Briefe über den Yoga. Sri Aurobindo

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Briefe über den Yoga - Sri Aurobindo

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am falschen Ende anfasse und die am wenigsten brauchbare sei, denn Psychologie ist nicht in erster Linie eine Sache des Mechanismus und des Maßes, sondern öffnet sich vielmehr in ein weites Feld jenseits der physischen Instrumentierungen des Körperbewusstseins. In der Biologie kann man einen Schimmer von dem, was jenseits des Mechanismus liegt, erhaschen, da hier von Anfang an eine Bewusstseinsbewegung erkennbar ist, die mehr und mehr ihrem Selbstausdruck entgegenschreitet und sich in diesem selbst ordnet. Doch in der Physik bist du im eigentlichen Bereich des mechanischen Gesetzes, in dem allein der Vorgang als solcher zählt und das auslösende Bewusstsein sich mit größter Gründlichkeit zu verbergen weiß, so dass es „wissenschaftlich gesprochen“ gar nicht existiert. Man kann es hier allein mit Hilfe von Okkultismus und Yoga entdecken, doch die Methode der okkulten Wissenschaft und des Yoga ist durch die Mittel der Physik weder messbar noch anwendbar – und daher bleibt der Abgrund bestehen. Man wird eines Tages in der Lage sein, ihn zu überbrücken, doch der Physiker wird voraussichtlich nicht der Brückenbauer sein; daher ist es sinnlos, ihn darum zu bitten, das zu testen, was jenseits seines Bereiches liegt.

      *

      Der Wunsch [der Okkultisten und Spiritisten], die Naturwissenschaftler zu überzeugen, ist absurd und unlogisch. Die Naturwissenschaftler haben ihren eigenen Bereich mit eigenen Instrumenten und Richtlinien. Gleiche Tests an Phänomenen von verschiedener Art anzuwenden, ist ebenso töricht, wie spirituelle Wahrheit physikalisch zu testen. Man kann Gott nicht analysieren, ebensowenig wie man die Seele unter einem Mikroskop sehen kann. Und entmaterialisierte Geister oder gar psycho-physische Phänomene jenen Tests und Normen zu unterziehen, die allein für stoffliche Phänomene gültig sind, ist eine höchst unrichtige und unbefriedigende Methode. Zudem ist der Naturwissenschaftler meist entschlossen, das nicht anzuerkennen, was nicht in sein System und dessen Formeln sauber verpackt und dann etikettiert und beschriftet werden kann. Dr. J. Romain, der sowohl Wissenschaftler als auch ein großer Schriftsteller ist, macht Experimente, um zu beweisen, dass der Mensch mit verbundenen Augen sehen und lesen kann, und die Wissenschaftler weigern sich, die Ergebnisse auch nur zur Kenntnis zu nehmen oder davon zu berichten. Khusa Baksh beweist es offen, unbezweifelbar und besteht alle gültigen Tests, und die Wissenschaftler sind absolut nicht willens, die Tatsache zuzugeben oder sie zu erwähnen, obgleich seine Ergebnisse unleugbar sind. Er läuft unverletzt über Feuer und entkräftet alle bisherigen Deutungen, doch sie suchen nach einer anderen und einfältigeren Erklärung. Welchen Nutzen hat der Versuch, Menschen zu überzeugen, die entschlossen sind, nicht zu glauben?

      *

      Der wissenschaftliche Geist weigert sich, irgend etwas unklassifiziert zu lassen. Hat er nicht auch das Göttliche klassifiziert?

      *

      Das Mental dieser Leute [der Wissenschaftler] ist zu sehr daran gewöhnt, sich mit physischen Dingen, die mit Instrumenten und Zahlen messbar sind, auseinanderzusetzen, als dass es für einen anderen Bereich noch von Wert ist. Einsteins Ansichten außerhalb seines Fachgebietes sind unreif und kindisch, eine Art von unsubstantiellem, allgemeingültigem Idealismus ohne Beziehung zur Wirklichkeit. Ein Mensch kann ein großer Gelehrter und dennoch simpel und töricht sein; genauso kann ein Mensch ein großer Wissenschaftler sein, während sein Mental und seine Vorstellungen in anderen Dingen unbedeutend sind.

