Qualitative Medienforschung. Группа авторов

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des Menschen erlangen, werden sie zum Gegenstand der Medienpädagogik, wobei Sozialisation die Gesamtheit intendierter und nicht intendierter Einwirkungen meint, die den Menschen auf kognitiver und emotionaler Ebene sowie im Verhaltensbereich prägen. – Gegenstände medienpädagogischer Theorie und Praxis sind die Medien, ihre Produzenten und ihre Nutzer im jeweiligen sozialen Kontext. Medienpädagogik untersucht die Inhalte und Funktionen der Medien, ihre Nutzungsformen sowie ihre individuellen und gesellschaftlichen Auswirkungen. Sie entwirft Modelle für medienpädagogisches Arbeiten, mit dem die Nutzer über die Kompetenzstufen Wissen und Analysefähigkeit in ihren spezifischen Lebenswelten zu medienbezogenem und medieneinbeziehendem Handeln geführt werden sollen« (Neubauer/Tulodziecki 1979, S. 15).

      Innerhalb der Erziehungswissenschaft grenzt sich die Medienpädagogik in ihrem disziplinären Selbstverständnis einerseits von der Sozialpädagogik und andererseits von der Schulpädagogik ab. Sowohl im sozialpädagogischen Kontext als auch immer dann, wenn von Medien als Hilfsmitteln im Unterricht (Mediendidaktik, e-learning, Erwachsenenbildung) die Rede ist, sind meist andere als kommunikationswissenschaftliche Medienbegriffe gemeint.

      Als sozialpädagogische Medien bezeichnet man Mittler zur Gestaltung der pädagogischen Beziehung wie Gestalten, Bewegen, Darstellen. Dazu zählen Spiel, kreative Ausdrucksmedien wie z. B. Musik, Tanz, Theater sowie ausgewählte Gestaltungstechniken. Einbezogen werden jedoch auch technische Medien in ihren Möglichkeiten für Eigenproduktionen, z. B. Videofilme. Mit diesem sozialpädagogischen Medienbegriff werden Medien nicht einem disziplinären Gegenstandsfeld zugeschlagen, sondern einer sozialpädagogischen Handlungskompetenz, die sich richtet

      1) auf die Vermittlung spezifischer Sinneswahrnehmungs- und Darstellungsqualitäten (Ästhetik),

      2) auf die Ermöglichung des verbalen und nonverbalen Austauschs mit Anderen (Kommunikation),

      3) auf den konzeptionell fundierten und handlungsorientierten Einsatz kreativer Kompetenzen für die sozialpädagogische Arbeit mit unterschiedlichen Zielgruppen und Problemlagen (Intervention) (vgl. Studienordnung Sozialpädagogik der FH Darmstadt).

      Unübersichtlicher ist der Medienbegriff in der Schulpädagogik. Da die (Massen-) Medien und ihre sozialisatorischen und gesellschaftlichen Effekte auch zum Lehrauftrag der Schule gehören, also Lerngegenstand sind, und der erzieherische Auftrag der Schule auch Medienerziehung umfasst, werden insoweit auch hier kommunikationswissenschaftliche Medienbegriffe verwendet.

      Aus schulischer Sicht des eigenen Handlungsfelds kommt jedoch – neben dieser medienpädagogischen Perspektive auf die Massenmedien – der Mediendidaktik und den Unterrichtsmedien ein ungleich höherer Stellenwert zu. Das zeigt sich beispielsweise daran, dass Medienpädagogik häufig entweder synonym mit Mediendidaktik verwendet oder darunter subsumiert wird. So ist noch 1994 im »Handbuch der Medienpädagogik« (hrsg. von Hiegemann/Swoboda) der einzige definitorische Artikel zum Medienbegriff ausschließlich der mediendidaktischen Sicht gewidmet. Dort heißt es, dass Paul Heimann (1970) in der allgemeinen Didaktik die Medien als »selbständigen Faktor der Unterrichtstheorie« (Wokittel 1994, S. 25) fasst.

      Während den didaktischen Reflexionen zum Medieneinsatz hohe Bedeutung zugemessen wird, ist der Medienbegriff meist unterbelichtet. Von Tafel und Kreide über Overhead-Projektor, Lehrfilm und Landkarte bis zu Computer, Smartboard, digitalen Lernspielen und Lernprogrammen, kann alles als Unterrichtsmedium bezeichnet werden.

