Jakob der Letzte. Peter Rosegger

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Jakob der Letzte - Peter  Rosegger

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liegt und steht – dreißigtausend Gulden kugelrund.“

      Die Bauern schauten sich an.

      „Guldeisner“, sagte hernach der Rodel, „jetzt hab’ ich keine Schneid mehr, daß ich dir abrate. Es ist viel Geld!“

      „Ein Narr müßt’ einer sein!“

      „Es ist verflucht viel Geld!“

      Der Jakob legte seine Hand auf den Arm des Guldeisner hinüber und sagte: „Ich rate doch ab. Nachbar, bedenk’s. Wenn du von deinem Hochwald einen frischen Lärchbaum versetzest hinaus ins Tal, mitsamt der Wurzel versetzest, und ihm dort die beste Erden gibst und den fettesten Dung, und Naß und Sonne wie du willst – der Lärchbaum geht zugrund. Ein Gebirgsbaum laßt sich nicht versetzen, wenn er ausgewachsen ist, schon gar nicht. Ein Gebirgsmensch auch nicht.“

      „Larifari!“ lachte der Guldeisner. „Vom Schlechtern aufs Bessere, das hat der Mensch noch allemal ertragen. Wenn unsere Buben Soldaten werden und gehunzt von den Obristen, da gefällt’s ihnen freilich nicht draußen, das glaub’ ich. Der Holzknecht Simon ist auch vierzig Jahre alt geworden zu Altenmoos; jetzt ist er Werksverwalter in der Krebsau. Der verdorrt gar nicht dorten wie ein versetzter Lärchbaum, der wird dick und fett und verlangt sich nicht mehr zurück ins Altenmoos. Ein Narr müßt’ einer sein!“

      „Wer sich’s besser machen kann“, sagte der Rodel achselzuckend, „ein jeder tut’s. Aber gefährlich ist’s. Wohl überlegen, Nachbar, wohl überlegen!“

      „Wenn der Guldeisnerhof eine Herrenhub sollt werden, dann möcht’s traurig ausschauen zu Altenmoos“, sagte der Jakob nicht ohne Beklommenheit.

      Darauf antwortete keiner etwas.

      „Nachbar“, fuhr der Jakob fort und legte seine Hand auf den Tisch hin gegen den Großbauer, „Nachbar, bleib’ da! Du gehörst zu uns. Deine Vorfahren sind auf diesem Fleck geboren worden und gestorben, haben ein zufriedenes Leben geführt, sind alt geworden, wie draußen selten einer wird. Mit Geld und Herrenhuld hat sich kein Guldeisner wenden lassen seit die Schirmtannen stehen da draußen vor deinem Haus. Weit und breit ist dieser Hof bekannt und geachtet als erbgesessen und ehrenfest! Das Guldeisnerblut wär’ ein frischer Brunnen, draußen tät’ er in Sand verrinnen. Und auch unsertwegen, Franz, verlaß’ uns nicht. Viele Verwandtschaft hast in Altenmoos; Leute, die sich bei dir anlehnen müssen, ihnen bist ein Halt, dir macht’s nichts, du bist stark. Dir geht’s gut, bleib’ bei uns. Schau, wir halten alle zusammen, und sollt’ dich auch einmal was Hartes treffen – Gott verhüt’ es! – so sind wir dir brave Kameraden, wie du uns bist.“

      „Laß das sein, Reuthofer!“ unterbrach ihn der Guldeisner in gleichgültigem Tone.

      „Nein, es ist nicht möglich“, fuhr der Jakob fort, „du kannst nicht davongehen, versuch’s, du kannst nicht. Du wirst sehen, wie der Mensch verwachsen ist mit seiner Erden, mit allen Kräutern und Bäumen, die darauf stehen, selbst mit dem Käfer auf dem Grashalm und mit dem Vogel auf dem Wipfel, geschweige mit dem Vieh auf der Weide. Du wirst es sehen! In den besten Jahren, wie du bist, kannst du die Arbeit nicht entbehren und die Arbeit dich nicht. Ohne Arbeit stirbt der Bauersmensch ab, glaub’ es mir. Wenn du schon was ändern willst, Guldeisner, eine brave Hausfrau nimm dir. Du hast die Wahl weitum. Mit lieb’ Weib und Kind wirst es erst erkennen, was dein festgrundiger Hof bedeutet. – Franz, versprich es uns! Bleib’ daheim!“

