Beim nächsten Mann bleib ich solo. Hella Heller

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Beim nächsten Mann bleib ich solo - Hella Heller страница 12

Автор:
Серия:
Издательство:
Beim nächsten Mann bleib ich solo - Hella Heller

Скачать книгу

Ron hatte die wunderschöne dunkelhaarige Gala nach dem Kino noch in eine Bar eingeladen, da riss mich das iPhone aus meiner schöpferischen Arbeit. Es krähte nicht, also kein Albert. Das war schon mal gut. Ich sprang vom Schreibtisch auf und rannte ins Klo, wo ich es liegen lassen hatte.

      Auch kein Björn. Seine Nummer hatte ich natürlich gleich unter den Kontakten gespeichert. Das hier war eine unbekannte Nummer. Zögernd ging ich ran.

      Es war Sieglinde. Sie sagte, sie riefe nur an, um mir zu sagen, dass Albert sie angerufen hätte. »Um ein Essen abzusagen, zu dem ich ihn eingeladen hatte. Das fand ich schon seltsam. Natürlich habe ich gleich gefragt, ob es ihm gut geht. Und da hat er mir alles erzählt.« Sie fände es einen Hammer, dass Albert sich von mir getrennt habe! »Er sich von dir! Und da frage ich dich gestern noch, ob du dich von ihm trennen willst!« Sie lachte köstlich über ihre Dusseligkeit. Ach, was lachte ich mit.

      Dann hörte sie auf zu lachen und ergänzte mit Grabesstimme: »Wenn du mich fragst: Das ist ein Hilfeschrei. Der Mann braucht dringend therapeutische Zuwendung.« Sieglindes Diagnose ging dahin, dass Albert an Burn-out litt. »Oder an einer Wechseljahresdepression. Männer haben das auch, man merkt es bei ihnen oft bloß nicht«, wusste Sieglinde. Albert sei jedenfalls völlig am Ende. O-Ton Sieglinde: »Ein gebrochener Mann! Ich will dir nur gesagt haben, ich halte Albert für suizidgefährdet.«

      Das ließ mich aufhorchen.

      »Wie kommst du denn darauf?«

      »Er hat gesagt, dass er sich verkleinern will.«

      »Na und? Er will doch sonst auch immer sparen!«

      »Er hat gesagt, er will in einen Bauwagen ziehen! Als Klinikdirektor und Medizinprofessor!«

      Mir gefiel Alberts Idee. Hauptsache, er zog aus. »Und? Soll er doch!«

      »Wir haben ihm angeboten, dass er seine Kuckucksuhrensammlung gern bei uns in der Villa aufhängen kann, wir sind gut versichert und das ganze Grundstück ist videoüberwacht.«

      »Was hat er dazu gesagt?« Meine Laune schlug Purzelbäume auf geweihbefreitem Flur, aber Sieglindes nächste Worte fuhren schneidend dazwischen.

      »Er hat wortwörtlich gesagt, die Uhren seien ihm scheißegal! Und Conny, wenn ein Albert Auerbach so etwas sagt, muss man mit allem rechnen!«

      Ich konnte mich nicht bei Albert persönlich nach seinen Suizidplänen erkundigen, denn er kreuzte auch die nächsten Tage nicht zu Hause auf, und anrufen kam für mich nicht infrage. Ich rufe und laufe keinem Mann nach, schon gar nicht meinem eigenen.

      Mittwochs dann ein Lebenszeichen per SMS: »Heute 19:00 Abholung Wäsche usw.«

      Die nächsten Stunden über wappnete ich mich für den Auftritt Auerbach. Ich trank Magentee, nahm ein Beruhigungsbad und besprühte mein Ego mit Égoïste. Das roch eklig, aber Addicted hatte ich noch am Tag der Trennung in die Tonne geschmissen.

      Dann setzte ich mich gesammelt an meinen Schriftstellerinnenschreibtisch und stellte fest, dass mir nichts einfiel, was ich hätte schreiben können. Mir fiel auch nichts Sozialkritisch-Feministisches ein, was ich hätte malen oder zeichnen können. Stattdessen kritzelte ich Strichmännchen aufs Blatt und murmelte dazu mein Mantra der Unabhängigkeit.

      Zwischendurch blickte ich in die Abgründe meines Ex. Dass er selbst die Uhren seinem Geiz opferte! Mir kam ein schrecklicher Verdacht. Vielleicht hatte Albert sie gesammelt, um mich zu ärgern? Ich malte dem Strichmännchen ein Hirschgeweih und verwarf den Verdacht. Das wäre für Albert viel zu komplex.

