Elbkiller: 7 Hamburg Krimis. Alfred Bekker
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„Stefan – mit Nachnamen heißt er übrigens Dietz – hat erst geflennt und dann geredet wir ein Wasserfall. Er ist ja nicht gerade die hellste Kerze auf der Torte, aber ich konnte die Bruchstücke seiner Erzählung einigermaßen zusammensetzen. Ich fasse kurz zusammen: Markus Holler war am Freitag hier. Er hat Stefan auf den Kopf zugesagt, dass es hier Schmuggelware geben müsste, die mit dem letzten Schiff gekommen sei. Stefan hat ihm dann das Versteck gezeigt. Zwei Sporttaschen zwischen Einrichtungsgegenständen, die zu einem Umzug von Rio nach Hamburg gehörten.“
„Nur zwei Taschen?“
„Es gab wohl noch andere, jedoch in einem weiteren Container, der noch nicht entladen war. Jedenfalls nahm Markus diese beiden Taschen und schleppte sie zu seinem Auto, das hier draußen auf dem Parkplatz stand. Bevor er losfuhr, schärfte er Stefan ein, niemandem etwas davon zu erzählen. Nach dem Wochenende hat dann Tims Kumpel Fiete zwei weitere Taschen aus dem Versteck geholt und Stefan beschimpft, weil die Hälfte der Ware verschwunden war.“
„Worum hat es sich dabei überhaupt gehandelt?“
„Drogen. Kokain, um genau zu sein.“
Brock nickte. „Hollers Schiffe bedienen eine Südamerikaroute. Bolivien und Kolumbien sind die Hauptlieferanten für Kokain. Das ergibt allmählich einen Sinn. Was passierte dann?“
„Damit rückte Stefan erst nach eindringlicher Ermahnung und einem erneuten Heulanfall heraus. Als Markus mit seinem Wagen den Parkplatz verließ, kam Tim Holler gerade an. Er sah seinen Cousin wegfahren und folgte ihm mit einigem Abstand, als ob er ihn beschatten würde, wie Stefan sich ausdrückte. Mehr habe ich beim besten Willen nicht aus ihm herausbekommen. Allerdings habe ich ihm empfohlen, sich dringend einen neuen Job zu suchen.“
„Das haben Sie gut gemacht“, lobte Brock. „Das Bild wird allmählich deutlich.“
„Glauben Sie, dass Tim der Mörder ist?“
„Eigentlich nicht. Er mag ein Halunke und in schmutzige Geschäfte verwickelt sein, doch für einen Mörder halte ich ihn nicht.“
Brock öffnete die Beifahrertür. „Fahren wir!“
Als Spengler sich hinter das Steuer des Autos gesetzt hatte, fuhr ein bulliger SUV auf den Parkplatz, höher, breiter und länger als ihr älteres Golf-Modell vom Polizei-Fuhrpark.
„Warten Sie“, befahl Brock.
Ein einzelner Mann stieg aus dem Fahrzeug. Er war zwischen vierzig und fünfzig, besaß volles, doch schon leicht ergrautes Haar und trug einen dreiteiligen Anzug von merkwürdigem gesprenkeltem Aussehen.
„Wie nennt man wohl diese Farbe?“, kam dazu ein erstaunter Kommentar von Brock.
Spengler grinste. „Möwenschiss?“
Jetzt grinste auch Brock. „Wir warten, bis er wieder herauskommt. Dann folgen wir ihm. Ich möchte gern wissen, wer das ist. Er sieht nicht wie der normale Besucher eines Lagerschuppens aus.“
Es dauerte nur zehn Minuten, bis der SUV wieder vom Parkplatz fuhr. Spengler hatte ihren eigenen Wagen inzwischen auf die Straße gefahren. Sie standen jetzt in einer unauffälligen Lücke zwischen anderen Fahrzeugen.
