GUARDIANS - Der Verlust. Caledonia Fan

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу GUARDIANS - Der Verlust - Caledonia Fan страница 17

Автор:
Серия:
Издательство:
GUARDIANS - Der Verlust - Caledonia Fan

Скачать книгу

brachten viele Argumente an, die sie zurückhalten sollten.

      Sie wischte sie alle mit einer ungeduldigen Handbewegung weg. Doch erst als sie verkündete, dass sie den Abstieg notfalls ohne Hilfe wagen würde, erklärten sie sich bereit, mit ihr dort hinunterzusteigen. Doch nicht über den Abhang, sondern außen herum. Ein zeitaufwändiger Umweg, der nicht zu vermeiden war.

      Tamira war der Zeitverzug nicht recht, aber ihr blieb keine Wahl. Die Männer kannten diesen Ort besser als sie.

      Bald darauf hatten sie das Dorf hinter sich gelassen und wanderten bei strömendem Regen im Gänsemarsch durch den Dschungel, um den vom roten Punkt markierten Ort zu erreichen. Er verharrte an derselben Stelle, La'ith hatte sich kein einziges Mal bewegt. Immer wieder rief einer der Männer laut seinen Namen, doch es kam keine Antwort. Nur der Regen rauschte ununterbrochen herab und prasselte auf die breiten Blätter der Pflanzen.

      Inzwischen war Tamira überzeugt, dass sowohl Tiana als auch La'ith etwas zugestoßen war. Und ganz zaghaft meldete sich der Gedanke, dass sie auch nur La'iths MFA und nicht ihn selbst finden würden. Das gestohlene Satellitentelefon und die verschwundenen Rucksäcke hingen mit Sicherheit mit dem Verschwinden der Freunde zusammen.

      Es geht viel zu langsam vorwärts, dachte sie ungeduldig, wir müssen uns mehr beeilen! Am liebsten wäre sie vornweg gerannt, um rascher bei ihm zu sein. Doch einer der Männer aus dem Dorf hatte sie vorhin am Arm gepackt und zurückgerissen. Erst im Schein der Fackel war die züngelnde Schlange am Boden vor ihr sichtbar geworden. Danach lief sie folgsam, aber nicht weniger ungeduldig in der Mitte der Gruppe.

      Kurz bevor sie die angezeigte Stelle erreichten, wurde der Wald dichter und sie kamen nur noch im Schneckentempo voran. Scharfe Macheten fuhren zischend durch saftiges Grün und sehnige, braune Arme zerrten die abgetrennten Pflanzenteile beiseite. Immer wieder schreckten sie Schlangen und Spinnen auf. Inzwischen war es finster geworden und die Männer hatten mitgebrachte Fackeln entzündet. Der Dschungel war fast undurchdringlich. Doch Tamiras MFA lieferte die Koordinaten und so kamen sie der Stelle näher.

      Bis der rot leuchtende Punkt plötzlich verschwand.

      Sekundenlang starrte Tamira fassungslos auf den winzigen Bildschirm an ihrem Handgelenk, dann presste sie verzweifelt die Lider zusammen. Ohne diese Anzeige hatten sie keine Chance, La'ith zu finden, wenn er sich nicht bemerkbar machen konnte. Noch einmal riefen sie mit vereinter Stimme nach ihm und schwiegen dann, um zu horchen. Doch es blieb still.

      Die Männer wollten zurückgehen.

      Alles in ihr sträubte sich dagegen, die Gefährten irgendwo im Dschungel zurückzulassen, aber ihr Widerspruch perlte an der Vernunft ihrer Begleiter ab wie das Regenwasser an den dickfleischigen grünen Blättern. Es sei sinnlos, im Dunkeln weiterzusuchen, beschied man ihr. Also kehrten sie um und gingen auf demselben Weg ins Dorf zurück.

      Wo bist du, La'ith, schrie sie in Gedanken, während sie hinter den Männern her stolperte, Tiana, La'ith, wo seid ihr? Verzweifelt und niedergeschlagen setzte sie einen Fuß vor den anderen, bis sie wieder auf dem Dorfplatz stand und überlegte, was zu tun war. Der Autoschlüssel war nicht da, La'ith trug ihn bei sich. Handyempfang gab es nicht. Der Laden besaß zwar ein Telefon, war aber jetzt geschlossen und der Betreiber, der in San Andrés wohnte, längst auf dem Heimweg. Und das Satellitentelefon war verschwunden. Sie konnte keine Hilfe herbeirufen.

      Ein Mann bot ihr an, sie mit dem Wagen nach San Andrés zu bringen. Doch sie lehnte ab. Es wäre ihr ein Leichtes, den Toyota kurzzuschließen, aber sie wollte nicht wegfahren, solange sie nicht wusste, was geschehen war. Wenn es sein musste, würde sie die ganze Nacht neben dem Auto stehen bleiben und warten.

