Elvis - Mein bester Freund. George Klein

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Elvis - Mein bester Freund - George  Klein

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war darüber so erbost, dass er auf die Motorhaube schlug und schrie: »Fahrt eure verdammte Karre zurück!«

      Ehe man sich’s versah, war der Beamte auf dem Beifahrersitz auch schon ausgestiegen und hatte seine Waffe auf den Saufbruder gerichtet. »Mach, dass du wegkommst, du Wichser, oder ich blase dir dein gottverdammtes Gehirn weg«, knurrte er. Der Säufer stammelte ein paar Worte der Entschuldigung und torkelte davon. Elvis und ich sahen uns auf dem Rücksitz nur schweigend an. Ganz ruhig stieg der Polizist zurück ins Auto, drehte sich zu uns um und sagte: »Elvis, wenn Sie nicht dabei gewesen wären, hätte ich ihn erschossen. Aber wir hatten leider keine Zeit, ihn umzupusten, weil wir es rechtzeitig zum Konzert schaffen müssen.« Wir erfuhren nie, ob das nun ein Witz sein sollte oder nicht, aber wir bekamen den Eindruck, dass in Chicago ziemlich raue Sitten herrschten.

      Trotzdem gelang es Elvis natürlich, sein Publikum zu begeistern. Ich hatte in Memphis schon häufig erlebt, wie eine Halle bei Rock’n’Roll-Konzerten kochte, aber auf die Hysterie, die losbrach, als er an jenem Abend in seinem Goldanzug die Bühne betrat, war ich nicht vorbereitet. Das gesamte Gebäude schien zu erzittern, und obwohl die Hausbeleuchtung ausgeschaltet war, wurde es durch das Blitzlichtgewitter im Saal plötzlich taghell. Diese Lichtblitze glitzerten auf Elvis’ goldenem Anzug wie ein Stroboskop, ein wirklich phantastischer Anblick. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sich die Stimmung im Saal noch steigern könnte. Außerdem fragte ich mich, wie Elvis wohl damit fertig wurde, im Zentrum von alledem zu stehen – selbst an meinem Platz neben der Bühne war ich so nervös und aufgeregt, dass mir beinahe übel wurde.

      Sobald die Musik begann, stieg der Energiepegel aber sogar noch. Die Band war in Höchstform und spielte, als gehörte ihr der ganze Schuppen. Ich hatte Elvis schon zuvor bei Konzerten erlebt, aber ihn von der Seite der Bühne aus zu beobachten, war so, als sähe ich ihn zum ersten Mal. Er ging auf der Bühne vollkommen aus sich heraus, behielt dabei jedoch stets die volle Kontrolle – jede seiner Bewegungen und Gesten war perfekt auf die Musik abgestimmt und diente ausschließlich dazu, die Wirkung seiner Gesangsdarbietung zu verstärken. Ich hatte ihn bislang bei grandiosen Heimspielen gesehen, doch das hier war etwas vollkommen anderes – es war einfach toll.

      Auf der Bühne ging es dermaßen wild zu, und das Geschrei des Publikums war so laut, dass ich mir, offen gestanden, nicht vorstellen konnte, wie die Band sich selbst noch gut genug hören konnte, um exakt zusammenzuspielen – sie benutzten damals noch sehr kleine Verstärker und hatten noch keine Bühnenmonitore. Jahre später fragte ich D.J. Fontana danach, und er sagte: »Wir waren wahrscheinlich die erste Band, die von einem Arsch dirigiert wurde. Wenn wir nichts mehr hören konnten, beobachteten wir einfach Elvis’ Hintern und orientierten uns an ihm.«

      Elvis’ Hinterteil war an jenem Abend in Gold gekleidet. Der Goldplättchen-Stoff hielt einer typischen Elvis-Darbietung jedoch kaum stand. Bei einigen seiner dramatischeren Bühnenbewegungen lösten sich immer wieder Teile des Besatzes. Nach der Show beklagte sich Colonel Parker bei Elvis in der für ihn typischen Sorge darum, was unterm Strich herauskam: »Elvis, jedes Mal, wenn du dich auf die Knie fallen lässt, kostet uns das fünfzig Dollar.« Er schlug vor, Elvis solle es in diesen Hosen etwas ruhiger angehen lassen und beim nächsten Mal nicht so wild herumhüpfen. Das war jedoch gerade so, als bitte man einen Hurrikan stillzusitzen. Nach ein paar weiteren Konzerten mit solch kostenintensiven Bewegungen trennte sich Elvis schließlich von seinen goldenen Hosen und trug nur noch das goldene Jackett zu einer schwarzen Tuchhose.

