Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang. Johann Gottfried Herder

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Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang - Johann Gottfried Herder

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ist sehr bereitwillig durch Schaden klug zu werden, wenn nur der erste Schade der dieses lehrt wieder ersetzt wäre.

      *

      Als ich dieses gesehen hatte, und den Anblick nun so ganz für mein künftiges Leben gesichert sah, ging ich weg mit einem Gefühl als wäre ich reicher geworden.

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      Die Dinge außer uns sind nichts anderes als wir sie sehen, für uns wenigstens nicht, denn wir können bloß Relationen bemerken, weil die beobachtende Substanz ja beständig in das Mittel tritt. Gott selbst sieht in den Dingen nur sich.

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      Es mag ein Einfall noch so einfältig sein, er reguliert immer etwas und herrscht irgendwo. Das Gesicht im Mond herrscht in unsern Kalender-Zeichen.

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      Es gibt für mich keine gehässigere Art Menschen, als die welche glauben, daß sie bei jeder Gelegenheit ex officio witzig sein müßten.

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       Sehr viele und vielleicht die meisten Menschen müssen, um etwas zu finden, erst wissen, daß es da ist.

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      Auf diesem reinen, echt deutschen Eichenblatt saß ein französischer Gallapfel, den ein überrheinisches Insekt dahin gestochen hatte.

      *

      Der gesunde Appetit unsrer Vorfahren, zu essen, scheint sich jetzt in einen nicht ganz so gesunden Appetit zu lesen verwandelt zu haben, und so wie ehmals die Spanier zusammen liefen die Deutschen essen zu sehen, so kommen jetzt die Fremden zu uns uns studieren zu sehen.

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      Die Chausseen, die die Stellen von Arterien und Venen des Handels zugleich vertretten.

      *

      Es ließe sich etwas über Übersetzungs-Kurist schreiben, das ganz nützlich werden könnte. Ich meine die, die Sprache der gemeinen Leute, und ihre Behandlungs-Art in die eigentliche Sprache unseres Lebens zu übersetzen. Die gemeinen Leute drücken sich oft sehr fürchterlich und mit Gelächter über Dinge aus, von denen sie, in unsere Sprache übersetzt, ganz anders zu reden scheinen würden, oder würklich reden würden. Wir denken über die Vorfälle des Lebens nicht so verschieden, als wir darüber sprechen.

      *

      Es gibt große Krankheiten, an denen man sterben kann; es gibt ferner welche die (man), ob man gleich nicht eben daran stirbt, doch ohne viel Studium bemerkt und fühlt; endlich gibt es aber auch welche, die man ohne Mikroskop kaum erkennt, dadurch nehmen sie sich aber auch recht abscheulig aus und dieses Mikroskop ist Hypochondrie. Ich glaube, wenn sich die Menschen recht darauf legen wollten die mikroskopischen Krankheiten zu studieren, sie würden die Satisfaktion haben, alle Tage krank zu sein.

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      Man hat vieles über die ersten Menschen gedichtet, es sollte es auch einmal jemand mit den beiden letzten versuchen.

      *

      Es sah in seinem Garten elend aus, da er Pflanzenseelen glaubte, so schien es mir wahrscheinlich, daß er über der Sorge für ihre Seele den Leib ganz vernachlässigte. Sie sahen alle mager und gelb aus.

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      Das Bilder-Buch der Welt.

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      Man ist verloren wenn man zu viel Zeit bekömmt an sich zu denken, vorausgesetzt, daß man sich nicht als ein Objekt der Beobachtung, wie ein Präparat ansieht, sondern immer als alles was man jetzt ist. Man wird so viel Trauriges gewahr, daß über dem Anblick alle Lust verfliegt, es zu ordnen oder zusammen zu halten.

      *

      Ein System: Jeder Mensch kömmt durch Seelenwanderung in den Zustand, den er in seinem Leben vorzüglich beneidete und wünschte, so geht alles endlich in einem Zirkel, kein Stand wird ganz leer sein.

      *

      14. Junii 91. Es ist eine Frage, ob wir nicht, wenn wir einen Mörder rädern, grade in den Fehler des Kindes verfallen, das den Stuhl schlägt an den es sich stößt.

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      Ja freilich, wenn wir den Schnupftabak hätten, der neben den Nasen vorbei geht! Bei der Zeugung geht es eben so zu. Überhaupt bei jedem wichtigen Prozeß geht immer etwas verloren im Physischen sowohl als im Moralischen.

      *

      Ich glaube doch, daß, in Vergleich mit dem Engländer, die Vernunft bei dem Deutschen mehr vertuscht, was eigentlich gar nicht einmal statt finden sollte. Der Deutsche lacht zum Exempel bei mancher Gelegenheit nicht, weil er weiß, daß es unschicklich ist, wobei dem Engländer das Lachen gar nicht einfällt.

      *

      Um den Menschen nützliche Wahrheiten zu predigen ist alles erlaubt, was niemanden schadet oder kränkt, also auch Feenmärchen. Kein Mensch findet es mehr absurd daß die Tiere in der Fabel sprechen, warum sollte er es abgeschmackt finden, daß es Perlen regnet? Ein weiser Mann wird mehr tun, als mancher Zauberer in einem Feen-Märchen, wenn er einen Dumpfkopf weise machen könnte, warum soll er nicht in der Absicht etwas dichten?

      *

       Einer der merkwürdigsten Züge in meinem Charakter ist gewiß der seltsame Aberglaube, womit ich aus jeder Sache eine Vorbedeutung ziehe und in einem Tage hundert Dinge zum Orakel mache. Ich brauche es hier nicht zu beschreiben indem ich mich hier nur allzu wohl verstehe. Jedes Kriechen eines Insekts dient mir zu Antworten über Fragen über mein Schicksal. Ist das nicht sonderbar von einem Professor der Physik? Ist es aber nicht in menschlicher Natur gegründet und nur bei mir monströs geworden, ausgedehnt über die Proportion natürlicher Mischung, wo es heilsam ist?

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      Die Kasernen der Bienen.

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      Er war kein Sklave seines Worts, wie man zu reden pflegt, gegenteils war eine solche Despotie über seinen Versprechungen, daß er mit ihnen machte was er wollte.

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      Wir sind so eingerichtet, daß wir wohl selten gültige Richter dessen sein werden, was uns nützlich ist. In diesem Leben ist dieses der Fall, wer will uns gut dafür sein, daß es in Rücksicht auf künftiges Leben nicht eben so ist? Wen Gott lieb hat, den züchtiget er. Wie wenn es nun hieße, wen Gott lieb hat, den vernichtet er?

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      Feerei: Seele und Leib beide sichtbar darzustellen, wie eins das andere führt, hieraus könnte etwas wenigstens Unterhaltendes gemacht werden.

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      Wir haben eigentlich nur Ableger von Romanen und Komödien. Aus dem Samen werden wenige gezogen.

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      Bei einem Menschen, der mit Gottesfurcht prahlt, muß man nie eigentliche christliche Gesinnungen suchen.

      *

      Es müßte eine ganz artige Geschichte werden, wenn man ein Mädchen und einen

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