Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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taten ihr gut. Und irgendwann sank sie hinüber in einen schweren traumlosen Schlaf.

      Es war schon Mittag, als Lioba erwachte. Die Sonne schien durch das offene Fenster. Lioba schaute auf die Uhr. Zuerst erschrak sie. Dann erinnerte sie sich. Sie blieb liegen. Sie kuschelte sich wieder unter die Decke, wie ein Kind, das nicht aufstehen will, um zur Schule zu gehen. Es war ihr gleichgültig, daß der Kiosk geschlossen war. Sie hatte keine Kraft.

      Es dauerte eine Weile, bis sich Lioba aufraffen konnte und aufstand. Sie schaltete die Kaffeemaschine ein und ging unter die Dusche. Aber selbst das kalte Wasser erinnerte sie an Waldkogel. Das Wasser war kalt wie das klare Wasser im Bergsee von Waldkogel, in dem sie nachts mit Edgar geschwommen war.

      Lioba ließ sich das Wasser über den Kopf laufen, als könnte es die Gedanken aus ihrem Kopf fort-spülen. Erst als sie fror, drehte sie die Brause ab. Lioba zog sich an und trank Kaffee. Hunger verspürte sie nicht. Sie holte ihr Handy und schaute nach.

      Richtig! Wie sie vermutet hatte, fand sie eine Nachricht von Urban. Ihr wurde schwarz vor Augen, als sie den Anrufbeantworter abhörte.

      Hallo, liebe Mama!

      Entschuldige, daß ich mich gestern nicht gemeldet habe. Ich bin in Waldkogel. Ich kann mich am Montag bei dem Bauern vorstellen. Polly, die mich mitgenommen hat, will mich hinbringen und ein gutes Wort für mich einlegen. Außerdem habe ich noch eine gute Nachricht für dich! Ich habe ein Madl kennengelernt. Sie heißt Petra und wohnt im Forsthaus. Mama, es war Liebe auf den ersten Blick! So werde ich über das Wochenende viel Zeit mit Petra verbringen. Waldkogel gefällt mir gut. Ich hoffe, du bist mir nicht böse. Ich werde jetzt mit Petra eine Wanderung machen. Ich denke an dich! Willst du nicht auch nach Waldkogel kommen? Wir können zu dritt wandern gehen! Ach, Mama, ich möchte dir so viel sagen, aber dann wird das Handygespräch zu teuer. Fühle dich umarmt, Mama. Bis bald!

      Lioba griff sich an die Brust. Ihr Herz klopfte zum Zerreißen.

      »Oh, Gott! Warum das alles?

      Warum das alles nach so langer Zeit?

      Warum das alles zusammen? Eine Einladung nach Waldkogel, ein Bild von Edgar, eine Möglichkeit für Urban und dann lernt er auch noch ein Madl in Waldkogel kennen?

      Warum das alles?

      »Warum das alles auf einen Tag?« flüsterte Lioba vor sich hin.

      »Wie soll das weitergehen?«

      Lioba hatte noch nie Urlaub gemacht. So beschloß sie, den Kiosk nicht zu öffnen. Sie brauchte Zeit für sich und wenn es nur ein einziger Tag war. Sie mußte Ruhe haben. Sie wollte nachdenken. Sie war gezwungen, eine Entscheidung zu treffen.

      Lioba machte sich dann doch ein Brot mit Marmelade. Sie zwang sich, etwas zu essen. Danach fühle sie sich etwas besser. Sie schaute aus dem Fenster.

      Sie ging ins Schlafzimmer und setzte sich auf ihr Bett. Sie überlegte, wie sie den Tag verbringen wollte. Es gab genug Hausarbeit zu machen. Lioba öffnete jeden Morgen um sechs Uhr den Kiosk und schloß erst um neun Uhr abends. Das war ein langer Tag. Hausarbeit und Buchhaltung bewältigte sie nebenbei, meistens in der Nacht.

      Lioba entschloß sich, in die Berge wandern zu gehen. Dort konnte ihre wunde Seele Kraft tanken. So war es immer gewesen. Die Berge, die hatten ihr Trost und Ruhe gegeben in all den Jahren. Lioba wußte auch genau, wohin sie wollte. Es gab oberhalb von Kirchwalden eine Plattform. Von dort aus konnte man an klaren Tagen bis nach Waldkogel sehen. Den »Engelssteig« und das »Höllentor« sah man meistens recht gut. In den letzten Jahren, während Urban studierte, war Lioba oft allein dort hingegangen, wenn die Sehnsucht zu groß geworden war. Nach dem geliebten Waldkogel wollte sie nicht. Aber ein Blick von weitem, das gestattete sie sich.

