Wirtschaftspsychologie für Dummies. Ulrich Walbrühl
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sich selbst aktualisierender Mensch
komplexer Mensch
virtueller Mensch
Die Menschenbilder wurzeln jeweils in der Sichtweise, die zu einer bestimmten Zeit vorherrschend war, sind aber nicht auf diese Zeit begrenzt. Selbst heutzutage gibt es genügend »Anhänger« eines klassischen Menschenbildes, das um die vorletzte Jahrhundertwende entstanden ist. Eine Übersicht über die Menschenbilder im zeitlichen Verlauf finden Sie in Abbildung 1.1.
Abbildung 1.1: Die Entstehung der Menschenbilder im zeitlichen Verlauf
Homo oeconomicus, der rationale Mensch
Menschen sind bekanntlich vernunftbegabt. Sie denken, können Fakten sammeln, gegeneinander abwägen und dadurch zu durchdachten Entscheidungen kommen. Sie berücksichtigen immer und überall das Kosten-Nutzen-Verhältnis und legen bei ihren Entscheidungen objektive Kriterien an. Dinge, die ihnen nutzen, suchen sie auf, und Dinge, die ihnen schaden, meiden sie.
Am Fließband von Henry Ford kam dieses Denkmodell zum Einsatz:
»Gib den Menschen einen Job, bei dem sie eine fest umrissene Aufgabe zu erfüllen haben, zahle sie überdurchschnittlich gut und entlasse sie, sobald sie nicht mehr funktionieren.«
Wenn Sie von dieser Sichtweise ausgehen, kommen Sie zu einem relativ einfachen Funktionsprinzip des Menschen:
Geld ist ein universaler Motivator. Mit Geld kann ich eigentlich jeden dazu bewegen, sich für mich einzusetzen.
Menschen sind vor allem bequem. Wenn sie nicht ständig kontrolliert werden, tun sie von sich aus nichts.
Menschen sind auf ihren persönlichen Vorteil aus.
Das Bild des rationalen Menschen ist ziemlich simpel. Es spiegelt sich auch in den psychologischen Mechanismen des klassischen und operanten Konditionierens. Eine Erläuterung dazu erhalten Sie in Kapitel 5. Allerdings können viele Dinge, die wir in der Realität erleben, durch Konditionierung nicht erklärt werden:
Warum nimmt Frau Meier den neuen Job nicht an, obwohl ihr doch eine saftige Gehaltserhöhung angeboten wurde?
Warum verzichtet Herr Müller auf eine Beförderung und nimmt stattdessen ein Jahr Elternzeit?
Gefühle, systematische Urteilsverzerrungen und übergeordnete Motive wie Ethik und Altruismus finden in der Sichtweise keinen Platz. Dennoch ist dieses Bild auch heute noch in den Köpfen vieler Gestalter in der Wirtschaft verankert. Es passt besonders gut bei einfachen, immer wiederkehrenden Aufgaben, die keine spezielle Ausbildung erfordern, sowie bei einer hohen Verfügbarkeit von Arbeitskräften.
Bei Aufgaben oder Tätigkeiten, die eine hohe Qualifikation erfordern, sowie bei gut ausgebildeten Mitarbeitern, die einen hohen Anspruch an ihre Tätigkeit stellen und Freiheitsgrade sowie Verantwortung erwarten, ist das Menschenbild hingegen unpassend. Weil einfache und wiederkehrende Aufgaben heutzutage von Maschinen übernommen oder in Niedriglohnländer transferiert werden, nimmt der Wunsch nach anspruchsvollen Tätigkeiten in unserer Gesellschaft immer stärker zu. Und auch in Zeiten, in denen sich Mitarbeiter ihre Unternehmen aussuchen können, ist der rein rationale Ansatz nicht sinnvoll.
