Tatort Bodensee. Eva-Maria Bast

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Tatort Bodensee - Eva-Maria Bast

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hinterher. »Wo er doch immer so stolz auf sein Auto war und jeden Zentimeter poliert hat! Tja …«, Horst wusste, was jetzt kommen würde – und es kam: »… wenn man euch beide einmal alleine lässt!« Kopfschüttelnd nahm sie seine Hand und zog ihn mit sich in die Eingangshalle des Parkhotels.

      Der nächste Morgen begann vielversprechend. Gleißend heller Sonnenschein drang durch die Vorhänge in das Hotelzimmer. Zufrieden gähnend streckte sich Horst auf dem Bett aus. »War das schön! Ich habe geschlafen wie ein Murmeltier!« Er drehte sich in Claudias Richtung und tastete mit dem Arm auf die andere Seite. Doch außer der Bettdecke spürte er nichts. Verdutzt richtete er sich auf und stierte auf das leere Bett neben ihm. Claudia war anscheinend schon längst aufgestanden.

      »Na, du Siebenschläfer!« Grinsend kam sie aus dem Badezimmer – fix und fertig angekleidet, geschminkt und frisiert. »Das wird ein wunderschöner Tag heute – Zeit zum Aufstehen!« Energisch ging sie zum Fenster und zog die Vorhänge zurück.

      Horst blinzelte seiner Frau unsicher zu. »Du meine Güte, bist du aber ungemütlich. Da habe ich mich auf ein entspanntes, stressfreies, gemütliches Aufwachen gefreut, und jetzt tobst du schon im Zimmer herum wie aufgedreht!« Er streckte die Arme weit auseinander. »Komm doch erst mal zu mir und lass dich drücken!«

      Doch Claudia schüttelte energisch den Kopf. »Kommt überhaupt nicht infrage! Jetzt wird aufgestanden, aber zack-zack! Der Tag ist viel zu schön, als dass man ihn im Bett verbringen sollte! Außerdem ist heute Samstag, da ist sicher nachher im Strandbad die Hölle los. Also, wenn wir nicht um spätestens 11 Uhr dort sind, dann kriegen wir mit Sicherheit keinen Parkplatz mehr.« Sie warf einen kritischen Blick auf ihre Armbanduhr. »Da, bitte. Jetzt ist es schon halb neun. Höchste Zeit, aufzustehen! Das Frühstück wartet!« Damit packte sie Horsts Bettdecke und zog sie auf den Boden.

      Der stöhnte gequält. »Halb neun! Ich fasse es nicht! Und das mitten im Urlaub!« Wieder streckte er die Arme aus. »Komm doch erst mal zu mir und gib mir einen Guten-Morgen-Kuss!«

      Doch da war nichts zu machen! Wieder Kopfschütteln! »Nichts da! Raus aus den Federn! Außerdem habe ich mir heute Nacht überlegt, dass wir nach dem Frühstück noch zu Frieder nach Nußdorf fahren müssen! Dem sollten wir eine gute Flasche Wein mitbringen, um den Schaden, den du da angerichtet hast, wenigstens einigermaßen wiedergutzumachen! Und dann können wir ja auch nicht gleich wieder verschwinden, das heißt: Das alles kostet eine Menge Zeit! Und ums Rumgucken ist es dann 11 Uhr und der Strandbad-Parkplatz ist megavoll!« Streng blickte sie auf ihren Ehemann herunter und verzog leicht ihre Mundwinkel. »Mein Mann, das unbekannte Wesen! Kaum allein, schon demoliert er Autos und Wohnwagen, vergrault seinen besten Freund und lässt sich eine Abmahnung verpassen: mitten im Urlaub! Und nebenbei ersäuft er auch noch fast im Bodensee! Also!«, sie machte eine energische Handbewegung, »raus jetzt zum Essenfassen! Auf, zu neuen Taten!«

      Mit einem Seufzer ergab sich Horst in sein Schicksal und schwang sich aus dem Bett. »Damit die arme Seele Ruhe hat!«

      Wenn er gewusst hätte, wie stürmisch dieser Tag verlaufen würde – keine zehn Pferde hätten ihn dann aus der Koje gebracht!

      Mit leicht erhöhtem Puls bog Horst in Nußdorf um die Kurve, hinter der sich das Gelände des Bauernhofes befand, in dem Frieder seinen Wohnwagen abgestellt hatte. Hoffentlich hatte der sich in der Zwischenzeit einigermaßen beruhigt und überdies seine Rostlaube wieder her­stellen können. In einem Überlinger Ge­tränke­handel am Burg­berg hatten sie extra noch drei Flaschen Rotwein besorgt, Frieders Lieblingsmarke, um sich den gefrusteten Wohnwagenbesitzer damit wenigstens wieder ein wenig gewogen zu machen.

