Honoré de Balzac – Gesammelte Werke. Honore de Balzac

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Honoré de Balzac – Gesammelte Werke - Honore de Balzac Gesammelte Werke bei Null Papier

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er­glänz­te, »du bist mei­ner Zu­nei­gung wert. Des­halb sollst du auch für dei­nen Ei­fer in mei­nem Ge­schäf­te reich be­lohnt wer­den.«

      Bei die­sen Wor­ten wuchs der Kauf­mann eben­so­sehr in sei­nen ei­ge­nen wie in Po­pi­nots Au­gen; er sprach sie mit je­ner nai­ven Em­pha­se des Bour­geois aus, die die ko­mi­sche Wich­tig­keit, die er dar­auf leg­te, zum Aus­druck brach­te.

      »Wie? Ha­ben Sie wirk­lich mei­ne Lie­be ge­ahnt, mei­ne Lie­be zu …«

      »Zu wem?«

      »Zu Fräu­lein Cäsa­ri­ne.«

      »Don­ner­wet­ter, mein Jun­ge, du bist nicht blö­de«, rief Bi­rot­teau aus. »Aber be­hal­te die Sa­che als dein Ge­heim­nis; ich ver­spre­che dir, daß ich sie ver­ges­sen will; mor­gen sollst du von mir fort­ge­hen. Aber ich bin dir nicht böse; an dei­ner Stel­le hät­te ich, weiß der Teu­fel, ge­nau so ge­han­delt. Sie ist ja so schön!«

      »Ach, lie­ber Herr Bi­rot­teau!« sag­te der Kom­mis und fühl­te, wie sein Hemd vom Schweiß der Auf­re­gung feucht wur­de.

      »Höre, mein Jun­ge, das ist kei­ne Sa­che von heu­te auf mor­gen. Cäsa­ri­ne ist Her­rin über sich, und ihre Mut­ter hat ihre Ab­sich­ten mit ihr. Also er­man­ne dich, trock­ne dei­ne Au­gen, hal­te dein Herz im Zau­me und re­den wir nicht mehr da­von. Nicht, daß ich mich dei­ner als Schwie­ger­sohn schä­men wür­de; du bist der Nef­fe des Herrn Po­pi­not, Rich­ter am Tri­bu­nal ers­ter In­stanz, du bist Ra­g­ons Nef­fe, du hast das Recht, vor­wärts zu kom­men wie je­der an­de­re, aber es gibt da ver­schie­de­ne Wenns und Abers! Aber was für eine Teu­fels­ge­schich­te hast du mir da mit­ten in eine ge­schäft­li­che Be­spre­chung hin­ein­ge­wor­fen! Jetzt setz dich mal hier auf die­sen Stuhl und laß den Ver­lieb­ten dem Kom­mis Platz ma­chen. Po­pi­not, bist du ein Mann?« sag­te er und sah sei­nen Kom­mis scharf an. »Hast du den Mut, mit et­was zu kämp­fen, was stär­ker ist als du, und dich mit dei­nem Geg­ner Auge in Auge zu schla­gen?«

      »Ja­wohl, Herr Bi­rot­teau.«

      »Ei­nen lang­wie­ri­gen und ge­fähr­li­chen Kampf durch­zu­füh­ren?«

      »Worum han­delt es sich?«

      »Das Ma­kassar­öl zu ver­nich­ten!« sag­te Bi­rot­teau und rich­te­te sich auf wie ein Held Plut­archs. »Aber täu­schen wir uns nicht dar­über, der Feind ist stark, wohl ver­schanzt, furcht­bar. Das Ma­kassar­öl hat sich glän­zend ein­ge­führt. Die Auf­ma­chung ist sehr ge­schickt; die vier­e­cki­gen Fla­schen ha­ben eine ori­gi­nel­le Form. Bei mei­nem Pro­jekt habe ich an drei­e­cki­ge ge­dacht; aber nach reif­li­chem Über­le­gen wür­de ich klei­ne Fla­schen aus dün­nem Gla­se, die mit Rohr um­floch­ten sind, vor­zie­hen; sie wür­den ein ge­heim­nis­vol­les Aus­se­hen ha­ben und die Kund­schaft liebt das, was sie neu­gie­rig macht.«

      »Das wird aber teu­er wer­den«, sag­te Po­pi­not. »Man müß­te al­les so bil­lig wie mög­lich ein­rich­ten, da­mit man den De­tail­lis­ten einen ho­hen Ra­batt be­wil­li­gen kann.«

