GUARDIANS - Der Verlust. Caledonia Fan

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Trommeln des Regens auf dem Wellblechdach übertönte alles.

      Jetzt kam Nanita wieder heraus, brachte ein bunt gestreiftes Tuch zum Abtrocknen und murmelte hastig, dass ihr Mann von der Arbeit zurückgekommen sei. Als sie ihm erzählt hatte, was für ein Gast unter ihrem Dach weilte, war er zuerst nicht begeistert gewesen. Fremde im Haus erregten unnötiges Aufsehen im Dorf. Doch die Gebote der Gast­freundschaft waren stärker und er gab nach. Im Anschluss hatte er staunend von seiner Frau gehört, was am Nachmittag geschehen war und schließlich sogar überlegt, ob er mit anderen Männern noch einmal auf die Suche nach den Verschwundenen gehen sollte. Nur der strömende Regen und die Gefahren, die in der Dunkelheit im Dschungel lauerten, hatten ihn davon abgehalten.

      Eine Stunde später rollte sich Tamira auf einer Matte auf dem Küchenfußboden zusammen. Die ganze Familie hatte gemeinsam zu Abend gegessen und war danach zu Bett gegangen. Nach und nach verstummten alle Geräusche in dem einzigen Schlafraum der engen Hütte.

      Sie lag still und starrte mit brennenden Augen in die Dunkelheit. Irgendwo tropfte Wasser. Wahrscheinlich war das Dach an einer Stelle nicht ganz dicht.

      Ein unhörbarer Seufzer entrang sich ihr. Wo mochten La'ith und Tiana sein? Was war ihnen passiert?

      Irgendwann musste sie eingeschlafen sein, denn der Schrei eines Tieres im Dschungel ließ sie erschrocken zusammenfahren und den Kopf heben. Mehrere andere Tiere fielen in das Geschrei ein, es war ein fürchterlicher Lärm. Vielleicht hatte ein Jaguar eine Gruppe Brüllaffen beim Schlafen gestört.

      Es war noch stockdunkel draußen. Zwischen den Lamellen des Fensterladens ließ sich kein Tageslicht erkennen. Wann würde die Sonne aufgehen?

      Seufzend schloss sie die Augen wieder. Der Regen, der auf das Dach trommelte, konnte einen in den Wahnsinn treiben. Sie hatte es nicht für möglich gehalten, dabei einschlafen zu können. Doch die Erschöpfung war stärker gewesen.

      Beim Gedanken an den gestrigen Abend wurde sie erneut von Verzweiflung überrollt. Tiana und La'ith waren verschwunden. Wären sie wiederaufgetaucht, hätte man sie mit Sicherheit geweckt. Aber niemand hatte ihren Schlaf gestört.

      Zuerst musste sie heute also mit dem Bus nach San Andrés fahren und mit Sadik telefonieren. Er würde wissen, was zu tun war, und vielleicht sogar auf der Stelle herkommen, mit Gaz und dem Polizisten Trajan im Gepäck. Schließlich war Tiana dessen Schwester.

      Da lag sie nun, sie, die den Guardians beibrachte, in schwierigen Situationen nicht den Mut zu verlieren, sich auf das Wesentliche zu besinnen und die eigenen Emotionen zu kontrollieren. Er war absurd, aber gerade jetzt schnürte ihr die Angst die Kehle zu. Diese Reise war ihre Idee gewesen, La'ith und Tiana hatten sie begleitet und nun waren sie …

      Am liebsten hätte sie ihre eigenen Gedanken ausgesperrt, um diese Stimme im Kopf nicht mehr hören zu müssen. Entschlossen setzte sie sich auf und begann mit den Konzentrationsübungen, mit denen sie immer die Unterrichtsstunden im Mentaltraining eröffnete. Die gewohnten Abläufe und Worte, die sie leise vor sich hinsprach, beruhigten sie und die Panik wich zurück. Es würde alles in Ordnung kommen.

      13. Juni 2024, Donnerstag, 21:30 Uhr

       Im Dschungel, Guatemala

      Das Muli suchte sich trittsicher seinen Pfad auf dem schlammigen Untergrund. Ununterbrochen strömte der Regen, aber Nacho störte das nicht.

      Es war am einfachsten, das Tier vorangehen zu lassen, denn es kannte den Weg. Und da es inzwischen stockfinster war, hatte es sowieso keinen Sinn, die Führung zu übernehmen.