      Lioba zog ihre Wanderkleidung an, Kniebundhosen, dicke Strümpfe, Wanderschuhe, Bluse und eine ärmellose Weste darüber. Die Wanderjacke schnallte sie sich auf den gefüllten Rucksack. Lioba fuhr mit dem Auto zum Parkplatz, an dem der Wanderweg begann. Dann ging sie los. Nach einer Stunde erreichte sie ihr Ziel. Lioba setzte sich auf eine Bank und schaute durch das Fernglas. Es war ein besonders klarer Tag und die Sicht sehr gut. Durch das Fernglas kamen die Dächer von Waldkogel etwas näher. Doch in Gedanken und in Liobas Herzen war Waldkogel ganz nah.

      Lioba verbrachte den ganzen Tag dort oben. Sie dachte viel nach. Nach zähem inneren Ringen stand ihr Entschluß fest. Sie wollte Urban keine Steine in den Weg legen. Wenn er sein Glück in Waldkogel finden sollte, dann würde sie ihn ziehen lassen. Sie gestand sich auch ein, daß sie niemand anderem als sich selbst den Vorwurf machen konnte, daß es so gekommen war. Sie hatte damals einfach nachgegeben, auf ihre Lie-

      be verzichtet. Ich hätte kämpfen müssen, nicht brav und angepaßt sein!

      Nun ist es zu spät, dachte sie. Ist es das wirklich? Sie kam erneut ins Grübeln. Lioba blieb, bis der Mond und die Sterne am Nachthimmel standen. Dann suchte sie im Schein ihrer Stablampe den Weg zu ihrem Auto.

      Die Ampel in Kirchwalden war rot. Lioba sah die Straßenschilder. Sie laß das Richtungsschild, das den Weg nach Kirchwalden zeigte. Die Ampel wurde grün. Lioba fuhr ab. Sie bemerkte erst nach einigen Metern, daß sie falsch gefahren war und auf den Weg nach Waldkogel war. Sie fuhr rechts heran und wollte wenden. Lange saß sie unentschlossen im Wagen. Autos fuhren vorbei. Lioba konnte nicht wenden. Sie mußte noch ein Stück weiterfahren. Sie fuhr erneut rechts ran.

      Plötzlich erschien ihr der Gedanke sehr verführerisch, einfach bis Waldkogel durchzufahren. Es war Nacht. Niemand würde sie sehen. Außerdem, wer kennt mich noch? Edgars Eltern sind sicherlich schon gestorben. Über fünfundzwanzig Jahre sind eine lange Zeit. Der Alois ist auf der Berghütte. Urban nächtigt vielleicht mit seiner Petra in einer Schutzhütte, so wie ich und Edgar es einst getan haben. Edgar wird daheim bei seiner Frau sein. Selbst wenn ich einmal am Pircher Hof vorbeifahre, er kennt mein Auto nicht, kann mich in der Dunkelheit nicht sehen, sollte er zufällig über den Hof gehen.

      Lioba spürte eine Stärke in sich, wie sie sie die ganzen Jahre nicht gespürt hatte. Ein Gefühl, daß endlich ein neuer Lebensabschnitt begonnen hatte, machte sich in ihrem Herzen breit. Urban findet sein Glück in Waldkogel – vielleicht – wahrscheinlich – möglich? So dachte Lioba. Ich kann Waldkogel nicht bis ans Ende meiner Tage meiden. Ich muß mich stellen.

      Lioba fuhr weiter. Sie fuhr langsam. Sie drehte die Fenster herunter und atmete die klare Luft. Sie war damals schon davon überzeugt gewesen, daß ein ganz besonderer Duft die Luft in Waldkogel ausmachte. Ja, es roch noch immer so. Da war er, der Duft nach Tannen, Wiesen und Kräutern. Er hatte sich tief eingeprägt, wie der Duft des Weihnachtsbaumes im Wohnzimmer ihrer Kindheit. Je näher Lioba Waldkogel kam, desto mehr spürte sie, daß eine Veränderung in ihr vorging.

      Was auch immer war, dachte sie, Waldkogel ist irgendwie Heimat für mich.

      Lioba fuhr langsam die Hauptstraße entlang. Sie besah sich die Häuser, das Rathaus, die schöne Barockkirche. Das Tor zum Friedhof stand offen. Aus dem Fenster der Kirche fiel Licht auf die Straße. Stimmen drangen an ihr Ohr.

      Wohin jetzt? Lioba überlegte kurz. Das blaue Schild mit der Aufschrift Parkhaus, gab den Ausschlag. Lioba fuhr in die Tiefgarage des Hotels »Zum Ochsen«.

      Sie schulterte ihren Rucksack und fuhr mit dem Aufzug hinauf in die Empfangshalle. Lioba schaute sich um. Sie erkannte sofort, daß umgebaut worden war. Ja, die Zeit bleibt nicht stehen.

      »Haben Sie noch ein Zimmer?« fragte Lioba am Empfang.

      Der

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