Der Bergpfarrer Staffel 9 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 9 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Staffel

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das wäre ja schrecklich. Was mußte sie da leiden, wenn sie sich vorstellte, daß er eigentlich dabei gewesen wäre.

      Das schlechte Gewissen packte ihn, heftiger als zuvor. Wolfgang spürte, daß er Nicole immer noch liebte und er bereute es, ihr so wehgetan zu haben.

      Ich muß Gewißheit haben, sagte er in Gedanken. Ob Lilly etwas weiß?

      Die Telefonnummer der Freundin war eingespeichert. Mit klopfendem Herzen wartete Wolfgang darauf, daß am anderen Ende endlich abgenommen wurde. Es klingelte sehr lange, bis sich eine verschlafene Stimme meldete.

      *

      »Ich bin’s, Wolfgang«, meldete er sich. »Hab’ ich dich geweckt?«

      »Kann man so sagen«, erwiderte Lilly Wehler. »War ziemlich spät gestern abend – oder heute morgen. Ganz, wie man’s nimmt.«

      Er atmete auf. Das konnte doch eigentlich nur bedeuten, daß sie und Nicole gestern in den Geburtstag hineingefeiert hatten.

      Oder? Er erkundigte sich danach.

      »Nein, wie kommst du darauf?« entgegnete die Studentin zu seiner Enttäuschung. »Nicole ist doch gar net in Regensburg. Die verbringt das Wochenende in diesem Ort, in den Bergen.«

      »Ach so, dann ist sie also doch gefahren…«

      »Ja, gestern morgen, genau wie sie es geplant hatte. Aber ich dachte eigentlich, daß du doch noch mitgefahren bist.«

      »Nein, dummerweise net«, sagte er zerknirscht. »Und ich hatte gehofft, daß sie zu Hause geblieben wäre, nachdem wir uns so zerstritten haben.«

      Lilly gähnte verhalten.

      »Tja, sie wollte wohl unbedingt«, antwortete sie. »Und wahrscheinlich ist’s auch besser, als wenn sie zu Hause herumhockt und Trübsal bläst. Da ist sie wenigstens unter Leuten und kann vielleicht doch ein bissel feiern.«

      Und vielleicht lernt sie einen andren kennen, dachte er und spürte wieder, wie sein Herz bei dem Gedanken schneller schlug.

      »Also, dann entschuldige, daß ich dich geweckt hab’«, verabschiedete er sich.

      »Schon gut«, hörte er Lilly sagen und schaute nachdenklich vor sich hin.

      Schließlich stand er auf und trat ans Fenster. Seine Gedanken kreisten um Nicole, während er von seinem Standort aus genau auf die Terrasse blickte, auf der Tanja immer noch saß.

      »Es tut mir leid«, sagte er, als er wieder nach unten gegangen war. »Aber ich muß zurück nach Regensburg.«

      »Was?« rief die junge Frau erstaunt. »So plötzlich? Aus welchem Grund?«

      Als er noch am Fenster stand, hatte Wolfgang einen Entschluß gefaßt. Er würde seinen Aufenthalt hier abbrechen und nach St. Johann fahren. Natürlich würde es nicht leicht sein, das Tanja beizubringen. Aber dieser Entschluß stand fest, und nichts und niemand konnte ihn davon abbringen.

      »Es geht um Nicole«, antwortete er geradeheraus. »Ich hab’ da einen großen Fehler gemacht.«

      Die Rechtsanwaltsgehilfin sah ihn stumm an. Natürlich hatte sie sich von diesem Wochenende mehr versprochen. Aber sie rechnete Wolfgang auch seine Ehrlichkeit an. Daß er mit der hübschen Studentin verbandelt war, hatte sie gewußt, auch, daß die beiden Schluß gemacht hatten.

      Als sie ihn jetzt so anschaute, erkannte sie, wie sehr Wolfgang unter der Trennung litt. Tanja lächelte und stand auf. Sie machte einen Schritt auf ihn zu und umarmte ihn.

