss, noch eine Weile beim »Erkerchen« zu bleiben. Sie hatte so viel nachzuholen. Sie sog das Bild des nächtlichen Sternenhimmels ein, wie ein Verdurstender nach Wasser lechzte.

      Die Stunden vergingen.

      *

      »He, da bist du ja! Warum bist net gekommen?«

      Hannes’ Stimme riss sie aus ihren Träumen.

      »Ach, du!«, bemerkte Burghilde mit einem Unterton der Ablehnung in ihrer Stimme.

      »Mei, des klingt net, als wärst erfreut, mich zu sehen.«

      »Ich habe das ›Erkerchen‹ weder gemietet, noch gepachtet, noch gekauft. Ich kann dich nicht daran hindern, hier zu sein.«

      »Warum bist so garstig, Burgl? Ich habe dir doch nichts getan!«

      Burghilde stand auf und ging zum Geländer. Sie wollte verhindern, dass sich Hannes neben sie setzte. Ein ungutes Gefühl stieg in ihr auf.

      Hannes stellte sich neben sie.

      »Ich will dich holen. Willst net mit zurückkommen?«

      »Nein!«

      »Aber du wolltest mit mir tanzen. Man muss halten, was man versprochen hat.«

      »Hannes, ich habe dir nichts versprochen. Du hast mir wohl nicht richtig zugehört.«

      »So, meinst? Weißt, Burgl, die Madln sagen oft etwas anderes, als sie wirklich meinen und wollen. Als Bursche weiß ich des gut zu deuten.«

      Burgl schwieg.

      »Du sagst nichts! Des werte ich als Zustimmung.«

      »Bilde dir ja nichts ein, Hannes!«

      »Ich bilde mir nichts ein. Ich habe dich gern, Burgl, und ich finde auch, dass es seinen Reiz hat, wenn ein Madl net gleich von Anfang an zu willig ist.«

      »Mache dich nicht lächerlich, Hannes!«

      »Ich mache mich net lächerlich, Burgl.«

      »Doch, das tust du. Ich habe dir nicht im geringsten Anlass gegeben, dass du irgendwelche Schlüsse da­raus ziehen könntest.«

      »Des

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