„Halten Sie Abstand. Ich möchte nicht, dass der Typ uns entdeckt.“
Spengler nickte und wartete, bis der SUV ein ganzes Stück entfernt war, ehe er losfuhr. Es wurde eine lange Fahrt, die sie an der Hafencity vorbei durch die Innenstadt in Richtung Altona führte.
„Ich glaube, ich weiß, wer das ist und wohin er will“, sagte Spengler, als sie die Reeperbahn passierten.
Es dauerte nicht mehr lange, bis der SUV in eine Toreinfahrt einbog. Hinter ihm schloss sich sofort das breite Rolltor.
Die beiden Beamten betrachteten das Firmenschild neben der Toreinfahrt: „Gebäudereinigung Igor Jennisew“.
Brock sah seinen Assistenten respektvoll an. „Meine kleinen grauen Zellen laufen jetzt auf Hochtouren.“
*
„Haben wir ein Problem?“, fragte Fiete, nachdem Tim Holler ihn wieder ins Büro gerufen hatte.
Tim saß gedankenverloren hinter seinem Schreibtisch und blickte gegen die Wand, an der ein Kalender vom Vorjahr hing, angestaubt und verblichen.
„Da hast du verdammt recht“, sagte er schließlich.
„Was hat Igor denn gewollt?“
„Er will den Rest der Lieferung. Wir hätten ihm fest zugesagt, alles pünktlich zu liefern, und jetzt hat er nur die Hälfte bekommen. Er war stinksauer und hat mir erhebliche Konsequenzen angedroht, weil er gegenüber seinen Abnehmern verpflichtet ist zu liefern.“
Er machte eine kurze Pause. „Wir haben zehn Tage Zeit.“
„Wie sollen wir das schaffen?“, regte sich Fiete auf. „Das ist völlig unmöglich. Von einem anderen Lieferanten hier zu kaufen können wir uns nicht leisten. Ich habe unsere Konten geprüft. Das ist nicht drin.“
Tim nahm einen kleinen Terminkalender vom Schreibtisch und studierte ihn sorgfältig. „Unser nächstes Schiff legt in drei Tagen in Cartagena ab. Wenn du dich sofort um einen Flug nach Kolumbien kümmerst, kannst du es schaffen, rechtzeitig dort zu sein. Dann passt du selber auf die Fracht auf. Ich rufe inzwischen unseren Lieferanten an und bitte ihn, fünfzig Kilo in Cartagena bereitzustellen. Ich hoffe, dass wir die Summe aufbringen können.“
Fiete nickte. „Dafür müsste es reichen. Wenn Igor uns bezahlt hat, haben wir wieder etwas Luft.“
„Das Schiff ist die Orion. Sie hat Obst geladen, hauptsächlich Bananen. Ich kenne den Kapitän ganz gut. Er wird keine Schwierigkeiten machen, wenn du unerwartet an Bord gehst. Ich rufe ihn an. Er muss trotzdem nicht wissen, was du transportierst. Die Mannschaft darf natürlich nichts erfahren.“
„Ist klar, Chef.“
„Dann kümmere dich um deinen Flug. Wir dürfen keine Zeit verlieren.“
Fiete ging zur Tür und drehte sich noch einmal um. „Was für Konsequenzen hat Igor eigentlich angedroht?“
Tim blickte ihn düster an.
„Er hat gesagt, wenn er die Ware nicht rechtzeitig bekommt, würden wir ebenfalls die Gelegenheit bekommen, eine schöne Aussicht auf die Elbe zu genießen.“
Fiete starrte Tim Holler an, etwas blass um die Nase.
„Dabei hat er gelächelt“, ergänzte Tim.
Fiete schloss leise die Tür.
*
Kommissaranwärter Spengler saß immer noch vor seinem Monitor, als Cornelius Brock von seinem Besuch bei Birgit Kollmann zurückkehrte.
„Wollen Sie nicht bald Feierabend machen?“
Spengler hob den Kopf. „Sie sind ja