      Gegen neunzehn Uhr ließ mich die Türklingel zusammenfahren. Offenbar hatte der Herr Auerbach seinen Schlüssel vergessen. Oder wollte, dass ich für ihn das Hausmädchen gab. Da konnte er lange klingeln! Andererseits wollte ich, dass er sein Zeug einsammelte. Also erhob ich mich und ging öffnen.

      Vor der Tür stand ein Engel.

      »Guten Tag«, säuselte der Engel und strich sich eine klischeeblonde Haarwelle aus der Stirn. »Der Herr Professor Auerbach schickt mich. Ich soll ein paar Sachen für ihn holen und Ihnen ausrichten, dass er für die nächste Zeit weg ist. Machen Sie sich keine Mühe, ich bin bestens instruiert.« Ein eng bekritzeltes gelbes Zettelchen zwischen Zeige- und Mittelfinger reckend, verschwand die Erscheinung zielstrebig im langen Jammer. Ich folgte ihr durch den Gang ans andere Ende der Wohnung bis ins Frankfurter Bad, wo Albert schlief, seit er aus unserem Schlafzimmer ausgezogen war, schon wegen des Schnarchens. Sein Bett hatte genau an die Stelle der alten Badewanne gepasst. Genial!

      Der Engel betrat die Abstellkammer, zog zielsicher Alberts Rollkoffer hervor und ließ Anzüge, Hemden, Unterhosen und Rasierzeug in den Koffer wandern.

      »Stopp!«, rief ich, als der Engel den Deckel schließen wollte, riss die schwarzen Rosen aus dem Putzeimer, den ich in Alberts Schlafnische verpflanzt hatte, und schmiss sie oben drauf.

      Um halb acht war ich wieder allein und kochte. Sein Gebrochensein hielt meinen künftigen Exmann offenbar nicht von blutjungen Schwesterschülerinnen ab!

      Zehn Sekunden später war die SMS an Albert getippt und gesendet. »Wenn du mir die Adresse deines Schutzengels gibst, schick ich das restliche Zeug.«

      »Mein Leben geht dich nichts mehr an«, kam es drei Sekunden später zurück.

      Ich dachte darüber nach. Wenn Albert im Zuge seiner Wechseljahresbeschwerden oder seines Burn-outs oder seiner Suizidgefährdung unter Engelsfittichen Zuflucht nahm, konnte mir das nur recht sein. Lady Rauschegold würde ein Auge auf ihn haben und die Flügel ausbreiten. Und ich war ihn los.

      Allerdings, dachte ich weiter, nur solange, bis sie die Lust am Schutzengeldasein verlor oder Albert wieder nach Hause ziehen wollte.

      Mir kam eine Idee. Er sehne sich nach Verkleinerung, hatte Sieglinde gesagt. Nun, dabei konnte ich ihm behilflich sein!

       12. Die Mauer

      Montagabend war Dimitrios Konstantinos Parapopoulos fertig. Selbst Farbe angelegt hatte er schon. Achilles’ Papa arbeitete schnell, er hatte seit den Sechzigerjahren Erfahrung mit Umbauten. Wenn es etwas an der Wohnung zu werkeln gab, war er seit vielen Jahren unser Mann. Im Handumdrehen zog er in Trockenbauweise mitten im Flur eine Mauer an genau der Stelle hoch, wo die alte Trennwand gestanden hatte.

      Ich versicherte ihm, wie sehr Albert sich über die tolle Wand freuen würde, wenn er heimkäme, steckte Dimitrios die vereinbarten Scheine zu und verabschiedete den treuen Helfer.

      Zum Glück hatte ich nach einigem Suchen die Schlüssel für die Etagentür von nebenan wiedergefunden, die seit Ewigkeiten nicht mehr geöffnet worden war. Die beiden Zugänge, hübsch mit Bleiglaseinsätzen im Jugendstil, lagen Seite an Seite im Treppenhaus. Für Dekaden hatte die eine ihre Funktion verloren, ab heute führte sie wieder in die Wohnung links.

      Sorgfältig setzte ich Alberts Namen aus Nudelsuppenbuchstaben zusammen und pappte sie auf ein Papptellerchen. Die Nudelpackung war abgelaufen, er konnte also froh sein, dass ich den Inhalt noch verwertete. Großzügig klebte ich ihm sogar noch seinen Titel davor. PROF. DR. ALBERT AUERBACH. Ohne Wechselburger.

      Dann bastelte ich mir ein neues Namensschild aus einem lustigen bunten Weingummi-Alphabet. CONSTANZE WECHSELBURGER. Ohne Auerbach. Beide Namensschilder pinnte ich draußen an die jeweilige Eingangstür.

      Ich

Скачать книгу