Tarzan – Band 4 – Tarzans Sohn. Edgar Rice Burroughs
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Ich bin Waja, der Häuptling der Waji, erklärte er, und du bist Mohammed Dubn, der Araberscheich, der meine Leute morden und mein Elfenbein rauben wollte.
Er hob behände Mr. Moores gefesselte Füße hoch zurück, um sie mit den gefesselten Handgelenken zu verbinden.
So Schurke! Jetzt habe ich dich endlich doch in meiner Gewalt. Ich gehe; aber ich werde zurückkommen.
Und Tarzans Sohn sprang durch das Zimmer, schlüpfte zum Fenster hinaus und glitt an den Dachrinnen in die Freiheit hinab.
Mr. Moore bewegte sich unter großen Anstrengungen auf dem Bett hin und her, um seine Lage zu verbessern; denn er befürchtete, dass er ersticken müsste, wenn nicht rasche Hilfe käme. In seiner Verzweiflung wälzte er sich vom Bett herunter, und Erschütterung und Schmerzen dieses Sturzes brachten ihn wenigstens dahin, dass er seine Lage nüchterner betrachtete. War er vorher ganz im Banne einer geradezu wahnsinnigen Furcht und absolut unfähig, klar nachzudenken, so blieb er jetzt erst einmal ganz ruhig liegen und überlegte, wie er am leichtesten aus dieser Klemme herauskäme. Schließlich fiel ihm ein, dass sich das Zimmer, in dem er vorhin mit Lord und Lady Greystoke zusammengesessen hatte, gerade unter Jacks Schlafzimmer befand, auf dessen Diele er jetzt lag. Er wusste, dass immerhin einige Zeit verstrichen war, seit er sich nach oben zurückgezogen. Die beiden würden inzwischen auch gegangen sein; denn es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, seit er auf dem Bette gelegen und sich dort wie ein Verzweifelter zu befreien gesucht hatte. Das Allerbeste, was sich tun ließ, war, dass er zusah, ob er nicht irgendjemanden aus dem unteren Stock auf sich aufmerksam machen konnte. Nach zahlreichen vergeblichen Versuchen hatte er sich endlich soweit gebracht und gewendet, dass es ihm gelang, mit der Fußspitze auf die Diele zu pochen. Er wiederholte das Pochen in kurzen Abständen mit größter Ausdauer. Endlos lang kam ihm die Zeit vor, aber schließlich schien die Belohnung nahe. Tritte nahten von unten, es stieg jemand die Treppe nach oben und klopfte an die Türe. Mr. Moore pochte nur wieder kräftig mit dem Fuß auf den Boden, denn er konnte ja nicht anders antworten. Einen Augenblick war es draußen still, dann wurde wieder geklopft – und Mr. Moore stieß wieder mit dem Fuß auf den Boden. Warum man nur nicht einfach die Tür öffnete! Mühsam wälzte er sich in der Richtung weiter, aus der die Hilfe winkte. Wenn er sich jetzt mit dem Rücken gegen die Tür lehnte, würde er an die Türfläche pochen können und dann müsste er doch sicher gehört werden. Man klopfte draußen etwas stärker, und schließlich rief jemand: Mr. Jack! Es war einer der Hausangestellten. Mr. Moore erkannte ihn an der Stimme. Die Adern drohten dem Lehrer zu zerspringen, als er jetzt durch den fest in den Mund gepressten Knebel hindurch »Herein« zu schreien versuchte. Wieder vergingen ein paar Minuten, dann klopfte der Mann draußen ganz laut und rief den Jungen beim Namen. Als er erneut keine Antwort bekam, drückte er die Türklinke nieder …
Schlagartig durchschoss Mr. Moore der entsetzliche Gedanke, dass er ja selbst die Tür hinter sich verriegelt hatte, als er in Jacks Zimmer eingetreten war.
Er hörte noch, wie der Diener mehrmals klinkte und schließlich fortging, dann fiel Mr. Moore in tiefe Ohnmacht. –
Inzwischen genoss Jack in vollen Zügen das erschlichene Glück, nun doch in der Musikhalle sein zu können. Er war noch rechtzeitig in das Vergnügungslokal gekommen; die Vorführung mit Ajax begann erst.
Jack nahm einen Logenplatz und lehnte sich in atemloser Spannung über das Geländer. Seine Augen waren weit geöffnet und verfolgten staunend jede Bewegung des großen Affen. Der Dompteur bemerkte bald den Jungen mit dem hübschen Gesicht, der so ganz Feuer und Flamme für den Affen zu sein schien. Nun gehörte es zu den Glanzleistungen des Affen, dass er gewöhnlich während der Vorstellung eine oder mehrere Logen betrat und dort offenbar nach einem lange vermissten Bekannten suchte, wie der Dompteur jedes Mal erklärend vorausschickte. Der Mann nahm sich diesmal fest vor, den Affen in die Loge mit dem hübschen Jungen zu schicken, der zweifellos zu Tode erschrecken würde, wenn der zottige, wuchtige Affenkoloß so nahe an ihn heranrückte.
Als dann schließlich der Affe die Schwingschaukel verließ, und Beifallsstürme eine Wiederholung oder Zugabe heischten, lenkte der Dompteur die Aufmerksamkeit des Affen auf den Jungen, der zufällig als einziger in seiner Loge saß. Mit einem Satz sprang der große Menschenaffe von der Bühne zu dem Jungen. Doch wenn der Dompteur sich auf eine komische Szene gespitzt hatte, die durch die Todesangst des Knaben besonders gewürzt werden sollte, hatte er sich gewaltig geirrt. Ein Lächeln hellte die Züge des Jungen auf, als er seine Hand auf den zottigen Arm seines Besuchers legen konnte; der Affe fasste sein Gegenüber bei beiden Schultern und forschte mit ernsten, fast durchbohrendem Blick lange in dessen Gesicht, während der Junge den Kopf streichelte und mit leiser Stimme auf ihn einredete.
Niemals hatte Ajax jemanden so lange gemustert wie jetzt. Er schien zwar ein wenig unruhig, aber nicht im Geringsten gereizt, murmelte dem Jungen irgendetwas Unverständliches zu und liebkoste ihn dann, wie der Dompteur es nie bei Ajax mit einem anderen Wesen erlebt hatte. Schließlich kletterte der Affe in die Loge hinein und schmiegte sich dort dicht an den Jungen. Das Publikum war begeistert, und der Jubel wuchs erst recht, als der Dompteur, da die für die Vorführung des Ajax bestimmte Zeit verstrichen war, den Affen aus der Loge herauslocken wollte, und das Tier darauf einfach nicht reagierte.
Der Direktor, wütend ob dieser Störung seines Programms, ließ dem Dompteur sagen, er solle sich mehr beeilen. Doch als dieser nun die Loge betrat, um den widerspenstigen Ajax herauszuzerren, wurde er mit weitgeöffnetem Rachen und drohendem Geknurr empfangen.
Das Publikum raste vor Entzücken. Der Affe wurde mit Beifallsstürmen überschüttet, man jubelte dem Jungen zu und ließ Spott und Hohn auf den Dompteur und den Direktor niederprasseln, der unglücklicherweise auch noch vor das erregte Publikum getreten war, um dem Tierbändiger beizustehen.
Schließlich wusste der Dompteur vor Verzweiflung keinen anderen Ausweg, als sich die Peitsche aus seiner Garderobe zu holen; denn so viel war ihm klar, dass diese offensichtliche Widerspenstigkeit das wertvolle Tier für