      Der Großbauer hatte während dieser Worte des Jakob auch das dritte Gläschen Schnaps ausgetrunken. Jetzt stauten sich seine Nasennüstern auf. „Bedank’ mich!“ keuchte er, „keinen Vormund brauch’ ich nicht. Ob ich ledig bin oder verheiratet, das geht dich nichts an, Grabendodl, verdammter! Der Zimmermann, dort hat er das Loch gemacht.“

      „Na, na, Guldeisner“, sprach der Sepp, während die drei Bauern aufstanden, „brauchst dich nicht so anzustrengen mit dem Hinauswerfen, wir gehen schon freiwillig. Gute Nacht oder guten Morgen! wie du’s brauchst.“

      So viel hatten sie ausgerichtet, die Bauern beim Guldeisner.

      „Verdorben hab’ ich’s“, sagte der Jakob, als sie aus dem Hause traten, „ich hab’ ihn zu scharf getroffen.“

      „Getroffen oder nicht, es ist ein Stierkopf“, antwortete der Rodel.

      Als sie die bezäunte Gasse zwischen Gemüsegarten und Hauswiese hinabgingen, sahen sie ein junges wohluntersetztes Weib, das beschäftigt war, die zum Bleichen über die Wiese hin aufgespannten Leinwandfächer zusammenzurollen.

      „Auch eine Guldeisnerin“, murmelte der Sepp, „ob er sie mitnehmen wird in sein Herrenschloß?“

      „Ich denk’“, schmunzelte der Rodel, „die laßt er uns da. Daß doch die Gattung nicht ganz ausgeht in Altenmoos.“ –

      Sie schritten kopfschüttelnd talwärts. Unten, wo der Weg durch jungen Anwuchs ging, begegnete ihnen der Förster, oder Waldmeister, wie er in der Gegend genannt war. Das war ein großer, stämmiger Mann in Jägertracht und stets mit dem Gewehr auf dem Rücken. Die Gebirgstracht, die er trug, schien aber nicht auf dieser Figur gewachsen zu sein, sie stand nicht ganz zu den manchmal fremdartigen Bewegungen des Mannes. Das Gesicht? Ein schöner roter Vollbart machte alles gut, was etwa die kleinen stechenden Augen und die unförmig lange Nase verdarben. Er war ein Ausländer. Seit wenigen Jahren bei der Herrschaft Rabenberg angestellt, ging er jetzt viel in Angelegenheit des Kampelherrn um, von dem es hieß, daß er auch die Rabenbergischen Waldungen ankaufen wolle.

      „Ob der Guldeisner zu Hause ist!“ fragte er die Bauern mit seiner eigentümlich scharfen, dabei etwas näselnden Aussprache.

      „Nein“, antwortete der Rodel, „da geht der Waldmeister umsonst hinauf.“

      „Will ich lieber umkehren“, knurrte der Förster und schlug seitab einen Waldsteig ein.

      „Warum hast du ihn angelogen?“ fragte der Jakob seinen Nachbarn.

      „Der wäre jetzt schnurgerad’ hinaufgegangen und hätte ihm das Gut abgekauft“, antwortete der Rodel.

      „Mit der Lug’ werden wir’s nicht hintertreiben“, sagte der Jakob. „Schlecht’ Sach’ muß man mit gut’ Sach’ totschlagen. Ich denk’ aber, er verkauft nicht, ’s ist lauter Trutz, was er sagt.“

      „Und auch Trutz, was er tut. Nachbarn, der Guldeisnerhof ist hin.“ So der Rodel.

      Bald darauf trennten sich ihre Wege. Der Reuthofer dachte auf dem seinen noch lange: Nein, der Franz ist gescheit, er tut’s nicht.

       WIE DER JACKERL AUS ANHÄNGLICHKEIT DAHEIM BLEIBT

      Als der Jakob Steinreuter nach Hause kam in seinen Reuthof, funkelten am Himmel schon etliche Sterne, und über den schwarzen Baumzacken des Nockwaldes ging der Mond auf.

      An der Haustür stand der Jackerl.

      „Geh’ hinein!“ befahl der Vater.

      „Nein“, antwortete der Knabe.

      „Alsdann bleib’ da stehen, so lang’ du willst.“

      „Nein!“ knirschte der Knab’. „Ich will Schottensterz haben, dann geh’ ich fort. Ganz fort. Ich bleib’ nimmer da!“

      „Warum

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