GUARDIANS - Der Verlust. Caledonia Fan

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу GUARDIANS - Der Verlust - Caledonia Fan страница 13

Автор:
Серия:
Издательство:
GUARDIANS - Der Verlust - Caledonia Fan

Скачать книгу

und verlorener erscheinen, als sie es sich vorgestellt hatten.

      Sie waren später gestartet als beabsichtigt. Vor der Fahrt in den Dschungel mussten sie in der Stadt noch ein paar Sachen besorgen. Außerdem dauerte sie länger als geplant, weil die Piste ausgefahren, schlammig und holprig war. Stellenweise hatte der Wagen mit eigenwilligen Rutschpartien im Straßen­matsch Tamiras Fahrkünsten einiges abverlangt. Einmal war er fast im Schlamm steckengeblieben und hatte sich nur dank des kräftigen Allradantriebs wieder heraus­manövrieren können. Heute Vormittag bei der Abfahrt noch blitzsauber, war der Offroader inzwischen bis an die Radkästen mit rotem Schlamm verschmiert.

      Der Wagen erregte Aufsehen und auch seine Insassen wurden von einigen im Matsch spielenden Kindern unverhohlen angestarrt. Offensichtlich sah man Europäer hier nicht mehr oft.

      La'ith, dem die durch ihre Ankunft verursachte Aufregung nicht behagte, schickte schon wieder seine wachsamen Blicke in die Umgebung.

      Noch bevor das satte Brummen des Motors verstummt war, hatte Tiana das Lebensmittelgeschäft entdeckt, an dem sie um dreizehn Uhr Romarus Mutter treffen wollten. Deren Ehemann arbeitete auf einer der nahegelegenen Rodungs­flächen der Holz-Company und so war die Gelegenheit günstig, um ungestört mit ihr zu sprechen.

      Nanita Vermosa war eine kleine Frau, rundlich und ein wenig verhärmt. Erst beim Näherkommen sah man, wie jung sie eigentlich noch war. Sie betrachtete die Ankömmlinge verunsichert und erwiderte deren offenes Lächeln nur zögerlich. Da Tiana im Gegensatz zu ihrer Freundin noch nicht mit der Frau telefoniert hatte, übernahm Tamira die Begrüßung.

      Die Frau nickte hastig mit dem Kopf und schielte dabei an Tamira vorbei zu La'ith. Der Guardian stand mit dem Rücken zu ihnen und tat, als würde er die Aussicht auf den dampfenden Wald genießen, der hinter dem grauen Regenvorhang kaum zu sehen war. Sein gewohnt zurückhaltendes, finsteres Wesen umgab ihn mit einer Aura der Bedrohlichkeit und schüchterte Romarus Mutter ein.

      Tamira beruhigte sie und die Frau entspannte sich langsam. Sie hob den breiten Korb, der vor ihr gestanden hatte, auf und schwang ihn mit einer fast beiläufigen Bewegung auf den Kopf. Dann murmelte sie ein paar Worte, wandte sich um und ging davon.

      "Wir sollen ihr folgen", verkündete Tamira über die Schulter.

      Sie verließen das Dorfzentrum mit Kirche, Laden und einer schnurgeraden, aber schlammigen Straße, die früher einmal als Landebahn für kleinere Flugzeuge gedient hatte. Romarus Mutter wandte sich nach Westen und hielt auf ein Haus zu, das diese Bezeichnung kaum verdiente und am Ende des Dorfes lag. Die meisten Hütten außerhalb des Ortszentrums schmiegten sich an den Waldrand und waren nur über schmale Fußpfade zu erreichen. Ihre schief in den Angeln hängenden Türen und Fensterläden verrieten, dass niemand mehr in ihnen lebte. Langsam, aber hartnäckig eroberte sich der Dschungel die Grundstücke zurück.

      Inzwischen waren sie bis auf die Haut durchnässt, doch dank der Hitze fror keiner. La'ith bildete den Schluss. Er sah sich immer wieder unauffällig, aber forschend um.

      Tiana, die vor ihm lief, fand sein Verhalten sonderbar, doch er war verantwortlich für ihre kleine Reisegruppe und sie wusste, dass er das ernst nahm.

      Als die drei Frauen ins Haus gegangen waren, schloss er die Tür hinter ihnen und blieb draußen stehen. Auch Tamira wurde nun aufmerksam und blickte Tiana fragend an.

