Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang. Johann Gottfried Herder

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Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang - Johann Gottfried Herder

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oder der Unweisesten, gleich viel, kommandieren können, um die Vernunft der Besseren, und den Gehorsam der Schlechtern immer nach derselben Seite zu lenken.

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      Die Theorien der physischen Welt (Erde) fangen mit einem rohen Klumpen an, der immer besser wurde, die von der moralischen fangen mit patriarchalischer Vollkommenheit an und werden immer ärger. Ich glaube es ist in der 2 ten nicht besser gegangen als in der ersten. Daß der rohe Mensch in manchen Stücken besser ist als der gebildete, das ist nicht zu verwundern, so ist auch das Kind in vielen besser als der Erwachsene pp.

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      Eine Kommode, eine Inkommode. Die Nachtstühle sind öfters wahre Inkommoditäten.

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      Dieser Gedanke arbeitete immer in seinem Gewissen wie eine Toden-Uhr. Im Gewühl der Geschäfte und des Umgangs unhörbar, aber in der Stille der Nacht hörte ihm die ganze Seele zu. (besser)

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       In den Kehrigthaufen vor der Stadt lesen und suchen was den Städten fehlt, wie der Arzt aus dem Stuhlgang und Urin.

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      Ich habe das Register der Krankheiten angesehn, und habe die Sorgen und traurige Vorstellungen nicht darunter gefunden, das ist sehr unrecht.

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      Gott, der Vergelder alles Guten.

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      Schlecht Disputieren ist immer besser als gar nicht, selbst Kannegießern macht die Leute weiser, wenn gleich nicht in der Politik, doch in andern Dingen. Das bedenkt man nicht genug.

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      Als ich im Frühling 1792 an einem sehr schönen Abend am Gartenfenster lag, das etwa 2000 Fuß von der Stadt entfernt ist, war ich begierig zu hören, was nun von dem berühmten Göttingen noch zu meinen Ohren herüber kam, und das war

      - das Rauschen des Wassers bei der großen Mühle

      - das Fahren einiger Wagen oder Kutschen

      - Ein sehr helles und emsiges Schreien von Kindern vermutlich auf der Maikäfer-Jagd auf dem Walle

      - Hundegebell in allerlei Distanzen und mit allerlei Stimmen und Affekten

      - 3 bis 4 Nachtigallen in den Gärten nah bei oder in der Stadt

      - unzählige Frösche

      - das Klirren geworfener Kegel und

      - ein schlecht geblasener halber Mond der von allem das Unangenehmste war.

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      Der Ton stimmt oft die Behauptung statt daß die Behauptung den Ton angeben sollte. Selbst gute Schriftsteller, wenn sie auch gerne schön sprechen, finden sich unvermerkt zuweilen da, wo sie eigentlich nicht hin wollten.

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      Jemand beschrieb eine Reihe Weidenbäume, die in gewissen Distanzen gepflanzt waren, so: erst stund ein Baum, alsdann keiner, dann wieder einer und dann wieder keiner.

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       Ich hatte Gelegenheit öfters einen Betteljungen zu sehen, der durch Gesichterschneiden und allerlei Gebärden Lachen zu erwecken suchte. Dieses war mir würklich unerträglich, daß ich das Gesicht des Jungens, auch selbst in der Ruhe, anfing abscheulig zu finden und den Knaben im eigentlichen Verstand zu hassen anfing, weil er sich gar nichts wollte sagen lassen. Eines Tages aber da ein sehr schönes und gutes Kind, ein Mädchen von 4 Jahren sehr herzlich und doch mit einem gewissen Anstand über des Knaben Possen lachte, machte dieses einen so angenehmen Eindruck auf mich, daß ich nun selbst des Knabens Gesichter erträglich fand, und zwar nicht bloß aus der zweiten Hand, wie man denken sollte, sondern würklich in sich selbst. Ich lächelte nicht in meinem eigenen sondern in des Kindes Namen darüber. Auch habe ich bei andern Gelegenheiten bemerkt, daß man über gewisse unschädliche Ungezogenheiten sich erst ärgern muß, um sie hernach erträglich zu finden. Ich verstehe mich hier recht gut, und erkläre die Sache weiter nicht.

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      Es kömmt so außerordentlich viel darauf an wie etwas gesagt wird daß ich glaube, die gemeinsten Dinge lassen sich so sagen, daß ein anderer glauben müßte, der Teufel hätte es einem eingegeben.

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      Die Vermählung des Doge mit dem Adriatischen Meere kann genützt werden. Der Bürgermeister zu ..., das wegen seines Bieres berühmt ist, vermählt sich jährlich mit einem Brau-Kessel. N. vermählte sich alle Jahre wenigstens einmal mit der Gosse, nur mit dem Unterschiede von dem Doge zu Venedig, daß dieser bloß einen Ring ins Wasser wirft, dieser mit sehr viel größerer Herzlichkeit (sich) selbst hineinlegte.

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      Er war in nichts regelmäßiger als in Dingen, die er gar nicht zum Gegenstand seiner Obhut machte, so verbrauchte er z. E. regelmäßig alle 3 Wochen ein Pfund Schnupftabak ob er gleich gar hierin keiner Regel folgte. Hatte er sich einmal im Ernst vorgenommen ordentlich darin zu sein, so würde alles sehr unordentlich darin gegangen sein.

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      Man findet auf einer steilen Höhe weißen Schaum, er wird einmütig für den von einem Reitpferd erkannt und jedermann bewundert die Verwegenheit des Reiters, am Ende kömmt es heraus daß sich der Schulmeister des Orts, der um den Weg abzukürzen hieher gegangen war, sich hier rasiert habe.

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      Es wurde ein Blumen-Körbchen angekündigt und siehe da, es erschien ein Kartoffel-Säckchen.

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      Es ist für des Menschen Rechtfertigung hinreichend, wenn er so gelebt hat, daß er seiner Tugenden wegen Vergebung für seine Fehler verdient.

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      Die Allmacht Gottes im Donnerwetter wird nur bewundert entweder zur Zeit da keines ist, oder hinten drein beim Abzuge.

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      Die Klapperrosen oder Erdbeeren zwischen Gletschern. Das Rote Meer mit dem Wasser wie Mauern.

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      Die Natur hat die Frauenzimmer so geschaffen, daß (sie) nicht nach Prinzipien sondern nach Empfindung handeln sollen.

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      Daß Gott, oder was es ist, durch das Vergnügen im Beischlaf den Menschen zur Fortpflanzung gezogen hat, ist doch bei Kants höchstem Prinzip der Moral auch zu bedenken.

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      Ein Sorgen-Messer, mensura curarum. Mein Gesicht ist einer.

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      Die Philosophen (die so genannten Könige der Welt) sind doch eigentlich bloß die Schuhputzer der Nachwelt (½ πμ).

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      Noch zur Zeit mehr Wunsch als Erwartung.

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      Wenn der

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