Schloss Frydenholm. Hans Scherfig

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Schloss Frydenholm - Hans Scherfig

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fängt doch immer wieder an!“ rief Gerda.

      „Seid jetzt friedlich! Martin, sage ihnen, daß sie friedlich sein sollen!“

      „Ihr sollt friedlich sein!“ sagte Martin. „Hört jetzt auf! Hör auf, ihn zu ärgern!“

      „Das tue ich ja auch gar nicht! Er ärgert mich immerzu!“

      „Hört jetzt beide auf! Geht auseinander!“

      „Komm und stell die Tassen hin, Gerda!“ rief Margrete. „Nimm die Tischdecke aus der obersten Schublade.“ Es ärgerte sie ein bißchen, daß Johanne untätig in der Stube hockte und ihr nicht half, wo sie doch soviel zu tun hatte; und der Kleine schrie. Johanne mit ihrem geschminkten Mund saß steif auf dem Sofa. Konnte sie nicht ein bißchen helfen? Vielleicht aber fühlte auch sie ein Grauen in sich, das sie steif machte.

      Gerda legte die Decke auf den ovalen Tisch und stellte die geblümten Tassen hin. „Geh vorsichtig damit um!“ rief Margrete.

      „Wir müssen in der kommenden Periode unsere Tätigkeit nach konspirativen Methoden durchführen“, sagte Oscar und sprach wie eine Broschüre. „Wir müssen uns schnellstens auf die Illegalität umstellen. Wir müssen die Kader organisieren!“ Nicht alle verstanden richtig, was er meinte. Oscar sammelte schwierige Wörter, wie Martin Drucksachen sammelte.

      Das Radio blieb während der Beratung eingeschaltet. Verschiedene Befehle, Anordnungen und Anweisungen wurden durchgegeben. Nach Sonnenuntergang sollte das ganze Land verdunkelt werden, man sollte alle Fenster mit schwarzem Papier verhängen. Außerdem war von sofort an der Verkauf und Ausschank von Bier, Wein und Spirituosen aller Art verboten. Auch die Proklamation der Regierung und die des Königs wurden wiederholt. „Unter diesen für unser Vaterland so ernsten Verhältnissen . . . “

      Keiner hatte bisher einen Deutschen gesehen. Es wurde erzählt, sie seien in Korsør und auf Falster an Land gegangen. Sie seien über die Storestroms-Brücke gefahren, ohne daß jemand versucht habe, sie daran zu hindern; und die Brücke sei nicht gesprengt worden. Aber in Jütland werde gekämpft. Hieß es. Im Konsum wußte man, daß die Soldaten in Sønderborg bis zum letzten Mann kämpften; denn der Verkaufsstellenleiter hatte einen Sohn in der Kaserne in Sønderborg und war ganz außer sich. Sein Sohn gehöre nicht zu denen, die sich ergeben, niemals! Doch wer konnte wissen, was in Sønderborg geschah? Das alles waren nur Gerüchte.

      Die Gerüchte gingen vom Konsum und vom Kaufmannsladen aus, wo die Leute schwarzes Verdunklungspapier kauften. Der Postbote brachte auch Gerüchte mit und trug sie von Haus zu Haus. Mit dem Autobus kam ein Gerücht aus Roskilde: Die Garnison dort habe sich geweigert zu kapitulieren; sie habe sich nach Helsingør durchgeschlagen, sich einer Fähre bemächtigt und sich dem schwedischen Heer angeschlossen. Der Busfahrer kannte selbst den Fuhrunternehmer in Roskilde, der morgens um sieben die Fahrzeuge für den Transport beschafft hatte. Schweden solle sich auch im Krieg befinden, da die Deutschen durch Schweden nach Norwegen marschieren wollten.

      Aber man konnte ja den schwedischen Rundfunk hören, und da fiel kein Wort davon, daß dort Krieg sei. Man sprach dort nür von Kampfhandlungen in Norwegen. Die Deutschen hätten Oslo erobert, doch der norwegische König und die Regierung seien beim Heer, das sich nach Norden zurückzöge. Norwegen solle verteidigt werden. Die mächtige britische Flotte würde selbstverständlich zu Hilfe kommen.

      Das Radio wurde vom dänischen zum schwedischen und vom schwedischen zum dänischen Rundfunk gedreht. Margrete schenkte den Genossen den Kaffee ein. „Das ist echter Kaffee-Ersatz!“ sagte sie und versuchte, lustig zu sein. „Aber er ist auf unserem Archiv gekocht“, brummte Martin.

