Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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Anfang nicht so genau hingeschaut und ist deshalb in eine Beziehung hineingeraten, die nicht in dem großen Planungsbuch der Liebe stand.

      Sabine holte Burghilde ein. Gemeinsam wanderten sie im Schein der Abendsonne hinauf zur Berghütte.

      Toni begrüßte Sabine und Burghilde herzlich. Er stellte Burgl seine Frau Anna vor.

      »Sicher finden wir später einen Augenblick Zeit, Burgl. Ich freue mich und finde es immer interessant, jemanden kennenzulernen, der aus Waldkogel ist oder früher hier gewohnt hat«, sagte Anna. »Ich höre gern Geschichten, wie es hier früher so war. Von solchen Geschichten kann ich nicht genug hören.«

      »Wir bleiben bis Sonntagabend, Anna!«, warf Sabine ein. »So hast du genug Zeit, Burgl auszufragen. Können wir dir etwas helfen?«

      »Danke! Der Alois steht hinter dem Tresen. Sagt ihm, er soll euch eure Kammer zeigen. Ihr müsst sie euch teilen. Wir haben noch eine Matratze auf den Boden gelegt. Es übernachten nach so einem Hüttenabend immer viele bei uns, da ist es etwas eng.«

      »Das macht nichts, Anna! Wir sind Freundinnen und teilen uns gern eine Kammer«, beruhigte sie Sabine.

      Der alte Alois schloss Burghilde in die Arme.

      »Mei, Madl, des ist eine richtige Freud’, dass ich dich noch mal sehe. Man weiß ja nie, wie viel Zeit mir der Herrgott noch gibt. Ich erinnere mich noch gut, wie du als kleines Madl immer mit deinem Vater auf die Berghütte gekommen bist. Hast dich net viel verändert. Bist nur größer geworden. Bist eben jetzt ein richtig fesches Madl. Tust mir die Ehre geben und später mit mir tanzen?«

      »Aber sicher tue ich das, Alois! Ich tanze mit dir und mit sonst keinem.«

      Der alte Alois lachte.

      »Mei, da werden die junge Burschen ganz schön eifersüchtig auf mich werden.«

      Der alte Alois kam mit seinem Gesicht näher.

      »Schaut mal zur Tür! Ihr scheint schon entdeckt worden zu sein. Die Burschen lassen euch net aus den Augen. Wundern tut es mich net, so fesch wie ihr seid.«

      Burgl fragte Alois schnell nach der Kammer und verschwand darin. Sabine plauderte noch etwas mit dem Alois und kam dann nach.

      Burgl war dabei, ihren Rucksack auszupacken. Sie stopfte sich Schokolade in die Taschen ihrer Jacke.

      »Was gibt das, Burgl?«, fragte Sabine.

      »Es sind noch gut zwei Stunden bis zur Dunkelheit. Ich werde mir noch ein wenig die Beine vertreten. Ich wandere rüber zum ›Erkerchen‹. Ich will ein wenig alleine sein, Bine. Die vielen Burschen hier machen mich nervös. Ich will nicht angesprochen werden.«

      »Himmel, Burgl!«, seufzte Sabine.

      Dann lächelte sie.

      »Gut, dann gehe! Irgendwie verstehe ich dich! Später, wenn es dunkel ist und nur das große Feuer auf dem Geröllfeld brennt, dann ist es für dich vielleicht einfacher. Dann kannst du dich in die Dunkelheit zurückziehen, wenn es dir zu viel wird. Lass dir vom Alois eine Stablampe geben für den Rückweg in der Dunkelheit.«

      Burghilde lächelte Sabine an. Sie gingen gemeinsam hinaus. Sabine stand auf der Terrasse und schaute Burgl nach, wie sie davonging ohne sich umzudrehen.

      Der Aufenthalt beim »Erkerchen« wird ihr guttun, dachte Sabine. Sie erinnerte sich, wie Burghilde und sie als Teenager zum »Erkerchen« gewandert waren, das als gutes Plätzchen für Verliebte galt. Dort hatten die beiden Mädchen geträumt, wie es später sein würde, wenn sie selbst verliebt wären und sich mit ihren Burschen treffen würden. Sabine lächelte. Das war lange her. Doch sie hatte die Hoffnung, dass die Freundin aus Kindertagen dort beim ›Erkerchen‹ ihre verlorenen Träume wiederfinden würde. Sicher würden es nicht dieselben sein, dagegen stand Burgls Erfahrung mit Jochen. Sie muss einfach neue Träume finden, dachte Sabine. Der Himmel möge ihr dabei helfen, dachte sie und warf einen Blick hinauf auf das Gipfelkreuz des »Engelsteigs«.

