Der Bergpfarrer Staffel 18 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 18 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Staffel

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so kam es dann auch…

      *

      »Das kann ich einfach nicht glauben!« Reinhold Martens schlug mit der Faust auf den Tisch und bedachte seinen jüngsten Sohn mit einem vorwurfsvollen Blick. »Mein Sohn ist durchs Examen gefallen?«

      Florian verdrehte genervt die Augen. »Nun reg dich doch bitte net so auf, Vater. Ich bin bestimmt net der Erste, der mal durch eine Prüfung gefallen ist. Das kann doch jedem passieren.«

      »Aber niemandem aus unserer Familie! Noch nie ist ein Martens durchs Examen gefallen! Dein Großvater war Jurist, ich bin es und deine beiden Brüder ebenfalls. Und du? Was machst du?«

      Florian Martens senkte schuldbewußt den Blick. »Es tut mir ja auch leid, Vater«, sagte er leise. Seine Stimme war rauh und heiser. »Das kannst’ mir schon glauben. Aber es ist nun mal nichts mehr daran zu ändern. Wobei ich ja noch…«

      »Es ist nun mal net zu ändern!« äffte Reinhold Martens seinem Sohn nach. »Das bringt dich auch nicht weiter. Wenn du ordentlich gelernt hättest, statt dich nur zu vergnügen, dann hättest du dein Examen jetzt.« Er schüttelte verständnislos den Kopf. »Wie konnte das bloß geschehen?« fragte er.

      »Nun ja… Also…« Fieberhaft suchte der junge Mann nach einer passenden Ausrede. Doch schließlich entschied er, besser die Karten endlich auf den Tisch zu legen und mit der Wahrheit rauszurücken. Hier und jetzt. »Weißt du, Vater, eigentlich verhält es sich so…« Er legte eine längere Pause ein.

      »Ja?« fragte Reinhold Martens. »Ich höre?«

      »Also gut, Vater. Vielleicht hätte ich es dir schon viel eher sagen sollen, aber es ist nun einmal so, wie es ist. Das Studium hat mich nie wirklich interessiert. Viel lieber hätte ich etwas ganz anderes gemacht.«

      »Und was?«

      Er hob die Schultern. »Das weiß ich nicht einmal genau. Ich weiß nur, daß ich nie Jurist werden wollte.«

      »Aber du hast das Studium nun einmal begonnen«, hielt der Vater entgegen. »Und du hast es weit gebracht. Wenn du das Examen bestanden hättest, könntest du schon bald deine eigene Kanzlei eröffnen. Wie es deine Brüder dir vorgemacht haben. Und jetzt? Was hast du jetzt vor?«

      »Ich könnte nach den Semesterferien in die Nachprüfung gehen. Die Möglichkeit hat mir der Professor eingeräumt, das hab’ ich dir ja eben schon sagen wollen.«

      »Du hast die Möglichkeit einer Nachprüfung?« Schlagartig erhellte sich Reinhold Martens’ Gesicht. »Na, das ist doch wunderbar!«

      »Schon.« Florian sah seinen Vater an. »Ich weiß nur nicht, ob ich das eigentlich will.«

      Sein Vater sprang ruckartig auf. »Du wirst die Prüfung wiederholen!« bestimmte er. »Ob du es willst oder nicht. Ich werd’ jedenfalls nicht zulassen, daß du diese Chance ungenutzt verstreichen läßt!«

      »Aber Vater, so versteh doch: Selbst wenn ich wollte – ich könnte die Prüfung nicht bestehen. Es ist einfach zuviel Stoff, den ich nachholen müßte. Das kann ich in zwei Monaten einfach nicht schaffen.«

      »Du wirst, mein Junge. Du wirst!« Plötzlich war der Vater ganz in seinem Element. Die Tatsache, daß sein Sohn die Möglichkeit hatte, das Ruder noch einmal herumzureißen, war ein Hoffnungsschimmer für den alten Herrn und verlieh ihm neuen Antrieb. »Ich werde gleich mal meine Beziehungen spielen lassen und den besten Nachhilfelehrer besorgen, den du dir wünschen kannst. Einen jungen Mann, der gerade erst sein Examen bestanden hat, und zwar mit Bravour. Zusammen mit ihm wirst du es schaffen!«

      Genervt verdrehte Florian die Augen. »Und wo willst du so ein Genie auf die Schnelle auftreiben?« fragte er nun leicht ironisch.

