Bio-psycho-soziales betriebliches Gesundheitsmanagement für Sozial- und Gesundheitsberufe. Ruth Haas

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Bio-psycho-soziales betriebliches Gesundheitsmanagement für Sozial- und Gesundheitsberufe - Ruth Haas

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Die Zeit wird vergessen und die Personen gehen ganz in ihrer Tätigkeit auf. Flow-Erleben eröffnet die Möglichkeit des genussvollen Erlebens und kann das Selbstwertgefühl positiv unterstützen.

      In Arbeitszusammenhängen kann Flow-Erleben gestärkt werden, wenn Anforderungen und Fähigkeiten im Einklang sind. Unter- und Überforderungen quantitativer und qualitativer Art sind zu vermeiden.

       Erholungsfähigkeit

      Die Fähigkeit, sich nach Belastungen ausreichend erholen zu können, stellt eine wichtige Ressource dar. Erholung unterstützt die Wiederherstellung von Handlungsvoraussetzungen. In Abhängigkeit von der Art der Belastungen unterscheiden sich die erforderlichen Erholungsmaßnahmen. Dies kann z. B. bedeuten, nach monotonen Tätigkeiten etwas Anregendes zu tun, nach psychischem Stress zur Ruhe zu kommen oder Spannung motorisch abzubauen. Die Sensibilität für Erholungsbedarfe kann aufgrund einer Senkung der Wahrnehmungsschwelle für körperliche Signale bei Stress vermindert sein (Kap. 5.1).

      Erholungsmaßnahmen im Arbeitskontext können institutionalisierte Bewegungsmöglichkeiten, erholungsgerechte Pausengestaltung oder Stärken des sozialen Miteinanders darstellen. Tätigkeiten können umgestaltet werden (z. B. Aufgabenwechsel oder die Festlegung eines individuell angemessenen Ausgangsniveaus). Personenbezogene Erholungsmaßnahmen werden dann bedeutsamer, wenn die Tätigkeiten oder Umweltbedingungen sich als nicht veränderbar erweisen. Eine Erholungsbereitschaft muss geschaffen und adäquate Beanspruchungs- und Belastungszyklen hergestellt werden. Eine individualisierte Vorgehensweise ist geboten, um individuell erholsame Aktivitäten herauszufinden.

       Körperliche Aktivität

      Die Datenlage zeigt, dass körperliche Aktivität die Gesundheit stärkt (Schlicht / Brand 2007, Schlicht et al. 2013). Das Risiko einer koronaren Herzkrankheit sowie an Diabetes zu erkranken wird vermindert. Die Gefahr der Fettleibigkeit wird durch regelmäßige moderate körperliche Aktivität um 50% und das Risiko des Bluthochdruckes um 30% reduziert. Für den Prozess des Älterwerdens ist die Stärkung der Knochenmasse und der Erhalt der motorischen Grundeigenschaften bedeutsam, um den funktionellen Abbau der Organe und des Halte- und Bewegungsapparates zu vermindern. Somit kann die Selbständigkeit von älteren Menschen länger bewahrt werden. Körperliche Aktivität wirkt sich auch auf die psychische Gesundheit aus. Das Erkrankungsrisiko für affektive Störungen wird reduziert. Selbstachtung und psychisches Wohlbefinden werden gefördert (Schlicht / Brand 2007, Schlicht et al. 2013).

       Soziale Unterstützung

      Sozial isolierte Menschen weisen ein höheres Erkrankungsrisiko auf als Personen mit einem stabilen sozialen Netzwerk. Studien auf psychophysischer Ebene zeigen, dass soziale Unterstützung auch das körperliche Stressniveau senkt (Ditzen / Heinrichs 2007). Dies zeigt sich beispielsweise in einer Senkung des Blutdruckes und der Herzsequenz. Sowohl die tatsächlich erhaltene Hilfe als auch ein soziales Netzwerk im Hintergrund (wahrgenommene Unterstützung) erweisen sich als gesundheitsrelevant. Soziale Unterstützung verringert das Mortalitätsrisiko und stärkt insbesondere die psychische Gesundheit und ein positives Gesundheitsverhalten. Soziale Unterstützung beinhaltet strukturelle Aspekte und eigene Verhaltensanteile (Franzkowiak 2018a). Die Ebene der sozialen Organisationen, in die ein Mensch integriert ist, sowie die quantitative und qualitative Ausprägung von sozialem Beistand und sozialer Anerkennung erweisen sich als Teilaspekte dieses Schutzfaktors. Art, Qualität und Umfang der Sozialbeziehungen sind für die Gesundheit eines Menschen von zentraler Bedeutung. Soziale Bindungen und Netzwerke können einen Menschen vor dem Auftreten von Belastungen schützen, zu positiver Verarbeitung und Toleranzsteigerung beitragen (Franzkowiak 2018a).