      »Rich­tig, mein Jun­ge, das sind ge­sun­de Grund­sät­ze. Aber den­ke dar­an, daß sich das Ma­kassar­öl weh­ren wird! Es prä­sen­tiert sich gut, es hat einen ver­füh­re­ri­schen Na­men. Man ver­kauft es als Im­port aus dem Aus­lan­de und das uns­ri­ge ist un­glück­li­cher­wei­se ein Hei­mats­pro­dukt. Also fühlst du die Kraft in dir, Po­pi­not, das Ma­kassar zu ver­nich­ten? Zu­nächst könn­test du ihm bei über­see­i­schen Lie­fe­run­gen den Rang ab­ja­gen: das Ma­kassar­öl scheint wirk­lich aus In­di­en zu kom­men; nichts ist na­tür­li­cher, als daß man den In­di­ern ein fran­zö­si­sches Er­zeug­nis sen­det, an­statt ih­nen et­was zu­rück­zu­schi­cken, was sie ge­hal­ten sind, uns zu lie­fern. Den Klein­han­del hast du si­cher! Aber es heißt kämp­fen, im Aus­lan­de wie in der Pro­vinz! Auch die Re­kla­me für das Ma­kassar­öl ist gut auf­ge­macht, man darf sich sei­ne Macht nicht ver­heh­len, es ist in Mode, das Pub­li­kum kennt es.«

      »Ich wer­de es ver­nich­ten«, rief Po­pi­not mit glü­hen­den Au­gen.

      »Aber wie?« sag­te Bi­rot­teau. »Du hast das Feu­er der Ju­gend; aber höre mich zu Ende.«

      An­selm stell­te sich hin, wie ein Sol­dat vor ei­nem Mar­schall von Frank­reich prä­sen­tiert.

      »Po­pi­not, ich habe ein Öl er­fun­den, das den Haar­wuchs be­för­dert, den Haar­bo­den an­regt und die Haar­far­be bei­den Ge­schlech­tern er­hält. Die­se Es­senz wird kei­nen ge­rin­ge­ren Er­folg ha­ben als mei­ne Pas­te und mein Haut­was­ser; aber ich will die­se Er­fin­dung nicht selbst aus­beu­ten, da ich dar­an den­ke, mich vom Ge­schäf­te zu­rück­zu­zie­hen. Du, mein Kind, sollst das Co­ma­gen­öl her­aus­brin­gen. (Es heißt nach dem la­tei­ni­schen Wort coma, das Haar be­deu­tet, wie Herr Al­bert, der Leib­arzt des Kö­nigs, sagt. Die­ses Wort fin­det sich auch in dem Trau­er­spiel Be­re­ni­ce, wo Ra­ci­ne einen Kö­nig von Co­ma­ge­na auf­tre­ten läßt, den Ge­lieb­ten die­ser schö­nen Kö­ni­gin, die durch ihr schö­nes Haar so be­rühmt war, und de­ren Ge­lieb­ter, si­cher, um ihr zu hul­di­gen, sei­nem Rei­che die­sen Na­men ge­ge­ben hat! Wie­viel Geist die großen Ge­nies be­sit­zen! Sie be­schäf­ti­gen sich mit den kleins­ten De­tails.)«

      Der klei­ne Po­pi­not blieb bei die­ser al­ber­nen Par­en­the­se, die of­fen­bar für ihn, als einen Men­schen von Bil­dung, ein­ge­scho­ben war, ganz ernst.

      »Ich habe mein Auge auf dich ge­wor­fen, An­selm, du sollst ein Groß­han­dels­haus der Dro­ge­rie in der Rue des Lom­bards grün­den«, sag­te Bi­rot­teau. »Ich wer­de dein stil­ler Ge­sell­schaf­ter sein und dir das nö­ti­ge Geld vor­stre­cken. Nach dem Co­ma­gen­öl wer­den wir es auch mit Va­nil­len­es­senz und mit Pfef­fer­minz­geist ver­su­chen. Kurz, wir wol­len ge­gen die Dro­ge­rie los­ge­hen und ihre Fa­bri­ka­ti­on um­ge­stal­ten, in­dem wir die Pro­duk­te statt im Na­tur­zu­stand als kon­zen­trier­te in den Han­del brin­gen. Bist du nun zu­frie­den, du ehr­gei­zi­ger Jun­ge?«

      An­selm ver­moch­te nicht zu ant­wor­ten, so er­regt war er, aber sei­ne Au­gen, die voll Trä­nen wa­ren, ant­wor­te­ten für ihn. Das Aner­bie­ten schi­en ihm von vä­ter­li­cher Nach­gie­big­keit dik­tiert zu sein und zu sa­gen: Ver­die­ne dir Cäsa­ri­ne, in­dem du reich und an­ge­se­hen wirst.

      »Herr Bi­rot­teau,« er­wi­der­te er end­lich, wo­bei er des­sen Er­re­gung für Er­stau­nen hielt, »auch ich wer­de Er­folg ha­ben!«

      »Genau so war ich,« rief der Par­füm­händ­ler aus, »ge­nau so habe ich ge­spro­chen. Wenn du auch mei­ne Toch­ter nicht er­rin­gen soll­test, so wirst du je­den­falls ein Ver­mö­gen er­wer­ben. Nun, mein Jun­ge, was hast du denn?«

      »Las­sen Sie mich we­nigs­tens hof­fen, daß, wenn ich das eine er­wer­be, ich auch die an­de­re er­hal­ten wer­de.«

      »Zu hof­fen kann ich dir nicht ver­bie­ten«, sag­te Bi­rot­teau, ge­rührt von dem Ton, in dem An­selm sprach.

      »Also,

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