Hausgemeinschaft mit dem Tod. Franziska Steinhauer

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Hausgemeinschaft mit dem Tod - Franziska Steinhauer Mord und Nachschlag

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einem Vorstellungsgespräch ins Büro bestellt, man trank einen Kaffee. Plötzlich muss er wohl über die junge Frau hergefallen sein. Sie wurde so schwer verletzt, dass sie stationär im Klinikum bleiben musste. Anzeige hat sie natürlich nicht erstattet!«

      Knyst versuchte es wieder unter der Handynummer von Gottwald.

      »Nichts!«

      »Die Namen und Adressen der Zeugen sind notiert, damit wir nachfragen können, woher sie all diese Details wissen«, beendete Bernt seine Aufzählung.

      »Auf den ersten Blick wirkte Simone nicht, als sei sie brutal ermordet worden. Wenn Gewalt zur Natur von Gottwald gehört, kann er sie entweder sehr gut kontrollieren oder er war es nicht«, murrte Sven. »Wir müssen auf das Ergebnis der Obduktion warten.«

      »Wer geht?«, erkundigte sich Ole.

      »Ich!«, entschied Sven, ohne zu zögern. »Es ist besser, wenn ich das übernehme.«

      Köpfe senkten sich, Schuhsohlen rieben unangenehm laut über den Bodenbelag.

      »Sollte lieber einer machen, der keine Kinder hat«, grummelte Bernt.

      »Ich gehe! Keine Diskussion!«, polterte Lundquist.

      Eine längere Pause entstand.

      »Gegen Mittag wieder hier. Vielleicht finden die Kollegen bis dahin Schuhe, Jacke und Tasche von Simone. Britta, es wäre gut, wir wüssten mehr über Simones Umfeld. Ole, bleib du an den Finanzen von Gottwalds Firma dran, daneben sind die Zeugen, deren Namen Bernt gelistet hat, einzubestellen. Besonders dieser Jürg und seine Schwester.«

      4

      Dr. Jussi Andersson wartete schon.

      »Hej!«, begrüßte er den Hauptkommissar und hob kurz eine Hand als Gruß.

      »Morgen.«

      Der Händedruck des Rechtsmediziners war weich und doch kraftvoll – ganz anders, als Sven erwartet hatte.

      »Die Kleidung des Mädchens ist bereits abgeholt worden, alle Taschen waren leer. Nicht einmal ein Taschentuch war zu finden. Absolut nichts. Gerade in dem Alter stecken sie doch ständig was ein – weil sie es rumzeigen wollen, weil es glitzert, weil sie nicht wissen, was es ist. Aber hier? Wie frisch gewaschen und ausgeschüttelt.«

      »Sie war mit ihrem Vater unterwegs. Vielleicht mag der solche Sammelei nicht. Ich frage ihn danach.«

      Der schmale Körper lag auf dem frostig anmutenden Edelstahltisch.

      Der voll ausgeprägten Leichenstarre wegen in der gleichen Haltung, in der man ihn in den frühen Morgenstunden aus dem Wagenkorb geborgen hatte.

      »Wir mussten die Drahtstäbe an einigen Stellen zerschneiden. Sonst hätten beim Herausheben Artefakte entstehen können, die eventuell fälschlich dem Tatgeschehen zugeordnet worden wären.«

      Das erbarmungslose Licht der OP-Lampe leuchtete auf das Mädchen hinunter.

      Lundquist schluckte hart.

      An den Knien, den Armen und der Stirn hatte das sich eindrückende Drahtgeflecht ein deutlich sichtbares, weißes Gittermuster auf der sonst livide verfärbten Haut hinterlassen.

      »Alle Auflageflächen zeigen das – dieses Gitter zeichnet sich abgemildert durch die Decke mehr oder weniger stark auf dem Körper ab. An Stirn und Knien besonders deutlich.«

      Sven nickte kommentarlos.

