Handbuch Bibeldidaktik. Группа авторов

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geben. Deshalb bleibt das Grundgesetz des Verstehens: Wir müssen sie offen halten für künftige Erfahrung, um keinen Preis dürfen wir sie ablösen durch das Wort Gott, als sei dies die endgültig richtige Lösung.

      Gespräche mit der Seele

      Viel hängt aber davon ab, dass wir den „Sitz im Leben“ dieser Worte nicht verschieben. Die Worte des Vertrauens haben keinen anderen als die der Klage; sie sind nicht auf den Höhen des Wohlfühlens formuliert, sondern in den Tiefen der Angst; erst dort werden sie beredt.

      Sind wir so in die Tiefen der Seele hineingestiegen, dann liegt es aber auch nahe, den Kindern bewusst zu machen, wer da eigentlich in ihnen und mit ihnen redet. „Meine Seele will sich nicht trösten lassen“ (Ps 77,3Ps 77,3) – das ist eine widerständige Erfahrung, die alle Kinder kennen. Sie finden dann aber auch die Spur zu anderen Erfahrungen mit der eigenen Seele. Sie will oft anders als ich es will; sie kann tieftraurig sein, aber auch grenzenlos übermütig. Dies aber führt uns zuletzt auf eine noch andere Spur in den Psalmen: Die Seele ist es, die den Impuls erfährt, IHN, der so viele Namen trägt, zu „loben“ (Ps 103Ps 103; 104Ps 104).

      Das Lob – Sprache des Glücks

      Die herkömmliche Bezeichnung „Lob“ allerdings ist missverständlich; erst wenn wir alle pädagogischen Konnotationen beiseite lassen, entdecken wir in den Lobpsalmen eine ähnlich ursprüngliche Sprache wie in der Klage; es ist die Sprache des Staunens, der Bewunderung: Da ist das Meer – so groß und weit (Ps 104,25Ps 104,25)! Wie bist Du schön (Ps 104,1Ps 104,1)! – es sind Worte des Glücks wie die, mit denen Liebende einander erkennen.

      |155|Die Sprache des Glücks aber ist Kindern nicht fremd; bringen wir sie auf die Spur, elementare Erfahrungen von Glück und Schönheit bewusst wahrzunehmen, dann werden wir staunen, zu welcher Intensität und Klarheit lyrischer Sprache schon Kinder fähig sind. Die Sprache des Glücks aber ist für sie lebensnotwendig wie die der Klage, nur in ganz anderer Weise: Die Erfahrung des Glücks, immer nur die Sache eines Augenblicks, bleibt darauf angewiesen, dass wir sie immer neu erinnern, um nicht unterzugehen in dem Chaos des Beängstigenden.

      Anders aber als die Sprache der Klage führt die des Glücks in eine unendliche Weite: Die Klage kommt mit wenigen wiederkehrenden Bildern aus; wir kennen sie aus der Sprache unserer Träume; der Umgang mit ihnen ist wie eine Engführung. Die Sprache des Glücks dagegen ist so vielfältig wie die Schönheit der Schöpfung; sie führt in die Weite und entbindet eine geradezu grenzenlose Kreativität.

      Diese Explosion der Kreativität spiegelt sich auch in den Verben: Das Grundwort des Lobens in den großen Lobpsalmen 103/104 heißt: segnen; in anderen Verben aber zeigen sich noch andere Formen des Lobens: überschäumende Freude will singen, tanzen, spielen auf allen Instrumenten, im Chor mit der ganzen Schöpfung vereint, mit Feuer, Hagel, Schnee und Dampf – das Lob braucht auch die Fähigkeit zur Ekstase, um die Last des alltäglich Bedrohenden abzuschütteln; und das „Ich will Dir singen“ – das entdecken auch Kinder – ist nicht nur ein jubelnder Impuls der Liebe, sondern auch ein Wort trotzigen Widerstandes.