      »Mit Speck fängt man bekanntlich Mäuse!«, hatte Claudia verlauten lassen und ihrem Gatten gleichzeitig einen strengen Blick zugeworfen, als der nach einem Überprüfen der Preisschilder am Rotweinregal des Getränkemark­tes zu bemerken gewagt hatte, dass er eigentlich schon zu Beginn seines Aufenthaltes am Bodensee in weiser Voraussicht eine ganze Batterie Lemberger trocken im Wohnwagen gelagert hätte. Und seiner Meinung nach brauche man sich da doch bloß aus dem bestehenden Vorrat zu bedienen und dem Frieder drei Flaschen davon in die Hand zu drücken. »Kommt überhaupt nicht infrage, die Sparaktion da! Was ist das denn für ein Bild, wenn wir mit leeren Händen vor dem Frieder auftauchen!«

      »Aber der hat doch im Wohnwagen …«, ein weiterer Blick von Claudia genügte, um Horst verstummen zu lassen. Ergeben fügte er sich fürderhin in sein Schicksal, auch wenn ihm die 49,90 Mark (Sonderangebot hatten die das genannt!) für drei Flaschen Lemberger trocken, Heilbronner Staufenberg Spätlese, doch reichlich heftig erschienen waren. Hätte er den Frieder doch vor Jahren bei seinem Trollinger im wahrsten Sinn des Wortes versauern lassen: die Literflasche um 4,50 Mark (und das auch noch inklusive Pfand)! Aber nein, er hatte ja im Überschwang seiner Heilbronner Lemberger-Begeisterung gemeint, ihn unbedingt bekehren zu müssen! Selber schuld! Das hatte er nun davon!

      Sie stellten den Wagen am Haus des Bauernhofes ab und Horst nahm die drei Flaschen vom Rücksitz. In diesem Moment wurde die Tür des Hauses geöffnet und der Besitzer des Stellplatzes kam eilfertig auf die Meyers zu. »Herr Meyer, Herr Meyer! Da sind Sie ja endlich!« Aufgeregt wedelte er dabei mit einem Briefumschlag in der Luft herum.

      Verdutzt schauten sich die beiden an. Hatten sie denn eine Verabredung mit dem Bauern gehabt oder weshalb hatte der es denn plötzlich so eilig?! Der war doch sonst nicht gerade von der schnellen Truppe!

      »Da schauen Sie, das ist gestern für Sie abgegeben worden!« Hektisch deutete er dabei mit dem Zeigefinger auf den Briefumschlag. »Ein Brief für Sie! Und wenn ich nicht zufällig da gewesen wäre, dann hätte ihn der Briefträger wieder mitgenommen! Weil der doch Ihren Namen gar nicht gekannt und deshalb gemeint hat, er sei falsch adressiert gewesen! Aber da bin ich gerade noch rechtzeitig dazugekommen und habe ihm dann auch gleich sagen können …«

      Horst unterbrach den Wortschwall seines Gegenübers: »Ein Brief? Für mich? Sind Sie sicher?«

      Der Bauer nickte heftig. »Natürlich für Sie! Horst Meyer, Kriminalkommissar! Das sind Sie doch, oder?« Kum­pel­haft kniff er mehrfach sein rechtes Auge zu, wie um Horst Vertraulichkeit zu signalisieren.

      Der jedoch war immer noch nicht überzeugt. »Komisch! Wer weiß denn schon, dass ich hier bin? Lassen Sie mal sehen!« Damit nahm er den Briefumschlag in die Hand und betrachtete ihn eingehend.

      »Tatsächlich – Horst Meyer, Kriminalkommissar, zurzeit Nußdorf …«

      »Von wem ist er denn?«, mischte sich nun auch Claudia in die Debatte ein.

      »Keine Ahnung!« Horst drehte den Briefumschlag um, aber auch da war kein Absender zu finden. »Hmm«, schnaubte er ärgerlich. »Das haben wir ja gern! Auch noch ein anonymer Absender!«

      »Vielleicht steht der drin, lassen Sie mal sehen!« Der Bauer schien gespannt zu sein wie ein Flitzebogen und machte Anstalten, Horst den Brief wieder aus der Hand zu nehmen.

      Der Kommissar bemerkte das Vorhaben noch rechtzeitig und drehte sich mit dem Oberkörper rasch in Richtung Claudia. »Mal sehen«, brummte er und riss den Briefumschlag mit dem Zeigefinger auf. Angestrengt starrte er auf das zusammengefaltete Briefpapier, auf dessen linker oberer Ecke der Absender in kaum leserlicher winziger Kursivschrift eingedruckt war. Er musste das Blatt näher an die Augen halten, um die Schrift entziffern zu können. Wahrscheinlich war es allmählich doch so weit, dass er eine Brille brauchte! Er stieß ein ärgerliches Grunzen aus, aber da war halt wohl nichts zu machen.

      »Oh!« Claudia hatte den überraschten Ausruf von sich gegeben. Sie und Horst hatten praktisch

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