      »Das laß mal meine Sorge sein«, erwiderte sein Vater. »Ich werde das schon machen!«

      Und Florian zweifelte nicht einmal daran, daß ihm dies auch gelingen würde.

      Nachdem das Gespräch beendet war, verließ Florian das Arbeitszimmer seines Vaters.

      Sobald Reinhold Martens allein war, griff er zum Telefon. Er nahm den Hörer ab und wählte eine Nummer, die er auswendig kannte.

      Zweimal tutete es, bevor abgehoben wurde.

      »Kramer«, meldete sich eine männliche Stimme am anderen Ende der Leitung.

      »Grüß dich, Edward. Ich bin’s, Reinhold.«

      »Na, das ist ja eine freudige Überraschung! Wir haben ja lange nichts voneinander gehört, Reinhold. Was verschafft mir die Ehre deines Anrufes?«

      Martens räusperte sich kurz. »Nun, ich hätte da eine Bitte an dich.«

      »Eine Bitte? Na, dann laß mal hören, alter Freund!«

      In knappen Worten erklärte Reinhold Martens, was sich jüngst zugetragen hatte.

      »Das tut mir natürlich leid für deinen Sohn«, sagte Kramer ehrlich, nachdem sein Gesprächspartner geendet hatte. »Aber ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich für ihn tun kann.«

      »Florian hat die Möglichkeit, die Prüfung nach den Semesterferien zu wiederholen. Bloß muß er dafür noch eine Menge tun, und er hat nur zwei Monate Zeit. Daher bin ich auf der Suche nach einem wirklich guten Nachhilfelehrer für Florian.«

      »Verstehe.«

      »Ich denke dabei an einen jungen Mann, der soeben das Examen mit Bestnoten bestanden hat und bereit wäre, Florian in den Semesterferien Nachhilfe zu geben. Natürlich werde ich den jungen Mann anständig für seine Dienste bezahlen, das versteht sich von selbst. Nun, und da ich ja weiß, daß du über hervorragende Beziehungen verfügst, dachte ich mir…«

      »Schon gut«, unterbrach Kramer ihn. »Natürlich werde ich dir helfen, alter Freund. Zumindest kann ich es versuchen. Ich werde mich einmal umhören und mich so schnell wie möglich wieder bei dir melden.«

      »Ich danke dir.«

      Damit war das Gespräch beendet. Zufrieden legte Martens den Hörer auf die Gabel.

      *

      »Na, das ist ja eine Überraschung! Der Herr Bergpfarrer aus dem schönen St. Johann!«

      Sebastian Trenker, der gute Hirte von St. Johann, schirmte mit der rechten Hand die Sonnenstrahlen ab, um den Mann, der ihn angesprochen hatte und der jetzt auf ihn zukam, besser sehen zu können.

      Ein feines Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er den Mann erkannte. »Na, so was – der Lois! Schön, dich mal wiederzusehen. Ich freu mich!«

      »Ganz meinerseits!«

      Die beiden Männer erreichten sich. Hände wurden geschüttelt. Kurz musterte Sebastian Trenker den Seibold-Lois. Er war klein und rundlich, mit einem beachtlichen Bauch. Sein rundliches Gesicht strahlte wie immer, und auf seinen wulstigen Lippen lag ein feistes Grinsen. Obwohl er bereits die Sechzig überschritten hatte, war er ein rüstiger Mann, der sicher innerlich noch jünger war als manch 40-jähriger.

      Lois war der Bürgermeister von Steinbach. Sebastian Trenker wollte hier einem alten Freund nach langer Zeit mal wieder

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