      *

      Psychologen natürlich, die sich mit mentalen Regungen auseinanderzusetzen haben, erkennen leichter, dass es keine wirkliche Gleichsetzung zwischen diesen und den physiologischen Vorgängen geben kann und höchstens Mental und Körper aufeinander einwirken, was unvermeidlich ist, da sie beieinander wohnen. Doch selbst ein großer Naturwissenschaftler wie Huxley erkennt, dass das Mental etwas von der Materie Grundverschiedenes ist und nicht mit den Begriffen der Materie erklärt werden kann. Dennoch ist die Naturwissenschaft seither sehr arrogant und eingebildet geworden und versucht zu erreichen, dass sich ihr und ihren Methoden alles unterordnet. Nun hat sie in der Theorie begonnen, ihre Begrenzungen auf eine allgemeine Weise zu erkennen, doch ist die alte Denkweise den meisten Wissenschaftlern noch zu sehr eingefleischt, als dass sie diese sofort ablegen könnten.

      *

      Der Artikel liest sich, als wäre er eher von einem Gelehrten als einem Philosophen geschrieben worden. Du meinst vermutlich das Überleben jener wissenschaftlichen Verachtung der Metaphysik im 19. Jahrhundert; und zwar, dass alles Denken sich auf wissenschaftlichen Tatsachen zu gründen habe und dass die – oft so fehlerhaften und oberflächlichen – Verallgemeinerungen der Wissenschaft die Grundlage für jedes vernünftige metaphysische Denken bilden müssen. Das würde bedeuten, die Philosophie zum Dienstmädchen der Wissenschaft zu machen und die Metaphysik zum Schlachtenbummler der Physik und ihr die ihr angestammten Rechte in ihrem ureigenen Bereich zu verweigern. Man übersieht die Tatsache, dass der Philosoph sein eigenes Gebiet und seine eigenen Instrumente besitzt; er kann wissenschaftliche Entdeckungen als Stoff benützen, genau wie irgendwelche anderen Tatsachen des Daseins, doch die allgemeinen Schlussfolgerungen der Wissenschaft muss er nach seinen eigenen Maßstäben beurteilen – ob und inwieweit sie geeignet sind, auf die metaphysische Ebene übertragen zu werden. Eine derartige Einstellung war vielleicht in der Blütezeit der Naturwissenschaft gerechtfertigt, bevor sie ihre eigenen Grenzen und die Anfechtbarkeit ihres Schemas der Dinge entdeckte – jener Dinge, die unsicher in einer riesigen Unendlichkeit oder einem grenzenlosen Endlichen des Unbekannten treiben. Doch soll Spiritualität unter dem Namen psychischer Forschung verherrlicht werden? Letztere ist keine Wissenschaft, sie besteht aus einer Masse von obskuren und zweideutigen Ermittlungen, aus denen man nur einige dürftige und zweifelhafte Verallgemeinerungen bilden kann. Und soweit sie zum Okkulten gehört, berührt sie nur die unteren Regionen des Okkulten, das, was wir die untersten vitalen Welten nennen würden, wo es ebenso viel Falschheit und Irrtum und Schwindel gibt wie auf Erden und noch mehr. Ich verstehe zudem viele seiner Bemerkungen nicht. Inwiefern sollte die Voraussage eines künftigen Ereignisses unsere Auffassung oder zumindest die philosophische Auffassung der Zeit verändern? Es könnte die Vorstellung von der Beziehung der Ereignisse zueinander verändern oder vom Ausarbeiten der Kräfte oder der Möglichkeiten des Bewusstseins, doch die Zeit bleibt die gleiche wie zuvor.

      *

      Ich glaube nicht, dass deine beiden Fragen hinsichtlich der spirituellen Sadhana von großer Wichtigkeit sind.

      1. Die Frage bezüglich Wissenschaft und Spiritualität wäre vor zwanzig Jahren von einiger Bedeutung gewesen und beschäftigte die Menschen in den frühen Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, doch das ist nun vorbei. Die Wissenschaft selbst ist zu dem Schluss gekommen, dass sie nicht – wie sie einst hoffte – entscheiden kann, was die Wahrheit oder die wirkliche Natur der Dinge ist; sie kann sich nur mit dem Ablauf der physischen Dinge befassen, wie diese

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