GUARDIANS - Der Verlust. Caledonia Fan

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Satelliten nicht mehr empfangen wurde.

      Der Polizist wusste, dass er dem Chef eigentlich dankbar sein sollte. Wenigstens einer musste einen kühlen Kopf behalten. Er selber war momentan nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen.

      "Wir verstehen deine Sorge, Trajan, aber Sadik hat Recht." Gaz, der neben seinem Bruder saß, warf einen Blick auf die Uhr. Mitternacht war vor drei Stunden gewesen. "Es hilft niemandem, wenn du dich aufreibst vor Sorge. In Flores ist es erst kurz nach neun. Der Anruf kann also immer noch kommen. Ich schlage vor, wir gehen jetzt alle schlafen. Am Morgen sehen wir weiter." Nachdem er sich bei seinem Bruder vergewissert hatte, dass er zustimmte, klatschte er beide Hände auf die Oberschenkel. "Na dann."

      "Gute Nacht euch allen." Sadik war ebenfalls aufgestanden, machte aber keine Anstalten, den Besprechungsraum zu verlassen. Das altmodische Satellitentelefon stand hier auf dem Tisch und er würde - wie versprochen - stündlich einen Versuch unternehmen, die drei in Guatemala zu erreichen. Es musste sich sowieso ständig jemand im Raum aufhalten, damit ein eventuelles Klingeln nicht überhört wurde.

      "Ich bleibe hier beim Telefon", verkündete Trajan.

      "Keine gute Idee." Sadik schüttelte den Kopf. "Lass mich hier schlafen. Du musst nachher zum Dienst und deine Nacht ist schon kurz genug. Ich verspreche dir, dass ich dich wecke, wenn eine Nachricht eintrifft."

      Tianas Bruder nickte zögernd, fast widerwillig, dann verschwand er.

      "Was denkst du?", fragte Gaz leise, nachdem alle hinaus­gegangen waren.

      Um ein Uhr hatte Tamira sich melden wollen. In Flores war es da abends um sieben. Früher konnten sie nicht aus Carmelita zurückkommen. Doch Sadiks Handy hatte bislang nicht geklingelt.

      Der seufzte.

      "Du weißt die Antwort. Es ist irgendetwas schiefgegangen. Auch wenn ich Trajan beruhigen konnte - ich selbst glaube nicht, dass wir am Morgen etwas von ihnen hören werden. Vor Mittag wird sich nichts tun, dann ist es dort gerade erst sechs Uhr früh. Ich bin sicher, dass etwas geschehen ist. Hoffentlich verschwindet Tamiras Signal nicht auch noch."

      Gaz erwiderte nichts. Ihm war vorhin schon klar gewesen, dass Sadik vorhatte, hier auf dem Sofa den Rest der Nacht zu verbringen. Sein Bruder fühlte sich verantwortlich, obwohl es keine Mission der Guardians war.

      "Dann schlaf gut", brummte er und gab ihm einen Fauststoß an die Schulter. Mit einem Seufzer drehte er sich um und verließ den großen Raum mit den bequemen Ledermöbeln, in dem man alle Besprechungen abhielt und der auch gern als Aufenthaltsraum genutzt wurde.

      Sekunden später fiel das schwere Eingangsportal dumpf hinter ihm ins Schloss und er lenkte seine Schritte entlang der solarbetriebenen Leuchtstreifen am Gehweg hinüber zum Kutscherhaus.

      14. Juni 2024, Freitag, 05:30 Uhr

       In Guatemala

      Tiana erwachte in vollkommener Finsternis. Einen Augenblick brauchte sie, um sich zu erinnern, was passiert war. Der Holzplatz … Regen …

      Stimmen drangen an ihr Ohr. Die Sprecher befanden sich nicht bei ihr im Raum. Und sie sprachen spanisch.

      Dann bemerkte sie, dass sie eine Augenbunde trug und ihre Hände auf dem Rücken gefesselt waren. Sie konnte ihren MFA nicht erreichen. Auch ihre Knöchel hatte man zusammengebunden. Sie lag auf einer weichen Unterlage und es war nicht kalt.

      Tief durchatmend besann sie sich auf Tamiras Unterricht. Erstens: Den eigenen Zustand überprüfen! Hören klappte einwandfrei und wenn man von den Fesseln absah, konnte sie sich bewegen. Offensichtlich war sie unverletzt, nur Kopfschmerzen spürte sie. Das war beruhigend.