Der soziale Mensch
»Der Mensch lebt nicht vom Brot allein« wird schon in der Bibel angeführt. Nicht nur materielle Bedürfnisse bestehen, sondern die Zusammengehörigkeit zu einer Gruppe und der Austausch mit anderen sind ebenfalls wichtig. Soziale Anforderungen können durch Großraumbüros, Besprechungen und Betriebsfeiern erfüllt werden. Wer davon ausgeht, dass Menschen in erster Linie soziale Wesen sind, wird dem Zusammensein bei der Arbeit einen hohen Stellenwert einräumen. Dies zeigt sich schon in der Architektur: Großraumbüros, Besprechungsräume, Cafeterien, Sozialräume und die Kantine können als Orte der Begegnung genutzt werden. Auch bei strukturellen Aspekten der Arbeit kann der soziale Aspekt einfließen. Moderne Projektarbeit erfordert den Austausch der Projektbeteiligten zwingend.
Wichtig ist dabei, dass soziale Aspekte in die Arbeitstätigkeit integriert werden und nicht neben der Arbeit stehen. Daher sind reine Betriebsfeste und gemeinsame Frühstückspausen weniger sinnvoll als ein »Working Lunch« oder die Einrichtung eines Projektraums, in dem die Projektteammitglieder für die Dauer ihres Projekts zusammenkommen und nicht auf die ausschließliche Nutzung von Telekommunikationsmitteln angewiesen sind. Besser einmal persönlich miteinander sprechen, als sich E-Mail um E-Mail über den Flur hinweg zu senden. Mit diesem Thema beschäftigt sich die Sozialpsychologie; mehr darüber erfahren Sie in Kapitel 8.
Der sich selbst aktualisierende Mensch
Diese etwas umständliche Übersetzung des englischen »self actualizing man« verdeutlicht die Erkenntnis, dass weder Geld noch soziale Kontakte auf Dauer zufrieden machen. Stattdessen wird das permanente Streben des Menschen nach Selbstverwirklichung als zentraler Antrieb gesehen. Die möglichst weitgehende Erfüllung der eigenen Ziele, Sehnsüchte und Wünsche ist laut Maslow und Herzberg allerdings so lange verdeckt, wie materielle und soziale Bedürfnisse noch nicht erfüllt sind. Diejenigen, die jedoch über Haus, Nahrung und Freundeskreis verfügen, fragen sich schließlich: »Wer bin ich, und wenn ja, wie viele?« Diese Haltung ist eigentlich konsumfeindlich, denn sie richtet sich weg von Notwendigkeiten der Wirtschaft und des Wirtschaftens und hat eine eher philosophische Komponente.
Der komplexe Mensch
Die Sichtweise auf den komplexen Menschen ist deutlich differenzierter als die drei zuvor geschilderten, denn hier muss man sich die Mühe machen, den Einzelfall zu betrachten: Was bewegt einen Menschen persönlich? Dies kann durchaus Gewinnmaximierung, Kontakte oder Selbstverwirklichung oder etwas ganz anders sein, in unterschiedlicher Zusammensetzung oder auch je nach Stimmung verschieden.
Der Mensch als Konsument wird in dieser Sichtweise individuell gesehen und behandelt. Dies entspricht dem zunehmenden Stellenwert von Individualismus in der Gesellschaft. Die Wirtschaft steht vor der Herausforderung, einerseits möglichst preisgünstig fertigen zu müssen, dem Konsumenten aber das Gefühl zu geben, das Produkt sei ganz und gar auf ihn zugeschnitten.
Der Mitarbeiter wird nicht einfach im Team angesprochen – frei nach dem Motto »Auf geht's, Leute!« –, sondern im Einzelgespräch nach seinen individuellen Problemen befragt, die die Führungskraft dann gemeinsam mit ihm löst. Das verursacht einen höheren Aufwand, lohnt sich aber aufgrund der daraus resultierenden hohen Zufriedenheit und Produktivität sowie einer geringeren Abwesenheit des Mitarbeiters vom Arbeitsplatz. Mehr zu Motivationstheorien erfahren Sie in Kapitel 5.
Der virtuelle Mensch
Als fünftes Menschenbild ist in den letzten Jahren der virtuelle Mensch hinzugekommen, der der Generation Y entstammt.