Der Bergpfarrer Staffel 9 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 9 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Staffel

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Zimmer, nur für eine Nacht?

      Das war eher ungewöhnlich. Außerdem wollte die Pensionswirtin für zwei Tage zu ihrer Schwester fahren, die in der Kreisstadt wohnte. Reservierungen gab es für die Zeit nicht, und Ria wollte die Gelegenheit nutzen, mal wieder ausgiebig mit Franzi zu plaudern.

      Als sie jetzt allerdings Wolfgang Arnhäuser vor sich stehen sah, wurde ihr mütterliches Herz doch weich. Er war ihr sympathisch und am besten gefiel ihr, was er erzählt hatte. Von dem Streit mit der Freundin und der Hoffnung auf Versöhnung, an deren Geburtstag.

      Also schön, überlegte sie. Dann fahr’ ich eben morgen, wenn der Herr Arnhäuser abgereist ist.

      »Ich geb’ Ihnen das Zimmer«, sagte sie. »Frühstücken können S’ ab sieben Uhr.«

      »Ach, das ist für einen Sonntag viel zu früh«, meinte er. »Außerdem könnt’s heut’ abend ja spät werden…«

      Ria brachte ihn auf das Zimmer. Wolfgang nickte zufrieden und packte seinen Koffer aus. Die Blumen hatte er der Wirtin mitgegeben, damit sie den Strauß, bis zum Abend ins Wasser stellte.

      Eine Dusche wäre jetzt nicht schlecht, überlegte er. Nach der langen Autofahrt brauchte er dringend eine Erfrischung. Und anschließend vielleicht einen Kaffee.

      Wolfgang legte sich saubere Sachen zum Anziehen bereit und genoß anschließend das prasselnde Wasser der Dusche. Zufrieden trat er eine halbe Stunde später auf die Straße und spazierte zum Hotel zurück. Ein großes Stück Apfelkuchen, dazu ein Kännchen Kaffee, das weckte seine Lebensgeister vollends, und während er es sich schmecken ließ, stellte er sich vor, welche Augen Nicole machen würde, wenn er sie später überraschte.

      Nach dem Kaffeetrinken ging er zur Kirche hinüber. Sie schien ihm das einzig Besichtigendswerte in St. Johann, in dem es sonst keine Attraktionen gab. Er fragte sich, was wohl die Leute anlocken mochte, ihren Urlaub hier zu verbringen. Wahrscheinlich war es die Ruhe, die sie hier fanden. Der Ort hatte nicht einmal einen Skilift, und im Winter mußte er fast wie ausgestorben wirken.

      Das Gotteshaus gefiel ihm. Es war eine der schönsten Kirchen, die er je von innen gesehen hatte. Aber die Besichtigung dauerte nicht lange, und so stand er schon bald wieder auf der Straße und schaute ungeduldig auf die Uhr. Wenn die Hotelangestellte recht behielt, dann dauerte es noch eine gute Stunde, ehe die Reisegruppe von ihrer Bergtour zurückkehrt.

      Ob er gleich am Hotel warten sollte?

      Besser nicht, dachte er. Nicole würde sich erst erfrischen und für den Abend umziehen wollen. Er wußte, daß sie es nicht mochte, wenn jemand auf sie wartete, und sie noch nicht fertig war.

      Also spazierte er langsam zur Pension zurück. Ein wenig Ausruhen konnte auch ihm nicht schaden. Wolfgang legte sich auf das Bett und schloß die Augen. Allerdings schlief er nicht, sondern dachte an Nicole. Er hoffte inständig, daß es ihm gelingen möge, sich mit ihr zu versöhnen.

      Er liebte sie wirklich. Das wußte er seit diesem Wochenende, und er wollte alles daransetzen, daß sie seinen Antrag annahm. In Gedanken ging er schon die Liste der Gäste durch, die sie für die Feier einladen würden. Ein herrlicher Tag würde das werden.

      Und was, wenn sie ablehnte?

      Unsinn, schüttelte er innerlich den Kopf, Nicole liebt dich genauso, wie du sie. Was für einen Grund hätte sie, nicht seine Frau werden zu wollen?

      Gut, die Streitereien hatten in der letzten Zeit wirklich überhand genommen. Aber Wolfgang war bereit, Besserung zu geloben, und in seiner Vorstellung sah er sich und Nicole und träumte von einer gemeinsamen Zukunft.

      Über diesen Traum schlief er dann wirklich ein.

