Elbkiller: 7 Hamburg Krimis. Alfred Bekker

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Elbkiller: 7 Hamburg Krimis - Alfred Bekker

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erst mal ab, was wir finden.“

      „Bin ich verhaftet? Das wäre sehr ungünstig. Ich muss nämlich rechtzeitig meinen Flug erwischen.“

      „Sie sind noch nicht verhaftet, doch ein paar Fragen müssen Sie schon beantworten.“

      Die Durchsuchung der großen Lagerhalle hatte begonnen. Die Hunde wurden hereingeführt, und Fiete starrte nervös zu ihnen hinüber.

      „Wo ist denn Stefan Dietz?“

      Jetzt grinste Fiete. „Ja, Herr Kommissar, da haben Sie Pech gehabt. Er ist leider nicht mehr hier.“

      „Wo wohnt er denn?“

      Fietes Grinsen wurde noch breiter. Sein Blick glitt nach oben zu den Verschlägen auf der Galerie, wo sich auch das Büro befand.

      „Stefan wohnt dort oben. In der letzten Kammer.“

      „Passen Sie auf den Kerl auf“, sagte Brock zu dem SEK-Mann. „Ich sehe mir das mal an.“

      Er kletterte die Metalltreppe hoch und ging an den Holzwänden vorbei, bis er die letzte Tür erreichte. Sie war nicht verschlossen. Er stieß sie auf.

      Der Verschlag besaß kein eigenes Dach, sodass von den Fenstern der Lagerhalle genügend Licht hereinfiel. Der Raum war mehr als spärlich möbliert: ein Bett mit einer dünnen Matratze, auf der ein Knäuel benutzter Bettwäsche lag, ein alter Schrank mit geöffneten Türen, darin ein paar Schuhe und einige Kleidungsstücke, sowie ein Regal, auf dem ein Fernseher stand.

      In dem Regal befanden sich Filme auf DVDs, Autozeitschriften und einige Pornohefte. Außerdem gab es eine Mini-Stereoanlage, einen DVD-Player und allerlei billigen Trödel, der vermutlich als Reiseandenken gekauft worden war.

      Nichts von all dem erregte seine Aufmerksamkeit, und Brock stieg wieder hinunter.

      Er ging zu Fritz Borowski hinüber. „Hat der Junge keine andere Unterkunft als dieses Loch da oben?“

      „Stefan zahlt dafür nichts, und wir sparen einen Wachmann. Hinter den Containern dort drüben gibt es einen Waschraum und eine Toilette. Er hat alles, was er braucht.“

      „Und wo ist er jetzt?“

      Fiete grinste immer noch. „Er hat beschlossen, wieder auf einem Schiff anzuheuern. Er hat ein Seefahrtsbuch und einen gültigen Pass. Gestern hat sein neues Schiff den Hafen verlassen.“

      „Wie heißt das Schiff?“

      „Oh, das weiß ich nicht, Herr Kommissar. Er hat es kurz erwähnt, aber ich kann mich einfach nicht erinnern.“

      Brock dachte kurz darüber nach, dass sein Assistent es gewesen war, der Stefan Dietz einen neuen Job empfohlen hatte. Eigentlich hatte der Junge die richtige Entscheidung getroffen und seine kriminelle Umgebung verlassen. Er hätte gern mit ihm gesprochen, doch er würde wohl nicht mehr wissen, als er Spengler bereits gestanden hatte. Dennoch würden sie überprüfen, welche Schiffe am Vortag den Hafen verlassen hatten.

      „Die Hunde haben etwas gefunden!“, rief eine Stimme.

      Brock marschierte in die Ecke, in der die Container standen. Die Hunde wedelten freudig mit den Schwänzen und bekamen Leckerbissen zugesteckt.

      Der Hundeführer beschrieb mit der Hand einen Halbkreis. „Sie haben überall etwas entdeckt. Man kann an einigen Stellen mit dem bloßen Auge Reste eines weißen Pulvers entdecken.“

      Ein Kollege der Spurensicherung war dabei, die Beweistücke zu sichern. Auch wenn die eigentliche Ware verschwunden war, hatten sie nun den Nachweis, dass hier zwischen Säcken und Kisten Drogen gelagert worden waren. Das ging vermutlich schon seit längerer Zeit so, immer wenn ein Schiff angelegt hatte, waren die geschmuggelten Drogen hier zwischengelagert worden, ehe sie weitergeleitet wurden.