      Sie atmete erleichtert auf. Im Ertragen von Schmerzen war sie nie gut gewesen und hatte sich als Kind damit reichlich Spott von ihrem Bruder eingehandelt.

      Zweitens: In welcher Situation befinde ich mich? Was ist passiert?

      Dass sie mit Tamira und La'ith nach Guatemala gekommen war und warum, wusste sie. Auch dass La'ith sich den Spanner hatte vorknöpfen wollen und sie mit ihm gegangen war. Über die schlammige Straße hatten sie sich in Richtung Osten bewegt, an ihrem Auto vorbei. Schweigend, weil sie wegen La'iths Bemerkung noch immer beschämt und verärgert war. Dann war da dieser riesige Holzlagerplatz gewesen, eine planierte Fläche mit einem großen Wellblechschuppen in der Mitte. Nach Süden hin war sie in einen steilen Abhang übergegangen, von dessen Kante aus man weit über den Dschungel hinwegsehen konnte. La'ith hatte dort am Rand gestanden … und dann?

      Ja, da war der Filmriss. Was danach kam, fehlte. Auch wie sie hierher gelangt war, wusste sie nicht.

      Wie spät mochte es sein? Wie viel Zeit war vergangen zwischen Blackout und Aufwachen? Wo waren La'ith und Tamira? Auch hier und gefesselt? Sie hatte keine Möglichkeit, es herauszufinden, ohne sich bemerkbar zu machen. Alles, was ihr blieb, war intensiv zu lauschen. Doch außer den Stimmen, die sie vorhin schon gehört hatte, war nichts zu vernehmen. Ob die Freunde ihr GPS-Signal orten konnten?

      "Tamira? La'ith?", flüsterte sie kaum hörbar. "Seid ihr hier?"

      Es kam keine Antwort. Lauter zu sprechen traute sie sich nicht, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Doch nach einer Weile erschien ihr das albern. Irgendwann würde einer kommen und nachschauen, ob sie aufgewacht war.

      "Hallo?", fragte sie lauter und mühte sich, die Worte sicher klingen zu lassen. "Ist jemand da?"

      Die Stimmen verstummten und Schritte wurden hörbar, die näherkamen.

      "Ah, Sie sind wieder wach", ließ sich eine sonore Männer­stimme vernehmen. Ihr Englisch hatte einen ausgeprägten spanischen Akzent. "Als Erstes muss ich Sie warnen: Versuchen Sie nicht, Ihre Gabe bei mir einzusetzen, denn dann müssten wir Sie leider knebeln."

      Tiana erschrak. Woher wusste der Mann von ihrer Gabe?

      "Sie haben lange geschlafen", fuhr er fort. "Ich muss mich für die Unannehmlichkeiten und die mangelhafte Unter­bringung entschuldigen. Doch da Sie sowieso nicht lange unser Gast sein werden, sollten Sie es ertragen können. In zwei Tagen sind Sie wieder in Carmelita."

      In zwei Tagen?

      Plötzlich klopfte ihr das Herz bis zum Hals.

      "Welches Datum haben wir heute?", wollte sie wissen.

      "Den vierzehnten Juni, Señorita Nasavic."

      Er kannte nicht nur ihre Gabe, sondern auch ihren Namen … Eine weitere Alarmglocke schrillte in ihrem Kopf.

      Der Knockout war demzufolge gestern gewesen, am Nachmittag. Und übermorgen sollte sie wieder in Carmelita sein. Drei Tage?

      Zurück nach drei Tagen …

      Die Erkenntnis schlug wie ein Blitz in ihren Verstand ein. Und gleichzeitig sprang die Angst sie an, schiere, würgende Panik. Sie war allem Anschein nach in der Gewalt dieses Irren, der anderen die Fähigkeiten nahm.

      Mühsam beruhigte sie ihre Atmung. Panik hat keine Daseinsberechtigung, zu keiner Zeit, hörte sie Tamiras ruhige Stimme in ihrer Erinnerung, nur wer sich selbst beherrscht, ist in der Lage, die Situation zu beherrschen. Ein weiterer Satz, den sie schon unzählige Male gehört hatte.

      Nie war ihr in den Sinn gekommen, dass Tamiras Leitsätze

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