Hetzwerk. Peter Gerdes

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Hetzwerk - Peter Gerdes

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junge Redakteurin nickte. »Steht schon in unserer Online-Ausgabe. Jedenfalls die bisher bekannten Fakten. Können Sie mir denn schon weitere Details erzählen?«

      Kramers Pokerface war wieder einsatzbereit. »Sie missverstehen den Grund meines Hierseins. Ich habe Fragen, keine Informationen.«

      Mareike Feeken grinste schelmisch. »Weiß ich doch. Aber man kann es mal versuchen, nicht?«

      Das konnte Kramer ihr nicht verübeln, trotzdem ging er nicht darauf ein. »Ein Zeuge berichtete uns, Sie hätten neue Chatprotokolle von Carsten Fecht vorliegen«, sagte er. »Sie sollen Informationen enthalten, die weitere Lokalpolitiker und andere Personen in Misskredit bringen könnten. Diese Dateien brauchen wir.«

      Mareike Feeken lächelte das erwartungsvolle Lächeln, das Journalisten gerne aufsetzen, um ihre Gesprächspartner zum Weiterreden zu animieren. Lernte man das in der Ausbildung? Es dauerte einen Augenblick, bis ihr klar wurde, dass Kramer schon ausgeredet hatte. Dann verschwand das Lächeln wie weggewischt.

      »Sie wollen Dokumente von mir, die ich von einem Informanten erhalten habe?«, vergewisserte sich die Redakteurin. »Aber Sie wissen schon, dass so etwas unter Quellenschutz fällt?«

      »Ich ermittle in einem Mordfall«, sagte Kramer ungerührt. »Ein Verbrechen gegen das Leben ist das eindeutig höhere Rechtsgut. Außerdem hatten Sie ohnehin vor, das Material zu veröffentlichen. Darüber habe ich ebenfalls eine Zeugenaussage.«

      Die junge Frau schien beeindruckt, aber noch lange nicht willens, klein beizugeben. »Dazu müsste ich zuerst die Einwilligung meines Chefredakteurs einholen«, bezog sie ihre nächste Verteidigungslinie. »Und der hat leider keinen Feiertagsdienst. Ich müsste also zunächst einmal herausfinden, wo ich ihn erreichen kann, und das wird sicher etwas dauern.«

      »Bedaure«, erwiderte Kramer. »Verzögerungen würden eine Mordermittlung behindern. Das darf ich leider nicht zulassen.«

      Mareike Feeken schüttelte energisch den Kopf. »Ohne eine solche Rückversicherung händige ich Ihnen das Material ganz bestimmt nicht aus«, beharrte sie. »Und schon gar nicht ohne eine richterliche Anordnung!« Ihre triumphierende Miene deutete an, dass ihr diese letzte Rückzugsposition gerade eben noch eingefallen war. Dies war ihr Burgfried, hier würde sie sich behaupten, bis Entsatz kam!

      Kramers Lächeln war so dünn, dass nur Eingeweihte es wahrnehmen konnten. Sie kennt mich noch nicht, dachte er, also lasse ich sie auch nicht allzu lange zappeln. Beim nächsten Mal weiß sie dann Bescheid.

      Der Oberkommissar zog die richterliche Verfügung aus der Innentasche seines Sakkos und entfaltete sie, sodass Unterschrift und Dienstsiegel gut zu erkennen waren. »Wenn ich dann bitten dürfte?«, fragte er mit untadeliger Höflichkeit.

      Eine Sekunde lag saß Mareike Feeken wie erstarrt, das Gesicht ausdruckslos. Dann kehrte das Leben in ihre Miene zurück. Ein schalkhaftes Grinsen ließ winzige Fältchen in ihren Augenwinkel erscheinen. »Und wenn nicht?«, fragte sie. »Wartet für diesen Fall draußen schon das Rollkommando?«

      Kramers Pokerface hielt auch diesem Frontalangriff stand. Als stünden draußen tatsächlich zwei vollbesetzte Mannschaftswagen bereit.

      »Also gut.« Die Journalistin schlug ihre Handflächen auf die Oberschenkel und sprang auf. »Ich hab’s versucht. Folgen Sie mir bitte.«

      Sie eilte voraus, steuerte einen weiß gestrichenen Gang an, von dem offene Türen rechts und links Einblicke in verlassene Redaktionsstuben gestatteten und in dem es intensiv nach staubigem Papier roch, aller Digitalisierung zum Trotz. Sie betrat das letzte Büro links und warf sich in den Drehstuhl vor dem PC. Ohne hinzuschauen, öffnete sie eine flache Schublade und entnahm ihr einen USB-Stick, den sie schwungvoll auf den nahezu leeren Schreibtisch warf. Es schlitterte über die Platte, und Kramer kam gerade noch zurecht, um das winzige Ding aufzufangen.

