Elbkiller: 7 Hamburg Krimis. Alfred Bekker
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Er strich mit der Hand über die leicht zerkratzte Platte seines Schreibtisches. Daran hatte bereits sein Vater gesessen, und davor sein Großvater. Die Schreibtischlampe stammte von der Firma Tiffany aus der Zeit des Jugendstils. Er wusste, dass sie heutzutage bei einer Auktion eine Menge Geld einbringen würde, aber er hatte nicht die Absicht, sie gegen eine moderne Lampe einzutauschen.
Die Telefonanlage war neu. Anton Holler war sparsam, aber nicht geizig. Seiner Ansicht nach bezahlte er seine Mitarbeiter überdurchschnittlich gut, und er war sicher, dass sie ebenso gut für ihn arbeiteten.
Es war ihm zwar zu Ohren gekommen, dass in seinem Lager im Hafen manchmal Geschäfte abgewickelt wurden, die dort nicht hingehörten. Es gab aber bei den Büchern keine Unregelmäßigkeiten. Er hatte mehrmals externe Prüfer beauftragt, doch nach ihren Erkenntnissen war alles korrekt. Wenn dort also etwas lief, hatte es mit der Reederei nichts zu tun.
Sein Neffe Tim hatte im Lagerhaus die Aufsicht. Er vertraute ihm. Er gehörte schließlich zur Familie.
Andererseits – als Nachfolger konnte er ihn sich auch nicht recht vorstellen. Ihm fehlte das Format von Markus. Die Trauer überwältigte ihn, und Anton Holler brauchte einige Minuten, bis er sich wieder gesammelt hatte.
Wer sollte das Geschäft übernehmen, wenn Tim dafür nicht geeignet war?
Daniel? Er lachte kurz auf. Dann könnte er gleich Konkurs anmelden.
Blieb nur noch Maria, seine Tochter. Ihr Mann – sein Schwiegersohn Kurt Berghoff – hatte seine Qualitäten. Er war ein guter Anwalt. Doch besaß er auch die Qualifikation zur Leitung eines Unternehmens?
Anton Holler seufzte. Irgendwann musste er sich für eine Lösung entschließen. Einen Geschäftsführer von außen holen? Diese Vorstellung bereitete ihm großes Unbehagen.
Nun, er musste diese Entscheidung noch nicht heute treffen. Dennoch, die Unsicherheit über das Schicksal der Reederei ließ sich nicht aus seinen Gedanken verdrängen.
*
Sie saßen in einem kleinen fensterlosen Raum, der normalerweise für Verhöre genutzt wurde. Den schönen Konferenzraum mit den ledergepolsterten Stühlen hatte Birgit Kollmann belegt. Vermutlich beeindruckte sie in diesem Moment die höheren Gehaltsklassen mit einer ihrer PowerPoint-Präsentationen.
Kommissaranwärter Horst Spengler hatte die fahrbare Wand mit den Fotos und Notizen ihrer Mordfälle hereingerollt. Jeder hatte einen Laptop vor sich stehen, der mit einem Kabel an das interne Netzwerk angeschlossen war. So konnte jeder das Gleiche auf dem kleinen Bildschirm sehen.
Hauptkommissar Cornelius Brock saß am Kopfende des kleinen Tisches. Außer seinem Assistenten befanden sich Kommissar Höhne von der IT-Abteilung und Kommissar Ritter von der Spurensicherung im Raum. Brock kannte Ritter sehr gut, und sie verstanden sich prächtig. Sie waren beide alte Hasen und hatten etwa zur gleichen Zeit ihre Karrieren bei der Polizei begonnen.
Sie waren hier, um eine Zwischenbilanz zu ziehen.
„Fangen wir mit dem an, was wir wissen“, begann Brock.
Bevor jemand etwas sagen konnte, öffnete sich die Tür, und die Erste Hauptkommissarin Birgit Kollmann spazierte herein, unter dem Arm einen Aktendeckel, den sie vor sich auf den Tisch legte. Im Raum wurde es gleich viel enger.