      Die Aufregung und die abendliche Kühle ließen Tamira zittern, als sie sich bei den Männern für die Hilfe bedankte. Nanita, von ihrem Sohn herbeigeholt, konnte sie schließlich mit energischem Drängen dazu bewegen, wieder in ihr Haus zu kommen. Die Frau war erfreut, etwas tun zu können. Sie legte ihr eine Decke um, machte Wasser für ein Bad heiß und setzte ihr Tee vor.

      Während sie sich bemühte, ihr Zittern in den Griff zu bekommen, um wenigstens die Tasse anfassen zu können, überlegte Tamira fieberhaft, was sie tun sollte. Sollte sie doch das Angebot des Mannes annehmen? Nein, selbst für Einheimische war die Straße in der Dunkelheit gefährlich.

      Sie stützte die Stirn in die Hände.

      Viele Möglichkeiten für unvorhergesehene Zwischenfälle hatten sie vorher durchgesprochen, doch eine, bei der gleich zwei von ihnen einfach spurlos verschwanden, war nicht dabei gewesen.

      Verschwanden …

      Spurlos verschwunden, wiederholte eine Stimme in ihrem Kopf.

      Etwas machte Klick in Tamiras Gedächtnis. Sie riss die Augen auf und starrte auf die blankgescheuerte Platte des Küchen­tisches. Was, wenn der Stealer bei all dem seine Hände im Spiel hatte? Wenn sie hier von ihm erwartet worden waren? Und wenn man das Telefon gestohlen hatte, damit sie keine Hilfe herbeirufen konnte? La'ith mit seiner Gabe dürfte ein absoluter Glücksgriff für ihn sein. Sollte sich das Ganze etwa als eine ausgeklügelte Falle entpuppen?

      Misstrauisch schielte sie zu Señora Vermosa hinüber, die summend an dem einfachen Herd stand und Kartoffeln schälte. Romarus jüngere Brüder spielten in einer Ecke mit einem Kreisel und kicherten jedes Mal, wenn sie zu ihnen hinüberblickte.

      Mit einem Schlag fühlte sich Tamira entsetzlich einsam. Die Angst um die beiden Gefährten begann sie zu lähmen. Der Gedanke, dass sie sowohl La'ith als auch Tiana orientierungslos und ohne jegliche Erinnerung an ihr voriges Leben wiederfinden könnten, verursachte ihr Gänsehaut.

      Reiß dich zusammen, herrschte sie sich in Gedanken an' es kann alles ganz harmlos sein.

      Doch sie vermochte nicht sich selbst etwas vorzumachen. La'ith war nicht zum verabredeten Zeitpunkt dagewesen und auch später nicht gekommen, also war es nicht harmlos. Es war schlimm. Tamira biss die Zähne zusammen. Sie wusste, dass sie in dieser Nacht keinen Schlaf finden würde.

      Plötzlich vermisste sie ihre ältere Schwester. Die traumatische Kindheit hatte zwar Spuren bei ihnen beiden hinterlassen, aber durch gemeinsames, eisenhartes Training und strenge Selbstdisziplin hatten sie zusammen den Weg zurück ins Leben und in die Normalität gefunden. Ihre Schwester war schneller gewesen, sie hatte die Ermordung der Eltern besser verkraftet und ihr ganzes Sinnen und Trachten darauf gerichtet, ihr dabei zu helfen.

      Nanita Vermosa holte Tamira in die Wirklichkeit zurück, indem sie ihr die Decke von den Schultern nahm, sie an der Hand fasste und über die Hintertür nach draußen führte. Hinter der Hütte war ein schmaler, überdachter Verschlag, in dem eine Badewanne aus Zink stand. Ein bunter Vorhang bildete den einzigen Sichtschutz vor fremden Blicken.

      Tamira war das egal. Sie fror sowohl innerlich als auch äußerlich und sie war dankbar für die warmherzige Fürsorge der Frau.

      Romarus Mutter tätschelte ihr mitfühlend den Arm und flüsterte ihr beruhigende Worte zu. Tamira nickte, dann verschwand sie mit einem leisen Gracias in dem dampfenden Verschlag und streifte die klatschnassen Shorts und das Shirt ab. Ihre Boots waren voller Schlamm. Langsam stieg sie in das heiße Wasser und seufzte wohlig.

      Eine Hand langte unter dem Vorhang hindurch und nahm ihre nassen Kleider weg. Auch die Schuhe verschwanden. Dann hörte Tamira durch das offene Fenster die energische Stimme von Romarus Mutter im Haus. Sie ließ sich tiefer ins Wasser sinken und legte den Nacken auf den harten Rand der Zinkwanne.

      Automatisch fielen ihr die Augen zu. Eine Weile döste sie vor sich hin, bis eine tiefe Männerstimme

Скачать книгу