      Der kleine Peter war nun ruhig und zufrieden. Gerda fütterte ihn mit einem gelblichen Brei, der ihm die dicken Bäckchen hinunterlief. Jakob Enevoldsens kleiner Hund war nach den Anstrengungen eingeschlafen und träumte sicherlich etwas Angenehmes. Er lächelte im Schlaf, und sein kleiner Schwanz bewegte sich ab und zu glücklich.

      Im Radio wurde nichts über die Ablieferung von Jagdgewehren gesagt. Der lange Anton war beruhigt; auf der Stempelsteile hatte man nämlich erzählt, alle Büchsen müßten abgegeben werden. Anton war Jäger und besaß eine wunderbare Jagdflinte, die zusammengelegt und in der Innentasche eines Mantels versteckt werden konnte; er wollte sie keinesfalls dem Feind ausliefern. Da würde er sie lieber im Wald in einem Baum verstecken!

      Aber den Feind sollte man wirklich nicht mit Jagdgewehren bekämpfen, meinte Oscar. Bevor man einen Widerstand organisieren könne, müßten noch sorgfältige Vorbereitungen getroffen werden. Oscar sprach von der Möglichkeit, illegale Fünfergruppen zu bilden, die als Schachvereine getarnt wären. „Wir müssen jetzt konspirativ denken“, sagte der frühere Spanienkämpfer.

      Martin war der Meinung, jemand müsse sofort nach Præstø fahren und mit der Kreisleitung Verbindung aufnehmen. Vorher könne man nichts tun. Er würde auch gern selbst hinfahren.

      „Wahrscheinlich haben die Deutschen das Büro der Kreisleitung schon längst besetzt“, sagte Oscar.

      „Glaubst du wirklich?“

      „Es ist ja nicht sicher, daß sie die Adresse kennen“, warf Jakob Enevoldsen ein.

      „Und es ist ja auch nicht sicher, daß die Deutschen daran interessiert sind“, sagte Margrete. „Was sollen sie in der Kreisleitung?“

      „. . . Über diese Maßnahme werden zur Stunde Vereinbarungen zwischen der Regierung des Deutschen Reiches und der Königlich Dänischen Regierung getroffen“, wiederholte das Radio. „Diese Vereinbarungen sollen garantieren, daß das Königreich weiterbesteht, daß Heer und Flotte erhalten bleiben, daß die Freiheit des dänischen Volkes geachtet und die zukünftige Unabhängigkeit dieses Volkes vollauf gesichert wird . . .“

      „Glaubt ihr daran?“ fragte Oscar.

      Nein, es gab keinen, der an deutsche Erklärungen glaubte. Es gab keinen, der glaubte, die Deutschen würden irgendwelche Freiheit achten. Aber deshalb brauchte es ja nicht genauso zu kommen wie in der Tschechoslowakei und in Österreich, jedenfalls nicht sofort. Sowohl im dänischen wie auch im schwedischen Rundfunk sagten sie, Stauning sei noch immer Ministerpräsident und der König noch immer König. Ja, es gab noch immer einen sozialdemokratischen Ministerpräsidenten.

      „Glaubt ihr denn an den?“ fragte Oscar.

      Nein. Aber in der Tschechoslowakei und in Österreich haben die nazistischen Eroberer die Sozialdemokraten verboten.

      „Unsere Sozialdemokraten sind eine besondere Sorte. Was sollen die Nazis schon von ihnen zu befürchten haben?“

      Der lange Anton meinte, man müsse sein Parteibuch verbrennen, bevor die Deutschen kämen.

      „Dein Parteibuch ist sicher auch nichts Besseres wert“, entgegnete Martin. „Sind da überhaupt Marken drin? Du hast ja vier oder fünf Monate lang keinen Beitrag bezahlt.“

      „Es fehlen höchstens vier. Du kommst immer kassieren, wenn ich gerade kein Geld habe. Man hat es nicht leicht, wenn man arbeitslos ist.“

      „Bring dein Buch in Ordnung, bevor du es verbrennst“, sagte Martin.

      Oscar glaubte nicht, daß es so eilig sei, die Parteibücher zu verbrennen. Es sei viel wichtiger, die Bücher auf dem laufenden zu haben. Man könne sie aber ruhig ein bißchen diskret aufbewahren.

      „Diskret?“

      „Ja, man braucht ja den Deutschen

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