Wer braucht schon eine Null. Christine Corbeau

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Wer braucht schon eine Null - Christine Corbeau Nullen-Reihe

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      Es waren viele.

      Sie standen im Abstand von ein paar Metern um die gesamte Parkfläche herum.

      Und sie alle zeigten das unmissverständliche Zeichen für »absolutes Halteverbot«.

      »Oh, die. Shit, die habe ich vorhin überhaupt nicht bemerkt. Ich war so im Stress wegen meiner Masterarbeit. Die musste heute …«

      Der Beamte brachte ein schiefes Grinsen zustande. Dann hob er beide Hände. »Tja, das ist natürlich dumm gelaufen. Wenn da vorhin nicht gerade ein Unfall gewesen wäre, dann hätten wir das wahrscheinlich nicht so schnell bemerkt. Und es wäre auch nicht direkt ein Abschleppwagen vor Ort gewesen. So aber …«

      »Ja, echt ey«, kam es von dem Typen am Kran, der Emmy eben abgesetzt hatte. »Wenn der Auftrag nicht schon ausgeführt wär, denn hätten wa noch drüber reden könn’. Aba so …« Auch er bemühte sich, bedauernd zu grinsen, doch in seinem Gesichtsausdruck schwang eindeutig Schadenfreude mit.

      »Und was passiert jetzt?«

      »Wenn Sie gleich bezahlen, dann können wir Ihr Auto wieder abladen lassen.«

      »Was wird das kosten?«, krächzte ich.

      »Das Bußgeld sind 20 Euro.«

      »Die hab ich dabei«, rief ich und begann, im Rucksack nach dem Portemonnaie zu kramen.

      »Dann kommt natürlich noch die Abschleppgebühr.«

      Der Rucksack entglitt meinen Fingern und schlug auf dem staubigen Boden des Parkplatzes auf.

      »Wie viel?«

      »Det macht eingtlich 230 Euronen, aber wennse det Jeld dabeiham, könnwa uns ooch uff 180 einijen«, meldete sich der Abschleppmensch zu Wort, dessen Grinsen immer breiter wurde.

      Ich lachte auf. »Hab ich nicht. Und nu?«

      »In diesem Fall können Sie Ihr Fahrzeug in der Verwahrstelle in Empfang nehmen. Allerdings erst nach Begleichung des offenen Betrages«, kam es nun wieder vom Polizisten. Damit übergab er mir ein paar Papiere.

      Ich hob den Rucksack auf und stopfte sie hinein. Dann konnte ich nichts weiter tun, außer meinem kleinen grünen Schnuckelchen dabei zuzusehen, wie es abtransportiert wurde.

       Na bravo, Freitag. Wenn du so weitermachst, könntest du einer der miesesten Tage in meinem Leben werden.

      Und der Freitag nahm mich beim Wort.

      Mit hängendem Kopf schlich ich Richtung Bushaltestelle. Dort angekommen traute ich meinen Augen nicht, denn der Bus bog in diesem Moment um die Ecke.

       Hey, ist der Tag etwa doch noch zu retten?

      Zusammen mit ein paar anderen Studenten, die anscheinend ebenfalls nichts Besseres zu tun gehabt hatten als den schönen Tag auf dem Campus zuzubringen, stieg ich ein. Die Fahrt bis Charlottenhof verbrachte ich damit, aus dem Fenster zu starren, ohne wirklich etwas zu sehen. Meine Gedanken kreisten wild im Kopf herum.

       Drecksmist. Wie kriege ich bloß die Knete zusammen, um den Wagen wieder auszulösen? Geld gibt’s erst in einer Woche. Warten die überhaupt so lange? Warum habe ich das blaue Männchen nicht gefragt? Was, wenn das zu lange ist? Was machen die dann? Können die Emmy einfach verkaufen? Oder verschrotten? Was sage ich dann bloß Agata? Aber selbst wenn die doch so lange warten, ist das Geld doch eigentlich für den Flug nach Riga gedacht. Riga … ja, was ist jetzt überhaupt damit? Das wollten wir doch heute besprechen. Ich muss Simon wohl nochmal anrufen.

      Auch wenn es mir widerstrebte, doch wieder diejenige sein zu müssen, die nachgab, suchte ich in meinem Rucksack nach dem Handy.

      Ich fand es nicht.

      Daher begann ich nun in meiner Erinnerung zu kramen.

       Wo zur Hölle hab ich das Ding abgelegt, nachdem ich Simon weggedrückt habe? Natürlich. Ich habe es beim Notebook auf den Schreibtisch fallen lassen, um ins Bad zu rennen. Direkt neben dem Studenten…

      »Die Fahrscheine bitte«, holte mich eine männliche Stimme wieder in die Wirklichkeit.

       Ernsthaft? Mann, Freitag, was stimmt denn mit dir nicht?

      Ich hob meinen Kopf gen Himmel, um diesem Verräter da oben einen vernichtenden Blick zuzuwerfen. Weit kam er aber nicht, denn er wurde von dem Dienstausweis gebremst, den der Kontrolletti mir direkt ins Gesicht hielt.

      Ich seufzte.

      »Fahrschein liegt neben meinem Handy. Zu Hause.«

      »Da liegt er bestimmt warm und trocken. Aber irgendwie ungünstig, um ihn mir jetzt zu zeigen.«

       Scherzkeks.

      Ich schloss kurz die Augen und versuchte dann entschuldigend zu lächeln. Aber meine Lippen brachten nur ein säuerliches Grinsen zustande.

      »Ja, das ist echt Mist. Ich bin vorhin einfach losgerannt, weil ich unbedingt nochmal in die Uni … ach, ist auch egal. Und jetzt?«

      Mein Gegenüber beherrschte, im Gegensatz zu mir, erstaunlicherweise die Disziplin des entschuldigenden Lächelns.

       Na bravo, Freitag. Wenigstens hast du nen Kontrolleur und Gentleman für mich parat.

      »Tja, dann ist an der nächsten Haltestelle Ende, es sei denn, Sie haben das erhöhte Beförderungsentgelt …«

      »Wie viel?«, unterbrach ich ihn stöhnend.

       Perfekt, du haust die Knete, die du gar nicht hast, ja ordentlich raus.

      »Sechzig Euro.«

      »Moment.« Ich klappte das Portemonnaie auf. »Die hab ich … auch nicht. Nur fünfzig.«

      »Entweder sechzig jetzt oder wir steigen zusammen aus. Dann brauche ich Ihre Personalien, damit Ihnen die Zahlungsaufforderung zugeschickt werden kann. Und wenn Sie eine nicht übertragbare Karte haben …«

      »Sagen Sie jetzt bloß nicht, dass es dann noch teurer wird!«

      »Nee, dann wird’s billiger.«

      »Okay, jetzt sind wir auf der richtigen Spur. Ich hab ja eine persönliche Karte. Mein Semesterticket ist doch auf dem Studi-Ausweis drauf.«

      »Aussteigen müssen Sie trotzdem. Den Ausweis müssen Sie in einer der Geschäftsstellen vorzeigen.«

       Wäre ja auch zu schön gewesen.

      In diesem Moment hielt der Bus und der Typ machte eine einladende Handbewegung.

       Wohl eher eine ausladende.

      Als ich ausgestiegen war, konnte ich erkennen, dass wir wenigstens schon an meinem ersten Umsteigepunkt angekommen waren. Ich füllte

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