Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang. Johann Gottfried Herder

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Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang - Johann Gottfried Herder

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immer schöner war, als der andere, und dann einmal eine Menge anderer sammeln und Sonnenweiße hervorbringen, wo andere nichts als bunte Verwirrung sahen.

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      Wenn man von der wenigen Übereinstimmung, die das Innere des Menschen mit seinem Äußern hat, ich meine hier der esoterische Mensch mit dem exoterischen, auf etwas Ähnliches in den Werken der Natur schließen kann, so ist das ein schlechter Trost. Denn wie wenig Freunde würden Freunde bleiben, wenn sie ihre Gesinnungen im ganzen sehen könnten.

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      Es ist eine sehr weisliche Einrichtung unserer Natur, daß wir so viele äußerst gefährliche Krankheiten gar nicht fühlen. Könnte man den Schlagfluß von seiner ersten Wurzel an verspüren, er würde mit unter die chronischen Krankheiten gezählt werden.

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      Das Mädchen war so langsam, daß, wenn ich sie des Morgens zur Türe hinausgehen hörte, ich immer glaubte sie hätte 4 Beine, denn 2 hörte ich in der Stube und 2 auf dem Gange trappen. Vermutlich rührte das daher, daß sie immer noch etwas vergessen hatte, während sie schon in der Türe war.

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      Die Hannoveraner haben den Fehler, daß sie zu früh klug werden.

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      Der Dachdecker stärkt sich vielleicht durch ein Morgengebet zu den größten Gefahren, das sind glückliche Menschen, die das können; vielleicht aber auch durch eine Dosis von gebranntem Katzenhirn. O wenn man manchmal wüßte was den Leuten Mut gibt!

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      Der vollkommenste Affe kann keinen Affen zeichnen, auch das kann nur der Mensch, aber auch nur der Mensch hält dieses zu können für einen Vorzug.

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      Wer eine Scheibe an seine Garten-Tür malt, dem wird gewiß hineingeschossen.

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      Ein Charakter: von allem nur das Schlimmste zu sehen, alles zu fürchten, selbst Gesundheit als einen Zustand anzusehen da man seine Krankheit nicht fühlt; ich glaube keinen Charakter würde ich glücklicher durchsetzen können, als diesen.

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      Seinen Neigungen schlechtweg entgegen zu handeln führt gewiß am Ende zu etwas Besserem. Z. E. mein gar nicht Trinken bei Tische.

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      Sie bekam eine Guinea des Tags. Des Tags? also für die Nacht nichts?

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      Ich habe schon lange gedacht, die Philosophie wird sich noch selbst fressen. – Die Metaphysik hat sich zum Teil schon selbst gefressen.

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      So wie man (mit) den Kinnladen nachhilft wenn man mit einer schlechten Schere Papier schneidet, oder wenn man sehr viele Blätter auf einmal schneiden will (ich habe dieses an meinem kleinen Jungen von 5 Jahren bemerkt), so gibt es vermutlich eine Menge Verrichtungen selbst des Geistes.

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      Die Entschuldigungen seiner Fehler nehmen sich zum Teil gut aus, sie tragen aber zur Besserung seines Fehlwurfs gemeiniglich so wenig bei, als beim Kegeln das Nachhelfen mit Kopf, Schultern, Armen und Beinen, wenn die Kugel schon aus der Hand ist, es ist mehr Wunsch, als Einwürkung.

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      Ein Mann der seinen ganzen Ruf der Neigung der Menschen zu danken hat von seinen Bekannten etwas Böses zu lesen.

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      Charakter: Alle Menschen formieren sich eine unrichtige Idee von ihm und hassen und verfolgen ihn, nach dem Bilde.

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      Ein Charakter. Ein Mann, der wie ich immer statt des Hundes spricht, wenn er mit einem Hund spielt. Es läßt sich auch bei Kindern anbringen, das ist eigentlich Vormund.

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      Ich habe mir zur Regel gemacht, daß mich die aufgehende Sonne nie im Bette finden sollte so lange ich gesund bin. Es kostete mich nichts als das Machen, denn ich habe es bei Gesetzen, die ich mir selbst gab, immer so gehalten, daß ich sie nicht eher festsetzte, als bis mir die Übertrettung fast unmöglich war.

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      Seit einigen Tagen (22. April 91) lebe ich unter der Hypothese (denn ich lebe beständig unter einer), daß das Trinken bei Tisch schädlich ist, und befinde mich vortrefflich dabei. Hieran ist gewiß etwas Wahres. Denn ich habe noch von keiner Änderung in meiner Lebens-Art und von keiner Arznei so schnell und handgreiflich die gute Wirkung empfunden als hiervon.

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      Ich habe überhaupt sehr viel gedacht, das weiß ich, viel mehr als ich gelesen habe, es ist mir daher sehr viel von dem unbekannt, was die Welt weiß, und daher irre ich mich oft, wenn ich mich in die Welt mische, und dieses macht mich schüchtern. Könnte ich das alles was ich zusammengedacht habe so sagen, wie es in mir ist, nicht getrennt, da möchte sich manches nicht zum besten ausnehmen, so würde es gewiß den Beifall der Welt erhalten.

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      Die praktische Vernunft oder der moralische Sinn, durch letztern Ausdruck wird es manchem deutlicher was man mit ersterem meint.

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      Ich glaube man würde immer blühen wie die Jugend, wenn man immer so sorglos sein könnte, oder macht, umgekehrt, die Blüte sorglos?

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      Wenn es der Himmel für nötig und nützlich finden sollte mich und mein Leben noch einmal neu aufzulegen, so wollte ich ihm einige nicht unnütze Bemerkungen zur neuen Auflage mitteilen, die hauptsächlich die Zeichnung des Porträts und den Plan des Ganzen angehen.

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      Die beiden Hohenlieder-Dichter Salomon und Bürger haben in puncto puncti nie sonderlich viel getaugt.

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      Es ist zum Erstaunen wie sehr das Wort unendlich gemißbraucht wird, alles ist unendlich schöner, unendlich besser pp. Der Begriff muß etwas Angenehmes haben, sonst hätte der Mißbrauch nicht so allgemein werden können. Was haben die Alten davon?

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      Er verachtet mich, weil er mich nicht kennt, und ich seine Beschuldigungen, weil ich mich kenne.

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      Er war in der Zeugungs-Gegend ein wahrer Presbyt, und wünschte oft herzlich daß man auch für jenen Sinn Brillen schleifen könnte.

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      Er hatte das Eigne, daß er nie schlechte Bücher las, aber dafür selbst welche schrieb, zum sichern Beweis, daß er entweder nicht verstanden was er gelesen, oder doch das Gute nicht so gefaßt haben muß, wie es gefaßt werden muß.

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      Man kann würklich, wenn man in einem schlechten Wagen sitzt, ein solches Gesicht machen, daß der ganze Wagen gut aussieht, auch vom Pferde gilt das.

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