      Er ärgerte sich, dass so viel Zeit verlorengegangen war, denn er hatte erst quer durch den Dschungel zu seiner Unterkunft laufen müssen, um Nacho zu holen. Dann hieß es, mit dem Tier einen weiten Bogen zu schlagen, um zu der Stelle zurückzukehren. Das Dickicht war schier undurchdringlich und seine Machete hatte viel zu tun, bis sie endlich wieder da waren. Beinahe wäre er unterwegs auf eine Korallenschlange getreten. Doch Nacho scheute und deshalb hatte er sie rechtzeitig bemerkt. Das Muli wäre um Haaresbreite auf und davon gewesen, nur sein rascher Griff nach dem Zügel hatte es verhindert. Sonst ein absolut zuverlässiger Gefährte, zeigte das Tier eine unbeschreibliche Furcht vor Schlangen. Und da es im Regenwald reichlich davon gab, passierte es ab und zu, dass es die Ohren flachlegte und bockte oder gar seinen Reiter abwarf, um panisch davonzustürmen.

      Doch trotz aller Hindernisse und zunehmender Dunkelheit hatten er und sein vierbeiniger Kamerad es geschafft und die Stelle wiedergefunden.

      Alles war unverändert gewesen. Der Mann hatte dagelegen, bewegungslos, mit dem Gesicht nach unten. Aber er lebte. Arrojo hatte auf ihn aufgepasst.

      Mit viel Mühe war es ihm gelungen, den Bewusstlosen auf den Rücken des Mulis zu hieven und dort festzubinden, damit er auf dem Weg nicht herunterrutschte. Dabei war ihm das Gerät aufgefallen, das der Mann am Handgelenk trug. Rasch hatte er es abgenommen, ausgeschaltet und eingesteckt. Dann waren sie zusammen aufgebrochen, um zu seiner Bleibe zurückzukehren. Nacho mit seiner Last vornweg, dahinter er und Arrojo am Schluss.

      Die Hälfte des Weges hatten sie inzwischen geschafft. Bald würden sie sein Heim erreicht haben.

      "Todo estará bien, compañero", murmelte er, obwohl er wusste, dass der andere ihn nicht hörte. "Alles wird gut."

      ~~~ KAPITEL 5 ~~~

      14. Juni 2024, Freitag, 03:00 Uhr

       Darach Manor, England

      "Sie sind zwei volle Stunden über der Zeit. Da ist was passiert!"

      Trajan lief im Besprechungsraum hin und her wie ein Tier im Käfig.

      "Zum Donnerwetter, jetzt setz dich endlich hin. Du machst uns alle verrückt!", grollte Sadik. Er wurde selten laut, deshalb blieb Trajan stehen und drehte sich überrascht zu ihm um.

      "Was denkst du, woran es liegt?", verlangte er zu wissen.

      Der Ausbilder und Chef der Guardians stöhnte. "Das hatten wir doch schon mindestens dreimal. Ich habe keine Ahnung. Es kann so viel sein. Netzprobleme, eine Panne mit dem Wagen, schlechter Straßenzustand, was weiß ich. Vielleicht übernachten sie in dem Dorf. Es ist Regenzeit, vielleicht hat es einen Erdrutsch gegeben, der die Straße weggerissen hat?" Er hob in einer ratlosen Geste die Hände. "Wir haben Tamiras GPS-Signal. Sie ist in Carmelita. Keine Ahnung, wieso das von Tiana und La'ith verschwunden ist. Vielleicht sind sie in einer Höhle und der Dschungel kann das Signal ebenfalls abschirmen. Ich weiß es doch nicht." Seufzend fuhr er sich mit der Hand durch den angegrauten Schopf. "Ich versuche weiter stündlich sie damit zu erreichen." Er legte seine Rechte auf das Satellitentelefon, das vor ihm auf dem Tisch stand. "Etwas anderes als warten können wir nicht. Wenn sie sich bis morgen Mittag nicht gemeldet haben, fragen wir im Hotel nach. Bis dahin halten wir die Füße still. Alle, auch du."

      Der Blick, mit dem er Trajan ansah, sprach Bände. Er würde keine Missachtung dieser Anweisung dulden. Wenn es nötig war, warf er seine Autorität als Chef der Guardians in die Waagschale.

      Doch Trajan, der sein nervöses Hin-und-her-Wandern wieder aufgenommen hatte, fuhr herum. "Verdammt, das ist keine Mission der Guardians", brüllte er erbost und funkelte Sadik wütend an. "Du hast mir gar nichts vorzuschreiben! Und wenn ich heute Nacht noch nach Guatemala fliegen will, kannst du mich nicht aufhalten!"

      Heftig atmend rang Tianas Bruder um Beherr­schung. Er wusste, dass Sadik ebenfalls besorgt war, nur hatte der sich

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