Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang. Johann Gottfried Herder

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang - Johann Gottfried Herder страница 77

Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang - Johann Gottfried Herder

Скачать книгу

und Species bei Pflanzen und Tieren, Ähnlichkeiten bis auf den Reim hinaus. Eben dahin gehören auch unsere Hypothesen, wir müssen welche haben, weil wir sonst die Dinge nicht behalten können. Dieses ist schon längst gesagt, man kömmt aber von allen Seiten wieder darauf. So suchen wir Sinn in die Körperwelt zu bringen. Die Frage aber ist, ob alles für uns lesbar ist. Gewiß aber läßt sich durch vieles Probieren, und Nachsinnen auch eine Bedeutung in etwas bringen was nicht für uns oder gar nicht lesbar ist. So sieht man im Sand Gesichter, Landschaften usw. die sicherlich nicht die Absicht dieser Lagen sind. Symmetrie gehört auch hieher. Silhouette im Dintenfleck pp. Auch die Stufenleiter in der Reihe der Geschöpfe, alles das ist nicht in den Dingen, sondern in uns. Überhaupt kann man nicht gnug bedenken, daß wir nur immer uns beobachten, wenn wir die Natur und zumal unsere Ordnungen beobachten.

      *

      Es ist und bleibt doch allemal eine sonderbare Redensart zu sagen: die Seele ist in mir, sie ist im Leibe, da man sagen sollte, ich bin das, man sagt ja auch nicht, die Ründe ist in der Kugel pp. Es ist bloß die Ähnlichkeit, die uns hier verführt. Gleichheit ist etwas Objektives, allein Ähnlichkeit ist subjektiv. Med.

      *

      Die Fliege, die nicht geklappt sein will, setzt sich am sichersten auf die Klappe selbst.

      *

      Rousseau sagt: ein Kind das nur seine Eltern kennen lernt, das kennt auch diese nicht. Sehr schön und wahr.

      *

      Hinlänglicher Stoff zum Stillschweigen.

      *

      Er hatte im Prügeln eine Art von Geschlechtstrieb, er prügelte nur seine Frau.

      *

      Der Astronom, der mir eine Mondfinsternis Jahrhunderte auf eine Minute voraussagt, ist nicht im Stand mir den Tag vorher zu sagen ob wir sie werden zu sehen kriegen. Ja, was noch seltsamer ist, daß wir von der Stunde der großen Finsternis, unserem Tode nichts wissen. Es ist gar keine Basis da, trotz unserer Anatomie und Physiologie sind für uns gar keine Grundbeobachtungen hierüber zu machen.

      *

      S. war ein viel zu niederträchtiger Mensch, als daß es ihn lange hätte schmerzen sollen, bei irgend einer einträglichen Gelegenheit einmal öffentlich dafür gehalten zu werden.

      *

      Ich war zuweilen nicht im Stande zu sagen ob ich krank oder wohl war.

      *

      Menschenfreundlichkeit: Wenn ich jemanden in der Ferne oder heimlich etwas knicken sehe, so muß ich immer so lange glauben es sei ein Floh gewesen bis ich mir apodiktisch demonstrieren kann, daß es eine Laus war.

      *

      Man könnte die Geizhälse und Verschwender so ordnen. Leute die bei großem Vermögen so leben als hätten sie nur noch die letzten 6 Groschen in der Tasche, so könnte man auch leben als hätte man die letzten 10 Taler nur noch ohne Hoffnung andere 10 zu bekommen, und so weiter. Der Verschwender ist der der so lebt, als hätte er noch immer viel mehr als er würklich hat. Dieses könnte mathematisch behandelt werden.

      *

      Riechen wie viel Uhr es ist, eine besondere Uhr.

      *

      Ein Fisch der in der Luft ertrunken war.

      *

      Er urteilt nach dem jedesmaligen Aggregatzustand seiner Empfindungen.

      *

      Die beste Art Lebende und Verstorbene zu loben ist ihre Schwachheiten zu entschuldigen, und dabei alle mögliche Menschenkenntnis anzuwenden. Nur keine Tugenden angedichtet, die sie nicht besessen haben, das verdirbt alles, und macht selbst das Wahre verdächtig. Entschuldigung von Fehlern empfiehlt den Lobredner.

      *

      Ich habe den Weg zur Wissenschaft gemacht wie Hunde die mit ihren Herrn spazieren gehen, hundertmal dasselbe vorwärts und rückwärts, und als ich ankam war ich müde.

      *

      Er wurde nur so in dieser Gesellschaft gedultet, wie die Stinkböcke in Pferdeställen.

      *

      Man kann von keinem Gelehrten verlangen (daß er) sich in Gesellschaften überall als Gelehrter zeige, allein der ganze Tenor muß den Denker verraten, man muß immer von ihm lernen, seine Art zu urteilen muß auch in den kleinsten Dingen von der Beschaffenheit sein, daß man sehen kann was daraus werden wird wenn nun der Mann mit Ruhe und in sich gesammelt wissenschaftlichen Gebrauch von dieser Kraft macht.

      *

      Solche Leute schützen eigentlich das Christentum nicht, sie lassen sich aber dadurch schützen.

      *

      Anderer Leute Wein auf Bouteillen ziehn, und sich dabei ein bißchen benebeln daß man glaubt er gehöre ihm. So etwas tun die meisten deutschen Schriftsteller.

      *

      Er hatte von seiner Frau ein Kind, welches einige für apokryphisch halten wollten.

      *

      Der Liebe und Mode Beflissene.

      *

      Den Gradum der Menschheit annehmen.

      *

      Man kann würklich nicht wissen ob man nicht jetzt im Tollhaus sitzt.

      *

      Die meisten Glaubens-Lehrer verteidigen ihre Sätze, nicht weil sie von der Wahrheit derselben überzeugt sind, sondern weil sie die Wahrheit derselben einmal behauptet haben.

      *

      Von dem Ruhme der berühmtesten Menschen gehört immer etwas der Blödsichtigkeit der Bewunderer zu, und ich bin überzeugt, daß solche Menschen das Bewußtsein, daß sie von einigen, die weniger Ruhm aber mehr Geist haben, durchgesehen werden, ihren ganzen Ruhm vergällt. Eigentlicher ruhiger Genuß des Lebens kann nur bei Wahrheit bestehn. Newton, Franklin, das waren Menschen, die beneidenswert sind.

      *

      Die Deutschen schreiben die Bücher, aber die Ausländer machen, daß sie sie schreiben können.

      *

      Die Ideen in meinem Kopf des Nachts gehen mehr wie Ratzen und Mäuse umher, ich mußte mich erst an sie gewöhnen ehe ich einschlafen konnte. Dieses könnte eine Einleitung werden. Ich füttere zwar keine Schweine wie Pellison oder Ratzen wie de Latude in der Bastille (Cahiers de lecture XI et XII Cahier 1790. p. 380.), allein ich habe doch zuweilen solche Ideen, die ich nach und nach an mich gewöhne, und nun könnte eine Abhandlung von dem Firnis über die Erde kommen, das Kien-Ruß-Flöz, ein Tropfen Wasser fiel darauf, wie hoch war er? er riß einen Astronomen mit sich fort.

      *

      Das ist ein närrischer Einfall, sagt man von einer gewissen Art Einfälle, die nicht weniger als unklug

Скачать книгу