      Leseempfehlungen

      Albrecht, Folker et al., Psalmen. Einfach Religion. Paderborn 2012.

      Baldermann, Ingo, Wer hört mein Weinen? Kinder entdecken sich selbst in den Psalmen. Neukirchen-Vluyn 112011.

      Ders. Art. Psalmendidaktik. In: WiReLex (2015). [http://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/100042/]; Zugriff am 12.12.2017.

      Geiger, Michaela/Theis, Stefanie, Psalter. In: Dressler, Bernhard/Schroeter-Wittke, Harald (Hg.), Religionspädagogischer Kommentar zur Bibel. Leipzig 2012, 167–181.

      Itze, Ulrike/Moers, Edelgard, Psalmen: Gestalten – erleben – verstehen. Werkbuch Religionsunterricht 1 bis 6. Hamburg 52006.

      Janowski, Bernd, Konfliktgespräche mit Gott. Eine Anthropologie der Psalmen. Neukirchen-Vluyn 2003.

      Lessmann, Beate, Mein Gott, mein Gott … Mit Psalmworten biblische Themen erschließen. Neukirchen-Vluyn 2002.

      Oberthür, Rainer/Mayer, Alois, In Bildworten der Bibel sich selbst entdecken. Heinsberg 1995.

      Seybold, Klaus, Poetik der Psalmen. Stuttgart 2007.

      Themenheft „Psalmen geben Sprache“. Grundschule Religion (56/2016).

      Fußnoten

       1

      Vgl. Janowski, 2003.

       2

      Vgl. Luther, Martin, Vorrede auf den Psalter in der Biblia Germanica. Wittenberg 1545, 289.

       3

      Das hebräische Wort næfæš bezeichnet nicht nur die Seele, sondern zugleich die Kehle; auch das ist als Selbsterfahrung nachvollziehbar: Die Kehle ist der Engpass des Atems, zugeschnürt ist sie der Ort, an dem die Angst leibhaft erfahren wird, und offen und frei das Organ, durch das hindurch sich Glück und Dank und Lebensfreude mit lauter Stimme artikulieren.

       4

      Erich Zenger führt hier u.a. die unterschiedlichen Zählungen zwischen LXX-Fassung und hebr. Psalmenbuch an, bei dem Ps 151 als „außerhalb der Zählung“ gekennzeichnet wird, bzw. die Rolle 11 QPsa 50 weitere Psalmen als Anhang konzipiert. Vgl. Zenger, Erich, Das Buch der Psalmen. In: Zenger, Erich et al., Einleitung in das Alte Testament. KStTh 1,1. Stuttgart 31998, 310–326, 310.

       5

      Proömium; 1f.; 1. Buch: 3–41: Davidpsalmen; 2. Buch: 42–72: Korachpsalmen (42–49), Asafpsalm (50), Davidpsalm (51–72); 3. Buch: 73–89: Asafpsalmen (73–83), Korachpsalmen (84–89); 4. Buch: 90–106: Mosekomposition (90–92), JHWH-Königtum (93–100), Davidkomposition (101–106); 5. Buch: 107–145: Lobpsalm (107), Davidpsalm (108–110), Torapsalm (111f.), Pesach-Hallel (113–118), Torapsalm (119); Wallfahrtspsalm (120–137), Davidpsalmen (138–145), Lobpsalm (145); Schluss: 146–150: JHWH-Königspsalmen.

       6

      Vgl. a.a.O., 321f.

       7

      Vgl. Gunkel, Hermann, Einleitung in die Psalmen, zu Ende geführt von Joachim Begrich. Göttingen 1933 (Nachdruck 1966).

       8

      Auch hier werden in anderen Publikationen noch andere Gattungen genannt z.B. Wallfahrtspsalmen, Königspsalmen, Weisheitliche Lehrgedichte, Geschichtspsalmen, Liturgien vgl. Seybold, Klaus, Die Psalmen. Eine Einführung. Stuttgart 21991, 97–102.

      

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