Der Bergpfarrer Staffel 18 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 18 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Staffel

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kühle Luft entgegen. Ein frischer Wind wehte, aber die Temperaturen waren angenehm. Der Himmel war beinahe wolkenlos, und die Sonne sandte wärmende Strahlen vom Himmel und tauchte die Gipfel der nahen Berge in wundervollen goldenen Glanz.

      Tief sog das Madl die frische, würzige Luft ein. Der Wind wehte den Geruch wilder Wiesen und reifenden Korns herüber.

      Wie schön das Leben doch sein könnte, dachte Alex und ertappte sich dabei, daß sie schon wieder über den Streit mit dem Vater nachdachte.

      Nein, jetzt wird net weiter darüber nachgedacht! rief sie sich rasch zur Ordnung.

      Statt dessen dachte sie nun über etwas anderes nach, während sie ein paar Schritte ging, um sich etwas die Füße zu vertreten. Sie dachte an den Nachhilfeunterricht, den sie in den nächsten acht Wochen geben würde.

      Dieser Job kam wirklich wie gerufen. Und alles war so überraschend gekommen. Herr Kramer, ehemaliger Professor der Universität, war von einem Freund gebeten worden, den Studenten ausfindig zu machen, der in diesem Jahr das Examen mit Bestnoten bestanden hatte. Dabei war er auf Alex gestoßen. Sie hatte das Examen wirklich mit Bravour bestanden, aber darauf bildete sie sich nichts ein. Sie war keine Streberin. Sie hatte lediglich ein Ziel vor Augen gehabt und dieses Ziel durch Fleiß und Disziplin erreicht.

      Herr Kramer hatte sie gefragt, ob sie Lust hätte, einem jungen Mann aus der Stadt für zwei Monate Nachhilfe zu geben. Und als er ihr sagte, daß der Vater des jungen Mannes sie auch ordentlich dafür bezahlen würde, hatte sie keine Sekunde mehr gezögert und sofort zugesagt.

      Heute sollte er ankommen. Alex war gespannt. Sie wußte nicht mehr über ihn als seinen Namen.

      Florian Martens.

      Und auch mit seinem Vater hatte sie bisher nicht gesprochen. Alles war über Herrn Kramer gelaufen, der sozusagen als Vermittler fungiert hatte. Herr Martens senior schien ein vielbeschäftigter Mann zu sein. Nun, er war ja auch Jurist, und vielleicht würde es Alex irgendwann auch einmal so ergehen.

      Jetzt war sie aber erst einmal gespannt auf ihren Nachhilfeschüler.

      *

      »Nun rück schon raus mit der Sprache, Lois: Welche Sorgen plagen den Gruber-Johannes?«

      Sebastian Trenker, der junge Bergpfarrer von St. Johann, wischte sich mit der Serviette den Mund ab, während er diese Frage stellte. Das Essen hatte einfach fabelhaft geschmeckt. Deftige Hausmannskost und dazu ein frisches gutgezapftes Bier mit ordentlich Schaum obenauf. Genau das, wofür der »Blecherne Krug« bekannt war.

      Der Lois nahm einen großen Schluck Bier. Mit der Hand wischte er sich den Schaum vom Mund. »Es geht um seine Tochter«, erklärte er anschließend.

      »Die Alex?« Sebastian blickte auf. »Ist denn was mit dem Madel?«

      Der Bürgermeister hob die Schultern. »Wie man’s nimmt.

      Sie möcht’ halt von zu Hause fort und sich in der Kreisstadt eine

      eigene Wohnung nehmen. Ist ja auch eigentlich alt genug, das Madl.«

      »Sicher. Aber wahrscheinlich paßt’s dem Johannes ganz und gar net, daß seine Tochter ihr Leben selbst in die Hand nimmt«, schlußfolgerte Sebastian Trenker.

