Beim nächsten Mann bleib ich solo. Hella Heller

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Beim nächsten Mann bleib ich solo - Hella Heller

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der Dippemess beim Blechdosenwerfen gewonnen hatte (die Wurfgebühr hatte ich bezahlt!), steckte den Schlüssel in einen Briefumschlag, schrieb »A.A.« drauf und klebte ihn mit Tesafilm außen an den Holzrahmen von Alberts Wohnungstür. Den Ersatzschlüssel behielt ich.

      Bis abends um elf hatte ich alle Kuckucksuhren bei mir abund drüben bei Albert hingehängt und sogar das abgegangene Hirschgeweih wieder angeleimt. Um halb zwölf hing mein Flur beidseitig voll mit Gemälden. Alberts Morgenmantel trug ich freundlicherweise auch noch hinüber und schmiss ihn auf sein Bett im Frankfurter Bad.

      Dann zog ich mich in meine Wohnung zurück, öffnete eine Flasche Champagner und begann mein neues Leben.

      Der lange Jammer hatte ein Ende!

       13. Fraueninsel

      »Ich werde jetzt lesbisch«, verkündete Mira am Sonntag drauf und lehnte sich in ihre Couchkissen zurück. Irgendetwas mit Henri musste schiefgegangen sein.

      »War was mit Henri?«, fragte ich.

      Sie sah mich an, als hätte ich nach dem Weihnachtsmann gefragt.

      »Mit Henri? Nichts war mit Henri. Was soll schon mit Henri gewesen sein?«

      Nun. Mir war eine Nacht in Erinnerung, die Mira kürzlich nicht im eigenen Bett verbracht hatte. Seither war sie kein einziges Mal ans Telefon gegangen, schickte mir aber alberne Filmchen von turtelnden Tierchen. Daraus ließ sich schließen, dass zwischen ihr und Sahneschnitte etwas lief.

      »Ich dachte, du hättest bei ihm geschlafen.«

      Ein Blick traf mich, der nicht anders als finster zu bezeichnen war. »Weder bei noch mit, Constanze.« Mira hob den Oberkörper vom Kissen. »Der Kerl hat voll was an der Mütze!«

      Ich wollte fragen, was, aber da klingelte es an der Tür, Mira sprang auf und lief los mit den Worten: »Das ist die Sina, meine neue Nachbarin!«

      Sina war hübsch und schlank, trug eine stippige schwarze Frisur und war ungefähr im gleichen Alter wie wir. Mira hatte mir schon von ihr erzählt. Sie wohnte seit drei Monaten in der Wohnung, wo vor kurzem die alte Frau Maier gestorben war. Eventuell wusste Sina das aber nicht. Ist auch egal, weil in fast jeder Altbauwohnung irgendwann schon mal jemand gestorben ist, man macht sich das nur nicht klar.

      Umstandslos steuerte Sina auf den Eiersessel zu, in dem sonst nur Mira saß, sank hinein und schlug anmutig die Beine unter. Es schien, als habe sie dort schon häufiger gesessen.

      »Hi! Du bist also die Conny!« Ihr Lächeln legte eine blitzweiße Zahnperlenkette frei. Sieglinde Mein-Gatte-ist-Zahnarzt-Schadler und ihr Traummann hätten eine wahre Freude daran gehabt.

      »Hi. Und du bist die Sina.« Hatten wir das auch geklärt. Falls dieser pfiffige Neuzugang sich Hoffnungen auf meinen Freundinnenkosmos machte, musste er schon noch eine Schippe drauflegen.

      »Und du bist frisch getrennt. Stimmt’s?«, freute sie sich. Ihre Stimme klang für meine Ohren leicht schrill.

      »Steht mir das auf der Stirn geschrieben?« Ich erwog, mich allmählich auf den Heimweg zu machen.

