Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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      Xaver Baumberger fuhr Sebastian durch das Haar.

      »Ich weiß, daß ihr schon groß seid. Und leichtsinnig seid ihr auch net. Trotzdem kann ich net anders, als es zu sagen. Des ist eben so bei Erwachsenen, die sagen Sachen oft immer und immer wieder. Damit will ich nur sagen, wie sehr ich euch mag und es schlimm wäre, wenn euch etwas zustoßen würde. Doch nun geht! Ich werde den Toni und die Anna anrufen und ihnen sagen, daß ihr etwas später dran seid, weil ihr noch lange mit dem jungen Hasen gespielt habt.«

      Die Kinder liefen los. Xaver Baumberger schaute ihnen nach und freute sich, daß das Schicksal die beiden zu ihnen geführt hatte. Die Ehe von Toni und Anna war bisher kinderlos. Wenn es ihnen so gehen sollte, wie Zilli und ihrem Mann, dann haben sie wenigstens Ersatzkinder, den Basti und die Franzi. Dankbar warf Xaver Baumberger einen Blick hinauf zum Gipfel des »Engelssteigs«.

      Es ist nicht schön, wenn ein Paar keine Kinder hat. Wenn dann einer geht oder auch später im Alter, dann ist es besonders schlimm. Die arme Zilli. Jetzt ist sie ganz allein. Was soll mal später werden? Wer soll den Hof übernehmen, in den sie und ihr Mann so viele Arbeit gesteckt haben? So redete Xaver Baumberger mit den Engeln auf dem »Engelssteig«. Er bat um Beistand für Zilli und ein Ereignis, das glücklich machen würde. Dabei wußte Xaver auch nicht, was geschehen könnte. Aber die Engel und der Herrgott und die Heiligen, die werden es schon wissen. So vertraute er Zilli der himmlischen Fürsorge an.

      Dann fuhr Xaver Baumberger zurück.

      Meta saß mit Zilli in der Küche hinter dem Wirtsraum. Die beiden Frauen hatten schon alles beredet. Es sollte nachmittags Kaffee und Kuchen geben und später Abendessen und Bier vom Faß. »Beim Baumberger« wird an diesem Tag wegen einer Feier geschlossen, aber in Wirklichkeit würde wohl jeder aus Waldkogel vorbeischauen und mitfeiern. Es sollte auch Tanz geben für die Jungen und die Älteren, die die Füße nicht stillhalten konnten. Die Musiker würden im Nebenzimmer spielen. Dort könnte auch getanzt werden.

      Bald waren alle Einzelheiten besprochen und Zilli verabschiedete sich. Xaver und Meta brachten sie hinaus und sahen ihr eine Weile nach, wie sie die Hauptstraße von Waldkogel entlang schritt.

      *

      Cäcilia Draxel ging nicht nach Hause. Sie hatte sich für diesen Tag noch etwas anderes vorgenommen. Sie steuerte das Pfarrhaus an. Als sie läutete, kam Helene Träutlein zur Tür, die Haushälterin von Pfarrer Heiner Zandler.

      »Grüß Gott, Zilli! Der Herr Pfarrer wartet im Garten auf dich!«

      »Grüß Gott, Helene! Danke!«

      »Willst du Kaffee oder Tee oder ein Saft?«

      »Danke! Ich komme soeben von den Baumbergers. Ich habe mit der Meta schon mehrere Tassen Kaffee getrunken. Hast du ein Wasser? Oder einen kalten Saft?«

      »Freilich! Ich habe sogar etwas ganz Besonderes. Ich habe ein neues Rezept ausprobiert: kalte Waldmeisterlimonade auf Pfefferminzbasis. Des ist genau der richtige Durstlöscher an so einem heißen Tag wie heute.«

      Helene Träutlein brachte Cäcilia in den Garten. Pfarrer Zandler saß in der Gartenlaube. Er stand auf, als er Zilli kommen sah.

      »Grüß Gott, Herr Pfarrer! Danke, daß Sie sich so schnell Zeit für mich nehmen.«

      »Grüß Gott, Cäcilia! Des ist meine Aufgabe. Ich bin für meine Schäfchen da, wenn sie mich brauchen.«

      Der Geistliche bot Zilli einen Platz an. Sie plauderten über das Wetter und die angenehme Kühle in der Gartenlaube, bis Helene mit einem Krug und zwei Gläsern kam. Als langjährige Haushälterin stellte sie nur kurz das Tablett ab und verschwand sofort wieder im Haus. Sie wußte, was sich gehört.

