Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang. Johann Gottfried Herder

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Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang - Johann Gottfried Herder

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Verderben in der Welt schuld.

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      Darin, daß man große Krieger bewundert, liegt etwas Natürliches, so wie in der Eroberungssucht, das erste korrespondiert mit Schönheit und Leibesstärke, das andere mit Wohlstand, es wird auch daher nie aus der Welt hinaus philosophiert werden können.

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      So wie Linné im Tierreiche könnte man im Reiche der Ideen auch eine Klasse machen die man Chaos nennte. Dahin gehören nicht sowohl die großen Gedanken von allgemeiner Schwere, Fixstern-Staub mit sonnenbepuderten Räumen des unermeßlichen Ganzen, sondern die kleinen Infusions-Ideechen, die sich mit ihren Schwänzchen an alles anhängen, und oft im Samen der Größten leben, und deren jeder Mensch wenn er still sitzt (eine) Million durch seinen Kopf fahren sieht.

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      Ich sehe die Rezensionen als eine Art von Kinderkrankheiten an, die die neugebornen Bücher mehr oder weniger befällt. Man hat Exempel, daß die gesündesten daran sterben, und die schwächlichen oft durchkommen. Manche bekommen sie gar nicht. Man hat häufig versucht, ihnen durch Amulette von Vorrede und Dedikation vorzubeugen oder sie gar durch eigene Urteile zu inokulieren, es hilft aber nicht immer.

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      Eine der schwersten Künste für den Menschen ist wohl die sich Mut zu geben. Diejenigen, denen er fehlt, finden ihn am ersten unter dem mächtigen Schutz eines der ihn besitzt, und der uns dann helfen kann, wenn alles fehlt. Da es nun so viele Leiden in der Welt gibt, denen mit Mut entgegen zu gehen kein menschliches Wesen einem schwachen Trost genug geben kann, so ist die Religion vortrefflich. Sie ist eigentlich die Kunst sich durch Gedanken an Gott ohne weiter andere Mittel Trost und Mut im Leiden zu verschaffen und Kraft demselben entgegen zu arbeiten. Ich habe Menschen gekannt, denen ihr Glück ihr Gott war. Sie glaubten an ein Glück und der Glaube gab ihnen Mut. Mut gab ihnen Glück und Glück Mut. Es ist ein großer Verlust für den Menschen, wenn er die Überzeugung von einem weisen die Welt lenkenden Wesen verloren hat. Ich glaube, es ist dieses eine notwendige Folge alles Studiums der Philosophie und der Natur. Man verliert zwar den Glauben an einen Gott nicht, aber es ist nicht mehr der hülfreiche Gott unsrer Kindheit; es ist ein Wesen, dessen Wege nicht unsere Wege und dessen Gedanken nicht unsere Gedanken sind, und damit ist dem Hülflosen nicht sonderlich viel gedient.

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      Da gnade Gott denen von Gottes Gnaden.

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      Unser Weltsystem ist ein monarchischer Staat. Die Sonne hat ihren Hofstaat, sie hält aber doch die Großen etwas entfernt. Sie erlaubt ihnen aber ihre Neben-Planeten. Hieraus ließe sich vielleicht eine Fabel machen, die auf die jetzigen politischen Revolutionen passen (würde). Die Satelliten rebellieren und wollen gerade um die ?? laufen.

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      Nach authentischen Nachrichten werden jährlich für 30 000 Groschen Maultrommeln zu Schwabach verfertigt, das sind, eine zu 4  Symbol gerechnet, 1 440 000 Maultrommeln. Sollte dieses irgend einen Zusammenhang mit der deutschen Schriftstellerei, zumal der poetischen haben?

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      A. Der Mann hat viele Kinder. B. ja, aber ich glaube, von (den) meisten hat er bloß die Korrektur besorgt.

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      A. Warum unterstützen Sie Ihren Schwiegervater nicht? B. Warum?

      A. Er ist ein armer Mann. B. aber fleißig und ich habe nicht Geld genug ihn zum Faulenzer zu machen.

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       Eine der sonderbarsten Einbildungen, deren man fähig ist, wäre die daß man glaubte man sei rasend, und man säße im Tollhause, übrigens aber ganz vernünftig handelte. Wenn jemand einmal zu dieser Überzeugung käme, so sehe ich fürwahr nicht ein, wie man sie ihm ausreden wollte.

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      Außer der Zeit gibt es noch ein anderes Mittel große Veränderungen hervorzubringen und das ist die – Gewalt. Wenn die eine zu langsam geht, so tut die andere öfters die Sache vorher.

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      Man hat Nachtstühle, die wie aufeinander gelegte Folianten aussehen. Einige Schriftsteller scheinen Gefallen an der umgekehrten Methode zu finden und Bücher zu schreiben die sich wie Nachtstühle präsentieren.

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      Die Welt ist nicht da um von uns erkannt zu werden, sondern uns in ihr zu bilden. Das ist eine Kantische Idee.

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      Zu Braunschweig wurde in einer Auktion ein Hut für vieles Geld verkauft, der aus dem heimlichsten Haar von Mädchen verfertigt war.

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      Wenn man Mitleid fühlt, so fragt man nicht erst andere Leute ob man es fühlen soll.

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      Nachdem ich vieles menschenbeobachterisch und mit vielem schmeichelhaften Gefühl eigner Superiorität aufgezeichnet, und in noch feinere Worte gesteckt hatte, fand ich oft am Ende, daß grade das das Beste war, was ich ohne alle diese Gefühle so ganz bürgerlich niedergeschrieben hatte. (sehr sehr wahr)

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      Von allem, was ausgerechnet wird in der Welt, geschehen 2/3 gedankenlos.

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      Ora & non labora.

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      Eine intolerante Bestie von einem Hund kam herausgeschossen.

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       Seitdem er die Ohrfeige bekommen hatte, dachte er immer, wenn er ein Wort mit einem O sah, als Obrigkeit pp, es hieße Ohrfeige.

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      In der Nacht vom Ostersonntag 1792 auf den Ostermontag (vom 8 ten auf den 9 ten April) träumte mir, ich sollte lebendig verbrannt werden. Ich war sehr ruhig dabei, welches mich beim Erwachen nicht freute. So etwas kann Erschlaffung sein. Ich räsonierte ganz ruhig über die Zeit, die es dauern würde. Vorher bin ich noch nicht verbrannt, und nachher bin ich es. Das war fast alles, was ich dachte und bloß dachte. Diese Zeit liegt zwischen sehr engen Grenzen. Ich fürchte fast, es wird bei mir alles zu Gedanken und das Gefühl verliert sich.

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      Die Welt jenseit der geschliffenen Gläser ist wichtiger, als die jenseits der Meere, und wird vielleicht nur von der jenseits des Grabes übertroffen.

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      Seit der Mitte des Jahrs 1791 regt sich in meiner ganzen Gedanken-Ökonomie etwas, das ich noch nicht recht beschreiben kann. Ich will nur einiges anführen und künftig aufmerksamer darauf werden. Nämlich ein außerordentliches fast zu schriftlichen Tätlichkeiten übergehendes Mißtrauen gegen alles menschliche Wissen, Mathematik ausgenommen, und was mich noch an (das) Studium der Physik fesselt, ist die Hoffnung etwas dem menschlichen Geschlecht Nützliches auszufinden. Wir müssen nämlich auf Ursachen und Erklärungen denken, weil ich gar kein anderes Mittel sehe uns ohne dieses Bestreben in Tätigkeit zu erhalten. Jemand kann freilich wochenlang auf die Jagd gehn und nichts schießen, aber so viel ist gewiß, zu

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