      »Ich hab’s ihr gesagt«, gestand Mira. »Ist ja wohl kein Staatsgeheimnis, oder?«

      »Nein. Sondern ein Akt der Befreiung!«, kicherte Sina kess. »Willkommen auf der Fraueninsel! Du wirst sehen, es lebt sich da super entspannt. Eine Freundin von mir war mit einem Frauenarzt zusammen, echt gruselig! Der wollte laufend Abstriche machen, um sicherzugehen, dass sie gesund ist.«

      »Völlig überbesorgt!«, konstatierte Mira.

      »Voll der Kontrollfreak!«, kommentierte ich.

      Sina schüttelte den Kopf. »Nein. Er meinte, es sei total rufschädigend für einen Gynäkologen, wenn seine Frau irgendeine Frauenkrankheit kriegt.«

      Wir stöhnten alle drei. Dann tranken wir Kaffee, aßen Miras selbstgemachten Apfelkuchen und klatschten ordentlich Sahne drauf.

      »Und was für ein Arzt ist deiner?«, wollte Sina wissen.

      »Krankenhaus«, brummte ich indifferent.

      Mira grinste wissend. Um von Albert abzulenken, erkundigte ich mich schnell noch, was Henri denn an der Mütze hatte.

      Während Mira sich augenrollend ins Sofakissen zurücksinken ließ, erklärte Sina es mir, offenbar stand sie jetzt im Rang der Alleswisserin. Der Henri habe Mira nach Hause begleiten wollen. Sie wollte aber lieber zu ihm. Da rückte er damit raus, dass dort schon seine Ehefrau lag.

      Das überraschte mich nicht wirklich.

      Henri hatte ihr daraufhin als Kompromiss seinen SUV angetragen, mit Standheizung. Das fand Mira Banane. Daraufhin hatte Henri ein Treffen andermal vorgeschlagen und ihr versichert, für ihn zähle ohnehin mehr die zwischenmenschliche Ebene, denn es sei ein Irrtum, dass Männer und Frauen nicht befreundet sein könnten.

      »Wegen mir hättest du ihn ruhig mitbringen können, ich lag doch drüben im Gästezimmer«, wandte ich mich an Mira.

      Sie riss die Augen auf. »Kommt gar nicht in die Tüte! Ich nehme nie einen Mann mit nach Hause!«

      »Das hast du aber auch schon mal anders gesehen«, erinnerte ich sie.

      »Eben drum! Nein danke! Immer diese Flecken auf der Matratze!« Sie rappelte sich aus den Kissen hoch und stellte die Beine auf den Boden. »Der letzte hat mir mit seinem Massageöl das ganze Bett versaut! Hab ich nie wieder rausbekommen. Und gestunken hat es, monatelang! Nach einer Kreuzung von Räucherstäbchen und Gummibärchen!«

      »Wie wäre es mit einem Hotelzimmer gewesen?«

      »Das war dem Henri zu billig!«

      Darauf tranken wir einen Prosecco.

      Während ich an meinem Glas nippte, kam mir noch eine Frage in den Sinn.

      »Wo hast du dann eigentlich die Nacht verbracht?«

      »Na, bei mir! Sie ist mir im Treppenhaus zugelaufen«, lachte Sina und die beiden kicherten wie verrückt.

       14. Wind um die Wohnung

      Anderntags saß ich in meiner Küche, trank Nerventee und zog Bilanz. Seit elf Tagen war ich nun schon getrennt und eine allein lebende Frau. Ein Riesenfortschritt! Der Buchladen hatte sich noch nicht gemeldet, aber dafür nahm meine Zukunft als Bestsellerautorin Gestalt an: Mein Buch wuchs Seite um Seite.

      Meine Einsamkeit leider auch.

      Letzte Nacht war ich im Traum durch den langen Jammer gerannt, immer auf und ab, während ununterbrochen die Uhren schlugen. Aus jedem Häuschen sprang ein riesiger Vogel heraus und jeder hatte den Kopf von Albert …

      Ich kochte mir noch einen Nerventee.

      Dabei dachte ich an Björn. Was er wohl mit sich und seiner Zeit anfing? Er segelte, schön und gut, aber glücklich hatte er nicht gewirkt. Bestimmt lebte er allein. Welche Frau wollte schon auf einem Boot festsitzen!

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