Der Bergpfarrer Staffel 20 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 20 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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noch in den Spiegel, dann verließ sie ihr Zimmer.

      Jetzt sah sie erst, wie geschmackvoll das ganze Haus eingerichtet war. Ein richtiges Bauernhaus hatte sie sich etwas anders vorgestellt, einfacher und vielleicht auch ein wenig ärmlich. Dieses Haus hier jedoch strahlte eine Ruhe aus, eine gepflegte Bescheidenheit, die man sich nur leis­ten konnte, wenn man beim Einkaufen nicht nach dem Preis fragen musste.

      Ein dicker Teppich, der den ganzen Flur des oberen Stockwerks bedeckte, schluckte jedes Geräusch, und an den Wänden hingen Bilder, denen man ansehen konnte, dass es Originale waren, zwar keine bekannten, aber eben doch Originale.

      Martina fand problemlos die Küche. Der Duft nach frischem Kaffee wies ihr den Weg, so dass sie gar nicht fehl gehen konnte. Die Tür war nur angelehnt, und anscheinend befanden sich bis jetzt nur Vater und Sohn beim Frühstück.

      »… das hatte ich dir nicht geglaubt, Vater. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass du deine Drohung wahr machen könntest«, schnappte Martina als Gesprächsfetzen auf.

      Sie blieb wie angewurzelt stehen. Ihr fröhliches »guten Morgen« blieb ihr im Halse stecken. Es war für sie offensichtlich, dass die beiden Männer über sie, Martina, und über ihre Mutter sprachen.

      Obwohl es gegen ihre Natur war, blieb sie stehen und lauschte. Doch die Männer schwiegen kurz. Dann hörte sie wieder

      Pauls Stimme, die etwas bedrückt klang.

      »… im Grunde geht es dich doch gar nix an, Klaus. Du bist erwachsen und hast bald dein eigenes Leben. Ich will net allein zurückbleiben als der alte Zausel vom Berg. Noch bin ich jung genug, um für eine eigene Familie sorgen zu können. Das heißt aber net, dass du nimmer zu meiner Familie gehören wirst. Du bist mein Sohn, und es ist mir sehr wichtig, dass du mit meiner Entscheidung einverstanden bist.«

      »Wenn ich net einverstanden bin, dann schickst sie weg? Sag, Vater, schickst sie dann weg, wo ich dir doch so wichtig bin?«

      In der Küche war es jetzt mit einem Mal so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können.

      »Nie und nimmer, Bub. Es tut mir leid. Glaub mir, das würde mir verdammt schwer fallen, aber ich hab’ sie so lieb, und ich werde mir von niemandem mein Glück nehmen lassen.« Die Stimme des Anstätterbauern klang sanft und doch unendlich entschlossen. »Bitte, denk nach, und dann lass uns in ein paar Tagen noch einmal reden. Ich bin sicher, wenn du Monika und auch Tina erst besser kennengelernt hast, wirst nimmer so reden.« Die Stimme des Bauern klang hart und entschlossen, aber gleichzeitig auch irgendwie verzweifelt.

      Martina spürte das Klopfen ihres Herzens bis zum Hals hoch. Was sollte sie tun? Gleich würde Kreszentia, die Hausmagd, mit einer weiteren Kanne Kaffee kommen und sie erwischen, malte sie sich aus. Bei diesem Gedanken wurde ihr so übel, dass sie einfach handelte, ohne weiter nachzudenken. Sie trat ein paar Schritte zurück und kam dann noch einmal so lautstark, dass sie nicht zu überhören war. Dann klopfte sie an die Zimmertür und trat ein.

      Vater und Sohn saßen am Frühstückstisch, beide hatten ihren Blick auf die Eintretende gerichtet. »Guten Morgen, Martina.« Der ältere der beiden Männer fass­te sich zuerst. »Bist schon länger herunten?«

      »Gerade bin ich gekommen«, antwortete Martina. »Also erst einmal einen guten Morgen.« Sie bemühte sich, freundlich zu sein, obwohl sie den beiden Männern am liebsten ins Gesicht geschleudert hätte, dass sie den wichtigs­ten Teil der Unterhaltung mehr oder weniger unfreiwillig mit angehört hatte.