      Doch die rundliche Frau, die ihren Korb in der Küche auf dem Tisch abgesetzt hatte, begann in diesem Moment zu reden. Die Worte strömten wie ein Sturzbach aus ihrem Mund. Tamira kam nur noch dazu, Tiana mit den Augen aufzufordern, nach draußen zu gehen. Dann musste sie Romarus Mutter ihre ganze Aufmerksamkeit widmen, zumal der auf das Wellblech trommelnde Regen das Verstehen des spanischen Wortschwalls sehr erschwerte.

      Tiana ging vor die Tür. Auf der überdachten, schmalen Veranda blieb sie neben La'ith stehen.

      "Was ist los?", raunte sie.

      "Wir werden beobachtet", knurrte er kaum hörbar.

      Augenblicklich schaltete sie in den Guardian-Modus. Automatisch. Ihr Körper versetzte sich selbst in den Alarm-Zustand, so wie er es sechs Jahre lang getan hatte. Aus leicht zugekniffenen Augen musterte sie die Umgebung, während sie ihr Basecap abnahm und sich damit Luft zufächelte. "Wo ist das Problem?", raunte sie in das Taschentuch, mit dem sie sich den Schweiß vom Gesicht wischte.

      "Ich sehe niemanden", kam es knapp zurück.

      Tiana runzelte die Stirn. Das war beunruhigend. Wer auch immer sie beobachtete - er musste gut sein, wenn La'iths Augen ihn nicht entdeckten. Doch es gab ein Phänomen, was dem Guardian dessen Anwesenheit trotzdem verriet.

      "Ein Energienutzer?"

      La'ith nickte gleichmütig.

      Sie stieß sich von der Wand ab und wandte sich der Haustür zu. "Willst du auch was trinken?" Die Frage war in normaler Lautstärke gestellt und La'ith nickte erneut.

      Als die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, setzte er sich auf die windschiefe Holzbank auf der Veranda und lehnte den Kopf an die Hauswand dahinter. Er imitierte den müden Touristen, doch seinen zu schmalen Schlitzen geschlossenen Augen entging kein Detail.

      Aber es gab nichts zu sehen. Nur die Lichtsignatur des Energienutzers neben dem Haus schräg gegenüber war zweifelsfrei erkennbar. Derjenige, der zu ihm herübersah, versteckte sich im Wald, welcher bis an die Rückwand des dürftig verputzten Domizils auf der anderen Seite des Pfades heranreichte. Das machte es schwierig, die Entfernung abzuschätzen.

      La'iths Anspannung wuchs. War es bloße Neugier gegenüber Fremden, mit der er es hier zu tun hatte? Warum verbarg sich derjenige dann? Oder war es jemand, der wusste, weshalb sie hergekommen waren? Seine eigene Lichtsignatur konnte der andere keinesfalls sehen. Schon als Kind damals in diesem Labor hatte er gelernt, sie zu verbergen. Und Tianas und Tamiras Fähigkeiten basierten nicht auf Energieanwendung, die beiden besaßen keine. Also wie war jemand auf sie aufmerksam geworden?

      Tiana schob die Tür mit dem Ellenbogen auf und brachte zwei Becher mit Wasser nach draußen. Einen reichte die La'ith und setzte sich neben ihn. Während sie langsam trank, schaute sie sich erneut unauffällig um. Doch wenn er schon niemanden sehen konnte, brauchte sie nicht darauf zu hoffen, etwas zu entdecken.

      "Ist er noch da?" Sie setzte den Becher ab und wischte mit dem Handrücken über den Mund.

      Aus dem offenen Fenster war die aufgeregte Stimme von Señora Vermosa zu vernehmen und La'ith hob stirnrunzelnd den Kopf. "Sie ist zu laut. Jeder kann hören, was sie sagt."

      Tiana erhob sich und ging zurück ins Haus. Gleich darauf senkte die Frau die Lautstärke und einen Moment später verstummte sie.

      La'ith hörte sie leise weinen. Eine Weile war Ruhe, dann vernahm er Tamiras Stimme und die eines Kindes. Das musste Romaru sein.

      Tiana, die wieder nach draußen gekommen war, lauschte ebenfalls. Die Worte des Jungen kamen widerwillig, stockend.

      Sie seufzte. Falls Romaru schwieg, weil er eingeschüchtert oder bedroht worden war, musste sie ihn mit ihrer Fähigkeit zum Reden bewegen.

      La'ith ordnete den Seufzer richtig ein.

      "Tamira ist noch nicht fertig", meinte er, "warte ab."

      Noch immer war deren Stimme aus dem offenen Küchenfenster zu vernehmen. Dazwischen kam ab und zu eine

Скачать книгу