      »Die Untersuchung mit einer Speziallampe ist bereits abgeschlossen. Einige Fasern konnten wir sicherstellen, aber ehrlich gesagt glaube ich, dass sie nur von ihrer eigenen Kleidung stammen. Kein Blut, kein Sperma auf der Haut.«

      »Keine Vergewaltigung?« Sven wollte gerade erleichtert aufatmen, da hörte er den Rechtsmediziner antworten.

      »Kein Sperma auf der Haut. Alles andere klären wir jetzt. Es wird sich zeigen, ob wir Hinweise auf einen sexuell motivierten Mord finden.«

      »Hast du Einstichverletzungen entdeckt?«

      »Nein. Bisher nicht. Sieh mal, ihre Haut ist fast makellos. Nicht einmal ein Hämatom ist zu sehen. Allerdings findet sich am linken Unterarm eine zirkuläre, nicht unterblutete Wunde.« Sven betrachtete die beschriebene Stelle, runzelte die Stirn.

      »Nicht unterblutet? Also nach Eintritt des Todes entstanden, meinst du? Vielleicht trug sie ein Armband und der Täter riss es ihr vom Arm.« Er rieb sich am linken Unterarm, ertappte sich dabei und zog die Finger hastig zurück. »Du weißt schon, als Trophäe.«

      »Möglich. Könnte aber auch auf dem Transport passiert sein. Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass der Fundort auch Tatort war. Allerdings hat der Täter den Körper zügig zum Fundort transportiert, die Leichenflecken sind nur teilweise zur rechten Körperhälfte hin gewandert. Das tun sie nur in einem Zeitraum von wenigen Stunden.«

      Jussi Andersson hob die Haare im Nacken etwas an. »Ich habe Hinweise auf die Einwirkung stumpfer Gewalt entdeckt, die bei den schlechten Lichtverhältnissen heute Morgen nicht zu bemerken waren. Hier ist deutlich eine doppelt konturierte Intrakutanblutung zu erkennen. Diese beiden Striemen. Sieht aus wie von einem sehr schmalen Metallrohr.« Er räusperte sich. »Ein hart geführter Handkantenschlag käme eventuell auch infrage.«

      »Karate, Kendo? Etwas in der Art? Das würde den Kreis der Verdächtigen deutlich beschränken.«

      »Wie gesagt, ein dünnes Metallrohr ist ebenfalls denkbar.«

      »Warum zwei Abdrücke?«, wunderte sich der Ermittler.

      »Das sind die Stellen, an denen die Waffe mit der größten Wucht auftrifft. Das Gewebe dazwischen weicht aus, der Rand wird stark gequetscht. So entsteht ober- und unterhalb des Tatwerkzeugs je ein Striemen.«

      Andersson schickte Lundquist in den Flur hinaus. Kaum hatte sich die Tür geschlossen, gab er dem Sektionsassistenten einen Wink. Schweigend griffen vier Hände zu.

      Als Lundquist wenig später wieder eintrat, lag Simone ausgestreckt auf dem Rücken. Er schauderte, wollte gar nicht wissen, wie es dazu gekommen war.

      Eine gefühlte Ewigkeit lang beobachtete der Ermittler mit einer Mischung aus Faszination und Abscheu die Arbeit des Rechtsmediziners. Dessen Hände eröffneten mit geübten Bewegungen den Körper des Mädchens, legten Organe frei, entnahmen und wogen sie, der Assistent dokumentierte die Gewichte, notierte Analyseanfragen.

      Zwei Stunden später wusste Lundquist, wie Simone gestorben war.

      Der Gerichtsmediziner hatte ruhig und präzise gearbeitet, sprach in ein Diktiergerät, das in einer Halterung über dem Seziertisch befestigt war. Seine Stimme klang angenehm, die Worte waren grausam.

      »Kein Sperma in Mund und Kehle«, der zweite Mediziner untersuchte entnommenes Gewebe an einem anderen Arbeitstisch voller Gerätschaften, von denen Sven nicht hätte sagen können, um was es sich handelte.

      »Todesursache ist Genickbruch. Siehst du? Der dritte, vierte und fünfte Halswirbel sind getroffen worden.«

      »Und das Pulver?«

      »Ich

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