      Pfarrer Zandler schenkte ein. Sie tranken. Helenes selbstgemachte Limonade schmeckte wirklich köstlich.

      »So, Madl! Was hast auf dem Herzen? Dein Anruf hat mich doch ein bisserl überrascht heute morgen, Cäcilia.«

      Pfarrer Zandler nannte Zilli meistens Cäcilia.

      »Ja, Herr Pfarrer! Ich habe heute nacht länger wach gelegen – mal wieder«, sie lächelte etwas verlegen. »Es ist net schön, so wie es ist. Ich komme gut mit allem zurecht. Habe genug Geld, damit ich meine Hilfskräfte anständig bezahlen kann. Die sind net nur während des Sommers auf dem Hof und auf unserer Alm. Naa, naa! Die bekommen ihren Lohn des ganze Jahr. Aber ich habe Sorgen. Was soll mal später aus dem Hof werden? Darüber habe ich mir seit langem viele, viele Gedanken gemacht. Dabei habe ich mich immer gefragt, was würde mein lieber Mann dazu sagen.«

      Cäcilia seufzte.

      »Dein Mann war ein prächtiges Mannsbild. Manchmal denke ich, daß der Herrgott so einen tüchtigen Burschen im Himmel gebraucht hat.«

      »Ja, so wird es gewesen sein, Pfarrer Zandler. Da muß ich zurückstehen. Aber was soll ich mit dem Hof machen? Die Schwester meines Mannes, also meine Schwägerin, die ist weit fortgezogen. Sie hat in der französischen Schweiz einen Hotelier geheiratet. Deren Kinder sind alle im Hotelfach und in alle Welt verstreut. Die wollen den Hof sicherlich net. Wenn ich ihnen den Grund und Boden vermache, dann tun sie den doch nur verkaufen. Des will ich net. Meine Verwandte wohnen in Marktwasen. Sie haben die Landwirtschaft aufgegeben. Die Kinder arbeiten alle in Berufen in Kirchwalden. Der Älteste ist bei der Post und die beiden Madln eignen sich auch net als Bäuerin. Also muß ich mir was einfallen lassen, sagte ich mir. In einigen Wochen werde ich fünfzig Jahre. Bis dorthin will ich das geregelt haben.«

      Pfarrer Zandler schaute Cäcilia Draxel ernst an. Er räusperte sich.

      »Krank bist aber net?«

      Sie lachte.

      »Naa! Der Martin hat mich letzte Woche untersucht. Ich bin kerngesund und kann hundert werden, sagt er. Trotzdem muß des geregelt werden. Des mit dem Hof liegt mir wie eine Last auf den Schultern und drückt mich nieder. Es ist, als läge ein großer Stein auf meinem Herzen.«

      Pfarrer Zandler hörte nur zu. Er ließ Zilli reden. Er trank einen Schluck.

      »Also – ich habe niemanden, der Interesse an dem Hof hat. Erben, meine Nichten und Neffen und auch die von meinem Mann, die gibt es schon. Aber ich bin sicher, daß die alle sofort verkaufen würden. Dann wäre des zu Ende: die Tradition von so vielen Generationen. Schon allein bei der Vorstellung krampft sich mein Herz zusammen.«

      Zilli trank ihr Glas aus. Pfarrer Zandler schenkte ihr nach.

      »Wissen Sie, es muß doch jemand zu finden sein, der den Hof weiterführt! Meinen S’ net auch?«

      »Was willst damit sagen, Cäcilia?«

      Die Bäuerin schaute Pfarrer Zandler in die Augen. Sie holte ihr Taschentuch aus der Schürzentasche ihres Dirndls und schneuzte sich die Nase. Es ging ihr doch recht nah.

      »Mein guter Mann und ich, wir haben oft drüber geredet, was wir machen, wenn des in den nächsten Jahren nix mehr werden sollte mit einem Kind. Dann wollten wir eines annehmen oder auch zwei, ein Madl und einen Bub. Älter sollten sie schon sein, dachten wir. Die meisten Leut’, die wollen nur Säuglinge und Kleinkinder. Wir dachten, daß die Waisenhäuser voll sind von älteren Kindern, die niemand haben will. Irgendwann müssen die das Waisenheim verlassen. Dann sind diese armen Würmchen ganz auf sich gestellt, haben niemand. Des muß schwer sein, keine richtige Heimat zu haben!«

      Cäcilia

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