      Selbstlernaufgabe: Welche gesundheitlichen Schutzfaktoren können im betrieblichen Kontext gestärkt werden?

      Becker (2006) gelingt mit seinem Systemischen Anforderungs-Ressourcenmodell (SAR-Modell) der Gesundheit eine Verknüpfung der Person-Umwelt-Interaktionen. Die Grundannahme dieses Modells besagt, dass die Gesundheit eines Menschen davon beeinflusst wird, wie es ihm gelingt interne und externe Anforderungen mit Hilfe interner und externer Ressourcen zu bewältigen (Abb. 6).

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      Störungen der Gesundheit werden nach Becker als Passungsstörungen zwischen Mensch und Umwelt betrachtet. Die jeweiligen krankheits- bzw. gesundheitsbezogenen Sichtweisen entsprechen subjektiven Wirklichkeitskonstruktionen, die es abzugleichen gilt. Gesundheit steht in engem Zusammenhang mit der Befriedigung von physiologischen, emotionalen und psychosozialen Bedürfnissen auf der Basis von internen und externen Ressourcen (Becker 2006).

       Gesundheit als Bedürfnisbefriedigung

      Es stellt sich die Frage, ob die Lebensbereiche ausreichend Ressourcen anbieten, um interne oder externe Anforderungen zu bewältigen. Unter internen Anforderungen werden Bedürfnisse verstanden. Dazu gehören physiologische Bedürfnisse, Explorations- und Selbstaktualisierungsbedürfnisse sowie nach Sicherheit, Orientierung und Kontrolle. Soziale Bedürfnisse nach Liebe, Bindung, Achtung und Wertschätzung werden ebenso den internen Anforderungen zugeordnet (Becker 2006).

       Interne und externe Anforderungen

      Ziele, Wünsche, Ich-Ideale, Werte, Normen und Regeln wirken zudem als interne Anforderungen. Anforderungen, die von der Umwelt ausgehen, wie z. B. soziale Regeln, Normen, Vorschriften werden als externe Anforderungen (Becker 2006) verstanden. Diese lassen sich unterschiedlichen Lebensbereichen zuordnen (Becker 2006): Ausbildung, Beruf, Arbeit, (Kern)Familie und Partnerschaft, Freundeskreis und Freizeit.

       Interne und externe Ressourcen

      Externe Ressourcen können in den Lebensbereichen Familie, Soziales Netzwerk, Arbeit, Ausbildung zu finden sein. Um Ressourcen von außen nutzen zu können, benötigen Menschen interne Ressourcen (Becker 2006):

      ■ Wissen und Intelligenz

      ■ Soziale Kompetenzen

      ■ Körperliche Fitness und Attraktivität

      ■ Persönlichkeitseigenschaften: Extraversion / Offenheit, Verträglichkeit, Gewissen, Kontrolliertheit, emotionale Intelligenz, hohes Selbstwertgefühl

      ■ Hohe internale Kontrollüberzeugung und Selbstwirksamkeitserwartung

      Gesundheit steht in engem Zusammenhang mit der Befriedigung von physiologischen, emotionalen und psycho-sozialen Bedürfnissen auf der Basis von internen und externen Ressourcen.

      Selbstlernaufgabe: Wie unterscheidet sich das Salutogenese-Modell von Antonovsky von dem SAR-Modell von Becker? Welche Gemeinsamkeiten und welche Unterschiede sind feststellbar?

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