Schloss Frydenholm. Hans Scherfig

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Schloss Frydenholm - Hans Scherfig

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auf. In den Schultern seines neuen Mantels war viel Watte. Er sah breit und pompös aus. Ein Mann von Format.

      Der alte Schneider Henningsen aus Præstø kam gerade die Eisentreppe herauf. Er war schon über siebzig, doch er fuhr noch weite Strecken mit dem Fahrrad zum Nutzen des Reiches Gottes und teilte kleine Traktate aus, die er bei Damaskus drucken ließ. Henningsen mußte Olsen noch rasch begrüßen, den er von der Gefangenenhilfe her kannte und dem er in einer schwierigen Zeit Wohlwollen erwiesen hatte. Sein Sohn, der Unterinspektor im Staatsgefängnis, hatte ihm den Entlassenen zur besonderen Aufmerksamkeit empfohlen. „Geht es Ihnen gut, Olsen? Und wie stehen Sie sich mit Jesus?“

      „Ausgezeichnet“, antwortete Olsen. Doch er war in Eile und mußte sich sofort verabschieden.

      Damaskus sah ihm nach, als er die Eisentreppe hinunterstieg. Klein und grau stand er da und blickte hinter dem ehemaligen Zuchthäusler her, der nun ein Mann von Format war. Und aus seinen freundlichen Augen sprach Sorge. Trotz Watteschultern und Pelzmütze und Format war Olsen ein schwacher Mensch. Ob er nicht doch wieder in schlechte Gesellschaft geraten war?

      13

      Eines Tages hatte eine Dame die Redaktion der „Arbeiterzeitung“ angerufen und in aller Vertraulichkeit und höflichst gefragt, wie denn das Zeichen der Kommunisten aussähe.

      „Das Zeichen der Kommunisten?“

      „Ja. Die Kommunisten haben doch sicher ein Firmenzeichen oder Wappen oder wie man es nennen soll, etwas mit einem Hammer, nicht wahr?“

      „Hammer und Sichel? “

      „Ja, so ungefähr. Ich würde gern genau wissen, wie es aussieht. Hier ist Frau Professor Praahs. Ich bin Flemming Praahs’ Mutter. Sie kennen doch Flemming? “

      „Nein.“

      „Mein Sohn ist ein sehr eifriger Kommunist, müssen Sie wissen. Und jetzt wollen wir ihm zum Geburtstag eine Schreibtischgarnitur schenken, wissen Sie, so eine Lederunterlage und eine Schreibmappe und einen Löscher. Und da haben wir uns gedacht, das Zeichen der Kommunisten einprägen zu lassen, also Hammer und Sichel oder was die nun haben. Aber es muß unbedingt vorschriftsmäßig und korrekt sein. Wir finden das hübsch, wo er doch nun mal so eifrig mit dem Kommunismus ist.“

      „Ja. Sehr hübsch.“

      „Sie könnten mir wohl nicht eine genaue Zeichnung davon beschaffen, so wie es richtig sein soll?“

      „Nein, ich glaube kaum.“ Der Redakteur saß da, das „Arbejderbladet“ und eine Tasse Kaffee vor sich. Im Kopf der Zeitung waren Hammer und Sichel abgebildet. Er betrachtete sie schwermütig. Das war sicherlich nicht vorschriftsmäßig. „Nein, ich glaube kaum“, wiederholte er.

      „Sie wissen wohl auch nicht, wo man das finden kann? Haben die Kommunisten nicht irgendein Buch, wo so etwas angegeben ist?“

      „Nein. Aber sehen Sie doch mal im Hof- und Staatskalender nach.“

      „Glauben Sie wirklich, daß man es dort findet?“

      „Oder im Handbuch für Heraldik“, sagte der Redakteur und knirschte mit den Zähnen.

      „Ja, vielleicht finde ich es dort.“

      „Ich denke schon.“

      „Ja, dann werde ich es versuchen. Vielen Dank, und entschuldigen Sie die Störung!“

      Der Redakteur stöhnte gequält. Ach du mein Gott und Schöpfer! Diese Intellektuellen! So etwas ließ man nun in eine Arbeiterpartei hinein! Es war bestimmt ein Segen für die Arbeiterklasse, wenn der junge Praahs Hammer und Sichel auf seinen Löscher geprägt bekam. „Das ,Zeichen der Kommunisten‘! Oh!“

      Der Redakteur trank rasch seinen Kaffee aus und schob ärgerlich die Tasse zurück, die aus schwerem Porzellan war und im Laufe der Zeit schon einiges ausgehalten hatte. Freilich kannte er Flemming Praahs, aber er mochte ihn nicht leiden, den gepflegten, fröhlichen Studenten mit den runden Engelsbäckchen, ewig unreif und selbstzufrieden. Da kamen nun diese kleinen Studenten und ließen sich für einige Zeit zur Arbeiterklasse herab. Das ging meist vorbei, wenn sie ihr Examen in der Tasche hatten. Dann waren ihnen die Kommunisten einfach nicht kommunistisch genug, und sie schrieben sich als Mitglied der Regierungspartei ein.