      »Genau das ist das Problem, Sebastian. Der Johannes möcht’, daß das Madel bei ihm auf dem Hof bleibt. Ist richtig verbohrt, der alte Griesgram. Die ganze Sache nimmt ihn sehr mit. Im Moment ist mit dem alten Haudegen gar net gut Kirschen essen. Vielleicht solltest’ dir noch mal überlegen, ob du wirklich zu ihm gehst. Bei der Laune, die er im Moment hat, verdirbt er dir sonst noch deinen Aufenthalt in unserem schönen Steinbach.«

      Lächelnd schüttelte der Pfarrer den Kopf. »Da mach dir mal nur keine Sorgen, Lois. Ich bin hart im Nehmen. Und wer weiß, vielleicht kann ich ja sogar helfen, die Situation etwas zu entspannen.«

      Lois hob die Schultern. »Wenn du meinst. Ich kann dir nur sagen, daß man mit ihm im Moment kein vernünftiges Wort über die Sache reden kann, und glaub nur net, ich hätt’s net schon versucht…«

      »Ich werd’s schon schaffen«, sagte der junge Bergpfarrer von St. Johann zuversichtlich. Er hatte in all den Jahren gelernt, daß Optimismus das A und O im Leben war.

      Nachdem er sich von dem Bürgermeister verabschiedet hatte, verließ der Pfarrer das Wirtshaus. Dabei dachte er weiter über den Gruber-Johannes nach.

      Eigentlich überraschte es ihn nicht sonderlich, daß die Ankündigung seiner Tochter, sich eine eigene Wohnung zu suchen, für Unruhe in der Familie sorgte. Johannes Gruber hatte schon immer seine ganz eigenen Vorstellungen über das Leben seiner Tochter gehabt. Und die waren klar: sie sollte zusammen mit ihrem Bruder auf dem Hof bleiben und ihn irgendwann einmal weiterführen.

      Sebastian hatte schon immer befürchtet, daß es in dieser Hinsicht einmal zu Ärger kommen könnte. Alex war ein liebes, freundliches Madl. Aber sie hatte ihren eigenen Kopf, und es war schon lange abzusehen, daß sie irgendwann einmal ihr Leben selbst in die Hand nehmen würde. Und das konnte der Pfarrer nur zu gut verstehen. Sie hatte halt ihre eigenen Wünsche für die Zukunft, wie jeder Mensch, und man konnte niemanden zu etwas zwingen, das er nicht tun wollte.

      Na, mal sehen, was der alte Brummbär sagt, wenn ich ihm mal ordentlich ins Gewissen rede! dachte Sebastian Trenker, als er sich auf den Weg machte.

      Auf den Weg zum Gruber-Hof.

      *

      Florian Martens saß in seinem schnittigen Sportwagen und fuhr auf der Landstraße Richtung Steinbach.

      Seine Stimmung näherte sich mehr und mehr dem Nullpunkt, je kürzer die Distanz zu seinem Ziel wurde.

      Es war aber auch eine unmögliche Idee von seinem Vater gewesen, ihn in dieses Dorf zu schicken!

      Florian war ein Stadtmensch. Er liebte das turbulente, aufregende Leben, liebte es, in angesagte Diskotheken und Lokale zu gehen, bis in die Nacht zu feiern und sich mit hübschen Mädchen zu vergnügen, die auf seiner Wellenlänge waren.

      Und dann zwei Monate in dieser Gegend verbringen, in der sich Fuchs und Gans Gute Nacht sagten?

      Nein, das konnte einfach nicht gutgehen, das stand für den gutaussehenden Burschen fest.

      Er hatte seinen Vater gebeten, den jungen Mann, der ihm Nachhilfeunterricht erteilen sollte, doch in die Stadt einzuladen. Die Martens besaßen ein großes Grundstück mit vielen Gästezimmern. Das wäre also überhaupt kein Problem gewesen.

      Aber sein Vater hatte anders entschieden. Ihm kam es gerade recht, daß der ausgewählte Nachhilfelehrer auf dem Lande lebte.

      »Dort kannst du in aller Ruhe lernen und wirst ganz sicher nicht in Versuchung geführt, dir die Nächte in verräucherten Diskotheken und Bars um die Ohren zu schlagen!« hatte Reinhold Martens entschlossen gesagt.

      Wie wahr, dachte Florian bissig. Er glaubte nämlich nicht, daß es in Steinbach viel Möglichkeiten zum Ausgehen gab.

      Wieder einmal.

      Aber vielleicht lag das auch daran, daß der Bursche gar nicht wußte, was er überhaupt machen wollte. Er hatte keinen Berufswunsch, hatte keine Ahnung, wie seine Zukunft aussehen sollte. Daß er aber nicht sein ganzes

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