Soziale Netzwerke. Jan Arendt Fuhse

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Soziale Netzwerke - Jan Arendt Fuhse

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einige Ergebnisse aus der Forschung (8).

       Das neunte Kapitel gibt einen Überblick über qualitative Methoden in der Netzwerkforschung – über die mit ihnen verfolgten Erkenntnisinteressen, sowie über die wichtigsten Verfahren: teilnehmende Beobachtung,[21] qualitative Interviews (mit Netzwerkkarten) und Dokumenten- und Konversationsanalyse (9).

       Das zehnte Kapitel dreht sich um Netzwerkmechanismen. Dabei geht es um relativ kleinteilige und empirisch gut nachgewiesene Zusammenhänge der Netzwerkbildung, der Netzwerkstrukturierung und der Netzwerkeffekte (10).

       Schließlich stelle ich die wichtigsten Theorien sozialer Netzwerke vor. Hier sind zunächst eine handlungstheoretische Modellierung und das Konzept des Sozialkapitals zu nennen. Es folgen die relationale Soziologie um Harrison White, die Systemtheorie und die Akteur-Netzwerk-Theorie (11).

       Im Schluss skizziere ich den allgemeinen Ansatz der Netzwerkforschung und biete einige Hinweise zum Forschungsdesign an.

      Am Ende des Buchs, nach dem Literaturverzeichnis, liefert ein Glossar eine Übersicht über die wichtigsten Begriffe zum schnellen Nachschlagen.

      Es gibt bereits eine Reihe von Einführungsbüchern zu sozialen Netzwerken – auch im deutschen Sprachraum. Diese decken jedoch zumeist nicht die volle Bandbreite der Netzwerkforschung ab. Dorothea Jansen konzentriert sich auf die formale Netzwerkanalyse mit einigen Betrachtungen zu ego-zentrierten Netzwerken und zu Handlungstheorie und Sozialkapital (2003). Auch das Buch von Mark Trappmann, Hans Hummell und Wolfgang Sodeur behandelt vor allem die formale Netzwerkanalyse und liefert insbesondere Anleitungen für eigenständige Auswertungen (2011). Dies ist auch der Fokus der meisten englischsprachigen Lehrbücher (de Nooy et al. 2011; Hennig et al. 2012; Kadushin 2012; Prell 2012; Borgatti et al. 2013). Boris Holzer führt kurz in die formale Netzwerkanalyse ein und wendet sich dann der theoretischen Unterfütterung zu (2006). Um diese geht es auch in einer Einführung in die Theorie sozialer Netzwerke von Harrison White (Schmitt/Fuhse 2015). Ein von Betina Hollstein und Florian Straus herausgegebene Band behandelt die qualitative Untersuchung von Netzwerken (2006). Und ein neuer Band von Markus Gamper und Andreas Herz widmet sich der Untersuchung ego-zentrierter Netzwerke (2016).

      Die genannten Publikationen behandeln ihr Schwerpunktthema differenzierter als das vorliegende Buch. Mir geht es eher um einen Überblick über die verschiedenen Ansätze. Was unterscheidet sie, und inwiefern gehören sie trotzdem zusammen als Stränge der Netzwerkforschung in den Sozialwissenschaften? Welche Methoden bieten sich konkret an, um welche Forschungsfragen[22] zu beantworten? Am Schluss komme ich auf diese ganz zentrale Frage des Forschungsdesigns in der Untersuchung sozialer Netzwerke zurück.

      Leseempfehlungen:

      Holzer, Boris 2006: Netzwerke, Bielefeld: transcript.

      Jansen, Dorothea 2003: Einführung in die Netzwerkanalyse, Wiesbaden 2003.

      Kadushin, Charles 2012: Understanding Social Networks, Oxford: Oxford University Press.

      Scott, John 2000: Social Network Analysis; Second Edition, London: Sage.

      Stegbauer, Christian/Roger Häußling (Hg.) 2010: Handbuch Netzwerkforschung, Wiesbaden: VS.

      Trezzini, Bruno 1998: »Konzepte und Methoden der sozialwissenschaftlichen Netzwerkanalyse: Eine aktuelle Übersicht« Zeitschrift für Soziologie 27, 378–394. (online verfügbar unter: http://zfs-online.org/index.php/zfs/article/view/2984/2521)

      Wellman, Barry 1983: »Network Analysis: Some Basic Principles« Sociological Theory 1, 155–200.

