Zur Fremdrechtsanwendung im Wirtschaftsstrafrecht. Christina Konzelmann
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Der Schutzbereich deutschen Strafrechts ist immer dann berührt, wenn durch das inkriminierte Verhalten inländische Rechtsgüter verletzt werden.[6] Eine Unterscheidung des Schutzbereichs nach in- und ausländischen Rechtsgütern bietet sich demnach an, ist jedoch nur im Hinblick auf staatliche Interessen relevant.[7] Rechtsgüter, die grundsätzlich durch den einschlägigen deutschen Straftatbestand geschützt werden, sind alle Individualrechtsgüter wie Leben, Freiheit, Vermögen und Ehre. Sie sind unabhängig von der Staatsangehörigkeit des Rechtsgutsinhabers oder der Belegenheit des Rechtsguts schutzwürdig.[8] Die Erstreckung des Schutzes deutschen Strafrechts auch auf Ausländer resultiert aus dem völkerrechtlichen Fremdenrecht, das dem Ausländer einen „minimum of justice“ und damit auch ein Mindestmaß an strafrechtlichem Schutz garantiert.[9] Ausländische Rechtsgüter hingegen werden nicht ohne Weiteres vom deutschen Strafrecht geschützt, da die deutsche Staatsgewalt nicht dazu berufen ist, Interessen fremder Staaten unter ihren Strafrechtsschutz zu stellen.[10] Staatliche Rechtsgüter ausländischer Staaten scheiden deshalb bereits auf dieser Ebene aus dem Schutzbereich des deutschen Strafrechts aus. Dies beruht zum einen auf dem völkerrechtlichen Nichteinmischungsgrundsatz und zum anderen darauf, dass die betreffenden Tatbestände eng in die innerstaatliche Rechts- und Verfassungsordnung eingebunden sind.[11] Aufgrund ausdrücklicher Ermächtigung des Gesetzgebers kann der Schutzbereich auch auf ausländische staatliche Interessen oder internationale Institutionen ausgedehnt werden, wie dies beispielsweise bei völkerrechtlichen Abkommen, transnationalen oder unionsrechtlichen Rechtsgütern der Fall ist.[12] Zumeist ergibt schon der Wortlaut der betreffenden Tatbestände, dass diese ausschließlich inländische staatliche Interessen schützen.[13] In den übrigen Fällen ist mittels der anerkannten Auslegungsmethoden zu ermitteln, ob der Schutz sich auch auf ausländische Rechtsgüter erstreckt.[14]
Anmerkungen
Hecker EuStR, 2.1.2 Rn. 4; Ambos § 1 Rn. 32; Satzger EuStR/IntStR, § 3 Rn. 12; MK-StGB/Ambos Vorbem. §§ 3-7 Rn. 73; Leipold/Tsambikakis/Zöller/Zöller Vor § 3 Rn. 5.
Ambos § 1 Rn. 32; MK-StGB/Ambos Vor §§ 3-7 Rn. 81; Hecker EuStR, 2.1.2 Rn. 4; Satzger IntStR/EuStR, § 3 Rn. 12; Fischer Vor §§ 3-7 Rn. 4; vgl. zum Rechtsgüterschutz im Rahmen des § 170 StGB auch Oehler JR 1975, 292, 293 ff.; OLG Düsseldorf NJW 1982, 1242; OLG Karlsruhe NJW 1978, 1754; OLG Frankfurt NJW 1978, 2460; OLG Stuttgart NJW 1977, 1601.
LK-Werle/Jeßberger Vor § 3 Rn. 272; Leipold/Tsambikakis/Zöller/Zöller Vor § 3 Rn. 5; Nowakowski JR 1971, 634; Hecker EuStR, 2.1.2 Rn. 4; Satzger IntStR/EuStR, § 3 Rn. 13; MK-StGB/Ambos Vor §§ 3-7 Rn. 83; Ambos IntStR § 1 Rn. 34.
Satzger IntStR/EuStR, § 3 Rn. 13 f.; SK-Hoyer Vor § 3 Rn. 31; LK-Werle/Jeßberger Vor § 3 Rn. 273; Leipold/Tsambikakis/Zöller/Zöller Vor § 3 Rn. 5; zustimmend auch Mankowski/Bock ZStW 2008, 704, 747; offengelassen von MK-StGB/Ambos Vor §§ 3-7 Rn. 82.
So die h.M. vgl. BGHSt 21, 277, 279 = BGH NJW 1967, 2069; BGHSt 29, 85, 88; S/S-Eser Vorbem. §§ 3-9 Rn. 31; differenzierend NK-Böse Vor § 3 Rn. 55; Fischer Vor §§ 3-7 Rn. 4; Walter JuS 2006, 870, 870; ders. wistra 2001, 321, 322 m.w.N.; so auch OLG Saarbrücken JR 1975, 291 ff.; OLG Stuttgart NJW 1977, 1601, 1602; OLG Karlsruhe NStZ 1985, 317.
Ambos § 1 Rn. 34.
Vgl. Ambos § 1 Rn. 38; MK-StGB/Ambos Vor §§ 3-7 Rn. 73 ff.; LK-Werle/Jeßberger Vor § 3 Rn. 274.
Ambos § 1 Rn. 38; S/S-Eser Vorbem. §§ 3-9 Rn. 33; LK- Werle/Jeßberger Vor § 3 Rn. 274; SK-Hoyer Vor § 3 Rn. 33; Leipold/Tsambikakis/Zöller/Zöller Vor § 3 Rn. 5.
NK-Böse Vor § 3 Rn. 56; LK-Werle/Jeßberger Vor § 3 Rn. 276; Jescheck/Weigend AT, § 18 III 8.
BGHSt 22, 282, 285; Jescheck/Weigend AT, § 18 III 8; Nowakowski JZ 1971, 634; Oehler Rn. 778 ff.; LK-Werle/Jeßberger Vor § 3 Rn. 277; Jakobs AT, 5. Abschn Rn. 1.
Hecker EuStR, 2.1.3 Rn. 9; MK-StGB/Ambos Vor § § 3-7 Rn. 76; Ambos IntStR, § 1 Rn. 35; NK-Böse Vor § 3 Rn. 58; S/S-Eser Vorbem. §§ 3-9 Rn. 35; Oehler Rn. 233.
Fischer Vor §§ 3-7 Rn. 5, 10. Eine Ausdehnung des Schutzbereichs findet sich bei den §§ 102-104, 129b, 152 StGB, dazu Ambos § 1 Rn. 38 ff.; S/S-Eser Vorbem. §§ 3-9 Rn. 36. Zur Erweiterung des Schutzbereichs des deutschen Strafrechts im Interesse der Europäischen Union vgl. Hecker EuStR, 2.1.2 Rn. 6 ff., 7.3.2.3 Rn. 31, 7.4 Rn. 67 ff.; LK-Werle/Jeßberger Vor § 3 Rn. 281 ff.
Besonders deutlich ist dies bei den Staatsschutzdelikten, §§ 80 ff. StGB, den Amtsdelikten, §§ 331 ff. StGB oder dem Schutz staatlichen Vermögens, § 264 VII StGB, § 370 i.V.m. § 1 I AO, vgl. dazu NK-Böse Vor § 3 Rn. 57; Jescheck/Weigend AT, § 18 III 8.
Vgl. LK-Werle/Jeßberger Vor § 3 Rn. 296; MK-StGB/Ambos Vor §§ 3-7 Rn. 75; OLG Düsseldorf NJW 1982, 1242.