      »Guten Morgen, Madl. Ich hoffe, du hast gut geschlafen. Hast dir deinen Traum gemerkt?« Paul Anstätter redete und redete, als gelte es, Kopf und Kragen zu retten. »Das, was man zum ersten Mal in der neuen Heimat träumt, wird in Erfüllung gehen.«

      »Oh, das lieber net«, entfuhr es der jungen Frau. Sie warf Klaus einen ärgerlichen Seitenblick zu. »Ich hab’ nämlich geträumt, dass dein Sohn und ich gestritten haben und dass ich als Verlierer aus dieser Auseinandersetzung he­rausgegangen bin. Das kann ich ja überhaupt net leiden.« Eigentlich sollte das ein Scherz sein, aber in ihrem tiefsten Innern wusste Martina, dass jedes Wort der Wahrheit entsprach. Irgendetwas war an diesem Bauernsohn, das ihr dauernd den Zorn ins Herz und die Tränen in die Augen trieb.

      Klaus zog die Augenbrauen hoch. Er versuchte ein Grinsen, das jedoch irgendwie schief wirkte. »Setz dich doch, Schwesterherz. Der Kaffee kommt gleich. Wo bleibt eigentlich meine künftige Stiefmutter?« Der Spott in seiner Stimme war unüberhörbar.

      »Sei still, Klaus. Ich hab’ dir gesagt, dass ich dein Verhalten net dulde. Entweder du…«

      »Ich bin ja schon still, Vater. Verzeihung«, fügte er hastig hinzu, an Martina gewandt. »Soll ich dir eine Semmel mit Butter bestreichen? Magst du Honig?« Verbindlich lächelte er sie an, als würde es den Zwist zwischen ihnen gar nicht geben.

      »Guten Morgen allerseits.« Frisch wie der junge Frühling betrat Monika das Zimmer. »Warum hat mich niemand geweckt? Ich hoffe, ich bin noch net zu spät zum Frühstück.«

      »Bist du net, Schatzerl.« Sofort sprang Paul auf, um sie mit einem liebevollen Kuß zu begrüßen. »Schön schaust aus heute früh. Ich wollte euch beide ausschlafen lassen, immerhin hattet ihr ges­tern einen ziemlich anstrengenden und aufregenden Tag. Und da heut auch keine besonderen Arbeiten anliegen, haben Klaus und ich beschlossen, dass wir es auch einmal langsamer angehen lassen. Wir wollen euch ein bissel die Umgebung zeigen, unser Land, auf dem ihr ab jetzt auch leben werdet.« Stolz schwang in seiner tiefen Stimme mit.

      Überhaupt war Pauls Stimme etwas, das Monika schon immer fasziniert hatte. Sie war dunkel und samtweich, ebenso wie seine dichten Haare, die gut zu den eisblauen Augen passten. Ja, Paul war ein besonderer Mann, und Monika konnte noch immer nicht glauben, dass sie bald die rechtmäßige Frau an seiner Seite sein würde.

      »Ich bin gleich fertig mit frühstücken«, meinte Monika. »Eine Tasse Kaffee genügt mir.«

      *

      Zwei Wochen waren genug für Tina, um zu erkennen, dass sie auf dem Anstätterhof ihre Heimat gefunden hatte. Nur einen Wermutstropfen gab es, und der hieß Klaus Anstätter. Anfangs hatte sich Tina noch um eine gute Stimmung bemüht, indem sie geflissentlich seine Anspielungen einfach überhört hatte. Inzwischen aber hatte sie gegen den zukünftigen Stiefbruder so eine Abneigung entwickelt, dass sie es meist nicht einmal mehr ertragen konnte, mit ihm an einem Tisch zu sitzen.

      Doch auch Klaus hatte es zur Zeit nicht besonders leicht mit seinem neuen Leben. In seinem Kopf hatte nichts anderes mehr Platz als der Gedanke an die junge Frau, die mit einem desinteressierten Lächeln über all seine Kampfansagen hinweg ging.

      Was sollte er nur tun? Seine wunderbare, vertraute und ruhige Welt gab es nicht mehr. Jetzt herrschte das Chaos auf dem Hof. Und die Ursache seiner Verzweiflung lief lächelnd durch die Gegend und hatte den Vater bereits fest im Griff.

      Tina ahnte von den verzweifelten Gedanken ihres Gegners nichts. Sie saß an diesem Morgen vor dem Haus in der Sonne und träumte vor sich hin. Die vergangenen Jahre ihres Lebens zogen noch einmal an ihrem geistigen Auge vorbei, und sie stellte insgeheim bei sich fest, dass sie sich schon lange nicht mehr so wohl gefühlt hatte. Bei dem Gedanken an Klaus musste sie sogar ein wenig lächeln, denn wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst war, musste sie sich eingestehen, dass der junge Rebell ihr nicht unsympathisch war.

      »Stör ich dich, Martina?«

      Eine freundliche Männerstimme holte sie aus ihren Träumen. Erschrocken schaute sie auf und direkt in zwei helle Männeraugen,

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