      »Das ist alles?«, fragte er.

      Sie starrte ihn herausfordernd an. »Ja, das ist alles. Sämtliches Material, das ich von und über Carsten Fecht bekommen habe, befindet sich auf diesem Stick. Glauben Sie mir.«

      Tja, dachte Kramer, glaube ich ihr? Die Ostfriesen-Post hatte sich unter der neuen Leitung stark verändert, vom etwas behäbigen, aber seriösen Chronistenblatt hin zur Boulevardgazette. Statt das tatsächliche Geschehen in der Region abzubilden und zu begleiten, setzte die Redaktion jetzt auf kontroverse Themen, gezielte Provokationen und reißerische Aufmachung. Wohl ein letztes Aufbäumen angesichts sinkender Abonnentenzahlen. Änderten sich damit auch die Wertvorstellungen der Mitarbeiter? Log man jetzt ungehemmt für eine skandalträchtige Schlagzeile? Die Politik machte es allenthalben vor.

      »Ich glaube Ihnen«, sagte Kramer. »Vielen Dank.« Er steckte den Stick ein, zusammen mit der richterlichen Verfügung. »Sehen Sie, jetzt haben wir die gar nicht gebraucht. Schönen Dienst wünsche ich noch.«

      Mareike Feekens herausfordernder Blick geleitete ihn zur Tür hinaus.

      7.

      »In 200 Metern links abbiegen«, verkündete die Navi-Stimme, »dann haben Sie Ihren Zielort erreicht.«

      Tröstlich, dachte Stahnke. Ohne Navigationshilfe hätte er die Adresse, die Christel Röben ihm am Handy genannte hatte, wohl nie gefunden. Im Innenstadtbereich von Aurich kannte er sich zwar einigermaßen aus, nicht jedoch in den eingemeindeten Ortsteilen, und das hier war Aurich-Sandhorst.

      Im nächsten Moment stieg der Hauptkommissar fluchend auf die Bremse. Ein schwarzer Audi mit Auricher Nummernschild hatte ihm die Vorfahrt genommen. Na warte! Die Nummer prägte er sich ein, darin war er geübt. Kaum hatte er wieder eingekuppelt, schob sich ein riesiges rotes Feuerwehrfahrzeug aus der Straße, in der sich sein Ziel befinden sollte, und blockierte beim Abbiegen die gesamte Einmündung. Aha, die große Drehleiter. Hatten die Kollegen Blauröcke hier etwa eine Übung gehabt? Und das am 1. Mai?

      Er drückte seinen Wagen so eng an den Bordstein, dass die Reifen radierten. Das rote Ungetüm rauschte an ihm vorbei. Ein brenzliger Geruch kitzelte seine Nase.

      Stahnke bog ab. Jetzt war es klar. Absperrung, Gaffergrüppchen, zweierlei Uniformen, Dienstfahrzeuge in Rot und Blau-Silber. Ein zweistöckiges, verrußtes Haus mit halb eingestürztem Dach. Eine Brandruine. Nichts mit Übung.

      Die Kollegen kannten ihn und ließen ihn anstandslos passieren. Christel Röben erwartete ihn vor einem der geborstenen Fenster. Sie trug einen Regenmantel und deutlich zu jugendlich wirkende Gummistiefel, die in allen Farben des Regenbogens leuchteten. Stahnke musste in Halbschuhen durch die Löschwasserpfützen patschen.

      »Morgen sollte der Einzug sein«, sagte die Frau. Sie war mittelgroß und schmal gebaut, die blonden Haare trug sie schulterlang, ihr blasses Gesicht wirkte ungeschminkt. »Zwei große kurdische Familien mit zusammen neun Kindern. Gestern hatten wir schon ein kleines Begrüßungsfest im Vorgarten, genau hier, mit Grill und selbstgemachten Leckereien. Viele Nachbarn sind gekommen.« Christel Röben hob die Schultern: »Jetzt können wir mit der Wohnungssuche von vorn beginnen.«

      »Ein Grill?« Stahnkes Blick wanderte an der verputzten Hausfassade hoch, die offenbar schon vor dem Brand schmutzig gewesen war. »Kann der brandursächlich gewesen sein?«

      »Sicher nicht«, erwiderte Christel Röben mit abweisender Miene. »Der Grill wurde noch gestern Abend abtransportiert, die Asche mit der restlichen Glut kam in einen verschließbaren Metallbehälter, der ebenfalls mitgenommen wurde. Glauben Sie mir, wir wissen, wie das geht.«

      Eine

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