      1 Ich bemühe mich in diesem Buch um eine geschlechtssensible Sprache. Um sperriges »Gendern« zu vermeiden, schreibe ich oft in generischen Feminina – ich hoffe, männliche Leser fühlen sich auch mit »Leserin« und »Forscherin« angesprochen. In Beispielen wechsle ich ohne weitere Erklärung zwischen männlichen und weiblichen Bezeichnungen. Der zentrale Begriff des Akteurs bleibt allerdings in diesem Buch männlich und »er«. Genau wie »die Person«/»sie« und »das Individu- um«/»es« verweist er auf weibliche, männliche oder auch queere Identitäten.

      2. Vorgeschichte: von Beziehungen zum Netzwerk

      [23]Seit mindestens 200 Jahren werden Menschen als eingebettet in soziale Strukturen und Relationen gedacht. In diesem Kapitel stelle ich die wichtigsten frühen Ansätze vor, aus denen sich die heutige Netzwerkforschung entwickelt hat: Den Ausgangspunkt bildet die formale Soziologie von Georg Simmel (2.1). Deren Anregungen wurden vom symbolischen Interaktionismus (2.2), von Norbert Elias in seiner Figurationssoziologie (2.3), wohl auch in der Soziometrie von Jacob Moreno (2.4), in der Gestaltpsychologie (2.5), im Human Relations-Ansatz (2.6) und in frühen Gemeindestudien und Surveys (2.7) weiter entwickelt. Relativ unabhängig davon hat die Sozialanthropologie einen eigenen Netzwerkbegriff entwickelt (2.8). Diese Ansätze werden hier knapp mit einigen wichtigen Grundgedanken vorgestellt.2

      Den Startpunkt für die Entwicklung der Netzwerkforschung bilden um 1900 die konzeptionellen Formulierungen in der formalen Soziologie in Deutschland, insbesondere bei Georg Simmel.

      Georg Simmel (1858–1918) gehört zur Gründergeneration der Soziologie. Wie viele Autoren seiner Zeit versuchte Simmel die theoretischen Grundlagen für die Soziologie als eigenständige Wissenschaft zu konzipieren. Dabei setzte er nicht wie Emile Durkheim auf die Gesellschaft als integrierter Einheit oder wie Max Weber auf das handelnde Individuum als Grundbaustein. Vielmehr stehen bei Simmel soziale Konstellationen im Mittelpunkt. Sein Konzept der »sozialen Form« und seine Einsichten in die Eigenlogik von Konstellationen bilden Ausgangspunkte für die heutige Netzwerkforschung.

      Grundlegend für die Netzwerkforschung wurde Simmels Gegenüberstellung von Form und Inhalt im Sozialen ([1908] 1992: 17ff). Als Inhalt bezeichnet [24] er individuelle Triebe, Interessen und Neigungen. Diese führen dazu, dass Menschen in Kontakt miteinander treten – sie bestimmen aber nicht, was dann passiert. Denn dann kommt es zu »Wechselwirkungen« zwischen den Beteiligten, und diese Wechselwirkungen führen zur Ausbildung sozialer Konstellationen des Füreinander, Miteinander oder Gegeneinander. Diese soziale Konstellationen bilden die Form – oder genauer: die Formen – des Sozialen. Sie stehen für Verfestigungen der Wechselwirkungen und bestimmen viele soziale Phänomene.

      Simmel zufolge geht es in der Soziologie genau darum, diese »Formen der Wechselwirkung […] in gedanklicher Ablösung von den Inhalten« zu betrachten ([1908] 1992: 20. Eine formale Soziologie untersucht also soziale Konstellationen und blendet dabei individuelle Neigungen und Interessen tendenziell aus. Genau das will auch die Netzwerkforschung: Soziale Konstellationen werden formal (erst einmal ungeachtet individueller Eigenschaften und Motive) analysiert mit Blick etwa auf strukturelle Vorteile oder Nachteile für Inhaber bestimmter Positionen in Netzwerken.

      Bei

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