      Überschneidungen der drei pädagogischen Medienbegriffe zeigen sich in den Begriffen individuell handhabbare Medien sowie Medienverbund. Unter individuell handhabbaren Medien versteht man in der handlungsorientierten (oder auch: aktivierenden) Medienpädagogik alle technischen Medien, mit denen ohne spezialisierte Kommunikatoren und ohne institutionellen Aufwand mediale Eigenproduktionen hergestellt werden können – in schulischen oder sozialpädagogischen Settings ebenso wie auch privat. Medienverbund bezeichnet eine Kooperation von Massenmedien und Erwachsenenbildung, bei der beispielsweise gedruckte Lehrmaterialien und Bildungssendungen im Radio oder Fernsehen aufeinander abgestimmt zum Einsatz kommen.

      Davon abweichend wird manchmal auch jenseits pädagogischer Vermittlungsabsicht von Medienverbund gesprochen, wenn eine intermediale Verschränkung verschiedener Einzelmedien (treffender: Medienkonvergenz) gemeint ist. In technikzentrierter Sicht formuliert Norbert Bolz: »Menschen sind heute nicht mehr Werkzeugbenutzer, sondern Schaltmomente im Medienverbund. Deshalb setzen sich immer mehr Computermetaphern für Selbstverhältnisse durch – wir rasten in Schaltkreise ein.« (Bolz 1993, S. 116). Man könnte hier auch von Medien als einer Matrix sprechen.

      Fazit

      Die neueren Medienentwicklungen zeigen, dass der Mensch in der medialen Kommunikation nicht nur immer weiter in den Hintergrund tritt. Vielmehr lässt sich eine Verschränkung von Big Data und Post- bzw. Transhumanismus (vgl. Sanders 2016) konstatieren, die mit einer Immaterialisierung der Zeichen von den Körpern begann. Wer redet, redet zu anwesenden Personen. Mit der Schrift löst sich nicht nur der zeitliche und räumliche Konnex auf – auch der Adressat (insbesondere der der Massenmedien) wird zu einem unbestimmten, gedachten Publikum, das durch das Medium erst hergestellt wird. Und wenn in den Computernetzen Daten erzeugt, übertragen und gespeichert werden, bleiben die menschlichen Sinne bei der Decodierung der Medien außen vor, weil sie nicht formatkompatibel sind. Die Daten zirkulieren nicht-materiell (im Sinne des Datentransports) und gesteuert von Algorithmen, die für die menschlichen Mediennutzer in der Regel nicht durchschaubar, geschweige denn beherrschbar sind. Das Verhältnis von Mensch und Medien wird offensichtlich zunehmend komplexer.

      Literatur

      Baacke, D. (1994): Die Medien. In: Lenzen, Dieter (Hrsg.): Erziehungswissenschaft. Ein Grundkurs. Reinbek, S. 314–339.

      Baacke, Dieter (Hrsg.) (1973): Mediendidaktische Modelle: Fernsehen. München.

      Baacke, Dieter (1997): Massenmedien. In: Hüther, Jürgen/Schorb, Bernd/Brehm-Klotz, Christiane (Hrsg.): Grundbegriffe der Medienpädagogik. Ein Wörterbuch für Studium und Praxis. München, S. 205–209.

      Baltes, Martin/Böhler, Fritz/Höltschl, Rainer/Reuss, Jürgen (Hrsg.) (1997): Medien verstehen. Der McLuhan-Reader. Mannheim.

      Bentele, Günter/Beck, Klaus (1994): Information – Kommunikation – Massenkommunikation. In: Jarren, Otfried (Hrsg.): Medien und Journalismus 1. Opladen, S. 18–50.

      Bolz, Norbert 1993: Am Ende der Gutenberg-Galaxis. Die neuen Kommunikationsverhältnisse. München.

      Burkart, Roland (2002): Kommunikationswissenschaft. Grundlagen und Problemfelder, 4. Auflage. Wien u. a.

      Coy, Wolfgang (1994): Aus der Vorgeschichte des Mediums Computer. In: Bolz, Norbert/Kittler, Friedrich, A./ Tholen, Christoph (Hrsg.): Computer als Medium. München.

      Faßler, Manfred (2000): State of Art der Forschungen im Bereich der Medien- und Kommunikationssoziologie. Soviel Medien waren nie. Quo vadis Mediensoziologie und Kommunikationssoziologie? (1). URL://www.cyberpoiesis.net/d_1th_index1.html [18.8.2004].

      Faulstich, Werner (1991): Medientheorien. Einführung und Überblick. Göttingen.

      Flechtner, Hans-Joachim (1966): Grundbegriffe der Kybernetik. Stuttgart.

      Grampp, Sven (2006): »McLuhmann. Niklas Luhmanns Systemtheorie und die Realität der Medien«. In: MEDIENwissenschaft, 2006, 3, S. 260–276.

      Halbach, Wulf, R./Faßler, Manfred (1998): Einleitung in eine Mediengeschichte. In: Dies. (Hrsg.): Geschichte der Medien. München,

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