      Nach dem Konzert in Chicago rannten Elvis, Gene, Arthur und ich an der Union Station den Bahnsteig entlang, um den Spätzug nach St. Louis zu erwischen, als wir bemerkten, dass uns einige Typen verfolgten. Das jagte uns einen gewaltigen Schrecken ein, denn Elvis hatte schon häufig Ärger mit eifersüchtigen Kerlen gehabt. Einmal saß ich bei ihm im Auto, als ein Typ ans Fahrerfenster herantrat, Elvis um ein Autogramm bat und dann nach ihm schlug (der Schlag ging zwar daneben, traf aber das Mädchen, das Elvis an jenem Abend ausführte). Wir versuchten daher, noch ein bisschen schneller zu rennen, um den Zug zu erreichen. Da hörten wir, wie eine Stimme rief: »Elvis! Humes High, Abschlussklasse 1953! Albert Teague, Ed Leek und Bobby Bland!«

      Wir blieben wie angewurzelt stehen – das waren unsere alten Klassenkameraden. Die Jungs holten uns ein und erzählten uns wenige Augenblicke, bevor wir den Zug besteigen mussten, dass sie nach der Schule allesamt nach Chicago gezogen seien. Sie hatten gehört, dass Elvis in der Stadt gastierte, hatten das Konzert besucht und dann beschlossen, uns abzupassen, was ihnen nun auch gelungen war. Ed Leek ließ Elvis wissen, dass er noch einen wertvollen Gegenstand besaß, den Elvis ihm einmal gegeben hatte – eine Azetatpressung von »My Happiness«, dem allerersten Song, den Elvis beim Memphis Recording Service aufgenommen hatte. Es war eine Aufnahme, für die er noch hatte bezahlen müssen. Elvis hatte Ed die Platte geliehen, damit dieser sie zu Hause seiner Großmutter vorspielen konnte, und sie nie zurückverlangt.

      »Behalte sie«, sagte Elvis. »Bewahr sie für mich auf.«

      Damit bestieg er den Zug, verließ die Stadt und sah keinen dieser Jungs jemals wieder (Ed Leek allerdings hielt die Azetatpressung in Ehren – ein Stück Musikgeschichte, das Sam Phillips einmal »die Mona Lisa der Aufnahmen« nannte).

      In St. Louis bekam ich einen weiteren Eindruck von der Verrücktheit des Rock’n’Roll. Dort wohnten wir in einer Hotelsuite mit drei nebeneinanderliegenden Zimmern – eines für Arthur und mich, eines für Gene und Elvis und dazwischen eines als Aufenthaltsraum. Am Nachmittag vor dem Konzert betraten Gene und ich den Fahrstuhl in der Eingangshalle, als sich eine sehr forsche Reporterin und ein Fotograf zu uns gesellten.

      »Welches Zimmer hat Elvis?«, fragte die Dame.

      »Keine Ahnung«, entgegnete Gene.

      »Sind Sie nicht sein Cousin?« Sie hatte ihre Hausaufgaben gemacht.

      »Hm, ja«, sagte Gene.

      »Also, welches Zimmer hat er?«

      »Weiß nicht.«

      »Hier sind fünfzig Dollar für Sie.«

      »Elvis hat Zimmer 730«, sagte Gene.

      Gene war jedoch ein bisschen durchtriebener, als man auf den ersten Blick vermutete. Er hatte das Geld genommen und ihnen einfach meine Zimmernummer gegeben. Ein paar Minuten später klopfte es also an meiner Tür. Es waren wieder die Reporterin und der Fotograf.

      »Wo ist Elvis?«, fragte sie, während sie sich ins Zimmer drängte. Der Fotograf begann, eine Aufnahme nach der anderen zu schießen.

      »Hier jedenfalls nicht – und jetzt raus aus meinem Zimmer«, schrie ich.

      Die Reporterin sah sich noch ein wenig um, und der Fotograf machte Bilder von meiner Wäsche, doch bald wurde ihnen klar, dass sie Elvis nicht antreffen würden. Sie machten sich davon, schimpfend, weil wir sie um 50 Dollar geprellt hatten.

      An jenem Abend im Kiel Auditorium bereiteten wir uns gerade auf das Konzert vor, als ein Bursche vom Sicherheitsdienst hinter die Bühne kam, der nach »George Klein« suchte. Ich gab mich zu erkennen, und er sagte, am Eingang sei jemand, der mich suche. Ich konnte mir nicht denken, wer in St. Louis nach mir fragen sollte, aber ich folgte dem Sicherheitsmann bis zum Eingang. Dort stand tatsächlich dieser große Marinesoldat, der Elvis nach unserem Erlebnis auf der Main Street in Memphis vor Gericht gebracht hatte. Er hatte ein Grinsen im Gesicht und einen Arm um seine Frau gelegt.

      »Hallo, Sir«, sagte er. »Erinnern Sie sich an mich?«

      »Äh – ja, das tue ich.«

      »Nun, besteht die Chance, dass Herr Presley uns ins Konzert hineinlässt?«

      »Warum

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