„Ich komme gerade aus einer Sitzung“, erklärte sie ohne jede Begrüßung, „und musste mir anhören, dass im Mordfall Holler offensichtlich immer noch kein Verdächtiger feststeht. Die hohen Herren erwarten Ergebnisse!“
„Wir haben durchaus Verdächtige“, entgegnete Brock. „Leider fehlt es an den nötigen Beweisen.“
PPK schien interessiert und setzte sich. „Lassen Sie hören!“
Jeder trug vor, was es bisher an Erkenntnissen gab, und Frau Hauptkommissarin gab sich beeindruckt.
Ein strafender Blick traf Brock. „Davon hast du mir nicht mal die Hälfte erzählt, Conny. Wenn ich die Einzelheiten gewusst hätte, wären meine Vorgesetzten wesentlich zufriedener gewesen.“
Brock ging nicht auf die Kurzform seines Vornamens ein, die er ungern hörte, doch Birgit Kollmann war wohl nicht mehr dazu zu bewegen, diese Unart zu ändern.
„Ich habe dir nur erzählt, was wir sicher wissen, und wollte dich nicht mit unseren Spekulationen konfrontieren.“
„Ich hatte gerade den Eindruck, dass es sich um mehr als Spekulationen handelt. Für mich steht fest, dass Markus Holler umgebracht wurde, weil er Kokain im Wert von einigen Millionen vernichtet hat, das von seinen eigenen Angestellten ins Land geschmuggelt worden war. Wahrscheinlich waren diese russischen Gangster seine Mörder, die ihn deswegen in der Elbphilharmonie zur Schau stellten, weil er von dort auf die Elbe blickte, wo wiederum im letzten Jahr eine kleinere Lieferung in den Fluss geworfen wurde, und zwar von seinem Cousin Tim Holler. Entweder weil Markus ihm das befohlen hatte oder weil er die Polizei fürchtete, die nach dem gerade erfolgten Unfall unweigerlich an Bord kommen würde. Habe ich das so weit richtig verstanden?“
Brock lächelte. „Ich hätte es kaum besser ausdrücken können.“
„Gut. Kommen wir zu den Russen. Sie wussten nur, dass Markus das Rauschgift an sich genommen hatte, aber nicht, was damit passiert war. Sie haben ihn gefoltert, um das zu erfahren, weil sie nie auf die Idee gekommen wären, dass jemand Millionenwerte in den Fluss schüttet. Wahrscheinlich hat er die Vernichtung zugegeben, doch das haben sie ihm nicht geglaubt. Vor Wut haben sie ihn umgebracht und dann seine Wohnung nach dem Kokain durchsucht. Dieser Kneipenbesitzer war für sie nur ein Zeuge, der zu viel gesehen hatte. Also musste auch er ausgeschaltet werden. Richtig?“
Brock nickte. „Absolut!“
„Schön“, fuhr sie fort. „Wir wissen inzwischen, was wirklich mit den Drogen passiert ist, und wir wissen, dass Tim Holler wahrscheinlich ein Mittäter bei dem Drogenschmuggel ist.“
„Ich denke, er ist dafür verantwortlich“, warf Brock ein.
„Habt ihr eigentlich daran gedacht, die Kollegen vom Rauchgift-Dezernat einzuweihen?“
Alle sahen sich etwas betreten an.
„Wir untersuchen zunächst zwei Morde“, kam die etwas lahme Erklärung von Brock.
„Also nicht!“, stellte Birgit Kollmann fest. „Das solltet ihr schleunigst nachholen. Eine Frage habe ich noch. Wer war der Mann im Boot, der am Sonntagmorgen die Elbphilharmonie beobachtet hat?“
„Das wissen wir noch nicht“, sagte Spengler. „Immerhin haben wir herausgefunden, wem das Boot gehört.“
„Uns fehlen dennoch Beweise“, fügte Brock hinzu.
Hauptkommissarin Kollmann grinste breit. „In der Beziehung kann ich behilflich sein.“
Sie klappte den Aktendeckel auf und entnahm ihm einige Papiere. „Ich habe hier die Telefonverbindungsnachweise von Tim Holler, dem