      »Es hat wohl net sollen sein, mit uns, was?« meinte sie. »Aber du hast wohl recht, wenn du net von ihr loskommst, dann mußt du ihr hinterherfahren und die Sache wieder ins reine bringen.«

      Wolfgang gab ihr einen Kuß auf die Wange.

      »Danke, daß du so verständnisvoll bist«, sagte er.

      »Geschenkt«, gab sie mit einer wegwerfenden Handbewegung zurück. »Es ist wohl mein Schicksal, daß ich bei den Männern immer nur als ›gute Freundin‹ landen kann.«

      Wolfgang drückte sie an sich.

      »Ich bin sicher, daß du auch noch den Richtigen treffen wirst«, beteuerte er.

      Eine Stunde später waren sie auf dem Weg. Natürlich hatte er die beiden Zimmer, trotz ihrer vorzeitigen Abreise, bezahlen müssen. Aber das war es ihm wert.

      Von Cham, wo sie Quartier bezogen hatten, bis nach Regensburg, brauchte Wolfgang, mit seinem schnellen Auto, nicht lange. Er setzte Tanja vor ihrer Wohnung ab und fuhr gleich weiter. Am späten Nachmittag erreichte er St. Johann. Als er den Wagen auf dem Parkplatz des Hotels abstellte, klopfte sein Herz vor Aufregung.

      Unterwegs hatte er einen Blumenstrauß besorgt, dunkelrote Rosen. Zweiundzwanzig Stück, mit Schleierkraut aufgebunden. Im Koffer lag das Geschenk, das er schon vor ein paar Wochen gekauft hatte. Goldene Verlobungsringe in einem kostbaren Schächtelchen verpackt. An ihrem Geburtstag wollte er die entscheidende Frage stellen, hatte er sich damals vorgenommen. Doch dann kam der Streit dazwischen, und an eine Verlobung war nicht mehr zu denken gewesen.

      Nun, Nicoles Geburtstag war heute, und wenn er sie mit den Blumen und den Ringen überraschte, dann würde sie wohl kaum nein sagen können.

      Im Hotel erkundigte er sich nach einem Zimmer.

      »Tut mir leid«, bedauerte die Haustochter, die hinter der Rezeption stand. »Es ist alles ausgebucht. Wir haben eine Reisegruppe im Haus.«

      »Ich weiß«, nickte Wolfgang. »Eigentlich hätte ich dabei sein sollen. Allerdings kam dann etwas dazwischen.«

      Er deutete auf den Strauß in seinen Händen.

      »Wissen Sie, meine Verlobte ist mit der Reisegruppe gekommen. Sie hat heut’ Geburtstag, und ich wollt’ sie überraschen.«

      Das Madel am Empfang lächelte. Das gefiel Rosie Mitterer, so eine romantische Geste. Wenn sich doch bloß ihr Xaver auch einmal so etwas einfallen ließ!«

      »Wie heißt denn Ihre Verlobte?«

      »Nicole Dressler. Ist sie da?«

      »Nein, Herr…«

      »Arnhäuser.«

      »Herr Arnhäuser. Die Frau Dressler nimmt an einer Bergtour teil.«

      Die Hotelangestellte schaute auf die Uhr.

      »Wir rechnen net mit der Rückkehr vor neunzehn Uhr«, erklärte sie. »Dann gibt es das Abendessen, anschließend findet unser wö-chentliches Tanzvergnügen statt. Für die Hotelgäste sind auf dem Saal Tische reserviert.«

      »Aha«, nickte Wolfgang. »Das heißt also, daß sie in den nächsten zwei Stunden net zurück sind. Tja, da kann man nix machen. Aber eine andre Frage: Wüßten Sie denn noch eine Unterkunft für mich?«

      »Versuchen Sie’s doch in der Pension Stubler«, riet Rosie Mitterer. »Das ist gleich die nächste Straße links.«

      *

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