      Es kamen auch einige andere Leute, die gern Mitglied der Kommunistischen Partei werden wollten. Die Abteilung D des zweiten Inspektorats der Kopenhagener Polizei schickte ausreichend verkommene Leute, die vorschlugen, Bombenattentate zu verüben und Scheiben einzuwerfen. Ein Seemann, der niemals zur See gefahren war. Arbeitslose, die niemals gearbeitet hatten. Der eine wollte das Gerichtsgebäude in die Luft sprengen. Ein anderer bot der Partei belgische Militärrevolver an, das Stück für sechs Kronen. Auch ein kleiner Mann, der unter Freunden „die Banane“ genannt wurde, fand sich in der Griffenfeldsgade ein und wollte Kommunist werden und Taten vollbringen.

      Student Praahs war mit Gelehrsamkeit und Schulweisheit zu den Arbeitern gekommen. Er studierte Staatswissenschaften, führte sich in der Mensa wie ein kleiner Lenin auf und wollte nun dem Proletariat den Weg ohne Abweichungen zeigen. Student Praahs mit dem Kindergesicht hatte sich vorgenommen, die Arbeiterklasse zu belehren. Es ist nur gut, wenn die Kinder Interessen haben, sagten seine freisinnigen Eltern immer und schenkten ihm Löscher und Schreibunterlagen mit Hammer und Sichel in Leder. Doch die Arbeiter enttäuschten stud. polit. Praahs und erkannten seine Schulweisheit nicht an. Als er endlich sein Examen bestanden hatte, wandte er sich voll Überdruß von ihnen ab; sie verdienten es nicht, ihn in ihren Reihen zu haben.

      Flemming Praahs hatte trotz seiner bescheidenen Note eine Stellung bekommen; sein guter Vater kannte den Minister. Der Weg nach oben zu Pension und Ritterkreuz war geebnet. Zu Hause wurde das Ereignis mit einem Essen und schönen Reden gefeiert. Es wurde auch außerhalb des väterlichen Heims im Kreise kecker Studenten gefeiert.

      Mit dem Leichtsinn der Jugendzeit war es nun vorbei, die fröhlichen Tage des Studenten waren dahin. Man sang beim Portwein in Skodsbprgs Bude in Gammelholm. Ojerum, jerum, jerum! Einer nach dem anderen waren sie abtrünnig geworden, die fröhlichen Studenten, waren sie zu ihren Ämtern und Ehefrauen gegangen. Nur Skodsborg war beständig, der ewige Student Skodsborg. „Es lebe Skodsborg! Es lebe auch Praahs, obwohl er jetzt das Studentenleben im Stich läßt und königlicher Beamter wird! – Warst du ein richtiger Student, laß Tag und Stund’ verwehen! Die herrliche Studentenzeit wird niemals ganz vergehen! Sie war doch eine Schale nur, die einen Kern umschloß. . . “

      Sie tranken in aller Unschuld. Sie hatten keine Mädchen dabei, nur Skodsborgs Schwester Marie, die vom Broschürenschreiben lebte, mager war, verbissen dreinschaute und keinen über Gebühr in Versuchung führte. Sie wünschte, über Rosa Luxemburgs Spontaneitätstheorie zu diskutieren, aber Praahs sang: „Laßt doch die Politik jetzt laufen, wir wollen lieber einen saufen!“ Er saß da, froh und zufrieden, mit leuchtenden Augen und runden Engelsbäckchen. Seine Freunde hielten zu ihm. Sie waren keck und burschikos, obwohl keiner von ihnen mehr ganz jung war. „Besingt des Studenten glücklichen Tag!“

      Flemming Praahs sang noch, als er in der Morgenstunde heimwärts steuerte, ein wenig unsicher auf den Beinen, aber sicher über die Richtung, die er einschlagcn mußte, um nach Hause ins Østerbro-Viertel zu kommen. Die Polizisten in Nyhavn sahen dem netten Herrn wohlwollend nach. Es war kalt, im Hafen schwammen noch Eisschollen, doch dem Studenten war warm, und er fand die Kälte angenehm. Alles war angenehm und erfreulich. Seine Schritte hallten laut in der leeren Straße, und er sang leise vor sich hin, während er voranschritt: „Vorbei, verweht, du goldne Zeit, so herrlich und

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