      Brock schlenderte zu Fiete zurück, dessen Grinsen inzwischen erloschen war.

      „Jetzt kann ich Ihre Frage von vorhin beantworten“, sagte Brock. „Sie sind festgenommen.“

      *

      Cornelius Brock legte den Telefonhörer auf. Das Gespräch mit Anton Holler war nicht gerade erfreulich gewesen. Der Reederei-Besitzer hatte zunächst sprachlos zugehört, als der Hauptkommissar ihn darüber informiert hatte, dass man sein Lagerhaus durchsucht und anschließend versiegelt hatte.

      Danach hatte Holler in das Telefon gebrüllt, dass er Brock sämtliche Anwälte Hamburgs auf den Hals hetzen würde. Als er dann erfahren hatte, dass sein Angestellter Borowski verhaftet worden war und dass man Spuren von Kokain gefunden hatte, war er merklich ruhiger geworden.

      Zum Schluss hatten sie ein vernünftiges Gespräch führen können, nachdem Holler allmählich klar geworden war, dass der Ruf seines Unternehmens auf dem Spiel stand. Es spielte keine Rolle, ob er davon wusste oder nicht. Die Hamburger Kaufleute und Schifffahrtsunternehmer würden bei einer Begegnung mit ihm die Straßenseite wechseln, wenn einer der ihren im Verdacht stand, auch nur in die Nähe von Drogen geraten zu sein.

      Brock hatte außerdem erfahren, dass Tim Holler am heutigen Freitag einen freien Tag genommen hatte, um einige private Dinge zu erledigen. Er würde wohl erst am Samstag zurück sein.

      Kommissaranwärter Horst Spengler saß vor Brocks Schreibtisch und hatte dem Gespräch gebannt zugehört. Er hatte an der Durchsuchung nicht teilgenommen, da er noch Unterlagen zu prüfen hatte.

      „Fangen wir mit den Telefonlisten an“, sagte Brock. „Was haben Sie herausgefunden?“

      Spengler blätterte in seinen Papieren. „Es gab Gespräche zwischen dem Lagerhaus und der Gebäudereinigung, ebenso zwischen dem Lagerhaus und der Elbklause. Wir wissen natürlich nicht, wer telefoniert hat.“

      „Der Junge – Stefan – wird es wohl kaum gewesen sein“, warf Brock ein.

      „Nein, vermutlich nicht. Bleiben Fiete und Tim Holler. Dessen privates Handy zeigt übrigens keine verdächtigen Telefonate.“

      „Der Kerl ist ja nicht dumm“, kommentierte Brock. „Nachweisen können wir ihm eigentlich nichts. Er hat ein Paket in die Elbe geworfen und macht einen arroganten Eindruck. Ich bin sicher, dass er der Hauptverantwortliche für den Drogenschmuggel ist, denn unser Fiete wäre allein dazu nicht in der Lage. Doch wissen und beweisen sind zwei Dinge. Ich hatte gehofft, dass wir ihn mit seinen Anrufen festnageln können.“

      „Die Bankunterlagen geben leider auch nichts her“, fuhr Spengler fort.

      „Das überrascht mich nicht. Das Drogengeschäft funktioniert nur mit Bargeld.“

      „Allerdings habe ich festgestellt, dass die Gebäudereinigung ein reichlich merkwürdiges Unternehmen ist. Außer Jennisew selbst und den beiden anderen Russen gibt es nur drei weitere Mitarbeiter, die aber nicht fest angestellt sind. Eine Schreibkraft und zwei Fensterreiniger. Das Hauptgeschäft wird von anderen Firmen erledigt, also von Subunternehmern. Mit anderen Worten: Jennisew beschafft die Aufträge und gibt sie sofort weiter. Die Kunden wissen vermutlich nicht einmal, wer wirklich für sie arbeitet.“

      „Mit unseren russischen Freunden befassen wir uns später. Lassen Sie uns zunächst mit Fiete reden.“

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