      *

      »So, Herrschaften, ich glaub’, es wird Zeit, daß wir aufbrechen«, rief Sebastian Trenker seine Schäfchen zusammen. »Sonst kommen wir zu spät zurück.«

      Zwar hatte er für den Abstieg den Wirtschaftsweg vorgesehen, doch auch für den würden sie gut zwei Stunden benötigen, bis sie St. Johann wieder erreicht hatten.

      Franz Turecker verabschiedete die Gruppe. Beinahe jeder von ihnen hatte Käse gekauft, und alle waren sich einig, daß der Tag auf der Kandereralm ein wirkliches Erlebnis gewesen war.

      Nicole Dressler und Florian Mooser gingen zusammen, als wären sie ein Paar. Die hübsche Lehramtsstudentin genoß die Gesellschaft des jungen Mannes, und wenn sie seine Blicke richtig deutete, dann ahnte sie, daß Florian mehr für sie empfand, als bloße Sympathie.

      Und sie?

      Nicole horchte in sich hinein. Nach den immer häufiger werdenden Querelen mit Wolfgang, hatte sie oft daran gedacht, einen Schlußstrich zu ziehen. Als sie es dann letztendlich wirklich tat, da war ihr diese Entscheidung nicht leichtgefallen. Im Gegenteil, sie liebte ihn vom ersten Augenblick an, und zu Beginn ihrer Beziehung, war Wolfgang auch ein ganz anderer. Liebevoll, aufmerksam, hilfsbereit. Sie hatte sich ein Leben ohne ihn gar nicht mehr vorstellen können. Um so tiefer saß der Schmerz, als sie erkannte, daß es so nicht weitergehen konnte. Auf der Fahrt hierher stellte sie sich immer wieder die Frage, ob sie doch noch Liebe für ihn empfand, und wahrscheinlich war auch ein kleines bißchen Hoffnung dabeigewesen, daß sich vielleicht doch noch alles einrenken würde, wenn sie nach Hause zurückgekehrt war.

      Allerdings vergaß sie in dem Moment, daß Wolfgang mit einer anderen Frau ins Wochenende gefahren war. Als sie sich das wieder bewußt machte, stand für sie fest, daß es keine Versöhnung geben konnte, auch wenn es noch so sehr weh tat. Sie hatte genug erduldet und wollte nicht, daß ihr so etwas jemals wieder widerfuhr. Deshalb sagte Nicole sich, daß es das Beste wäre, die Männerwelt für einige Zeit zu meiden.

      Doch da wußte sie noch nicht, wie sehr Florian sich in ihr Herz schleichen würde…

      Als sie jetzt neben ihm ging, da spürte sie wieder dieses Kribbeln im Bauch, das jedes Verliebtsein begleitete. Die Berührung ihrer Hand, durch ihn, hatte sie noch mehr durcheinander gebracht, und sie fragte sich, ob sie sich diesen Gefühlen hingeben durfte.

      Oder war die Gefahr, wieder enttäuscht zu werden, zu groß?

      Auf der anderen Seite hatte Florian frei und offen darüber gesprochen, was ihn bewegte, seine Enttäuschung über die Frau, die er so sehr geliebt hatte, nicht verschwiegen. Und gerade diese Ehrlichkeit war es, was Nicole so sehr an ihm schätzte, zeigte sie doch, daß auch ein Mann weich sein und über seine Gefühle sprechen konnte.

      Wolfgang hatte dies nie getan.

      »Geht’s noch?« erkundigte sich Sebastian bei den Bergwanderern. »Oder sollen wir noch eine Rast einlegen?«

      Die Gesellschaft hielt sich für rüstig genug, den Weg auch ohne Pause zu schaffen. Es war kurz nach halb sieben, als der Geistliche sich vor dem Hotel von ihnen verabschiedete.

      »Dann wünsch’ ich Ihnen noch einen schönen Abend«, sagte er. »Viel Spaß, nachher beim Tanz, und für morgen eine gute Heimfahrt. Sollten S’ das Bedürfnis haben, morgen früh in die Messe zu kommen, so heiß’ ich Sie herzlich willkommen.«

      »Das werden wir bestimmt, Hochwürden«, versprach einer der Männer. »Wir bedanken uns für den schönen Tag und die gute Führung.«

      »Gern’ geschehn«, nickte der gute Hirte von St. Johann. »Also, pfüat euch, miteinand.«

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