      »Wo will die Burgl hin?«, riss Toni Sabine aus ihren Gedanken.

      »Zum ›Erkerchen‹ geht sie!«

      »Oh, hat sie ein Date, wie man heutzutage sagt? Wer ist es?«

      »Toni, hüte deine Zunge. Mit einer solchen Bemerkung würdest du es dir bei der Burgl verderben. Sie hat gerade eine gescheiterte Beziehung hinter sich. Sie leidet sehr, obwohl sie froh sein sollte, dass sie den Kerl los ist. Sie hat ihn rausgeworfen.«

      »Soso! Dann hat die Burgl Liebeskummer! Des tut mir leid. Dass sie den Burschen gefeuert hat, wundert mich nicht. Die Burgl war schon immer ein starkes Madl. Dass es trotzdem weh tut, ist auch normal. Ich hoffe, dass sie in den Bergen hier etwas findet, was ihr wundes Herz tröstet.«

      »Ja, das hoffe ich auch, Toni! Allerdings müsste da wirklich ein Wunder geschehen!«

      »Wunder sind in Waldkogel keine Seltenheit. Die Engel auf dem ›Engelssteig‹, die passen auf uns Wald­kogler doch ganz gut auf.«

      »Ja, so ist es, Toni! Dann wollen wir mal hoffen.«

      Toni schüttelte den Kopf.

      »Net nur hoffen, Bine! Man muss daran glauben. Es kommt im Leben immer etwas Besseres nach. Burgl weiß, denke ich, dass das so ist. Wir Menschen verrennen uns manchmal in etwas, was nicht gut für uns ist. Dann bekommen wir einen tüchtigen Tritt ins Kreuz, damit wir wissen, wo es langgeht. Und nach einer ganzen Weile, da sind wir dem Himmel dankbar, dass wir in die richtige Richtung geschubst worden sind, auch wenn der Tritt recht unsanft gewesen ist und uns große Schmerzen gemacht hat.«

      »Toni, der Philosoph!«, sagte Sabine.

      »Des hat mit Philosophie nur wenig zu tun, Madl. Des ist einfach im Leben so. Der alte Alois hat mir des gesagt. Und Recht hat er. Er hat im Leben schon viel erlebt, da kannst ihn fragen.«

      Sabine hätte sich noch gern länger mit Toni unterhalten. Aber dieser hatte wenig Zeit. Es galt, den Hüttenabend vorzubereiten. Sabine setzte sich auf die Terrasse. Sie saß nicht lange alleine. Sofort setzten sich einige Burschen an den Tisch. Sabine plauderte zwanglos mit ihnen, und sie scherzten.

      *

      Burghilde erreichte das »Erkerchen«. Sie freute sich, dass sich niemand dort aufhielt. Zuerst stellte sie sich an das Geländer, das den kleinen Felsvorsprung nach unten hin absicherte. Nur so groß wie ein Zimmer hing der kleine Felsvorsprung an der Felswand, daher hatte er auch seinen Namen.

      Burghilde ließ ihre Augen über das Tal schweifen. Ja, das ist meine Heimat. Hier ist alles ruhig und geordnet. Sie schaute hinunter über die Dächer von Waldkogel und versuchte zu erraten, zu welchem Hof die großen Dächer gehörten. Mitten drin erhob sich die schöne alte Barockkirche mit ihrem Turm. Das Kreuz auf dem Turm und der Wetterhahn auf dem Dach leuchteten golden in der Abendsonne. Burgl war es, als flossen Ströme des Trostes in ihr Herz. Ich bin heimgekehrt, dachte sie. Ich bin daheim. Hier gehöre ich her. Hier stand meine Wiege. Hier war mein Herz daheim. Ich lebte zwar in Berlin, aber wie andere irgendwo einen Koffer zurücklassen, so hatte ich mein Herz in Waldkogel gelassen.

      Alles wird gut werden, dachte sie plötzlich. Sie wusste auch nicht, wa­rum diese Zuversicht in ihr aufkeimte. Sie konnte es sich nur so erklären, dass die Heimat sie mit offenen Armen aufnahm. Ich bin eben ein Madl aus den Bergen

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